Immer Ärger mit Harry

Immer Ärger mit Harry
Filmdaten
Deutscher Titel Immer Ärger mit Harry
Originaltitel The Trouble with Harry
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1955
Länge 99 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch John Michael Hayes
Produktion Alfred Hitchcock
für Paramount Pictures
Musik Bernard Herrmann
Raymond Scott
Kamera Robert Burks
Schnitt Alma Macrorie
Besetzung

Immer Ärger mit Harry ist eine Komödie, die 1955 von Alfred Hitchcock nach einem Roman von Jack Trevor Story gedreht wurde und sehr vom typisch Hitchcockschen schwarzen Humor geprägt ist.

Inhaltsverzeichnis

Handlung des Films

Die Geschichte spielt an einem sonnigen Herbsttag in einem sehr kleinen Ort im amerikanischen Bundesstaat Vermont. Aufgrund des schönen Wetters sind mehrere der recht schrulligen Dorfbewohner im Wald unterwegs und treffen nacheinander, aber unabhängig voneinander auf einen tot auf einem Hügel am Waldesrand liegenden Mann, dessen Identität sich aufgrund eines beim ihm gefundenen Briefes als "Harry" herausstellt. Aus verschiedenen Gründen hat keiner dieser Dorfbewohner ein Interesse, dass die Polizei vom Fund des Verstorbenen erfährt: Der pensionierte Kapitän und Hobbyjäger Albert Wiles bildet sich ein, er habe Harry versehentlich erschossen; die altjüngferliche Ivy Gravely befürchtet, Harry mit ihrem eisernen Schuhabsatz erschlagen zu haben, um dessen Bedrängungsversuche abzuwehren; seine – nominelle – Ehefrau Jennifer Rogers hingegen glaubt, sie habe ihm mit einer Milchflasche einen tödlichen Schlag auf die Stirn versetzt; der bis dato erfolglose Maler Sam Marlowe hat Bedenken, man könne ihn, der sich inzwischen in Jennifer verliebt hat, verdächtigen, Harry aus Eifersucht aus dem Weg geräumt zu haben. Bis sich am Ende herausstellt, dass Harry in Wahrheit an einem Herzinfarkt verstarb, haben die erwähnten Personen aus ihren persönlichen taktischen Erwägungen seine Leiche diverse Male ein- bzw. ausgegraben, was den Running Gag und auch die zunehmende Spannung des Filmes ausmacht.

Hintergründe

Immer Ärger mit Harry ist nach Das Fenster zum Hof und Über den Dächern von Nizza Hitchcocks dritter Film für Paramount. Er hatte den Roman The Trouble with Harry des englischen Autors Jack Trevor Story bereits vier Jahre zuvor gelesen und schon damals dessen Potential als „schwarze Komödie“ erkannt. Dies ganz im Gegensatz zu Paramount, denen ein Gutachter damals von einer Verfilmung der Geschichte abgeraten hat: Der Humor sei zu schwach, die Geschichte zu unrealistisch, die Charaktere seien zu übermütig und die Handlung zu dürftig.

Das Drehbuch von John-Michael Hayes, sein drittes in Folge für Hitchcock, war längst fertig, als sich Hitchcock über einen Mittelsmann für nur 11.000 Dollar die Verfilmungsrechte sicherte. Paramount genehmigte ein Budget von 1 Million Dollar.

Für Shirley MacLaine war die Rolle der Jennifer Rogers ihre erste Filmrolle, an die sie allerdings nur durch Zufall kam. Herbert Coleman, von Hitchcock beauftragt, in New York geeignete Bühnenschauspieler zu begutachten, sah dort eine Aufführung eines neu angelaufenen Musicals und war von der Hauptdarstellerin beeindruckt. Dies war allerdings zu seiner Überraschung nur die Zweitbesetzung, die gerade 20 Jahre alte Shirley MacLaine, die auf diese Weise durch glücklichen Zufall eine Weltkarriere starten konnte. Dass sie die Mutter eines sechsjährigen Jungen zu spielen hatte, störte damals niemanden und fällt im Film letztendlich auch nicht auf.

Hitchcock verpflichtete für die weiteren Hauptrollen u. a. Mildred Natwick, eine profilierte Fernsehschauspielerin, und Edmund Gwenn, der zwischen 1931 und 1942 bereits drei Mal für Hitchcock spielen durfte. Gwenn war inzwischen fast 80 Jahre alt und spielt in Immer Ärger mit Harry eine seiner wenigen Film-Hauptrollen. Er ist damit auch der älteste Schauspieler, der je für Hitchcock eine Hauptrolle übernahm.

