Impact Factor

Impact Factor

Der Impact Factor bzw. Einflussfaktor oder genauer Journal Impact Factor (JIF) einer Fachzeitschrift soll messen, wie oft andere Zeitschriften Artikel aus ihr in Relation zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten Artikel zitieren. Je höher der Impact Factor, desto angesehener ist eine Fachzeitschrift. Dies wirkt sich auch auf die akademische Beurteilung von Wissenschaftlern aus: Wer in Zeitschriften mit höherem Impact Factor publiziert, hat größere Karrierechancen.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsabgrenzung

Durch mehrmalige Umbenennungen und mehrere verwandte Produkte verschiedener Anbieter ist eine Begriffsabgrenzung zweckmäßig. Der Begriff Einflussfaktor (engl. impact factor) beschreibt allgemein die Möglichkeit zur Messung des Einflusses von Zeitschriften. Das bekannteste Produkt, das dieser Idee folgt, ist der Thomson Reuters Impact Factor (ehemals ISI Impact Factor).

Erstmals hatte das Institute for Scientific Information (ISI) (heute Teil von Thomson Reuters) den Impact Factor von Zeitschriften in den 1960er Jahren berechnet und im Science Citation Index intern verwendet. Der Impact Factor wird heute aus zwei Artikeldatenbanken berechnet, dem Social Sciences Citation Index (für die geisteswissenschaftlichen Impact Factors) und dem Science Citation Index (für die Impact Factors der Medizin, Technik und Naturwissenschaften). Beide Datenbanken werden vom Institute for Scientific Information (ISI) hergestellt und sind auch als Web of Science bekannt. Die Impact Factors werden entsprechend in den Journal Citation Reports (JCR) in zwei Ausgaben veröffentlicht (Science Edition und Social Sciences Edition). Für die Verwendung der Journal Citation Reports durch eine wissenschaftliche Einrichtung muss eine Lizenzgebühr entrichtet werden.

Bewertung von Zeitschriften und Wissenschaftlern

Der Impact Factor wird vor allem in den Naturwissenschaften und der Medizin verwendet, zunehmend aber auch in anderen Fachgebieten. Er eignet sich nicht, um große Fachdisziplinen mit vielen Forschern und Publikationsorganen und somit höheren Zitierfrequenzen mit kleineren Disziplinen zu vergleichen. Daher gilt für einen möglichst objektiven Einsatz des Impact Factors, dass nur Leistungen innerhalb einer Disziplin, also über thematisch ähnliche Fachzeitschriften verglichen werden dürfen. Zudem reflektiert die Dauer, während der ein Artikel durchschnittlich zitiert wurde, neben der Zitierhäufigkeit die langfristige Bedeutung der Einzelveröffentlichung. Sie ermittelt sich als Halbwertzeit eines Artikels (Cited half-life) ebenfalls vom ISI aus. Bei modernen und schnelllebigen Disziplinen wie der Molekularbiologie liegt der Wert für die meisten Fachzeitschriften unter 5 Jahren; bei Disziplinen wie der biologischen Systematik, deren Zeitschriften einen längerfristigen Anspruch erheben, eher über 5, oftmals über 10 Jahre. Es ist daher ein legitimes Mittel beim Vergleich wissenschaftlicher Publikationsleistungen, den Impact Factor mit dem Wert für Cited half-life zu multiplizieren: das gleicht die geringere Zitierfrequenz in einigen Wissenschaftsbereichen durch die längere Halbwertzeit der Artikel aus.

Besonders in den medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen wenden Wissenschaftler weltweit gerne den Impact Factor von Publikationen an, um Forschungsleistungen qualitativ zu bewerten – vor allem, weil die so ermittelte Zahl scheinbare Objektivität verspricht. Ein zusätzlicher bibliometrischer Indikator für die Qualität von individuellen Forschungsleistungen, der einige spezifische Probleme des Impact Factors vermeidet, ist der „Science Impact Index“ (SII). Er gehört ebenfalls zu den Zitationsraten.

Die Suchmaschine Google benutzt ähnliche Vorgehensweisen. Google verwendet für die Bewertung der Internet-Seiten einen Algorithmus, der die Häufigkeit von Links („Zitat“) zu Grunde legt, siehe PageRank. Nach diesem Muster ermittelt Eigenfactor die einflussreichsten Zeitschriften mit Hilfe der Häufigkeit der Zitationen. Allerdings kann diese Auswertung manipuliert werden.

