Irgertsheim

Irgertsheim
Irgertsheim
Koordinaten: 48° 46′ N, 11° 17′ O48.76916666666711.277222222222374Koordinaten: 48° 46′ 9″ N, 11° 16′ 38″ O
Höhe: 374 m ü. NN
Fläche: 6,0 km²
Einwohner: 809 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 85049
Vorwahl: 08424

Irgertsheim ist ein Stadtteil der oberbayerischen Stadt Ingolstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Kirchdorf Irgertsheim liegt am südlichen Rand des Naturpark Altmühltal auf einer Höhe von 374 m ü. NN und hat etwa 800 Einwohner. Es gehört zum Ingolstädter Stadtbezirk VI (West) und liegt an der Staatsstrasse 2214 zwischen Ingolstadt und Neuburg an der Donau.

Allgemeines

Beim Anblick Irgertsheims fällt vor allem ein 30 Meter hohes Lagerhaus auf, ein grauer Betonbau aus den sechziger Jahren und bis heute ein negatives Wahrzeichen des Ortes. Irgertsheim ist seit der Gebietsreform in Bayern im Jahre 1972 ein Stadtteil von Ingolstadt, der zweitgrößten Stadt in Oberbayern. Als westlichster Stadtteil von Ingolstadt befindet sich Irgertsheim direkt an der Nahtstelle zu dem Landkreis Eichstätt und dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Bereits vor mehreren hundert Jahren befand sich Irgertsheim in diesem so genannten „Dreiländereck“. Noch heute befindet sich in einem Waldstück in der Nähe der Ortschaft der Dreiländerstein, der die Grenze des Fürstbistums Eichstätt, des Herzogtums Bayern-Ingolstadt und der Pfalzgrafschaft Neuburg kennzeichnete. Die ersten Spuren von Irgertsheim reichen bis in die Antike zurück. Bereits römische Legionen errichteten auf dem heutigen Standort der Kirche St. Laurentius ein Heiligtum, dass dem Gott Merkur gewidmet war. Im Dreißigjährigen Krieg spielte Irgertsheim für die protestantischen Truppen eine wichtige strategische Rolle auf ihrem Weg zur Festung Ingolstadt. Bei Irgertsheim machten im Jahre 1646 knapp 60.000 Mann halt.

Ungefähr 800 Menschen leben derzeit in Irgertsheim. Der Ingolstädter Ortsteil ist durch stündlich verkehrende Linienbusse an den ÖPNV angebunden. Außerdem führt direkt am Ort die Staatsstraße 2214, zwischen Ingolstadt und Neuburg an der Donau, vorbei.

Historisches

Irgertsheim - Stadt Ingolstadt

Die ehemalige B16 führte früher mitten durch das Dorf, und verließ es nach einer scharfen Kurve wieder, heute läuft die Staatsstraße 2214 am Ortskern vorbei. Schon 1966 wurde diese Umgehung gebaut, da die alte Ortsdurchfahrt dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war. Bis zur Gebietsform 1972 lag Irgertsheim in der nordwestlichen Ecke von Oberbayern, bereits 200 Meter in Mittelfranken. Auch die Landkreise Ingolstadt, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt grenzten so aneinander. Nachdem Eichstätt und Neuburg inzwischen zu Oberbayern gehören, treffen am alten Dreiländereck nur noch das Stadtgebiet von Ingolstadt und die benachbarten Landkreise aufeinander.

Ein Wahrzeichen des Ortes ist die dem hl. Laurentius geweihte, und in den vorigen Jahren innen und außen renovierte Kirche mit einem quaderförmigen Kirchturm.

Die Gemeinde erhielt schon früh eine Wasserversorgung, ebenso erfolgte der Anschluss an das Stromnetz und wurden die Dorfstraßen geteert.

Das 1910 erbaute Schulhaus in der Ortsmitte entsprach am Beginn der 1960er Jahre nicht mehr den Anforderungen, die man an eine zeitgemäße Schule stellte. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Nachbargemeinden und den zuständigen Behörden, und nach einem landesweit bekannt gewordenen Schulstreik, konnte der Schulhausneubau in Angriff genommen werden. Dieser Neubau wurde im Februar 1966 eingeweiht; dem Schulverband gehören neben Irgertsheim auch Pettenhofen, Mühlhausen und Dünzlau an.

