Ignacy Kazimierz Ledóchowski

Ignacy Kazimierz Ledóchowski

Ignacy Kazimierz Maria Graf Ledóchowski (* 5. August 1871 in Loosdorf, Niederösterreich; † 6. März 1945 im KZ Dora-Mittelbau) war ein polnischer General. Er entstammte aus der polnisch-osterreichischen Grafenfamilie Ledóchowski.

Leben

Der Sohn von Antoni August Ledóchowski in dessen zweiter Ehe mit Josefine von Salis-Zizers entstammt der alten südpolnischen Adelsfamilie Ledóchowski. Er war der jüngste von zwölf Geschwistern, zu denen die selige Maria Teresia Ledóchowska, die heilige Ursula Ledóchowska und der General der Jesuiten Włodzimierz Dionizy Ledóchowski gehören. Sein Urgroßvater war der General Ignacy Hilary Ledóchowski.

Ledóchowski wuchs in Niederösterreich auf, wo die Familie seit 1843 ansässig war. Nach dem Tode seiner ersten Frau verließ sein Vater das Gut in Sitzenthal und errichtete eine Villa in Loosdorf. Schon kurz nach Ignacys Geburt verlor sein Vater 1873 beim Bankenkrach große Teile seines Vermögens und musste die Villa verkaufen. Ignacy wuchs in St. Pölten auf, wohin die Familie 1874 gezogen war.

Nach der Schulzeit erhielt er von 1886 eine militärische Ausbildung an der Heeresschule Mährisch Weißkirchen und ab 1889 an der k.u.k. Kriegsschule in Wien. Nach Erhalt seines Offiziersdiploms der k.u.k. Armee wurde Ledóchowski im Range eines Leutnants nach Krakau abkommandiert. Am 24. November 1903 heiratete er in Krakowiec, Powiat Jaworów, Paulina Gräfin Lubieńska. Aus der Ehe gingen vier Kinder Jadwiga, Maria Teresia, Jozefa Maria und Włodzimierz Ignacy hervor.

Während des Ersten Weltkrieges kämpfte Ledóchowski als Kommandeur eines österreichisch-ungarischen Regiments in Wolhynien und Italien. Zum Kriegsende stand er im Range eines Oberst und war mit dem Leopold-Orden und dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet worden.

Am 28. November 1918 trat Ledóchowski, der seit den gemeinsamen Kämpfen an der russischen Front während des Kriegs mit Józef Piłsudski befreundet war, ins neue polnische Heer ein. Als 1919 der Polnisch-Sowjetische Krieg ausbrach, war er als Bataillons- und später Divisionskommandeur wesentlich am „Wunder an der Weichsel“ beteiligt. Nach dem Rigaer Friedensvertrag von 1921 wurde er Kommandeur der Armeeschule Kobryń. Ab 1923 übernahm Ledóchowski, dem das Kreuz der Ehrenlegion verliehen worden war, im Range eines Generalleutnants leitende Funktionen an den Wehrkreiskommandos Krakau und Łódź.

Als Piłsudski im Jahre 1926 durch einen Staatsstreich die Macht ergriff, war die alte Freundschaft bereits zerbrochen. Ledóchowski verweigerte ihm die Unterstützung und wurde am 1. Februar 1927 entlassen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bewirtschaftete er das Gut seiner Frau in Wólka Rosnowska bei Lemberg. Nach der Teilung Polens entlang der Ribbentrop-Molotow-Linie floh die Familie vor den sowjetischen Besatzern auf ihr im deutschen Teil gelegenes Gut Lipnica Murowana. Nachdem Ledóchowski erkannt hatte, dass auch hier das Kriegsvölkerrecht missachtet wurde, nahm er Kontakte zur Armia Krajowa auf. Er unterstützte die Untergrundarmee in verschiedener Form, unter anderem durch Verwaltung von Geldern und wurde als Krak zum Berater bei der Aufstellung und Ausbildung von Partisaneneinheiten.

