Intercom

Intercom
Türsprechstelle einer Sprechanlage mit Auswahl des Gesprächspartners

Eine Sprechanlage, auch Intercom (von lat. Inter zwischen und lat. communicare kommunizieren) genannt, ist ein Kommunikationsmittel zur Übermittlung von Sprache mittels elektrischer Signale – ähnlich dem Telefon. Es wird vor allem zur internen Kommunikation in sicherheitsrelevanten Bereichen eingesetzt. Für die Sprechverbindung muss kein Hörer abgenommen werden, die Kommunikation erfolgt wie bei einer Freisprecheinrichtung „lautsprechend“. Deshalb wird die Sprechanlage oft eingesetzt, um eine unabhängige zusätzliche Gesprächsebene zu schaffen.

Sprechanlagen bestehen im Allgemeinen wie Telefonanlagen aus einer Zentraleinrichtung, an die mehrere Endgeräte, in diesem Fall die Sprechstellen, angeschlossen sind. Es gibt aber auch dezentrale Systeme, die ohne Zentraleinrichtung auskommen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ursprung der Sprechanlage liegt in Skandinavien. Dort wurde sie ursprünglich für die Bürokommunikation entwickelt, da die dortige Post in den 1930er-Jahren auch auf innerbetriebliche (interne) Telefongespräche Gebühren erhob. Die Entwicklung der Sprechanlagen war im Grunde der Versuch, ein günstigeres internes Kommunikationsmittel zu schaffen.

Für den Hausgebrauch wurden jedoch schon früher Sprechanlagen entwickelt: Im Jahr 1899 brachte die Berliner Firma Paul Haudegen & Co. ihr drei Zimmer und Küche verbindendes Sprechsystem auf den Markt. Unter der Nr. 146763 der Telephon-Fabrik Aktiengesellschaft von J. Berliner in Hannover patentierte das Kaiserliche Patentamt die erste „Linienwählschaltung zum Lautsprechen“. 1919 folgte die erste Sprechanlage der Firma S. Siedle und Söhne. Die Sprechanlagen von damals waren jedoch eher Rufanlagen und nicht das, was wir heute unter diesem Begriff verstehen.

Die erste „moderne“ Sprechanlage wurde 1935 von der Firma AB Gylling auf den deutschen Markt gebracht. Die Anlage wurde oft als „Hundehüttchenmodell“ bezeichnet und bestand zu großen Teilen aus Telefontechnik.

Das größte Problem beim Gegensprechen ist der Lautstärkeverlust. Bis 1951 galt ein Gegensprechen ohne Lautstärkeverlust als nicht möglich. Ingenieure experimentierten mit Lautstärkeregelungen über Glimmstrecken, Dämpfungskästen und mit dem automatischen Sprechrichtungswechsel mittels Frequenzverschiebung.

In G. Petzolds Buch „Gegen- und Wechselsprechanlagen“ von 1951 werden erstmals sprachgesteuerte Anlagen erwähnt. Sprachgesteuert bedeutet hier, dass kein gleichzeitiges Hören und Sprechen (wie zum Beispiel beim Telefon) möglich ist, sondern immer nur eine Sprachrichtung freigeschaltet wird. Die Schaltung der Sprachrichtung wird von einer Sprachwaage gesteuert. Diese erkennt automatisch, wer gerade spricht und schaltet den Kanal vom Sprecher zum Hörer frei. Reden beide gleichzeitig, wird der Lautere zum Sprecher und der Leisere kann nur hören.

Es gab in dieser Epoche zahlreiche Sprechanlagenhersteller, die die Anlagen in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelten. Aus diesen Entwicklungsrichtungen resultierte laut Peter Kerger [1] eine Aufteilung in verschiedenen Branchen:

  • Bürosprechanlagen
  • Industriesprechanlagen
  • Krankenhauskommunikation
  • Heim/Haussprechtechnik

Der Ericsson-Konzern war der erste, der 1956 eine elektronische Gesprächssteuerung in eine Vermittlungszentrale einbaute. Dadurch konnten Mikrofon und Lautsprecher der Sprechstelle erstmals in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht werden. Kurz darauf stellte Philips die erste vollelektronische dezentrale Anlage mit Parallelverkabelung vor.

Seitdem haben sich die Sprechanlagen weiterentwickelt und werden nun weit über ihre ursprünglichen Funktionen hinaus eingesetzt. Die Entwicklung der Sprechanlage war der des Telefons zeitweise voraus. So wurden zum Beispiel integrierte Schaltkreise und Mikroprozessoren in Sprechanlagen wesentlich früher als bei den Telefonen eingesetzt. Einige der heute bei Telefonen eingeführten Funktionen sind bei Sprechanlagen seit Jahrzehnten Standard.

Moderne Sprechanlagensysteme können nicht nur Sprache, sondern auch Daten und Informationen transportieren und komplizierte Steuermechanismen (zum Beispiel an Sicherheitsleitständen) ausführen.

Sprechanlagen heute

Sprechanlagen können heute in beinahe jedem Umfeld eingesetzt werden. Die Hersteller stellen eine große Auswahl unterschiedlicher Sprechstellen zur Verfügung (zum Beispiel Reinraum-, Industrie-, Notrufsprechstellen). Sprechanlagen können heute mit Vollduplex und DSP-Unterstützung (für leise Umgebungen) oder mit einer modernen Sprachwaage (für laute, schwierige Umgebungen) betrieben werden. Die Verbindung zu den Sprechstellen erfolgt über Kupferkabel, Lichtwellenleiter, IP-Netze oder drahtlos per Funk.

Da Sprechanlagen heute oft in Leitständen sicherheitsrelevanter Bereiche eingesetzt werden, bieten sie in der Regel viele verschiedene Schnittstellen zu anderen Systemen wie zum Beispiel Video, ELA, Telefon, Funk, Personensuchanlagen, PCs, Personennotsignalanlagen und Gebäudemanagementsystemen.

Des Weiteren wird in der Veranstaltungstechnik oft ein als „Intercom“ bezeichnetes Gegensprechsystem eingesetzt, welches die Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen unterstützt. Die Intercom besteht meist aus mehreren, über XLR-Kabel verbundenen und mit Headsets ausgestatteten Sendeempfängern, sogenannten „Beltpacks“. Ein Beltpack verfügt für gewöhnlich über eine Ruffunktion, die dem Klingeln eines Telefons gleichkommt, sowie über eine Gegensprechfunktion, welche in erster Linie genutzt wird.

Für Motorradfahrer eignet sich der Einsatz spezieller Motorrad-Gegensprechanlagen.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Kerger: Betriebsinterne Kommunikation, 1988

Quellen

  1. Peter Kerger: Betriebsinterne Kommunikation, 1988

Weblinks

  • Ein Sprechanlagenhersteller über den Einsatz der Sprechanlage zur innerbetrieblichen Kommunikation: Warum Sprechanlagen?

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