Für die Außenaufnahmen, der Film sollte ursprünglich größtenteils an Originalschauplätzen in Neu England spielen, suchte Hitchcock das herbstliche Vermont aus. Heftige Regenfälle und Stürme sorgten jedoch dafür, dass ein großer Teil der vorgesehenen Aufnahmen buchstäblich ins Wasser fiel. Man musste in eine Turnhalle ausweichen, später sogar ins Studio. Man versuchte, so viel wie möglich von der Atmosphäre zu retten, indem man bereits gedrehte Hintergrundaufnahmen für Rückprojektionen verwendete und darüber hinaus Unmengen herabgefallene bunte Blätter auflas und hinterher im Studio an Gipsbäume klebte. Die in manchen Szenen, insbesondere gegen Ende des Films, deutlich erkennbare Studioatmosphäre war also nicht gewollt, sondern den Umständen geschuldet.

Immer Ärger mit Harry war der erste Hitchcock-Film, für den Bernard Herrmann die Musik schrieb. Die Zusammenarbeit der beiden hielt rund 10 Jahre, in denen Herrmann bis auf Die Vögel für die Musik sämtlicher Hitchcock-Filme verantwortlich war.

Hitchcock selbst nannte Immer Ärger mit Harry, der mit trockenem, morbidem englischem Humor durchsetzt ist, den englischsten seiner amerikanischen Filme. Er hoffte, dass die amerikanische Öffentlichkeit mit britischem Humor etwas anfangen könne. Dies war ein Irrtum, in den USA ging der Film recht schnell unter. Die Filmkritiker mochten ihn, das Publikum blieb fern. Anders war dies in Europa; insbesondere in Frankreich und England mochten die Zuschauer den schwarzen Humor, und sie verstanden die diversen sexuellen Anspielungen in den auf den ersten Blick absolut harmlosen Dialogen.

Nach der Erstaufführung fielen die Rechte an Immer Ärger mit Harry, wie auch bei drei weiteren für Paramount gedrehten Filme, vertragsgemäß an Hitchcock. Sie sollten Teil der Erbschaft an seine Tochter sein. Aus diesem Grunde waren diese Filme lange Zeit gar nicht zu sehen und kamen erst Mitte der 1980er-Jahre wieder ins Kino und danach ins Fernsehen.

Kritiken

„Kriminalkomödie, die vor allem aus der Spannung zwischen den makabren Vorgängen und dem heiter-idyllischen Erzählgestus lebt. Ein vergnügliches Kabinettstück in der Kunst des Understatement und des schwarzen Humors, das immer wieder durch groteske Wendungen überrascht.“

Lexikon des internationalen Films

„Amerikanischer ‚Schauerscherz‘ von Alfred Hitchcock – ein makabres Spiel mit einer Leiche, das von Sarkasmen, grotesken Wendungen und zynischen Überraschungen lebt. Für unser Empfinden zu taktlos.“

6000 Filme[1]

„Die Komik beruht auf Understatement. Man redet von einer Leiche wie von einer verlegten Brille. Diese netten sympathischen Leutchen, die da unmoralisch und skrupellos mit einem toten Körper hantieren, ihn mal in die Badewanne werfen, mal an den Füßen durch die Gegend schleifen, und alles stets nur unter einem pragmatischen Blickwinkel betrachten, sind die am liebevollsten gezeichneten Menschen, die man, vielleicht einmal von Shadow of a doubt abgesehen, bei Hitchcock finden kann. Ihnen, den kleinen Leuten jenseits der großen aufregenden Weltereignisse, gehört hier seine ganze Sympathie. Sie streben nicht nach den Juwelen, nach dem Geld und der Macht, die in allen anderen Filmen immer Katastrophen auslöst. Teils sind sie schlicht zu alt, teils interessiert es sie einfach nicht.“

Die Zeit, 1984

„Ein vollkommen unentsetzlicher Film – das ist das Feine daran.“

Stuttgarter Zeitung

Cameo

In dem Film kommt ein reicher Mann vor, der später Sam Marlowes Bilder abkauft. Als der Wagen des reichen Mannes erstmals in dem Ort hält, um die Bilder zu betrachten, geht Hitchcock als Passant hinter dem Wagen entlang. Siehe auch Cameo-Auftritt.

Auszeichnungen

Shirley MacLaine erhielt für ihre erste Filmrolle den Golden Globe Award als beste Nachwuchsdarstellerin. Alfred Hitchcock war für den Preis der Directors Guild of America nominiert, der Film und MacLaine als Beste ausländische Darstellerin erhielten Nominierungen für den British Film Academy Award.

DVD-Veröffentlichung

  • Immer Ärger mit Harry. Universal 2003 (enthält umfangreiche Extras, darunter ein Making of)

Soundtrack

Siehe auch

Literatur

  • Jack Trevor Story: The Trouble with Harry. T. V. Boardman, London und New York 1949 (bislang keine deutsche Übersetzung)
  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
  • John Russel Taylor: Die Hitchcock-Biographie, Fischer Cinema 1982, ISBN 3-596-23680-0
  • Bodo Fründt: Alfred Hitchcock und seine Filme. Heyne Filmbibliothek Band Nr. 91, 1986, ISBN 3-453-86091-8

Weblinks

 Commons: The Trouble with Harry – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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