Altum

Altum
Bernard Altum

Johann Bernard Theodor Altum (* 31. Dezember 1824 in Münster; † 1. Februar 1900 in Eberswalde) war ein deutscher römisch-katholischer Priester, Zoologe und Forstwissenschaftler. Er war ein bedeutender Ornithologe. Als erster brachte er eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln vor, worin er auch die Funktion des Vogelgesangs einschloss.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bernard Altum wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Münster auf. Seine Eltern waren der Schuhmacher Bernard Theodor Altum und Anna Gertrude Antonette Huder. Nach dem Besuch der Volksschule wurde er aufgrund seiner ausgezeichneten schulischen Leistungen am Gymnasium Paulinum in Münster aufgenommen. Nach dem Abitur 1845 studierte Altum in seiner Heimatstadt zunächst Theologie, dann auch Philologie, Geologie und Botanik. Im Jahr 1849 empfing er durch Bischof Johann Georg Müller die Priesterweihe und war anschließend Kaplan in St. Servatii in Münster sowie später Hauslehrer. Von 1853 bis 1855 studierte er an der Universität Berlin Philosophie und Philologie. Mit Vorliebe widmete er sich jedoch den Naturwissenschaften, besonders der Zoologie. Er hörte bei Johannes Peter Müller Anatomie und Physiologie, arbeitete unter Martin Lichtenstein am Zoologischen Museum Berlin. 1855 wurde Altum an der Universität Berlin mit einer vergleichenden Arbeit über Homer, Aischylos, Sophokles und Euripides zum Doktor promoviert. 1856 kehrte Altum nach Münster heim und nahm dort zunächst eine Lehrerstelle am Realgymnasium an, wirkte nebenbei aber auch als Domvikar und Religionslehrer. 1859 habilitierte er sich als Privatdozent für Zoologie an der Theologisch-philosophischen Akademie. In dieser Zeit erwarb sich Altum große Verdienste um die Zoologie als Unterrichtsfach an Schulen, vor allem durch seine Schrift „Winke zur Hebung des zoologischen Unterrichts“ (1863).

Bernard Altum lehrte ab 1869 an der Forstakademie in Eberswalde

Im Jahr 1869 wurde er als Nachfolger Julius Theodor Christian Ratzeburgs zum Professor der Naturwissenschaften an die Forstakademie zu Neustadt-Eberswalde berufen. Dort beschäftigte er sich intensiv mit Fragen des Waldschutzes gegen Tiere und verfasste unter anderem die dreibändige „Forstzoologie“ (1872-1875), die lange ein Standardwerk war. Zudem war Altum einer der führenden Ornithologen seiner Zeit, erkannte etwa die Bedeutung der Spechte für die Lebensgemeinschaft Wald und schrieb das vielbeachtete Werk „Der Vogel und sein Leben“ (1868), das bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein zahlreiche Neuauflagen erlebte. Dieses Buch war epochemachend, weil Altum darin als erster eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten vorbrachte und dabei auch die Funktion des Vogelgesangs berücksichtigte. Damit stand er in Opposition zum herrschenden Anthropomorphismus seiner Zeit, wie er etwa in den populären Werken Alfred Brehms vorherrschte. Seine Theorien brachten Altum zunächst viel Kritik ein, sind heute jedoch Allgemeingut. Während der letzten Dekade seines Lebens war er Präsident der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Daneben gehörte er mehreren anderen naturwissenschaftlichen Vereinigungen an, darunter den ornithologischen Vereinen von Berlin und Stettin, dem Entomologischen Verein Berlin und der Kaiserlichen Gesellschaft für Naturkunde in Moskau.

Bereits als Gymnasiast hatte Altum zudem damit begonnen, umfangreiche Sammlungen von selbst präparierten europäischen Vögeln und deren Eiern sowie von Schmetterlingen und Käfern anzulegen. Diese Sammlungen überließ er später unentgeltlich der Forstakademie, wo sie wichtiger Teil des zoologischen Unterrichts waren. Allein die Schmetterlingssammlung umfasste 7000 Exemplare.

Bernard Altum (sitzend, 2.v.r) als Mitglied der Examenskommission zur Abnahme der Forstassessorenprüfung am 28. Oktober 1893 (v.l. sitzend): Wilhelm Liebrecht, Adolf Remelé, Altum, Anton Müttrich sowie (v.l., stehend): Frank Schwarz, Adolf Runnebaum, Bernhard Danckelmann (nicht Mitglied der Kommission), Wilhelm Waechter, Karl Dickel und Johann Ludwig Boy (nicht Mitglied).

