Ihmezentrum

Ihmezentrum
Ihme und Nordseite des Ihme-Zentrums

Das Ihme-Zentrum ist ein großes Wohn-, Büro- und Einkaufszentrum in Hannover zwischen den Stadtteilen Linden und Calenberger Neustadt. Es liegt direkt am Ufer des namensgebenden Flusses Ihme. Im Norden ist es durch die Spinnereistraße und den Platz „Küchengarten“ begrenzt, im Westen durch die Blumenauer Straße. Die Südseite ist in unmittelbarer Nähe des Platzes „Schwarzer Bär“ und des Veranstaltungszentrums Capitol.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Konzept

Ihme-Zentrum Gesamtansicht in der Süd-Nord-Ausdehnung aus Richtung Osten

Das Ihme-Zentrum sollte eines von mehreren hochverdichteten Wohn-, Arbeits- und Einkaufszentren sein, die in den 1960er Jahren für das Stadtgebiet von Hannover geplant waren. Mit diesen Zentren sollte die Innenstadt entlastet und gleichzeitig zentraler Wohnraum geschaffen werden. Das Ihme-Zentrum war das einzige dieser Zentren, das tatsächlich gebaut wurde.

Konzipiert wurde das Ihme-Zentrum als „Stadt in der Stadt“, die meisten für das tägliche Leben nötigen Einrichtungen sollten also im Zentrum selbst vorhanden sein. Im Süden und Norden von etwa 20-stöckigen Wohnhochhäusern eingerahmt, befinden sich dazwischen zwei fünf- bis sechsstöckige Riegel mit Wohnungen. Eine durchgängige Ladenpassage durchzieht das Ihme-Zentrum. An den äußeren Enden befinden sich größere, mehrstöckige Ladengeschäfte für Ankermieter, während dazwischen kleinere Ladenlokale dominieren. Eine fast das gesamte Zentrum unterkellernde zweistöckige Tiefgarage stellt eine große Zahl von Parkplätzen bereit.

Eine Auflage für das fünfköpfige Architektenteam war, dass jeder Architekt dort eine eigene Wohnung haben musste. Auch Stadtbaurat Hanns Adrian, einer der Hauptfürsprecher des Projektes, wohnte im Ihme-Zentrum.

Baudurchführung

Geplante Unterquerung des Ihme-Zentrums im Zuge der D-Linie

Baubeginn war 1972. Das gesamte Zentrum wurde in einem Stück gebaut, was es zu einer der umfangreichsten Baustellen mit dem größten gegossenen Betonfundament Europas machte. Bis 1975 entstanden eine Verkaufsfläche von 60.000 m² sowie Wohnflächen von 58.300 m² für etwa 860 Wohnungen (etwa 2.400 Personen) und 8.000 m² für etwa 450 Studenten. Die Fundamentgründung und die Anordnung der Hochhaustürme im Bereich Ihmeplatz ist zudem so gestaltet, dass relativ einfach ein U-/Stadtbahntunnel unter dem Bauwerk durchgeführt werden könnte, wie dies Planungen aus den 1960er und 1970er Jahren vorsahen.

Architektonische Probleme

Das Ihme-Zentrum hat mit mehreren architektonischen Problemen zu kämpfen:

  • Der Bau ist im Stile des (schon zur Bauzeit umstrittenen) Brutalismus gehalten und an vielen Stellen verwinkelt und unübersichtlich.
  • Die Ladenpassage ist nicht durchgängig überdacht. In den 1980er- und 1990er-Jahren ergänzte Dachkonstruktionen konnten das Problem nicht vollständig lösen.
  • Die Nähe zum idyllischen und grünen Ihmeufer wird nicht genutzt: Von der Ladenpassage aus gibt es nur einige zugige Durchgänge auf eine hoch liegende Promenade, die durch keine Bewirtschaftung oder Möblierung aufgewertet ist.
  • Am problematischsten ist die selbstgewählte Insellage: Die Hauptverkehrsebene des Ihmezentrums liegt eine Etage über Straßenniveau und ist nur an wenigen Stelle über Treppen, Rolltreppen und -bänder oder Fahrstühle erreichbar, die Fußgängerüberführung der Verkehrskreuzung am Küchengarten wurde nicht ausreichend akzeptiert. Die „Nullebene“ auf Straßenniveau dient ausschließlich Bewirtschaftung und Anlieferung.

