Ili

Ili
Basisdaten
Großregion: Nordwestchina
Provinz: Xinjiang
Status: Autonome Bezirk
Einwohner: 3.821.940
Fläche: 273.200 km²
Location of Ili Prefecture within Xinjiang (China).png
Jurte in Ili

Der Kasachische Autonome Bezirk Ili (伊犁哈萨克自治州 Yili Hasake zizhizhou; Kasachisch: Ili Ķazaķ aptonom oblasti) liegt im Nordwesten des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China. Er ist nach dem Fluss Ili benannt. Seine Hauptstadt ist Gulja (Yining). Ili hat eine Fläche von ca. 273.200 km².

Inhaltsverzeichnis

Administrative Gliederung

Dem Autonomen Bezirk sind zwei Regierungsbezirke, Tacheng (塔城地区 Tǎchéng Dìqū ) und Altay (阿勒泰地区 Ālètài Dìqū ) mit ihren drei Städten, zehn Kreisen und einem Autonomen Kreis, unterstellt. Bis zum 6. Oktober 2001 gab es auch einen Regierungsbezirk Ili (伊犁地区). Dessen sieben Kreise, ein Autonomer Kreis und eine Stadt (Gulja) wurden nach seiner Auflösung direkt der Regierung des Autonomen Bezirks unterstellt, so wie schon zuvor die kreisfreie Stadt Kuytun. Somit sind Ili heute direkt unterstellt:

  • die Stadt Gulja (伊宁市 Yīníng Shì ),
  • die Stadt Kuytun (奎屯市 Kuítún Shì ),
  • der Kreis Gulja (伊宁县 Yīníng Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Jelilyüzi (吉里于孜镇),
  • der Kreis Tekes (特克斯县 Tèkèsī Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Tekes (特克斯镇),
  • der Kreis Nilka (尼勒克县 Nílèkè Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Nilka (尼勒克镇),
  • der Kreis Mongolküre (昭苏县 Zhāosū Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Zhaosu (昭苏镇),
  • der Kreis Künes (新源县 Xīnyuán Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Xinyuan (新源镇),
  • der Kreis Huocheng (霍城县 Huòchéng Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Shuiding (水定镇),
  • der Kreis Tokkuztara (巩留县 Gǒngliú Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Gongliu (巩留镇),
  • der Xibenischer Autonomer Kreis Qapqal (察布查尔锡伯自治县 Chábùchá'ěr Xībó Zìzhìxiàn), Hauptort: Großgemeinde Qapqal (察布查尔镇).

Ethnische Gliederung der Gesamtbevölkerung des Autonomen Bezirks Ili

Beim Zensus im Jahre 2000 hatte Ili insgesamt 3.821.940 Einwohner (Bevölkerungsdichte: 13,99 Einw./km²).

Name des Volkes Einwohner Anteil
Han 1.697.827 44,42%
Kasachen 979.343 25,62%
Uiguren 614.981 16,09%
Hui 339.570 8,88%
Mongolen 62.671 1,64%
Dongxiang 48.667 1,27%
Xibe 28.960 0,76%
Kirgisen 16.678 0,44%
Usbeken 5.491 0,14%
Daur 4.940 0,13%
Russen 4.482 0,12%
Mandschu 4.045 0,11%
Salar 3.097 0,08%
Tataren 2.584 0,07%
Sonstige 8.604 0,23%

Ethnische Gliederung des ehemaligen Regierungsbezirks Ili

Laut Zensus hatte der ehemalige Regierungsbezirk Ili im Jahre 2000 2.082.577 Einwohner.

Name des Volkes Einwohner Anteil
Han 675.150 32,42%
Uiguren 566.774 27,22%
Kasachen 469.634 22,55%
Hui 244.706 11,75%
Dongxiang 41.289 1,98%
Xibe 27.139 1,3%
Mongolen 26.624 1,28%
Kirgisen 14.739 0,71%
Usbeken 4.903 0,24%
Mandschu 2.689 0,13%
Salar 2.638 0,13%
Sonstige 6.292 0,29%

Geschichte

Kuldscha / Ili unter der Mandschuherrschaft

Nach der Zerstörung des Dsungarenreiches zwischen 1754 und 1759 durch Truppen der Qing-Dynastie gründeten die Mandschubefehlshaber eine Militärkolonie im Ili-Gebiet. Die 1764 gegründete Stadt Neu-Kuldscha wurde 1866 vollständig zerstört.
Seit der Besetzung durch die Mandschuadministration befindet sich die Region am Oberlauf des Ili bis in die Gegenwart fast ununterbrochen in chinesischer Hoheit. Die Region Kuldscha-Region (chinesische Bezeichnung Ili-Provinz, russische Bezeichnung Kuldscha-Distrikt) unterlag häufig aber wechselnden politischen Einflüssen.