Der Reserveoffizier der Armia Krajowa wurde am 1. Juli 1944 durch die Gestapo verhaftet, nachdem ihnen eine Fotografie von der Abnahme eines feierlichen Gelöbnisses der Armia Krajowa bei Iwkowa durch Ledóchowski in die Hände gefallen war. Nachdem er sich bei seinen Verhören offen zu seiner Zugehörigkeit zur Armia Krajowa bekannt hatte, wurde Ledóchowski im August 1944 in das KZ Groß-Rosen verbracht. Während der KZ-Haft wurde er zur Arbei in der Weberei herangezogen. Wegen seiner Ehrlichkeit und seines tiefen katholischen Glaubens wurde er unter seinen Mithäftlingen und dem Wachpersonal als der Heilige General bezeichnet.

Nach der Räumung des KZ Groß-Rosen vor der herannahenden Front gehörte Ledóchowski zu den Häftlingen, die Mitte Februar 1945 ins KZ Dora-Mittelbau transportiert wurden. In Folge dieser mehrtägigen Verlegung, die bei winterlichen Temperaturen in offenen und zugigen Eisenbahngüterwagen erfolgte, erkrankte Ledóchowski an einer Lungenentzündung, an deren Folgen der Häftling Nummer 113195, politischer Pole, Ledochowski, Ignatz wenig später im Lager Dora verstarb.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ignacy Kazimierz Ledochowski — Ignacy Kazimierz Maria Graf Ledóchowski (* 5. August 1871 in Loosdorf, Niederösterreich; † 6. März 1945 im KZ Dora Mittelbau) war ein polnischer General. Er entstammte aus der polnisch osterreichischen Grafenfamilie Ledóchowski. Leben Der Sohn… …   Deutsch Wikipedia

  • Ignacy Hilary Ledochowski — Ignacy Hilary Ledóchowski Ignacy Hilary Graf Ledóchowski (* 13. Januar 1789 in Krupa; † 29. März 1870 in Klimontów) war ein General aus der polnischen Grafenfamilie Ledóchowski und Kommandant der Festung Modlin. Leben Ignacy Hilary Ledóc …   Deutsch Wikipedia

  • Ignacy Graf Ledóchowski — Ignacy Ledóchowski ist der Name mehrerer Personen aus dem polnischen Adelsgeschlecht der Grafen Ledóchowski Ignacy Hilary Ledóchowski (1789 1870), polnischer Brigadegeneral Ignacy Kazimierz Ledóchowski (1871 1945), polnischer General, der Heilige …   Deutsch Wikipedia

  • Ignacy Hilary Ledóchowski — Ignaz Ledochowski, Lith …   Deutsch Wikipedia

  • Ignacy Ledóchowski — ist der Name folgender Personen: Ignacy Hilary Ledóchowski (1789–1870), polnischer Brigadegeneral Ignacy Kazimierz Ledóchowski (der Heilige General; 1871–1945), polnischer General Diese Seite ist eine Begriffskläru …   Deutsch Wikipedia

  • Ledochowski — Die Grafen Ledóchowski sind ein polnisches und österreichisches Adelsgeschlecht. Die Familie Ledóchowski gehört dem polnischen Uradel sowie dem österreichischen Adel an. Sie sind ein altes wolhynisches Adelsgeschlecht, dessen Stammreihe im Jahre… …   Deutsch Wikipedia

  • Ledóchowski — Die Grafen Ledóchowski sind ein polnisches und österreichisches Adelsgeschlecht. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bekannte Namensträger 3 Bildergalerie 4 Das Historische Museum Warschau …   Deutsch Wikipedia

  • Wlodimir Ledochowski — Włodzimierz Ledóchowski, S.J. (October 7, 1866 December 13, 1942) was the twenty sixth Superior General of the Society of Jesus.He was born on the family estate Sitzenthal in Loosdorf, near St. Pölten (Lower Austria), the son of Count Antoni… …   Wikipedia

  • Wlodimir Ledochowski — Wlodimir (o Włodzimierz) Ledóchowski (7 de octubre de 1866 13 de diciembre de 1942) fue el Vigésimo Sexto superior general de la Compañía de Jesús. Biografía Nació en una finca familiar, Sitzenthal, en Loosdorf, cerca de St. Pölten (Baja Austria) …   Wikipedia Español

  • Ledochowska — Die Grafen Ledóchowski sind ein polnisches und österreichisches Adelsgeschlecht. Die Familie Ledóchowski gehört dem polnischen Uradel sowie dem österreichischen Adel an. Sie sind ein altes wolhynisches Adelsgeschlecht, dessen Stammreihe im Jahre… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”