Der Impact Factor gibt zwar Aufschluss über die Häufigkeit einer Zitierung, jedoch nicht über die „handwerkliche“ (methodische) Qualität einer Fachzeitschrift. Hierfür eignet sich die Zeitschriftenbewertung.

Inzwischen gibt es mehrere Varianten des Impact Factor.[1] Neben dem klassischen 2-Jahres-Impact-Factor hat Thomson Scientific einen 5-Jahres-Impact-Factor eingeführt. An Googles PageRank orientierte Varianten sind der Eigenfactor Score sowie der SCImago Journal Rank.

Berechnung

Die Berechnung des Journal Impact Factors (JIF) erfolgt innerhalb einer Drei-Jahres-Spanne nach folgender Formel:

\frac{\text{Zahl der Zitate im Bezugsjahr auf die Artikel der vergangenen zwei Jahre}}
{\text{Zahl der Artikel in den vergangenen zwei Jahren}}

Daraus folgt: Es kann keinen Journal Impact Factor für das laufende Jahr geben. Beispiel: Eine Zeitschrift hat in den Jahren 2006–07 insgesamt 116 Artikel publiziert (A), im Jahr 2008 wurden Artikel aus dieser Zeitschrift insgesamt 224 mal zitiert (B), daraus ergibt sich für 2008 ein Impact Faktor der Zeitschrift von 1,931 (B/A).

Die Aussagekraft des Journal Impact Factors ist recht umstritten. Für die Häufigkeit, mit der eine Zeitschrift zitiert wurde, werden von ISI alle Referenzen, egal ob sie Artikel, Editorials, Meetings, Letters oder Conference Proceedings betreffen, berücksichtigt. Diese werden zwar im Zähler als „Zitierung“ gezählt, nicht aber als „Artikel“ im Nenner. Folglich können Zeitschriften mit vielen „Letters“ und „Conference Proceedings“ natürlich einen hohen Impact Factor haben. Auch ist der Anteil der Selbstzitierungen nicht unerheblich. Zudem benachteiligt die Zeitspanne von zwei Jahren Themenfelder, die erheblich längere Zeit brauchen, um „einzusinken“, so dass eine Korrektur über die Halbwertzeit der Zitierdauer (Cited half-life, siehe oben) angebracht erscheint.

Siehe auch

Literatur

  • A. Hakansson: The Impact Factor – a dubious measure of scientific quality. In: Scandinavian Journal of Primary Health Care. 23, Nr. 4, 2005, S. 193–194.
  • S. Lehrl: Der Impact Faktor als Bewertungskriterium für wissenschaftliche Leistungen – das Recht auf Chancengleichheit. In: Strahlentherapie und Onkologie. 175, 1999, S. 141–153.
  • W. Golder: Der Impact Faktor: Eine kritische Analyse. In: RöFo - Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren. 169, 1998, S. 220–226.
  • T. Opthof: Sense and Nonsense About the Impact Factor. In: Cardiovasc Res. 33, Nr. 1, 1997, S. 1–7, doi:10.1016/S0008-6363(96)00215-5.
  • Per O. Seglen: Why the impact factor of journals should not be used for evaluating research. In: British Medical Journal. 314, 1997, S. 497.
  • M. West: Impactopoly. In: Laborjournal. Nr. 11, 2006, S. 40–45 (PDF).
  • Vladimir Pislyakov: Comparing two “thermometers”: Impact factors of 20 leading economic journals according to Journal Citation Reports and Scopus. In: Scientometrics. 79, Nr. 3, 2009, S. 541–550 (doi:10.1007/s11192-007-2016-1, PDF).
  • J. Stegmann: How to evaluate Journal impact factors. In: Nature. 390, Nr. 6660, 1997, S. 550, doi:10.1038/37463.
  • Dirk Schoonbaert, Gilbert Roelants: Impact takes precedence over interest. In: Nature. 391, Nr. 6664, 1998, S. 222, doi:10.1038/34519.
  • Darren Greenwood: Reliability of journal impact factor rankings. In: BMC Medical Research Methodology. 7, Nr. 1, 2007, S. 48, doi:10.1186/1471-2288-7-48.
  • Borja Gonzalez-Pereira, Vicente Guerrero-Bote, Felix Moya-Anegon: The SJR indicator: A new indicator of journals' scientific prestige, Conference paper, Dezember 2009, ArXiv

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang G. Stock: The inflation of impact factors of scientific journals. In: ChemPhysChem. 10, Nr. 13, 2009, S. 2193–2196, doi:10.1002/cphc.200900495.

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