Iran-Contra-Affäre

Iran-Contra-Affäre

Die Iran-Contra-Affäre, in Anlehnung an die Watergate-Affäre auch Irangate genannt, war ein politischer Skandal während der Amtszeit von US-Präsident Ronald Reagan. Er wurde in den Monaten Oktober und November des Jahres 1986 aufgedeckt.

Inhaltsverzeichnis

Waffengeschäfte

Von der Reagan-Regierung wurden Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichteten Contras in Nicaragua weitergeleitet, um sie bei dem Contra-Krieg gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen. Zum einen war diese Unterstützung ein Verstoß gegen einen US-Kongressbeschluss (Boland-Amendment), zum anderen war das Geld ursprünglich zum Freikauf US-amerikanischer Geiseln im Libanon vorgesehen. Im Zeitraum vom 20. August 1985 bis zum 28. Oktober 1986 wurden insgesamt 2.515 TOW-Systeme sowie 258 HAWK-Systeme bzw. deren Teile, auch via Israel, an den Iran geliefert.[1]

Drogenschmuggel

In den Anhörungen zu der Affäre im US-Kongress kam auch ans Licht, dass die Contras über Jahre mehrere Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt hatten und dass die CIA diese Aktivitäten kannte und duldete. Bei der Aufdeckung tat sich besonders US-Senator John Kerry hervor, der auch eine eigene Untersuchungskommission zu den Drogenhandelsverbindungen von US-Behörden leitete (siehe Zitate und Weblinks). Obwohl diese illegalen Aktivitäten mindestens ebenso gravierend waren wie die Waffengeschäfte mit dem verfeindeten Iran, spielen sie bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung der Affäre kaum eine Rolle. 1996 beschrieb der Enthüllungsjournalist Gary Webb in der Artikelserie Dark Alliance detailliert, wie die großen Mengen an Kokain vor allem in Los Angeles auf den Markt gebracht worden waren.

Nachwirkungen

Die USA wurden vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen militärischer und paramilitärischer Aktivitäten in und gegen Nicaragua schuldig gesprochen. In einer Resolution forderte die UN-Generalversammlung die USA auf, das Gerichtsurteil anzuerkennen. Nur die USA, Israel und El Salvador stimmten gegen die Resolution. Nachdem die Regierung Nicaraguas 1990 abgewählt worden war und die USA drohten, Hilfszahlungen an das Land einzustellen, gab die Nachfolgeregierung alle Ansprüche aus dem Urteil auf.

Resultate der Untersuchung

Lieutenant Colonel Oliver North, US Marine Corps

Inwieweit Präsident Reagan und Vizepräsident George H. W. Bush in die Iran-Contra-Affäre verwickelt waren, konnte durch die beauftragte Untersuchungskommission nie ganz geklärt werden. Reagan selbst machte keine Aussagen dazu und erklärte immer, er könne sich an nichts erinnern. Donald Rumsfeld war zu Zeiten der Affäre spezieller Beauftragter für den Nahen Osten. Eine Schlüsselrolle spielte der damalige CIA-Direktor William Joseph Casey. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands kam es nie zu einer Verurteilung Caseys. Casey starb am 6. Mai 1987 in New York.

Die offizielle Verantwortung für die illegalen Aktivitäten in der Affäre wurde dem bis dahin eher unbedeutenden Lieutenant Colonel Oliver North zugeschrieben, der im Weißen Haus als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats für die Koordination verdeckter Operationen zuständig war. Trotz offensichtlicher Lügen vor dem Untersuchungsausschuss und nachgewiesener schwerer Vergehen - u. a. hatte er versucht, sämtliche belastenden E-Mails der Reagan-Regierung zu löschen[2] - gelang es North, die Affäre als freier Mann zu überstehen. Er gewann in der Folge eine Art Kult-Status bei den amerikanischen Konservativen und ist heute Vortragssprecher und Autor zahlreicher Bücher. Sechs der höchstrangigen Beteiligten, darunter der ehemalige Verteidigungsminister Caspar Weinberger und der ehemalige Sicherheitsberater Robert McFarlane wurden von Präsident Bush sen. begnadigt. Kritische Stimmen in der US-Öffentlichkeit vermuteten, dass damit weitere Untersuchungen, auch über Bushs eigene Rolle als Vizepräsident der Regierung Reagan, verhindert werden sollten.

Andere wichtige Personen, die in den Skandal verwickelt waren sind Otto Reich, John Poindexter, David M. Abshire, Akbar Hashemi Rafsanjani, Manucher Ghorbanifar, Adnan Chaschuqdschi, Manuel Noriega.

