Interpolationssuche

Interpolationssuche

Die Interpolationssuche, auch Intervallsuche genannt, ist ein von der binären Suche abgeleitetes Suchverfahren, das auf Listen und Feldern zum Einsatz kommt.

Während der Algorithmus der binären Suche stets das mittlere Element des Suchraums überprüft, versucht der Algorithmus der Interpolationssuche im Suchraum einen günstigeren Teilungspunkt als die Mitte zu erraten. Die Arbeitsweise ist mit der eines Menschen vergleichbar, der ein Wort in einem Wörterbuch sucht: Die Suche nach Zylinder wird üblicherweise am Ende des Wörterbuches begonnen, während die Suche nach Aal im vorderen Bereich begonnen werden dürfte.

Inhaltsverzeichnis

Der Algorithmus

Die Interpolationssuche geht von sortierten Daten aus. Sie eignet sich am meisten für gleichverteilte Daten. Des Weiteren wird ein wahlfreier Zugriff auf die Elemente vorausgesetzt. Die Daten werden bei der Interpolationssuche in Abhängigkeit vom Schlüssel geteilt. Hat dieser einen großen Wert, befindet sich das gesuchte Element aufgrund der Vorsortierung im hinteren Teil der Daten. Dementsprechend wird auch im hinteren Teil der Daten die Teilung vorgenommen. Bei einem kleinen Schlüssel wird das Feld entsprechend im vorderen Teil gespalten.

Für alle Daten lässt sich die Teilungsposition berechnen, indem zunächst die Anzahl aller Elemente durch die Anzahl verschiedener Elemente dividiert wird, und anschließend mit dem gesuchten Schlüssel multipliziert wird: \text{Position} = \frac{\text{Anzahl der Elemente}}{\text{Anzahl verschiedener Elemente}} \cdot \text{gesuchter Wert}

Die Position des gesuchten Elementes wird somit interpoliert, indem die Gleichverteilung der Daten für eine Abbildung des Schlüssels auf die Liste bzw. das Feld genutzt wird.

Nun kann überprüft werden, ob der Schlüssel des teilenden Elementes einen größeren oder kleineren Wert als der Schlüssel des gesuchten Elementes hat. Bei identischen Schlüsseln ist die Suche bereits beendet. Wenn das teilende Element einen kleineren Wert hat, wird der rechte Teilbereich weiteruntersucht, andernfalls der linke Teilbereich. Die Zahl der Elemente sowie die Zahl der verschiedenen Schlüssel wird für den neuen Bereich ermittelt, und anschließend eine neue Teilungsposition interpoliert.

Beispiel

Ein kurzes praktisches Beispiel soll die Arbeitsweise der Interpolationssuche veranschaulichen. Dazu wird der Wert 7 in den folgenden Elementen gesucht:

2 4 7 9 12 21 26 31 37

Anfangs wird die linke (l) und rechte (r) Grenze auf die Grenzen des Arrays gesetzt. Dann wird das Teilungselement mithilfe der folgenden Formel berechnet: x = l + \frac{v - A[l]}{A[r] - A[l]} \cdot (r - l)

Das gibt also für das Array (rot = Suchbereich, blau = x, fett = gesucht):

x = 1 + \frac{7 - 2}{37 - 2} \cdot (9-1) \approx 2,15 \to 2

2 4 7 9 12 21 26 31 37

Daraufhin wird geschaut, ob das gefundene Element das gesuchte ist. Wenn es der Fall ist, kann abgebrochen werden und ansonsten muss der Suchbereich eingeschränkt werden. Wenn das x zu klein gewählt ist – man also rechts suchen muss – wird die linke Grenze auf x + 1 gesetzt und darin gesucht. Ansonsten wird – also man muss links suchen beziehungsweise das x ist zu groß – die rechte Grenze auf x - 1 gesetzt und jetzt in den linken Bereich gesucht.

Da der Wert A[2] = 4 kleiner als das gesuchte Element ist, wird die linke Grenze auf l = x + 1 = 3 gesetzt. Die rechte Grenze bleibt und es ergibt sich folgende Formel:

x = 3 + \frac{7 - 7}{37 - 7} \cdot (9-3) = 3 \to 3

Die Liste sieht nun so aus:

2 4 7 9 12 21 26 31 37

Da nun A[x] = A[3] = 7 = v ist, also das Element gefunden wurde, kann abgebrochen werden und x als Lösung nach zwei Schritten zurückgegeben werden.

Komplexität

Eine Untersuchung der Interpolationssuche erweist sich als sehr komplex, als Laufzeit kann jedoch \mathcal{O}(\log(\log(n))) (n ist die Anzahl der Elemente) im durchschnittlichen Fall angenommen werden. Im ungünstigsten Fall (die interpolierte erwartete Position ist immer am Rand) beträgt die Laufzeit allerdings \mathcal{O}(n). Diese Beeinträchtigung löst die Quadratische Binärsuche.

