Initiale Hemmung

Initiale Hemmung

Als initiale Hemmung bezeichnet man in der Psychologie eine verzögerte Aufnahme von Sozialkontakten. Sie zeigt sich vor allem, wenn unbekannte Personen einen sozialen Raum betreten und ist bei Kindern bis etwa fünf oder sechs Lebensjahre ein normales Verhalten. Die Initiale Hemmung wird als diagnostischer Hinweis auf Entwicklungsstand und etwaige Fehlentwicklungen verstanden.

Im Gegensatz zu anderen Meideverhalten zeigt sich die Initiale Hemmung nur zu Beginn der Gespräche, die Kinder werden schnell "warm" und wenden sich dann dem Fremden zu, sobald sie sehen, dass dieser von den Bezugspersonen akzeptiert wird. Sie wird meistens noch innerhalb derselben Situation aufgegeben, ggf. durch Neugierde ersetzt, tritt aber auch bei längerer Abwesenheit von Personen immer wieder kurz auf.

Merkmale der Initialen Hemmung

Die Initiale Hemmung ist bei Kleinkindern ein normales Verhalten, sobald sich Fremde in den sozialen Raum bewegen. Man spricht auch vom Fremdeln, was ein Zeichen dafür ist, dass das Kind die durch das Hinzutreten des Fremden veränderte Situation richtig erkannt hat. Es kommt dann zu deutlich sichtbarer Zurückhaltung oder Versuchen, sich hinter vertrauten Erwachsenen zu verstecken oder den Raum zu verlassen. Verschämtes, verlegenes Aufhalten in Nähe der Beine der Bezugspersonen, Bedecken des Gesichts mit Kleidungsstücken oder eine mit langsamen Bewegungen ausgeführte Abwendung entgegen den Kommunikationsrichtungen, begleitet oft mit verlegenen Blicken zum Fremden. Zu Ende der Initialen Hemmung verfolgt das Kind das Gespräch zunehmend interessierter und wendet sich dann dem Fremden ganz zu.

Versucht der Fremde das Kind zu berühren, wird diese Berührung abgewehrt. Bei der Initialen Hemmung kommt es aber nicht zu heftigeren emotionalen Reaktionen oder Flucht, die, sofern sie doch eintreten, nicht der Initialen Hemmung zugeschrieben werden und andere Ursachen haben müssen wie z.B. negative Erfahrungen oder zusätzliches Vorwissen, das den Bezugspersonen des Kindes unbekannt ist.

Initiale Hemmung tritt auch gegenüber dem Kind noch unbekannten Verwandten auf. Man spricht auch vom Fremdeln, was bei normal entwickelnden Kindern nur kurzzeitig vorhanden ist. Es fällt im Alltag besonders gegenüber nahen Verwandten auf, die dem Kind nach längerer Abwesenheit erneut vorgestellt werden. So war es gelegentlich bei Vätern, die von längeren Reisen, der Armeezeit oder aus dem Krieg heimkehrten, besonders auffällig. Das Kind kannte dann seinen eigenen Vater nicht und verhielt sich dieser Person gegenüber wie einem Fremden.

Initiale Hemmung in der Psychodiagnostik

Die Initiale Hemmung ist kein eigenständiges diagnostisches Merkmal, kann aber auf andere Entwicklungsrückstände oder Besonderheiten hinweisen.

Zeigt sich bei Kindern anstatt der Initialen Hemmung ein völliges Desinteresse, kann dies ein Zeichen für eine veränderte Wahrnehmung sozialer Beziehungen sein. Dies gilt auch für eine sofortige schrankenlose Zuwendung zu Fremden oder eine sehr schnelle Kontaktaufnahme. Persistiert die Initiale Hemmung in ältere Lebensjahre, kann dies ein Hinweis auf eine psychosoziale Fehlentwicklung sein. Sie kann sich unter Umständen auch im Erwachsenenalter zeigen, wobei die Person in ungewohnten Situationen erst "warm werden" müssen. Die Übergänge zu sozial meidendem Verhalten verlaufen allerdings fließend.

Kommt es bei einem Kind zu heftigen Abwehrreaktionen gegenüber einem Fremden, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Kind den Fremden bereits doch kennt oder negative Erfahrungen mit ihm oder ähnlichen Erwachsenen hat.

Weitere Begriffe

Unter Fremdeln wird oft auch eine frühe (bis 8. Lebensmonat) gezeigte Abwehrreaktion verstanden.

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