Altsüdarabische Schrift

Altsüdarabische Schrift
Altsüdarabische Inschrift
Eine sabäische Inschrift

Die Altsüdarabische Schrift ist ein im südlichen Arabien (heutiges Jemen), insbesondere im Reich Saba vom 8. Jh. v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert benutztes Konsonantenalphabet mit 29 Zeichen, in einer von den Abjaden abweichenden Reihenfolge. Es entstand wohl zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. aus der phönizischen Schrift und wurde zum Ursprung der äthiopischen Schrift. Mit der altsüdarabischen Schrift wurde die Altsüdarabische Sprache geschrieben. Auffällig ist das Streben der Zeichen nach Symmetrie und Ausgewogenheit. Die Worttrennung erfolgt durch senkrechte Striche, Zahlzeichen wurden eingeklammert. Neben den unten dargestellten Monumentalzeichen, die in Steininschriften benutzt wurden, wurden für kurze Inschriften auf Holz Kursivbuchstaben benutzt.

Die altsüdarabische Schrift ist mit der arabischen Schrift nicht näher verwandt.

In der Frühzeit der südarabischen Schriftkultur wurde der Text bustrophedon, d.h. auf der ersten Zeile von links nach rechts und auf der zweiten Zeile von rechts nach links geschrieben. Erst später erfolgte eine Vereinheitlichung der Schreibweise, indem die Texte in allen Zeilen von links nach rechts aufgezeichnet wurden.

Die letzte bekannte südarabische Inschrift stammt aus dem Jahr 559. Nachdem der Jemen zu Beginn des 7. Jahrhunderts den Islam übernommen hatte, wurde die südarabische Schrift recht schnell vom arabischen Alphabet verdrängt.

Nach den ersten Berichten über antike Inschriften im Jemen gelang den Gelehrten Wilhelm Gesenius und Emil Rödiger die Entzifferung der südarabischen Schrift.

Inhaltsverzeichnis

Zeichen

Die altsüdarabischen Zeichen zeigen eine große Breite an Variationen; die folgende Tabelle zeigt standardisierte Formen.

Das altsüdarabische Alphabet
Zeichen
Transkription
IPA
Himjar ha.PNG
h
[h]
Himjar lam.PNG
l
[l]
Himjar ha2.PNG

[ħ]
Himjar mim.PNG
m
[m]
Himjar qaf.PNG
q
[q]
Himjar wa.PNG
w
[w]
Himjar shin.PNG
s2 (š)
[ɬ]
Himjar ra.PNG
r
[r]
Himjar ba.PNG
b
[b]
Himjar ta2.PNG
t
[t]
Himjar sin.PNG
s1 (s)
[s]
Himjar kaf.PNG
k
[k]
Himjar nun.PNG
n
[n]
Himjar kha.PNG

[x]
Himjar za.PNG
s3 (ś)
[s̪]
Himjar fa.PNG
f
[f]
Himjar alif.PNG
ʾ
[ʔ]
Himjar ajin.PNG
ʿ
[ʕ]
Himjar za2.PNG

[ɬʼ]
Himjar djim.PNG
g
[g]
Himjar dal.PNG
d
[d]
Himjar ghajn.PNG
ġ
[ɣ]
Himjar ta1.PNG

[tʼ]
Himjar tha.PNG
z
[z]
Himjar dhal.PNG

[ð]
Himjar ja.PNG
y
[j]
Himjar th.PNG

[θ]
Himjar sad.PNG

[tˢʼ]
Himjar dad.PNG

[θʼ]

Wörter wurden mit dem Zeichen Old South Arabian word seperator.svg getrennt.

Zahlzeichen

Das Zahlensystem ähnelt stark dem römischen: sowohl für die Potenzen von 10 (1, 10, 100, etc.) als auch für deren Fünffaches (5, 50, etc.) waren eigene Zeichen vorhanden:

1 Himjar word separator.PNG
5 Himjar kha.PNG
10 Himjar ajin.PNG
50 Himjar 50.PNG
100 Himjar mim.PNG
1000 Himjar alif.PNG

Die dazwischen liegenden Zahlen wurden durch Addition der direkt darstellbaren Zahlen geschrieben, wobei bei den Zahlen bis 999 die Zehner rechts (d.h. vor) den Einern standen:

17 = Himjar word separator.PNGHimjar word separator.PNGHimjar kha.PNGHimjar ajin.PNG = 10 + 5 + 1 + 1

99 = Himjar word separator.PNGHimjar word separator.PNGHimjar word separator.PNGHimjar word separator.PNGHimjar kha.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar 50.PNG = 50 + 10 + 10 + 10 + 10 + 5 + 1 + 1 + 1 + 1

Die Tausender wurden auf zwei verschiedene Weisen geschrieben: sind sie nicht zu groß, wurde einfach das Zeichen Himjar alif.PNG so oft aneinandergereiht, wie Tausender darzustellen waren:

8000 = Himjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNG = 8 × 1000.

Höhere Tausender dagegen wurden dargestellt, indem Himjar ajin.PNG für 10.000, Himjar 50.PNG für 50.000 und Himjar mim.PNG für 100.000 verwendet wurde:

31.000 = Himjar alif.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNG = 3 × 10.000 + 1000 (und nicht 1030)

40.000 = Himjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNGHimjar ajin.PNG = 4 × 10.000 (und nicht 40)

253.000 = Himjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar 50.PNGHimjar mim.PNGHimjar mim.PNG = 2 × 100.000 + 50.000 + 3 × 1000 (und nicht 3250)

Vielleicht aufgrund dieser Mehrdeutigkeit wurden Zahlzeichen, wenigstens in monumentalen Inschriften, immer durch das phonetisch geschriebene entsprechende Zahlwort verdeutlicht. Um Zahlen von Buchstaben abzutrennen werden Ziffernfolgen durch Himjar number.PNG umgeben: Himjar number.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar alif.PNGHimjar ajin.PNGHimjar number.PNG = 16.000.


Die meisten altsüdarabischen Zahlzeichen waren gleichzeitig Buchstaben, wobei Himjar 50.PNG = 50 das halbierte Himjar mim.PNG = 100 ist.

Literatur

  • Maria Höfner: Altsüdarabische Grammatik (Porta linguarum Orientalium, Band 24) Leipzig, 1943
  • Jacqueline Pirenne: Paléographie des Inscriptions sud-arabes, Tome I. (Verhandelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van Belgie. Klasse der Letteren. Verhandeling Nr. 26) Brüssel, 1956 (nicht unumstrittene Einteilung der altsüdararabischen Schrift in paläographische Phasen)

Links

 Commons: Old South Arabian inscriptions – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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