Ilona Staller

Ilona Staller
Ilona Staller 1986
Ilona Staller 2009

Elena Anna Staller (* 26. November 1951 in Budapest), besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Cicciolina (italienisch: Schnuckelchen), ist eine ehemalige ungarisch-italienische Pornodarstellerin und Politikerin. Nach ihrem Rückzug aus dem Pornographiegeschäft engagierte sich Staller aktiv für die italienische Partei Partito Radicale, für die sie von 1987 bis 1992 im Parlament in Rom saß.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Staller wurde als Tochter eines Beamten des ungarischen Innenministeriums geboren. Ihre Mutter war von Beruf Hebamme. Im Alter von 13 Jahren begann Staller, für eine ungarische Modelagentur zu arbeiten, später arbeitete sie als Escortgirl und gemäß eigenen Angaben gleichzeitig für den ungarischen Geheimdienst.[1]

Nach ihrer Übersiedelung nach Italien wurde sie dort Anfang der 1970er Jahre einem breiteren Publikum mit der Radioshow Radio Luna bekannt. Für diese Sendung gab sie sich erstmals ihren Künstlernamen Cicciolina.

Als Pornodarstellerin und italienische Politikerin

1978 sorgte Cicciolina für Schlagzeilen, als sie in der Fernsehshow C'era due Volte vor laufender Kamera ihre Brüste entblößte, was zuvor im italienischen Fernsehen undenkbar war. 1979 wurde sie zur Spitzenkandidatin der Lista del Sole, Italiens erster grünen Partei, gewählt. Zu ihrem Wahlkampf gehörte es, bei ihren Auftritten die Brüste zu entblößen. 1985 schloss sie sich dem Partito Radicale an und kämpfte gegen Nuklearenergie, für Menschenrechte und gegen den Hunger in der Welt. Sie wurde 1987 in das italienische Parlament gewählt – zu jener Zeit hatten Frauen 6,5 Prozent der Sitze dort inne. Ihre Pornoshow Perversion führte sie als Waffe im Krieg gegen die Prüderie auch während der Amtszeit weiterhin auf. Cicciolina provozierte öffentliche Skandale: 1988 war sie halb nackt auf den Colleoni gestiegen, um Fans mit nacktem Busen zu begrüßen. Wegen „obszöner Akte in der Öffentlichkeit“ wurde sie später in Venedig zu fünf Monaten auf Bewährung verurteilt.

1989 drehte Cicciolina ihren letzten Pornofilm. Während ihrer beinahe 20 Jahre dauernden Karriere als Darstellerin drehte sie mit fast allen Pornogrößen von John Holmes über Ron Jeremy bis zu Peter North und Rocco Siffredi.

Sie versteht sich in der Rolle der Exponentin einer unterrepräsentierten Welt, die sich offen zum lebensbejahenden Erotismus und Hedonismus bekennt: „Die Erotik ist ein großes Universum, in dem du den Himmel, die Sterne und das klare Meer erblickst. Ein Traum für den, der wirklich träumen kann, denn die Träume klammern sich an dich. Mein Leben war immer ein Traum. Ich lebe mit großer Intensität, denn ich liebe das Leben. Das Leben ist für mich Farbe, ist Liebe, Sex, Phantasie, Natur. Erotik ist der Sinn des Lebens, ein Blick, eine Hand, eine Liebkosung. Wie erregend ist der Geruch, der Schweiß auf den Lippen… Man muss dazu fähig sein, Erotik zu übertragen“. (im Buch von Riccardo Schicchi)

