Isaak Abrabanel

Isaak Abrabanel
Isaak Abrabanel

Don Isaak ben Juda Abrabanel, auch Abravanel und Abarbanel (* 1437 in Lissabon; † 1508 in Venedig) war ein jüdischer Politiker und Finanzier im Dienste der Könige von Portugal und Spanien, der Vizekönige von Neapel und der Dogen von Venedig. Er starb 1508 in Venedig und wurde in Padua beerdigt. Seine geistesgeschichtliche Bedeutung liegt in seiner Tätigkeit als Bibelkommentator und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wappen der Abravanel

Abrabanel entstammte einer vornehmen Familie aus Sevilla, die ihre Ursprünge bis auf den König David zurückführte. Sein Großvater, Samuel Abrabanel war unter König Johann I. Schatzmeister in Kastilien. Anlässlich der antijüdische Pogrome von 1391 ließ er sich konvertieren und nahm den Namen Juan Sanchez von Sevilla an. Er und seine Familie flohen schon bald darauf nach Portugal und kehrten zum Judentum zurück. Dessen Sohn Judah, der Vater von Isaaks Abravanel und Großvater von Judah Abravanel (Leone Ebreo), Samuel Abravanel und dessen Gattin Benvenida Abravanel, war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Portugals und ein Finanzmann im Dienste Ferdinand I. und später des Herzogs von Bragança.

Wie sein Vater betätigte sich Isaak erfolgreich im Handel und in den Staatsfinanzen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dessen Stelle als Schatzmeister am Hofe von Alfons V.. Bereits in Lissabon startete er auch seine literarische Karriere. Isaak hatte eine weitreichende Ausbildung genossen und studierte neben den jüdischen Überlieferungen beim Rabbiner von Lissabon auch Portugiesisch, Spanisch, Italienisch und Latein sowie die Werke von Platon und Aristoteles, was sein Verständnis für die Kultur der Renaissance öffnete. In Lissabon wurde sein Sohn Jehuda ben Isaak Abravanel geboren. Seine Karriere in Portugal als Schatzmeister des Königs Alfons V. endete unvermittelt nach dessen Tod im Jahre 1481.

Alfons' Nachfolger, Johann II., ging gegen die Herzöge von Bragança und Beja-Viseu, Cousins des Königs, als Anführer einer starken Adelsopposition vor. Beide wurden 1483 auf Befehl des Königs hingerichtet. In diesem Zusammenhang wurde auch gegen Isaak Abrabanel und andere dem Hause Bragança verbundene Personen Anklage auf Hochverrat erhoben.

Abrabanel floh daher 1483 nach Spanien und wurde im Mai 1485 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er ließ sich in Alcalá de Henares nieder, wo er beim Kardinal Pedro González de Mendoza Steuereintreiber wurde. Siebe Jahre nach seiner Ankunft in Spanien hatte er bald eine ähnliche Position inne wie früher in Portugal. als Stuereintreiber der mächtigen Familie Mendoza und als Finanzberater der Katholischen Königen Isabella I. und Ferdinand II., deren Feldzug gegen die letzte maurische Stadt Granada er mit Darlehen massiv unterstützte.

Die Ausweisung sämtlicher Juden durch das Alhambra-Edikt, das am 31. März 1492 von den Katholischen Königen unterzeichnet wurde, kam für ihn überraschend. Vergebens hatte er zusammen mit Abraham Senior versucht, seine königlichen Auftraggeber von diesem Beschluss abzuhalten. Anders als Senior widerstand er den Bekehrungsversuchen der Könige und entschied sich zur erneuten Emigration. Von Valencia aus floh er mit seiner Familie nach Neapel.

Auch hier, im Dienste von Ferdinand I. und dessen Sohn Alfons II., erwies sich Abrabanel wiederum als erfolgreicher Geschäftsmann und konnte im Verlauf von zwei Jahren ein beträchtliches Vermögen erwerben. Daneben verblieb ihm auch Zeit für philosophische und theologische Beschäftigungen: Er verfasste zahlreiche Kommentare zum Pentateuch, zu den biblischen Propheten und zu Maimonides. Vor den anrückenden Soldaten des französischen Königs Karl VIII. folgte Abrabanel Alfons II. nach Sizilien. Nachdem Ferdinand I. Neapel zunächst wieder zurückerobert hatte, gab Abrabanel seinen Plan auf, nach Konstantinopel zu fliehen, und kehrte von Korfu nach Monopoli zurück, einer kleinen Hafenstadt an der adriatischen Küste. Nachdem das Königreich Neapel schließlich in die Hände der Spanier fiel, zog Abrabanel 1503 nach Venedig, wo sein Sohn Joseph als Arzt tätig war. Durch die neusten portugiesischen Entdeckungen wurde die führende Rolle von Venedig im Gewürzhandel in Frage gestellt, und Abrabanel bot dem Rat der Zehn seine Dienste an, mit den Portugiesen Verhandlungen aufzunehmen. Nachdem 1505 drei seiner Werke in Konstantinopel gedruckt wurden, beendete er seine Kommentare zu den Büchern der Bibel und zu Maimonides; letzterer ist nur unvollständig erhalten geblieben.

Werke

In den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts begann Abrabanel seine Tätigkeit als Verfasser von philosophischen Werken und biblischer Exeget: Er schrieb damals Zurot ha-Jesodot (Formen der Elemente) und Ateret Sekenim (Die Krone der Alten), welche sein gründliches Verständnis arabischer Philosophie und jüdischer Theologie zeigen. In Neapel verfasste er einen Kommentar zu den zwei Büchern der Könige sowie Zedek Olamim (Ewige Gerechtigkeit), über das Thema der göttlichen Vorsehung. In Korfu beendete er einen Kommentar zu Jesaja und einen Traktat über Glaubensbekenntnisse. In Monopoli schrieb er ein geschichtliches Werk Jemej Olam (Die Tage der Welt) sowie einen Kommentar zur Haggada von Pessach, drei Bücher von Bibelkommentaren unter dem Titel Migdol Jeschuot (Festung der Sicherheit) und Mif'alot Elohim (Taten Gottes), die sich mit der Schöpfung befassen. Seine Bibelkommentare behandeln sämtliche Bücher des Tanach mit Ausnahme der Hagiographen.

Ausgaben

  • Isaac Abravanel: Letters. Edition, Translation and Introduction by Cedric Cohen Skalli. Studia Judaica 40. Berlin [u.a.]: de Gruyter 2007. ISBN 978-3-11-019492-0

Literatur

  • Benzion Netanyahu: Don Isaac Abravanel. Statesman and Philosopher. Ithaca, N.Y 1998. ISBN 978-0801484858.
  • Angel Sáenz-Badillos; Judit Targarona Borrás: Yiṣḥaq ben Yĕhudah 'Abravanel. In: Diccionario de autores judios (Sefarad. Siglos X-XV). El Almendro, Córdoba 1988 (Estudios de Cultura Hebrea, Band 10), S. 146-148. ISBN 84-86077-69-9.
  • Jonathan Skolnik: Die seltsame Karriere der Familie Abarbanel. In: Aufklärung und Skepsis. Internationaler Heine-Kongreß 1997 zum 200. Geburtstag, hrsg. Joseph A. Kruse, Bernd Witte und Karin Fuellner, Stuttgart 1998, S. 322-333

Weblinks

Wikisource Wikisource: Abarbanel – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon

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