Auf jagdkundlichem Gebiet machte er sich einen Namen mit Arbeiten über die Geweihbildung bei Rothirsch, Rehbock, Elch und Damhirsch. Er war auch ein vorzüglicher Jäger und galt als Schießvirtuose. Neben seinen Büchern verfasste er zahlreiche Abhandlungen in verschiedenen Fachzeitschriften. Er war auch ein Verfechter der gegen Charles Darwin gerichteten teleologischen Entwicklungstheorie und erhielt 1891 den Titel „Geheimer Regierungsrat“. Von 1888 bis 1896 gehörte Altum zudem der Examenskommission an, die im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten (Berlin) die Forstassessorenprüfung abnahm.

Altums Leben war von tiefer Religiosität geprägt. Auch in Eberswalde blieb er als katholischer Geistlicher aktiv und betreute die kleine Gemeinde St. Peter und Paul. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Direktor der Forstakademie Bernhard Danckelmann, wie er ein Sohn der roten Erde und gläubiger Katholik.

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof des Gutes Heidhorn bei Hiltrup.

Ehrungen

Daneben erhielt Bernard Altum die Ehrenmitgliedschaften des Pommerschen und des Schlesischen Forstvereins, des Westfälischen Vereins für Vogelschutz, des Ornithologischen Vereins Wien und der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden.

Denkmäler

Symbolisches Denkmal an Altum in Form einer Eule auf der Kreuzschanze in Münster.

In seiner Geburtsstadt Münster errichtete man zu Ehren Altums an der Kreuzschanze in der Nähe des Buddenturms ein von dem Bildhauer Wilhelm Bolte geschaffenes Denkmal, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Als Ersatz wurde 1962 an der Kreuzschanze eine symbolische Skulptur von Arnold Schlick aufgestellt. Auf dem Sockel sitzt ein Uhu, am Fuß der Stele ist eine Vogeltränke angebracht. In Münster erinnert zudem die Altumstraße an den bedeutenden Forstzoologen und Ornithologen. In der Forstakademie Eberswalde wurde bereits 1903 eine Porträtbüste Altums enthüllt, die sich heute im Historischen Fundus der Fachhochschule befindet.

Schriften (Auswahl)

  • Similitudines Homeri cum Aeschyli, Sophoclis, Euripidis comparantur, Dissertation, Berlin 1855
  • Winke zur Hebung des zoologischen Unterrichts, Münster 1863
  • Die Säugetiere des Münsterlands, Münster 1867
  • Der Vogel und sein Leben, Münster 1868
  • zusammen mit Hermann Landois: Lehrbuch der Zoologie, Freiburg 1870
  • Forstzoologie, 3 Bände, Berlin 1872–1875
  • Die Geweihbildung bei Rothirsch, Rehbock, Damhirsch, Berlin 1874
  • Die Geweihbildung des Elchhirsches, Berlin 1874
  • Unsre Spechte und ihre forstliche Bedeutung, Berlin 1878
  • Unsre Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung etc., Berlin 1880
  • Waldbeschädigungen durch Thiere und Gegenmittel, Berlin 1889

Literatur

  • Albrecht Milnik: Bernard Altum. In ders. (Hrsg.) et al.: Im Dienst am Wald – Lebenswege und Leistungen brandenburgischer Forstleute. Brandenburgische Lebensbilder. Verlag Kessel, Remagen-Oberwinter 2006, ISBN 3-935638-79-5, S. 242-243
  • Albrecht Milnik, Klaus Rohlfien: Professor der Zoologie Dr. Bernard Altum (1824-1900). Zum 100. Todestag. In: Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 2000/2001. Verein für Heimatkunde zu Eberswalde, Eberswalde 2000, S. 239-248, ISSN 1616-1882
  • Ludwig Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas. 1747 bemerkenswerte Biographien vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Verlagsgemeinschaft Aula-Verlag, Quelle-Meyer-Verlag, Limpert-Verlag 2006, ISBN 3-89104680-4 (Einträge zu Bernard Altum in Band I, S. 19, und Band II, S. 148)
  • Hermann Schalow: Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg. (Reprint der Ausgabe von 1919.) Verlag Natur & Text, Rangsdorf 2004, ISBN 978-3-9807627-9-3 oder ISBN 3-9807627-9-3 (enthält auch ein Kapitel über Altum)
  • Gelasius Kraus: Bernard Altum als Naturphilosoph. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie im 19. Jahrhundert. Schöningh, Paderborn 1914
  • Hermann Eidmann: Altum, Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 230. (mit mehreren fehlerhaften Angaben)
  • Feige: Gedächtnisrede auf Herrn Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Bernard Altum (...), geboren den 31. Dezember 1824 zu Münster in Westf., gestorben den 1. Februar 1900 zu Eberswalde (...). Seiner Pfarrgemeinde zum Andenken gehalten am 11. Februar 1900 (...). Müller, Eberswalde 1900, 12 S.

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