Inaktiver

Inaktiver

Ein Inaktiver ist ein älteres, aber noch studierendes Mitglied einer Studentenverbindung, das seine "Aktivenzeit" hinter sich gebracht und die Bedingungen zur Inaktivierung erfüllt hat. In der Regel sind das eine bestimmte Zahl von Semestern im Aktivenstatus und bei schlagenden Verbindungen (siehe Mensur) eine bestimmte Zahl von Bestimmungsmensuren. Dazu können noch weitere Anforderungen kommen wie zum Beispiel die Übernahme einer Charge, einsemestriges Wohnen auf dem Korporationshaus oder das Stiften von Gegenständen zur Ausstattung des Kneipraums (Bierkrug, Couleurbild etc.). Manche Verbindungen machen auch das Bestehen des Vordiploms zur Bedingung.

Status und Aufgaben

Inaktive genießen alle Rechte eines studierenden Vollmitglieds (manchmal gibt es jedoch Einschränkungen beim Stimmrecht), sind aber weitgehend von Verpflichtungen befreit, müssen bei Veranstaltungen keine Organisations- oder Gastgeberpflichten übernehmen, werden normalerweise nicht mehr in Ämter gewählt (Ausnahme: Fuchsmajor, wo es auf Reife und Erfahrung ankommt), werden nicht auf Mensur gestellt und haben kaum noch Anwesenheitspflichten bei Veranstaltungen. Sinn des Inaktivenstatus ist es, dem Studenten im vorgerückten Semester mehr Zeit zum Studium zu geben, damit das Examen pünktlich abgelegt werden kann.

Das hat natürlich zur Folge, dass alle verantwortlichen Aufgaben ("Chargen") von jüngeren, "aktiven" Studenten im ersten Drittel ihrer Studienzeit übernommen werden müssen, gleich nachdem sie ihre Probezeit, die Fuchsenzeit, erfolgreich überstanden haben. Hier sind die Inaktiven, erst recht wenn sie ihr Studium am selben Ort fortsetzen, als Berater sehr gefragt und wichtig auch für die Kontinuität in den Studentenverbindungen, die ihre Identität gerade über die Bewahrung alter Traditionen definieren.

Geschichte

Während in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Student während seiner ganzen Studienzeit aktiv am Verbindungsleben teilnahm, ja meist erst in hohen Semestern überhaupt Führungspositionen übernehmen konnte, stiegen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts - besonders in der Kaiserzeit - die Anforderungen an den aktiven Studenten enorm. So wurde es bald üblich, dass vor lauter Veranstaltungen (mehrere Termine pro Tag, oft verbunden mit Alkohol-Konsum) ein Besuch der Universität praktisch ausgeschlossen war. In einer solchen Situation wurde die Inaktivierung zwingend notwendig und war oft auch mit einem Wechsel der Universität verbunden, stellte also regelrecht einen neuen Abschnitt des Studentenlebens dar.

Nicht selten kam es vor, dass Studenten - mit Einverständnis der Eltern oder anderer zahlender Verwandte - nur ihre Aktivenzeit an der Universität verbrachten und ihr Studium danach abbrachen. Dabei war ein Besuch universitärer Veranstaltungen gar nicht vorgesehen. Es kam nur darauf an, "akademische Luft zu schnuppern" und sich den richtigen gesellschaftlichen Schliff verpassen zu lassen, für dessen Vermittlung in der Kaiserzeit hauptsächlich die Corps bekannt waren.

Heute kennen praktisch alle Arten von Verbindungen den Status des Inaktiven, der meist nach drei bis vier Semestern Aktivenzeit erreicht wird, aber nicht muss. Manche Inaktive lassen sich gar "reaktivieren", entweder aus Spaß am Aktivsein oder weil Nachwuchsmangel herrscht.

Siehe auch


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