Iovinus

Iovinus
Siliqua des Jovinus

Jovinus war ein gallorömischer Senator, der den Titel des weströmischen Kaisers von 411 bis 413 für sich beanspruchte.

Nachdem barbarische Gruppen zum Jahreswechsel 406/07 den Rhein bei Mogontiacum (Mainz) überschritten hatten und nach Gallien vorgedrungen waren (Rheinübergang von 406), herrschten dort chaotische Zustände (siehe Völkerwanderung). Der Usurpator Konstantin III. erhob sich 407 in Britannien und setzte auf das Festland über, wobei er die Reste des britannischen Feldheeres mitführte. Konstantin, der im südgallischen Arles residierte, konnte sich bis 411 halten, dann wurde er gefangengenommen und schließlich hingerichtet.[1]

Ebenfalls im Jahr 411 wurde der aus vornehmer gallorömischer Familie stammende Jovinus, in Mundiacum, das möglicherweise mit Mogontiacum gleichzusetzen ist, zum Kaiser proklamiert.[2] Jovinus war vollkommen abhängig von der Unterstützung des Burgundenkönigs Gundahar und des Alanenführers Goars. Jovinus hielt seine Position in Gallien zwei Jahre lang. Allerdings war sein Herrschaftsraum weit weniger ausgedehnt als der Konstantins. Jovinus demonstrierte gegenüber dem weströmischen Kaiser Honorius seinen Machtanspruch, indem er Münzen mit seinem Namen prägen ließ und diese ihn noch dazu mit dem kaiserlichen Diadem zeigten. Er wurde von einer Anzahl gallorömischer Adliger unterstützt, die Konstantins Niederlage überlebt hatten. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass in Gallien bestimmte Gruppen des senatorischen Adels ganz allgemein unzufrieden mit der Regierung in Ravenna waren.[3] Mit Hilfe der vorgeblichen kaiserlichen Autorität des Jovinus errichteten die Burgunden am Mittelrhein ein Reich, dessen Zentrum Worms war.

Jovinus’ Ende kam, nachdem die Westgoten unter ihrem Anführer Athaulf Italien (wohl auf den Rat des Priscus Attalus hin) verlassen hatten, angeblich, um sich mit ihm zu treffen, wobei sie den ehemaligen Kaiser Attalus und Galla Placidia, die Halbschwester des Honorius, mit sich führten. Das Bündnis mit den Goten brachte für Jovinus nicht das gewünschte Ergebnis. Athaulf attackierte und tötete den weströmischen General Sarus, der sich Jovinus anschließen wollte. Jovinus hingegen sah es nicht als notwendig an Athaulf heranzuziehen, als er seinen Bruder Sebastianus zum Mitkaiser machte. Von diesem Akt brüskiert, verbündeten sich Athaulf und die Westgoten mit Honorius und schlugen Jovinus’ Truppen. Sebastianus wurde hingerichtet, Jovinus floh, wurde aber in Valence belagert und nach Narbonne gebracht, wo Postumus Dardanus, der Prätorianerpräfekt für Gallien, der Honorius gegenüber loyal geblieben war, ihn hinrichten ließ. Sein Kopf wurde nach Ravenna an den Kaiserhof geschickt.[4]

Literatur

  • John F. Drinkwater: The Usurpers Constantine III (407–411) and Jovinus (411–413). In: Britannia 29, 1998, S. 269–298.
  • Michael Kulikowski: Barbarians in Gaul, Usurpers in Britain. In: Britannia 31, 2000, S. 325–345.
  • Ralf Scharf: Iovinus – Kaiser in Gallien. In: Francia 20, 1993, S. 1–13.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Allgemein Kulikowski (2000), vgl. auch Drinkwater (1998), S. 271ff.
  2. Der Ort der Kaisererhebung ist umstritten, da dieser von der Lesung des Textes des Olympiodoros von Theben abhängt, von dessen umfassendem Geschichtswerk nur wenige Fragmenten überliefert sind. Vgl. dazu die Diskussion bei Reinhold Kaiser: Die Burgunder. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 2004, S. 27ff.
  3. Vgl. Drinkwater, S. 288.
  4. Drinkwater, S. 289f.

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