Imagina 90

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Imagina 90

Bei der Imagina 90 handelt es sich um den weltweit ersten in Serie gefertigten Videogroßbildprojektor mit Flüssigkristallbildschirm (LCD), der sich auch für den Dauerbetrieb eignete.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwickelt wurde das Gerät über einen Zeitraum von 1985 bis 1990 von dem Bonner Ingenieurbüro für Optoelektronik CrystalVision. Die Entwicklung wurde ausschließlich mit Eigenmitteln finanziert. Obwohl es im Jahre 1987 erklärtes Ziel des Bundesministerium für Bildung und Forschung war im Rahmen des HDTV-Programms einen Großbildprojektor zu entwickeln, wurden Millionen in technisch zwar interessante Projekte gesteckt z.B. Weiterentwicklung des Schlierenprojektors von General Electric oder elektrisch verformbare Elastomere im Auflicht, war als positives Merkmal lediglich zu verzeichnen, dass die staatlich geförderten Labore Anfang der 1990er Jahre gut ausgestattet waren. Ergebnisse für einen markttauglichen Großbildprojektor oder gar eine fabrizierbare Flachbildschirm – Technologie erwartete man zwar – aber es blieb beim Warten. Auch zusätzliche Mittel aus den Eureka Töpfen änderte nichts daran, dass die komplette Herstellung der TV-Endgeräte nach Asien abwanderte (Japan, Südkorea, Taiwan, China).

Die Geschichte der Imagina 90 ist daher von Interesse, da sie zeigt, dass man alleine mit Motivation, Experimentierfreude und Beharrlichkeit schon sehr weit kommen kann.

Die Technik der Imagina

Schon seit Anfang der 1970er war bekannt, dass LC-Anzeigen projizierbar sind. Als 1987 die japanische Firma Oki auf der Hannover Messe ein etwa 8 Zoll 640 × 200 Pixel großes LCD präsentierte, lag es nahe zu versuchen, solche Anzeigen, die für tragbare Computer gedacht waren mittels eines Tageslichtprojektors zu projizieren. Dabei trat folgendes Problem auf: Nach kurzer Zeit verfärbte sich die LC-Anzeige über der Wärmestrahlung der Projektionslampe und die Anzeige verlief in blauen bis gelben Farben, oder gab ganz ihren Dienst auf.

Allgemein waren die Techniker der Meinung, dass weder die Polarisatoren der LCDs noch die LC-Flüssigkeit selbst (Flüssigkristalle: Phenylcyclohexane, Azoxybenzole, 4-(trans-Pentyl-cyclohexyl)-benzonitril) stabil waren und sich besonders unter dem UV-Lichtanteil chemisch zersetzen würden. Sie wurden in dieser Meinung auch dadurch bestätigt, dass japanische Datenblätter von LC-Anzeigen stets davor warten, die Anzeige dem Sonnenlicht auszusetzen oder außerhalb der Spezifikationen der zulässigen Temperaturen zu betreiben.

Dieser Effekt ließ sich zwar durch IR-Filter und Lüftungsmaßnahmen mildern oder verzögern, jedoch blieb ein Dauerbetrieb besonders auf einem lichtstarken Tageslichtprojektoren ein heikles Unterfangen. Vorschläge, das LCD zu kühlen reichten von der Installation von sehr starken und deshalb sehr geräuschvollen Ventilationen in den unterschiedlichsten Ausführungen bis zu langsam fließenden transparenten Kühlflüssigkeiten, welche die LC-Anzeige über bzw. unter der Anzeigenebene durchquerten und die Hitze so abführen sollten.

Das Experiment

Die Ingenieure des Bonner Büros lösten das Kühlproblem, indem sie genau beobachteten, wie die verschiedenen Schichten des LCDs

  1. Polarisationsfilter
  2. Glasträger der LCD-Zelle mit Elektroden
  3. LC-Flüssigkeit

einzeln für sich und anteilig die Wärmestrahlung absorbierten.

Das Ergebnis war verblüffend. Alleine die Polarisationsfilter absorbierten die Strahlung der Projektionslampe, die Flüssigkristallzelle selbst schlug bei der Absorption lediglich mit 5 % zu Buche. Die logische Folgerung war, dass man die Filter prinzipiell von der Zelle trennen musste. Optimiert wurde der Aufbau dadurch, dass mit einer Lüftung zwischen Polarisationsfilter und Flüssigkristallzelle ein Wärmeübergang verhindert wird. Damit war ein Hauptproblem der LCD-Projektionstechnik auf einen Schlag gelöst. Der abgesetzte Polarisationsfilter (separated polarizer) ist zwar keine Basiserfindung, er garantiert aber wie der Wasserkühler beim Verbrennungsmotor, dass das Gerät nicht seinem Benutzer um die Ohren fliegt. Analog zu den Polarisationsfiltern wurde auch erkannt, dass Farbfilter vom LCD abgesetzt werden sollten. Zusätzlich ergab sich nun auch die Möglichkeit, da die Polarisationselemente vom LCD getrennt montiert wurden, diese zu ersetzen, wenn diese etwa durch einen Dauerbetrieb des Projektors doch beschädigt wurden. Da dieses kostengünstig und von der Handhabung überschaubar war stiegen zunächst die großen japanischen Firmen Epson, Sharp und Toshiba in diese Technik ein, wobei der abgesetzte Polarisationsfilter durch seine Wirksamkeit auch eine immer höhere Lichtleistung auf eine immer kleinere Display-Fläche (unter 1 Zoll) erlaubte.