Heute wird die Schule als vierklassige Grundschule geführt; die Schulturnhalle steht über den Sportclub auch den Einwohnern des Ortes zur Verfügung. Das alte Schulhaus steht seit 1984, nach einem gründlichen Umbau, der örtlichen Jugend, dem Frauenbund und der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung. Die Freiwillige Feuerwehr verfügt zudem über ein neues Feuerwehrhaus in unmittelbarer Nachbarschaft.

Im Jahr 1972 wurde Irgertsheim auf eigenen Wunsch der Stadt Ingolstadt angeschlossen.

Das Kiesgebiet südlich der ehemaligen Bundesstraße bis hin zum Wald an der Donau ist ein großes Areal. Ehemals fruchtbares Ackerland wurde dort in Jahrzehnten ausgebaggert und ließ zahlreiche kleine und größere Seen entstehen. Größtenteils sind die Ufer wieder bepflanzt und zugewachsen, und bilden Lebensräume für Vögel und andere Tiere. Aber auch für Erholungssuchende aus den nahen Städten geben die Seen viele Möglichkeiten zum Baden und um Wassersport zu betreiben, so dass an heißen Sommertagen oft mehrere tausend Besucher an die Badeseen kommen.

Direkt neben den Seen, und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort, steht die Sportanlage des SC Irgertsheim mit dem Sportheim. Die Sport- und Tennisplätze wie die gesamten Nebenanlagen und das Vereinsheim wurden in den letzten Jahren immer mehr zum sportlichen, kulturellen und geselligen Mittelpunkt des Ortes, da dort fast alle Veranstaltungen stattfinden.

Irgertsheim - Spuren aus der Frühzeit

Hinter den ältesten Häusern des ursprünglichen Haufendorfes erheben sich im Norden die Ausläufer des Jura. Nach Süden hin dehnt sich die Donauebene aus. Der letzte Jurahügel, der den Ort nach Nordwesten deckt, heißt Weinberg, was Rückschlüsse auf einen früheren Weinanbau nahelegt.

Ob die Römer dazu die Anregung gaben, steht nicht fest, sicher ist aber, dass in Irgertsheim und seiner Umgebung bereits römischer Legionen verweilten. So ist der Irgertsheimer Kirchturm über den Resten eines römischen Wachturm errichtet worden. Bezeichnenderweise ist die Kirche dem hl. Laurentius, einem römischen Heiligen geweiht. Im Friedhof fand man im vorigen Jahrhundert einen römischen Votivaltar mit der Inschrift: »Jovi optimo maximo, Marcus Cocceius Adjutor, votum solvit laetus lubens merito«; (dem höchsten größten Gott, Marcus Cocceius Adjutor, löst sein gegebenes Versprechen ein). Aus einem weiteren Fund geht hervor, dass sich im Ort auch ein Heiligtum befand, dass dem Gott Merkur geweiht war.

Erwähnt ist Irgertsheim zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem 12. Jahrhundert, wird darin aber Hurkensheim genannt. Im 14. Jahrhundert tauchen Namen wie Urchensheim und Uerchelsheim auf. Im 16. Jahrhundert gibt es Benennungen wie Irchelzheim, Yrcheßham oder Sychretzhaim. Auch die Bezeichnung Heim des Erchanhart, das Heim des »ächt Standhaften« wird erwähnt. Diese Vielzahl an Namensformen erschwert die Erklärung der ursprünglichen Ortsbezeichnung sehr. Sicher lässt der zweite Bestandteil des Ortsnamen »-heim« darauf schließen, dass Irgertsheim bereits im 12. Jahrhundert eine Siedlung war.

500 Jahre lang bildete Irgertsheim einen Bestandteil des geistlichen Fürstentums Eichstätt. Bereits im 12. Jahrhundert ist bischöflicher Besitz Hurkensheim nachweisbar. Verwaltung und Gerichtsbarkeit übte der Bischof im Hochmittelalter durch die sogenannte Landvogtei aus. Seitdem Nassenfels zum engeren Verwaltungsmittelpunkt gewählt war, gehörte Irgertsheim neben anderen Dörfern wie Wolkertshofen, Buxheim, Egweil, Pettenhofen und Mühlhausen zum Bestandteil dieses Pflegamts. Diese Behörde zu Nassenfels wurde 1450 als »Amt und Vogtey«, 1461 als »Amt zu Nassenfels« bezeichnet.