Verkaufs-, Büro- und Wohnflächennutzung

Ladenpassage im Ihme-Zentrum im Juni 2003
Hauptverwaltungsgebäude der Stadtwerke Hannover

Seit seiner Eröffnung hatte das Ihme-Zentrum mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Die Ladenzeilen-Ankermieter der Anfangszeit, Kaufhof im Norden und der Lebensmittelmarkt Huma im Süden, waren nur wenige Jahre vor Ort. Auch Allkauf sowie verschiedene Folgemieter konnten sich im Süden nicht halten, sodass die dortige zweistöckige Verkaufsfläche seit etwa Mitte der 1990er Jahre leer steht. Nach Kaufhof wurde die Kaufhausfläche im Norden durch die hannoversche Filiale des Technikhauses Saturn-Hansa bis 2004 genutzt. Nach Auszug 2004, gab es keinen reichweitenstarken Kundenmagneten im Ihme-Zentrum, was den Niedergang der kleineren Läden nochmals beschleunigte.

Die Landeshauptstadt Hannover mietete Ende der 90-er Jahre im problematischen nord-westlichen Teil des Ihme-Zentrums Büroflächen von über 5.000 m², um den Verfall der Gebäude zu verhindern. Bezeichnender Weise wurde seinerzeit das Hochbauamt der Stadt Hannover von attraktiven Innenstadtbüros in das Ihme-Zentrum verlegt. 2002 wurden nach Auszug der Norddeutschen Landesbank von der Stadt Hannover weitere Büroflächen (ca. 5000 m²) für städtische Ämter gemietet, in Verbindung mit der Verpflichtung des Vermieters einer zügigen Revitalisierung des gesamten Komplexes.

Gegenwärtig stehen fast alle Ladenlokale leer, weil der Umbau der gesamten Einkaufspassage 2006 begonnen hat. Einzige publikumsrelevante Mieter sind Ämter der Landeshauptstadt Hannover und die Stadtwerke Hannover (enercity), die zwei Hochhäuser als Verwaltungsgebäude nutzen.

Umbau seit 2006

Erdgeschoss oder Nullebene 2004
Südbereich mit Ihme und Fußgängerbrücke

Anfang der 2000er Jahre übernahm der Investor Engel einen Großteil der Ladenflächen. Dieser hatte in der Vergangenheit bereits andere, ähnliche Objekte in Deutschland erfolgreich saniert, darunter das NordWestZentrum in Frankfurt am Main. Im Ihme-Zentrum konnten jedoch lange Zeit keine neuen Geschäfte, insbesondere keine Ankermieter gewonnen werden. Nachdem dies im Jahr 2005 endlich gelungen war, war im Juni 2006 Baubeginn für eine grundlegende Sanierung, mit der auch die zuvor genannten architektonischen Probleme entschärft werden sollen. Die Fertigstellung der Sanierung war für Anfang 2008 geplant. Im Juli 2006 wurden die Anteile der Firmengruppe Engel von der amerikanischen Carlyle Group übernommen, die den Umbau weiterführt. Der geplante Linden-Park ist das erste Immobilienentwicklungsprojekt, in das Carlyle mit seinem zweiten Immobilienfonds, Carlyle Europe Real Estate Partners II, in Hannover investiert.

Herzstück der Pläne ist eine neue, mit viel Glas und hochwertigen Baumaterialien ausgestattete Ladenpassage im Erdgeschoss, auf Straßenebene. Auch die Erneuerung der darüber liegenden Passage als Mall ist in Bau. Das Projekt läuft unter dem Namen Linden-Park und soll voraussichtlich im 3.Quartal 2009 fertiggestellt werden[1]. Das damals mit der Ausführungsplanung der Shopping-Mall beauftragte Architekturbüro W+P, Hannover meldete im Mai 2008 Insolvenz an [2].

Infolge der allgemeinen Krise an den Kapitalmärkten steht die Muttergesellschaft Carlyle Group unter erheblichem finanziellen Druck [3]. Im Januar 2009 kam es zu einem Baustopp als Folge von Nichtbezahlung von Baufirmen. Auf Grund von Brandschutzmängeln wurde der größte Teil der Tiefgaragen gesperrt. Am 23. Februar 2009 hat US-Investor Carlyle für seine am Umbau des Komplexes beteiligten Projektgesellschaften Insolvenz beantragt. Die Landesbank Berlin als Co-Finanzierer sei aber weiterhin an einer Lösung für das Bauprojekt interessiert.[4]

Einzelnachweise

  1. Hannoversche Allgemeine Zeitung 13. November 2008
  2. Hannoversche Allgemeine Zeitung 06. Juni 2008
  3. Hannoversche Allgemeine Zeitung 06. Juni 2008
  4. http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/US-Investor-stoppt-Umbau-des-Ihme-Zentrums Hannoversche Allgemeine Zeitung 23. Februar 2009

Weblinks

52.3708333333339.71722222222227Koordinaten: 52° 22′ 15″ N, 9° 43′ 2″ O


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