Beispielimplementierungen

VB.NET 2008

  'Statt einer List(Of Integer) könnte auch IEnumerable(Of Integer), etc. verwendet werden. IEnumerable ermöglicht die Übergabe
  'sowohl von generischen Listen, als auch Arrays
  Public Function InterpolatedSearch(ByVal key As Integer, ByVal array As List(Of Integer)) As Integer
    Dim left As Integer = 0
    Dim right As Integer = array.Count - 1
    Dim diffElem, pos As Integer
 
    Do While (key >= array(left)) AndAlso (key <= array(right))
      diffElem = array(right) - array(left)
      pos = left + Math.Floor((right - left) * (key - array(left)) / diffElem)
      If key > array(pos) Then
        left = pos + 1
      ElseIf key < array(pos)
        right = pos - 1
      Else
        Return pos
      End If
    Loop
    Return -1
  End Function

Java

  public int interpolierteSuche(int schluessel, int daten[]) {
    int links = 0;                  // linke Teilfeldbegrenzung
    int rechts = daten.length - 1;  // rechte Teilfeldbegrenzung
    int versch;                     // Anzahl verschiedener Elemente
    int pos;                        // aktuelle Teilungsposition
 
    // solange der Schlüssel im Bereich liegt (andernfalls ist das gesuchte
    // Element nicht vorhanden)
    while( schluessel >= daten[links] && schluessel <= daten[rechts] ){
      // Aktualisierung der Anzahl der verschiedenen Elemente
      versch = daten[rechts] - daten[links];
 
      // Berechnung der neuen interpolierten Teilungsposition
      pos = links + (int)(((double)rechts - links) * (schluessel - daten[links])
            / versch);
 
      if( schluessel > daten[pos] )            // rechtes Teilintervall
        links = pos + 1;                       // daten[pos] bereits überprüft
      else if( schluessel < daten[pos] )      // linkes Teilintervall
        rechts = pos - 1;                      // daten[pos] bereits überprüft
      else                                     // Element gefunden
        return pos;                            // Position zurückgeben
    }
 
    return -1;                                 // Element nicht gefunden
  }

Delphi

type
  TIntArray = array of integer;
 
function interpolierteSuche(schluessel: integer; var daten: TIntArray): integer;
var
  links, rechts,
  versch, aPos: integer;
begin
  links := 0;
  rechts := high(daten);
  versch := 0;
  aPos := 0;
  while (schluessel >= daten[links]) and (schluessel <= daten[rechts]) do
  begin
    versch := daten[rechts] - daten[links];
    aPos := links + round((rechts - links) * (schluessel - daten[links]) / versch);
    if (schluessel > daten[aPos]) then
      links := aPos + 1 else
        if (schluessel < daten[aPos]) then
          rechts := aPos - 1 else
          begin
            result := aPos;
            exit;
          end;
  end;
  result := - 1;
end;

C

/**
 * Liefert 1 zurück, wenn X in M gefunden wurde, ansonsten 0.
 * Beim Aufruf wird als 4. Argument eine Variable per Adresse
 * übergeben, in die bei Erfolg die Position von X in M geschrieben wird.
 * @param  const int[]  M      Feld, in dem gesucht werden soll
 * @param  int          n      Groesse des Feldes
 * @param  int          X      der gesuchte Eintrag
 * @param  int *        index  Position des gesuchten Eintrags X in M
 * @return int                 1=gefunden, 0=nicht gefunden
 */
int interpolation_search( const int M[], int n, int X, int *index )
{
 double  dx, dy;
 double  m;     // Steigung
 double b;    // Y-Achsenabschnitt
 int links  = 0;   // x1
 int rechts = n-1;   // x2
 int pos;    // vermutete Position
 
 if ( M==NULL || X &lt; M[0] || X > M[n-1] )
 {
  return 0;
 }
 
 while ( links &lt;= rechts )
 {
  dx = rechts - links;
 
  if ( dx == 1 )
  {
   if ( M[rechts] == X )
   {
    *index = rechts;
    return 1;
   }
   else if ( M[links] == X )
   {
    *index = links;
    return 1;
   }
   return 0;
  }
 
  if ( dx == 0 )     // 0 Division vorbeugen
  {
   return 0;
  }
 
  dy = M[rechts] - M[links];
 
  if ( dy == 0 )     // keine Steigung
  {
   if ( M[links] == X )
   {
    *index = links;
    return 1;
   }
   else
   {
    return 0;
   }
  }
 
  m = dy / dx;     // Steigung
 
  b = (X - M[links]) / m;
 
  pos = links + b;    // Vermutete Position berechnen
 
  if ( M[pos] == X )
  {
   *index = pos;
   return 1;
  }
  else if ( M[pos] > X )
  {
   rechts = pos - 1;
  }
  else
  {
   links = pos + 1;
  }
 }
 return 0;
}

Literatur

Robert Sedgewick: Algorithmen in C. Addison-Wesley, Bonn 1992, ISBN 3-89319-376-6, S. 239-241.

Siehe auch

Weblinks


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