Zitate

„Es existiert eine Schattenregierung mit ihrer eigenen Luftwaffe, ihrer eigenen Marine, ihren eigenen Geldbeschaffungsmechanismen sowie der Möglichkeit, ihre eigene Vorstellung nationaler Interessen durchzusetzen, frei von allen Kontrollen und frei vom Gesetz selbst.“

US-Senator Daniel Inouye während der Senatsanhörungen zur Iran-Contra-Affäre

„Unser Land machte sich zum Komplizen im Drogenhandel, zur selben Zeit in der wir unzählige Dollars dafür ausgaben, die durch Drogen verursachten Probleme in den Griff zu bekommen - es ist einfach unglaublich.“

US-Senator John Kerry in den Senatsanhörungen zur Rolle der CIA im Drogenschmuggel der Contras[3]

„Bei Gott, die Geheimdienste dieses Landes sollten in dem Krieg [gegen die Drogenhändler] mithelfen, anstatt mit diesem Abschaum der Erde auch noch zusammenzuarbeiten – denn das haben sie getan.“

US-Senator Al D'Amato[4]

Einzelnachweise

  1. IRAN-CONTRA REPORT; Arms, Hostages and Contras: How a Secret Foreign Policy Unraveled. In: The New York Times. 19. November 1987 (nytimes.com, abgerufen am 14. Oktober 2008).
  2. http://www.heise.de/newsticker/Bush-Regierung-muss-Mailarchiv-moeglichst-komplett-uebergeben--/meldung/121847
  3. Crack the CIA. Kurz-Dokumentarfilm über CIA-Drogenaktivitäten von www.guerillanewsnetwork.com, Zitat bei 3:00
  4. Crack the CIA. Kurz-Dokumentarfilm über CIA-Drogenaktivitäten von www.guerillanewsnetwork.com, Zitat bei 2:00 min

Literatur

  • Peter Dale Scott, Jonathan Marshall: Cocaine Politics. Drugs, Armies, and the CIA in Central America. University of California Press, Los Angeles 1998, ISBN 0-520-21449-8.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Iran-Contra-Affäre — Iran Cọntra Affäre,   auch Irangate [ɪ rɑːngeɪt, englisch], politischer Skandal in den USA während der Amtszeit von Präsident R. W. Reagan; ausgelöst durch eine unter Beteiligung von Mitarbeitern der Administration durchgeführte und 1986 der… …   Universal-Lexikon

  • Iran-Kontra-Affäre — Die Iran Contra Affäre, in Anlehnung an die Watergate Affäre auch Irangate genannt, war ein politischer Skandal während der Amtszeit von US Präsident Ronald Reagan. Er wurde in den Monaten Oktober und November des Jahres 1986 aufgedeckt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Contra-Krieg — Lage Nicaraguas in Mittelamerika Der Contra Krieg war ein von 1981 bis 1990 mit US amerikanischer Unterstützung geführter Guerilla Krieg gegen Nicaragua, der den Sturz der linksgerichteten sandinistischen Regierung zum Ziel hatte. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Iran-Irak-Krieg — Erster Golfkrieg Datum 22. September 1980–20. August …   Deutsch Wikipedia

  • Iran-Irak Krieg — Erster Golfkrieg Datum 22. September 1980–20. August …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Islamischen Republik Iran — Wappen der Islamischen Republik Iran Die Islamische Republik Iran besteht seit dem 1. April 1979. Der Gründung vorausgegangen war der Sturz der Pahlavi Dynastie durch die Islamische Revolution unter Führung von Ajatollah Ruhollah Chomeini.… …   Deutsch Wikipedia

  • Politische Entwicklung des Iran — Wappen der Islamischen Republik Iran Die Islamische Republik Iran besteht seit dem 1. April 1979. Der Gründung vorausgegangen war der Sturz der Pahlavi Dynastie durch die Islamische Revolution unter Führung von Ajatollah Ruhollah Chomeini.… …   Deutsch Wikipedia

  • Dritte Republik Iran — Der Name Iran kommt aus den westiranischen Dialekten der großen iranischen Sprachfamilie (siehe Iranische Sprachen) und bedeutet Land der Arier. Das ostiranische Äquivalent ist Aryana. Der Begriff Iran bezieht sich im eigentlichen Sinne auf eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Politische Entwicklung des Iran seit 1979 — Wappen der Islamischen Republik Iran Die Islamische Republik Iran besteht seit dem 1. April 1979. Der Gründung vorausgegangen war der Sturz der Pahlavi Dynastie durch die Islamische Revolution unter Führung von Ajatollah Ruhollah Chomeini. I …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Iran — Der Name Iran kommt aus den westiranischen Dialekten der großen iranischen Sprachfamilie (siehe Iranische Sprachen) und bedeutet Land der Arier. Das ostiranische Äquivalent ist Aryana. Der Begriff Iran bezieht sich im eigentlichen Sinne auf eine… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”