Infrarotfilm

Infrarotfilm

Als Infrarotfilm bezeichnet man einen fotografischen Film, der für den nahen infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums sensibilisiert ist, also den Bereich zwischen 700 und 900 nm. Infrarotfilme werden in der Infrarotfotografie eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Aufnahmematerialien

Infrarotbild auf Kodak HIE Film (Botanischer Garten, Bern)

Grundsätzlich gilt, dass die auf den Filmpackungen aufgedruckte Filmempfindlichkeit irreführend ist. Durch die Verwendung von Infrarotfiltern (auch IR-Sperrfilter genannt) wird die von den Herstellern angegebene Filmempfindlichkeit in der Praxis nie erreicht. Je höher die Sperrwirkung des Filters in den Infrarotbereich reicht, desto geringer ist die in der Praxis nutzbare Filmempfindlichkeit.

Unter dem Begriff „Infrarotfilm“ werden zwei Kategorien angeboten:

  • Echte Infrarotfilme mit einer spektralen Empfindlichkeit über 800 nm. Der Infraroteffekt ist mit echten Infrarotfilmen stark ausgeprägt und wird mit Filtern ab 665 nm erreicht. Der nicht mehr erhältliche Kodak HIE Film war der bekannteste Film dieser Art. Die typische Weißfärbung der Blätter (Wood-Effekt) wurde bei diesem Film durch Überstrahlungen verstärkt.
  • Filme mit „erweiterter Rotempfindlichkeit“, die teilweise und mit geringer Empfindlichkeit in den Infrarotbereich übergeht. Dabei handelt es sich meist um Material, das für die Verkehrsüberwachung oder die Luftbildfotografie entwickelt wurde. Das Spektrum der spektralen Empfindlichkeit reicht dabei in der Regel nur bis knapp über 700nm und fällt dann steil ab. Dies führt dazu, dass der typische Infraroteffekt nur mit starken Filtern (ab 715 nm) und dementsprechend längeren Belichtungszeiten erreicht wird. Dieser Nachteil wird in der Praxis teilweise dadurch ausgeglichen, dass diese Filme oft eine höhere Grundempfindlichkeit haben als echte Infrarotfilme.

Infrarotfilme werden angeboten als

  • Schwarz-Weiß Filme, die im infraroten Bereich mehr oder weniger sensibel sind. Das sichtbare Licht wird durch Kamerafilter gänzlich oder zum Großteil (Rotfilter) ausgeschaltet. Typischer Effekt ist ein extrem dunkel abgebildeter Himmel und eine Weißfärbung der Blätter (Wood-Effekt).
  • Farbfilme (engl. Colour infrared film), deren Farbwiedergabe „falsche Farben“ aufweist, das heißt die abgebildeten Farben entsprechen nicht der Wahrnehmung des menschlichen Auges, sondern es werden die infraroten Bereiche in jene des sichtbaren Lichtes „übersetzt“ (sog. Falschfarbenfilm). Einsatz finden derartige Materialien bei Luftbildaufnahmen beispielsweise zur Waldschadenskartierung und in der Luftbildarchäologie, seltener auch im künstlerischen Bereich.

Handhabung

Fehlbelichtungen durch Infrarotsensor

Prinzipiell können alle Fotoapparate mit Infrarotfilm bestückt werden; eine Ausnahme bilden Modelle, die einen Bildzähler auf der Basis von Infrarotlicht einsetzen; zu diesen Modellen gehört beispielsweise die Minolta Dynax 4 oder aber auch verschiedene neuere Kameras anderer Hersteller. Auch ist es empfehlenswert, eine Kamera zu verwenden, die aus Metall ist, da Plastikgehäuse nicht gegen Infrarot-Strahlung abgeschirmt sind. Ebenso wird es empfohlen, Festbrennweiten zu verwenden, da Zoom-Objektive zu Fehlbelichtungen führen können, wenn das Licht zwischen den Glaselementen reflektiert wird. Im Einzelfall ist zu prüfen, wie stark die Beeinträchtigungen des Negativs wirklich sind.