Nach Fall des Mandschureiches 1862 verfiel hier der chinesische Einfluss während der Dunganenaufstände. In der Zeit zwischen 1862 und 1864 entflammten Kämpfe gegen äußere Einflüsse, bei denen auch das russische Konsulat und die Handelsniederlassung in Kuldscha zerstört wurden. Zahlreiche Flüchtlinge entkamen diesen Wirrnissen in das russische Siebenstromland. Es etablierte sich eine moslemische Machtstruktur aus der einheimischen Bevölkerung.

Zerfall chinesischer Herrschaft und Bildung des Sultanats Tarantschi

Im Januar 1866 stürmten regionale Gruppen der Dunganen und bewaffnete Angehörige der ostturkestanischen bzw. usbekischstämmige Bevölkerung (Tarantschi) die von den Chinesen gehaltene Festung in Neu-Kuldscha und nahmen sie ein. Dabei fanden der chinesische Regionalverwalter, seine Beamten und weitere Angehörige den Tod.

Als Jakub Bek 1867 vom benachbarten Kaschgar aus begann, die chinesische Herrschaft in der Region Ostturkestans zu beseitigen, ein eigenes Khanat schuf und Verbindungen mit den Engländern aufnahm, befürchtete die russische Seite eine Ausdehnung dieser Tendenzen über das Kuldscha-Gebiet bis in das Siebenstromland hinein.[1]

Der Kuldscha-Distrikt (rot umrandet)

Das in der Kuldscha-Region bereits 1864 entstandene autonome Sultanat erlangte nur eine geringe innere Stabilität. Dem vierten und letzten Sultan Alija-chan Obil-ogly gelang es nicht, die unruhige Situation in seinem Herrschaftsbereich zu befrieden. Sie griffen weiter auf die benachbarten Gebiete des russischen Siebenstromlandes über. Dadurch sah sich der dortige Militärbefehlshaber General Gerasim Alexejewitsch Kolpakowski (Truppen des Generalgouvernements der Steppe) zum Einschreiten gezwungen. Er führte zuerst Verhandlungen mit dem Sultan und als diese keinen Erfolg erbrachten, ließ er im Herbst 1870 mit einer Truppeneinheit den Musart-Pass (Gebirgsübergang im Tianschan) besetzen. Dadurch schnitt man die Verbindung nach Kaschgar an der Westseite des Gebirges ab.

Kuldscha unter russischer Verwaltung

Im Frühjahr 1871 spitzten sich die Verhältnisse zu. Kirgisenhirten aus Russland drangen in das Kuldschagebiet ein und versuchten den Sultan zu unterstützen. Dabei griffen sie Kosakentruppen an der Grenze an. Dieser Vorfall führte in der Folge zum russischen Einmarsch in das Sultanat. Am 21. Juni 1871 ergab sich Sultan Obil-ogly dem russischen Militär, das am Folgetag die Stadt Kuldscha besetzte. Damit übernahm das Russische Kaiserreich die Landschaften am Oberlauf des Ili in seine Verwaltung und gliederte es dem Generalgouvernement Turkestan an. Im Jahr 1872 schlossen Russland und Kaschgarien einen Handelsvertrag.[2]

Während der russischen Verwaltungsperiode wirkte in der Stadt Kuldscha der Arzt Albert Regel, der zur archäologischen und naturkundlichen Erforschung der Turfan-Region beitrug.

Der Engländer Edward Delmar Morgan bereiste 1880 Kuldscha und hinterließ in der Folge eine Beschreibung des Gebietes.[3]

Die Erwartungen der russischen Seite an die Entwicklung ihres politischen und ökonomischen Einflusses über den Kuldscha-Distrikt wurden als unbefriedigend empfunden, weil die Staatsinteressen weit über Kuldscha hinausgingen.

Als Jakub Bek 1877 bei militärischen Auseinandersetzung mit den Chinesen deren Truppen unterlag und seine beiden Söhne das Khanat nicht halten konnten, zerfiel sein Reich 1878 nach dem Fall von Khotan endgültig. Diese Entwicklung schwächte vorübergehend das Interesse der Russischen Regierung am Kuldscha-Distrikt ab. Daraufhin gab es im September 1879 Vertragsverhandlungen zwischen der russischen Regierung und einem chinesischen Unterhändlers in Livadia. Das Ergebnis wurde aber nach Rückkehr des Unterhändlers in Peking nicht bestätigt und er selbst zum Tode verurteilt (später begnadigt). Als unmittelbare Folge gab es an der russisch-chinesischen Grenze beiderseitige Militärkonzentrationen und die Kaiserlich Russische Marine bezog vor der Küste Chinas drohende Positionen. Ein neuer Vorstoß wurde mit dem chinesischen Gesandten in Paris, Marquis Tseng, unternommen. Seine Antrittsaudienz fand am 10. (23.) August 1880 in Sankt Petersburg statt. In deren Folge gelangte die bis dahin anhaltende militärische Konfrontation wieder zunehmend in friedlichere Bahnen.