Die Erfindung wurde weltweit zum Patent angemeldet und in den wichtigsten Industriestaaten auch erteilt.

Für die Produktion und den Vertrieb des Gerätes wurde zusammen mit dem Kölner Kaufmann Erik Dynowski das Unternehmen HD Video & Display GmbH in Köln gegründet. In der Produktionsstätte in der Gertrudenstraße 7 nahe dem Neumarkt begann am 1. Januar 1989 die Fertigung. Die Produktion diente hauptsächlich dazu herauszufinden, ob das System des abgesetzten Polarisationsfilters auch für einen kleinen kompakten Video-Projektor mit einem kleinen LCD tauglich war, und sich beim Anwender bewähren konnte.

Das einzige Konkurrenzprodukt zu diesem Zeitpunkt war ein 40 Kilo schwerer Drei-Röhren-Beamer einer japanischen Firma. Im Unterschied zu heutigen Videoprojektoren (Beamer) war die Imagina 90 mit einem VHF/UHF-Tuner ausgestattet, wodurch das direkte Projizieren von Fernsehsendungen ohne Zusatzgeräte ermöglicht wurde. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, Videosignale über einen FBAS-Eingang einzuspeisen.

Die Möglichkeit PC-Bildinhalte mittels der Imagina 90 zu projizieren bestand zum Zeitpunkt der Markteinführung noch nicht, da die TFT-Technik noch in den Kinderschuhen steckte und fehlerfreie und hochauflösende Displays nicht erhältlich waren. Es gab spezielle Lösungen für Tageslichtprojektoren mit EGA-VGA-Auflagen, die allerdings zunächst STTN-Bildschirme nutzten und dadurch für Bewegtbilder zu träge waren. Die für heutige Verhältnisse recht grobe Auflösung von 100.000 Bildpunkten der Imagina 90 machte sich bei maximaler Bildgröße und geringem Abstand zur Projektionsfläche etwas störend bemerkbar. Durch gezieltes Defokussieren konnte die niedrige Auflösung verschleiert werden.

In der Serienversion war der Projektor mit einer 220-V-Verbindung für die Lüfter und einer 36-V-Verbindung für das Leuchtmittel mit einem externen Schaltnetzteil verbunden. Die Frequenz des Schaltnetzteils war so gewählt, dass es zu keinen optischen Schwebungserscheinungen sollte. Der Projektor selbst lief fehlerfrei, Reklamationen traten lediglich bei dem zugelieferten Schaltnetzteil der Firma Mitronic auf.

Einen Massenmarkt konnte die Firma HD Video & Display allerdings nicht bedienen. Dazu mangelte es an professionellen Produktionsmöglichkeiten.

Die Ideen und Patente gingen weiter nach Japan, wo das separated polarizer system auch ach 20 Jahren der Erfindung fester Bestandteil eines jeden LCD-Projektors ist und dem Anwender garantiert, dass das Gerät sicher und stabil läuft.

Die Popularität kleiner, einfach zu bedienender und im Betrieb sicherer Projektoren ist ungebrochen. Leicht übersieht man, dass neue Geräte und Erfindungen plötzlich neue Verhaltensweisen z. B. in der Freizeit hervorbringen. Als ab Mitte 1996 die DVD ihren Siegeszug begann, begann auch das Sterben der großen Programmkinos und gleichzeitig der Boom der DVD-Verleih-Geschäfte. Der Konsument hatte nun keine Lust mehr, vor einem Kino sich in die Schlange einzureihen, um eine Eintrittskarte zu erstehen. Zu Hause ging nun dank eines Kompaktprojektors die Titanic in einem Atlantik unter, der immerhin schon drei oder vier Meter breit war, und nebenbei konnte man noch zu Abend essen. Da sich laufend die Bildqualität der Projektoren verbessert, der Wettbewerb der LCD-Projektoren mit der Mikrospiegelaktor-Technik (z. B. Digital Light Processing, DLP) den Preis eher nach unten drückt und Filme sich zusätzlich aus dem Kabel, dem Internet und der Telefonsteckdose herunterladen lassen, wird sich das Heimkino sicher noch mehr etablieren.

Das muss sicherlich auch skeptisch betrachtet werden, da, wenn zusätzlich der Konsument auch noch einen Bildschirmarbeitsplatz hat und noch in der Freizeit den Computer nutzt, man durchaus von einer digitalen „Übervisualisierung“ sprechen kann.

Komplette Geräte der Imagina 90 mit externem Schaltnetzteil sind soweit bekannt nur noch in drei Exemplaren erhalten.

Daten

  • Material: Metall
  • Auflösung: über 100.000 Bildpunkte
  • Lampe: 36 Volt, 400 Watt, Xenon
  • Display: Panasonic
  • Objektiv: Pentacon 1:2,8/150 mm
  • Bildgröße: maximal 3 m Diagonale
  • Kühlung: nach PCT/DE87/00244
  • Abmessungen: 46,5 × 16 × 14,5 cm
  • Gewicht: 6,9 kg
  • Damaliger Preis: 7985 DM

Quellen

  • „TV-Kino für jedermann“ in Funk + Fernseh Journal, Nr.7, Juli 1989, Seite 8.
  • Prospekt der Imagina 90 aus dem Jahr 1989.
  • Deutsches Museum: Informationen zum Ausstellungsstück Inv.-Nr. 2005-481.
  • WDR-Filmarchiv

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