Besondere Vorsicht ist beim Einlegen mancher Infrarotfilme in die Kamera geboten, bei denen der Träger keinen Lichthofschutz besitzt. (z.B. efke IR 820 AURA oder Kodak HIE) In diesen Fällen kann Licht durch die Filmzunge auf den unbelichteten Film fallen. Speziell Filme, die als Träger nicht das herkömmliche Acetat, sondern Polyester verwenden, können dabei sehr leicht vorbelichtet werden (das glasklare Polyester wirkt als Lichtleiter besonders gut bis hinein in die Patrone). Es ist dringend anzuraten, die Infrarotfilme, die über keinen Lichthofschutz verfügen, nur dort in die Kamera einzulegen, wo eine Vorbelichtung ausgeschlossen werden kann, also in absoluter Dunkelheit. Die Vermutung hingegen, dass Infrarotfilme grundsätzlich in Dunkelheit in die Kamera einzulegen sind, hält sich zwar teilweise bis zum heutigen Tage, ist aber nicht korrekt. Ausschlaggebend für die Handhabung ist nicht die Tatsache, ob das Material infrarotempfindlich ist, sondern ob es einen Lichthofschutz besitzt. Der Farbinfrarotfilm Kodak Ektachrome professional Infrared EIR ist entgegen der Kennzeichnung auf der Verpackung mit einem Lichthofschutz ausgestattet und kann wie jeder gewöhnliche Diafilm bei gedämpftem Licht in die Kamera eingelegt werden, ohne dass eine Verschleierung des Materials auftritt.

Die Verarbeitung von analogem Filmmaterial muss bei absoluter Dunkelheit erfolgen.

Bei der Entwicklung unterscheiden sich Schwarzweiß-Infrarotfilme kaum von herkömmlichen Schwarzweißfilmen. Bei einigen Farb-Infrarotfilmen können besondere Entwicklungsprozesse notwendig sein, z.B. Kodak AR-5 oder AN-6, um wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Die Farbinfrarotfilme Kodak EIR und Aerochhrome 1443 können jedoch ebenfalls in C-41 bzw. E-6 entwickelt werden, wobei jedoch die Filmempfindlichkeit andere Werte aufweist und die Farbwiedergabe nicht für alle wissenschaftlichen Zwecke geeignet ist.

Anbieter

Echte Infrarotfilme mit einer spektralen Empfindlichkeit über 800nm

  • efke IR 820 (ISO 100/21°; bis 820nm [1])
  • efke IR 820 AURA (ISO 100/21°; bis 820nm, identisch mit efke IR 820, aber mit Überstrahlungen zur Steigerung des Infraroteffekts)
  • KODAK AEROCHROME III Infrarotfilm 1443 (Falschfarbenfilm, ISO 40/17°; bis 900nm [2])
  • Kodak Ektachrome Professional Infrarot (Falschfarbenfilm, ISO 100/21°; bis 900nm (EIR; [3])
  • Maco IR 820c (identisch mit efke IR 820)

Filme mit erweiterter Rotempfindlichkeit (unter 800nm)

  • Ilford SFX 200 (Entspricht dem Verkehrsüberwachungsfilm ILFORD SP816T; ISO 200/24°; bis 740nm Datenblatt)
  • KODAK HAWKEYE Überwachungsfilm 2485 (ISO 400/27°; bis 720nm [4])
  • Agfa Aviphot Pan 200 (Luftbildfilm, ISO 200/24°; bis 750nm [5])
  • Agfa Aviphot ASP 400 S (Verkehrsüberwachungsfilm, ISO 400/27°; bis 750nm [6])

Identisch mit Aviphot:

  • Rollei Superpan 200 (ISO 200/24°; bis 750nm [7])
  • Rollei Infrared 400 (ISO 400/27°; bis ca. 750nm [8])

(Stand: 5. August 2009)

Nicht mehr produzierte Filme

  • Kodak HIE (bis 2007)
  • Konika Infrared 750 (bis 2005)

Literatur

  • Rudolf Hillebrand: Infrarot – Fotografie auf anderer Wellenlänge. 112 Seiten. Verlag PHOTOGRAPHIE (Rezension)
  • Hugh Milsom: Infra-Red Photography: A Complete Workshop Guide. 176 Seiten. Fountain Press (Homepage)

Siehe auch

Weblinks


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