Die Hauptmoschee in Kuldscha um 1882

Die Kuldschafrage wurde mit dem Vertrag von 2. (14.) Februar 1881 beendet. Demzufolge gab Russland die Region wieder an China zurück, verlangte aber einen Ausgleich für die zeitweiligen Verwaltungsaufwendungen und Ersatz für die den russischen Bürgern während dieser Zeit entstandenen Schäden in einer Höhe von 9 Millionen Silberrubel. Weiterhin regelte der Vertrag, dass der westliche Teil des Gebietes bei Russland verbliebe, da dort die umsiedlungswilligen Personen eine neue Heimat finden sollten.
Ferner bestimmte der Vertrag, dass das Recht Russlands, im Westen Chinas Konsulate zu unterhalten, weiter ausgedehnt und eine garantierte Verkehrsstraße für russische Händler zum Hafen nach Tientsin festgeschrieben wurden. Die Ratifizierung erfolgte von Russland am 4. (16.) August 1881 und durch den Chinesischen Kaiser bereits am 3. (15.) Mai 1881. [4][5]

Kuldscha als Teil Chinas

Zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Stadt Kuldscha zu einem wichtigen ökonomischen Zentrum westlich der Mongolei geworden. Die Bevölkerung der Stadt war ausgesprochen inhomogen zusammengesetzt. Neben zahlreichen Moscheen befanden sich hier zwei buddhistische Tempel, eine griechisch-katholische sowie eine römisch-katholische Kirche. Nördlich der Stadt gewann man Kohle und die Handelsstraße erfreute sich einer regen Nutzung in östlicher und westlicher Richtung.

Während der Chinesischen Revolution von 1911 geriet die Situation in der Kuldscha-Region wieder in eine instabile Lage. Russland verstärkte daraufhin seine Konsulatsschutztruppen in Sinkiang.

Das russische Konsulat in Kuldscha wurde im Jahr 1918 geschlossen. Erst zwischen 1924 und 1925 konnte es seine Arbeit wieder fortsetzen, sogar über das Jahr 1927 hinaus, als China die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion abbrach.[6]

Im November 1944 entflammten im Ili-Gebiet unter der kasachischen Bevölkerung Unruhen (Drei-Bezirke-Revolution), denen sich auch Angehörige der Uiguren anschlossen. Dabei wurde in der Stadt Kuldscha die Ostturkestanische Republik ausgerufen. Diese Bewegung diente der besseren Interessensvertretung der nichtchinesischen Bevölkerung.

Verhandlungen mit der Regionalregierung in Urumtschi führten Mitte 1946 zu einer Annäherung der Interessen. Der von der chinesischen Seite gestellte Chef der Regionalregierung und General Tschang Tschi-tschung leitete eine gegenüber den politischen Vertretern Kuldschas liberale Politik ein. In deren Folge kam es zu einer Regionalverfassung für das Kuldscha-Gebiet, finanzpolitischen Korrekturen und der Freilassung politischer Gefangner. Die Erwartungen der Kuomintang-Regierung an die politische Entwicklung in der Region wurden nicht ausreichend erfüllt. Dem gegenüber standen weitere Forderungen der nach Unabhängigkeit strebenden Regionalkräfte. Das führte 1947 zu einer Absetzung Tschangs (er verblieb in der Regierung) und der Übernahme seiner Funktion durch Masud Sabri. Dessen konservativen Positionen verschärften aber die Situation und führten durch Einfluss der Kuomintang zu seiner Absetzung. Ihm folgte 1948 der nach Peking orientierte Politiker Burchan. Die Mehrheitsverhältnisse entwickelten sich jedoch zu Gunsten kommunistischer Einflüsse. Die Sowjetunion hatte bis 1949 in der Region maßgeblichen politischen und militärischen Einfluss.

Als die Kommunistische Partei Chinas 1949 eine Versammlung des Politischen Volksrates einberiefe, nahmen Vertreter der Kuldscha-Bewegung und Tschang daran teil. In deren Folge bildete sich am 17. Dezember 1949 in Sinkiang eine Provisorische Volksregierung und das Gebiet von Kuldscha fiel wieder in den zentralen chinesischen Machtbereich. Anders als die Kuomintang beteiligten die kommunistischen Kräfte Chinas zu dieser Zeit in den Gebieten nichtchinesische Vertreter an den Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. 1954 wurde das Ili-Gebiet zum Kasachischen Autonomen Gebiet Tschou erklärt.[7]

Literatur

Gavin Hambly (Hrsg.): Zentralasien. Frankfurt am Main (Fischer TB Verlag) 1995, ISBN 3-596-60016-2

Einzelnachweise

  1. Hambly, 1995, S. 223
  2. Hambly, 1995, S. 308
  3. Meyers Konversations-Lexikon, Erg Bd. 19. 1881-1882, S. 76
  4. Meyers Konversations-Lexikon, Erg Bd. 18. 1880-1881, S. 570-571
  5. Meyers Konversations-Lexikon, Erg Bd. 19. 1881-1882, S. 562-564
  6. Hambly, 1995, S. 315
  7. Hambly, 1995, S. 318

Siehe auch

Weblinks


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