Heirat mit Koons

1991 heiratete sie den US-amerikanischen Objektkünstler Jeff Koons. Koons thematisierte den Intimbereich der Ehe in seinem Werk und es entstanden unter dem Titel Made In Heaven Skulpturen und großformatige Bilder, die ihn und Staller beim Geschlechtsverkehr und tabulosem Austausch von Zärtlichkeit zeigten. Riesige Fotos gaben das lustvolle Geschehen bis ins letzte Detail wieder, jedoch nicht um zu schockieren, sondern um in der Provokation die Schönheit zu offenbaren. Der Künstler stellte seiner Meinung nach sich und Cicciolina als Adam und Eva dar; die Bilder handeln von der Ursünde, inspiriert von Koons Lieblingsgemälde, Die Vertreibung aus dem Paradies von Masaccio. Koons versuchte mit diesem erotischen Fotozyklus, umgeben von künstlerisch-kitschigen Plastiken, nach Auffassung mancher Kritiker auch die Pornoindustrie aus der Schmuddelecke herauszuholen und in die Richtung „Liebe, Lust und Sinnlichkeit“ zu verschieben. Die Medienwirkung der unter anderem in New York, Bielefeld und Venedig präsentierten Werkgruppe war – auch für Staller – immens und hat beide Protagonisten auch weit außerhalb der Kunstwelt international bekannt gemacht.

Bereits 1992 brach die Ehe mit Koons wieder auseinander. Kurz nach der Trennung wurde ihr gemeinsamer Sohn Ludwig geboren, den Koons als eine biologische Skulptur und somit sein größtes Kunstwerk bezeichnet. Staller verließ zusammen mit ihrem Sohn die USA. 1998 wurde Staller nach einer langen gerichtlichen Auseinandersetzung das Sorgerecht zugesprochen, mit dem Recht zu Gunsten von Koons, den Sohn regelmäßig zu sehen und bei sich zu haben. Der Sohn ist amerikanischer Staatsbürger. Das Ehescheidungsverfahren ist derzeit noch in Italien anhängig.

Internationale politische Aktivitäten

Staller ist weiterhin politisch aktiv. Sie tritt für eine sichere Zukunft ohne Nuklearenergie und für absolute sexuelle Freiheit einschließlich des Rechts auf Sex für Insassen von Gefängnissen und der Legalisierung von Bordellen ein. Sie wendet sich gegen jede Form von Gewalt, gegen Todesstrafe und Tierversuche. Sie fordert die Entkriminalisierung von Drogen, ein Verbot jedweder Form von Zensur, Sexunterricht in Schulen und eine objektive Aufklärung über AIDS. Außerdem schlug Staller eine Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer vor, um damit Umweltprojekte finanzieren zu können.

Im Januar 2002 suchte Staller nach Möglichkeiten, in ihrem Heimatland für den Budapester Stadtteil Kőbánya in das ungarische Parlament einzuziehen. Sie wollte sich für Hilfe für die Armen einsetzen, um das öffentliche Gesundheitswesen, Obdachlose und die Probleme von Rentnern kümmern. Um ihre linksgerichtete Einstellung zu zeigen, entblößte sie während des Wahlkampfs oft ihre linke Brust. Mit ihrer Kandidatur hatte sie jedoch keinen Erfolg.

Ähnlich erging es ihr, als sie ihren Körper für ein Ende seiner Diktatur in den 1990ern Saddam Hussein anbot. Im Jahr 2006 wiederholte sie auf einer Erotikmesse dieses Angebot für Osama bin Laden.

Filmografie (Auswahl)

Literatur

  • Eberhard Petschinka: Cicciolina und der Papst. Dialog über das Paradies. Haymon-Verlag, Innsbruck 1994, ISBN 3-85218-158-5
  • Ilona Staller: Cicciolina oder warum mir das Ausziehen Spaß macht. Italiens berühmtester Sex-Star erzählt. Goldmann, München 1988, ISBN 3-442-09196-9
  • Riccardo Schicchi: Cicciolina - Ilona Staller. Köln, Taschen Verlag 1992, ISBN 3-8228-9761-2

Weblinks

 Commons: Ilona Staller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Popham: The Ex-Factor: La Cicciolina and the divorce from hell. In: The Independent. 29. Mai 2008, S. 4-5 (http://www.independent.co.uk/news/europe/the-exfactor-la-cicciolina-and-the-divorce-from-hell-835805.html, abgerufen am 30. Mai 2008).

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