Ingeborg Rapoport

Ingeborg Rapoport

Ingeborg Rapoport (* 2. September 1912 in Kribi, Kamerun) ist eine deutsche Ärztin. Sie zählte in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), in der sie wesentlich zur Etablierung des Fachgebiets Neugeborenenheilkunde beitrug, zu den renommiertesten Kinderärzten. Von 1969 bis 1973 war sie Inhaberin des Lehrstuhls für Neonatologie an der Kinderklinik der Charité in Berlin.

Leben

Ingeborg Rapoport (2. v.l.) diskutiert mit Schwestern der Kinderklinik des Bezirkskrankenhaus Cottbus, 1985

Ingeborg Rapoport geb. Syllm wurde 1912 als Tochter eines Kaufmanns und einer Musikerin im heutigen Kamerun geboren, das zur damaligen Zeit eine deutsche Kolonie war. Sie wurde protestantisch erzogen, obwohl die Mutter jüdischer Herkunft war. Schon kurz nach ihrer Geburt kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Ingeborg Rapoport in Hamburg aufwuchs und dort auch das Gymnasium sowie ein Medizinstudium absolvierte, das sie 1937 mit dem Staatsexamen abschloss. Anschließend war sie von 1937 bis 1938 als Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg tätig und arbeitete während dieser Zeit an ihrer Dissertation. Die Promotion wurde ihr jedoch von den nationalsozialistischen Hochschulbehörden in Deutschland aufgrund ihrer mütterlichen Abstammung verweigert.

1938 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten und war dort bis 1940 als Assistenzärztin in Brooklyn und Akron, Ohio tätig. Anschließend qualifizierte sie sich am Women's Medical College of Pennsylvania in Philadelphia zum M.D. weiter und spezialisierte sich in der Folgezeit an verschiedenen Einrichtungen im Fachgebiet Pädiatrie. An der University of Cincinnati lernte sie 1944 ihren späteren Mann Samuel Mitja Rapoport kennen, mit dem sie ab 1946 verheiratet war. Da Samuel Mitja Rapoport aufgrund seiner kommunistischen Überzeugungen eine politische Verfolgung durch die antikommunistischen Bestrebungen während der McCarthy-Ära befürchtete, kehrten beide mit ihren Kindern nach Europa zurück und ließen sich zunächst in Österreich nieder.

Im Jahr 1952 ging die Familie in die Deutsche Demokratische Republik (DDR), wo Samuel Mitja Rapoport eine Professur an der Charité in Berlin bekam und in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten Biochemiker des Landes wurde. Ingeborg Rapoport wirkte zunächst als Oberärztin am Hufeland-Krankenhaus in Berlin-Buch, wo sie 1953 ihre Anerkennung als Fachärztin für Kinderheilkunde erhielt. Anschließend arbeitete sie in der experimentellen Forschung am Institut für Biochemie der Humboldt-Universität zu Berlin, an der sie 1959 habilitiert wurde. Von 1959 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1973 war sie dann an der Kinderklinik der Charité tätig, darunter ab 1960 als Dozentin, ab 1964 als Professorin mit Lehrauftrag, ab 1968 als ordentliche Professorin für Pädiatrie und ab 1969 als Inhaberin des Lehrstuhls for Neonatologie.

Aus der Ehe von Ingeborg und Samuel Mitja Rapoport gingen vier Kinder hervor. Tom Rapoport wurde Biochemiker und ist seit 1995 Professor an der Harvard University, Michael Rapoport lehrt als Mathematiker an der Universität Bonn. Die Töchter Susan und Lisa sind als Kinderärztin in Berlin beziehungsweise als Kinderkrankenschwester an der Charité tätig. Das Leben der Familie Rapoport ist Gegenstand einer einstündigen Fernsehdokumentation, die im Jahr 2003 erstmals gezeigt und zwei Jahre später mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.

Werke (Auswahl)

  • Research in Perinatal Medicine: An Interdisciplinary Approach with Special Emphasis on Epidemiology, Hypoxia and Infections. Berlin 1986 (als Mitherausgeberin)
  • Meine ersten drei Leben: Erinnerungen. Berlin 1997
  • Das Gesundheitswesen der DDR - Eine historische Bilanz für zukünftige Gesundheitspolitik. Berlin 2000

Weblinks


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