Zu den Gemeinderechten und Pflichten, den sogenannten »Ehehaften« gehörte die Pflege der Wege und Stege. So wurden die Irgertsheim nach den Beschlüssen der Nassenfelser Ratssitzung vom 7. Oktober 1636 dazu angehalten, »die allenthalben baufälligen Landstraßen« wieder herzustellen. Diese Forderung war während der Zerstörungen und der Wirren zur Zeit des 30-jährigen Krieges durchaus verständlich. Im August 1546 lagerten die Truppen des Schmalkaldischen Bundes mit 7.000 Reitern und 50.000 Fußknechten zwischen Irgertsheim und Pettenhofen.

Zu den Ehehaften gehörten ferner Rechte und Pflichten der Schankwirte, deren Gewinnsatz genau festgelegt war. Von den zwei Zapfenwirten in Irgertsheim unterstand der eine dem Hochstift, der andere dem Domkapitel. Aufkommende Schwierigkeiten suchte der Bischof im 18. Jahrhundert auf Drängen des Domkapitels hin dadurch zu beheben, dass er es den Untertanen freistellte, das eine oder andere Wirtshaus zu besuchen.

Gegen Brandschaden war der Ort 1819 mit 21.730 FL versichert. Nach der Viehzählung vom 10. Januar 1883 standen in Irgertsheim 71 Pferde, 288 Stück Rindvieh, 278 Schafe, 139 Schweine, 5 Ziegen und 17 Bienenstöcke.

Irgertsheim, das im 14. Jahrhundert aus bayerischem Besitz unter die Herrschaft des Bischofs von Eichstätt gelangte, wurde im 19. Jahrhundert wieder unter bayerische Verwaltung genommen.

Literatur

  • Josef Heider: Die historische Dreiländerecke bei Irgertsheim, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 61 (1965/66), S. 7f.
  • Hans Fegert: Ingolstädter Ortsteile - die Geschichte von Irgertsheim, Kösching 2005

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste Ingolstädter Straßennamen — Die Liste Ingolstädter Straßennamen führt Bedeutungen und Umstände der Namensgebung der Straßen in Ingolstadt auf. Aktuell gültige Straßenbezeichnungen sind in Fettschrift angegeben, nach Umbenennung oder Überbauung nicht mehr gültige… …   Deutsch Wikipedia

  • Ingolstadt — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kavalier Dallwigk — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • INVG — Ingolstädter Verkehrsgesellschaft ( INVG ) Basisinformationen Unternehmenssitz Ingolstadt Webpräsenz Homepage …   Deutsch Wikipedia

  • Ingolstädter Verkehrsgesellschaft — ( INVG ) Basisinformationen Unternehmenssitz Ingolstadt Webpräsenz Homepage der INVG Bezugsjahr …   Deutsch Wikipedia

  • Dreiländerstein — Der Dreiländerstein ist ein historischer Grenzstein im Stadtgebiet von Ingolstadt (Oberbayern). Er wurde 1696 am Fuße des Hohenlohberges zwischen den Dörfern Gerolfing und Irgertsheim aufgestellt. In dem Eichenwald westlich von Gerolfing grenzten …   Deutsch Wikipedia

  • Gerolfing — Stadt Ingolstadt Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Ingolstadt West — (Grün) Der Bezirk Ingolstadt West ist mit einer Fläche von 3.341,9 Hektar der größte Bezirk Ingolstadts. Nach der Anzahl der Einwohner ist er mit 3.852 (31. Dezember 2006) der achtgrößte. Unterbezirke: Gerolfing Süd Irgertsheim Pettenhofen… …   Deutsch Wikipedia

  • Stefanie Mirlach —  Stefanie Mirlach Informationen über die Spielerin Geburtstag 18. April 1990 Geburtsort Ingolstadt, Deutschland Größe 176 cm Position Mittelfeld …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orte in der kreisfreien Stadt Ingolstadt — Die Liste der Orte in der kreisfreien Stadt Ingolstadt listet die 42 amtlich benannten Gemeindeteile (Hauptorte, Kirchdörfer, Pfarrdörfer, Dörfer, Weiler und Einöden) in der kreisfreien Stadt Ingolstadt auf.[1] Systematische Liste ↓ Zur… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”