Idolenlehre

Idolenlehre

Als Idolenlehre wird das von Francis Bacon 1620 entwickelte erkenntniskritische Konzept des Empirismus bezeichnet, mit dem Trugschlüsse und naive Naturverständnisse vermieden werden sollen. Dagegen sollen im wissenschaftlichem Sinne die Ereignisse mit dem Ziel die Welt zu verstehen, kognitiv geordnet und Regeln entwickelt werden.

Bacon definiert Idole als die "falschen Begriffe, welche vom menschlichen Verstand schon Besitz ergriffen haben und tief in ihm wurzeln". Sie halten den "Geist der Menschen" in Beschlag. Er unterscheidet vier charakteristische Idole, die an der Erkenntnis hindern:

Vier Arten von solchen Idolen halten den menschlichen Geist gefangen (Quatuor sunt genera Idolorum...). Ich habe sie der besseren Darstellung wegen mit Namen versehen; die erste Art soll als Idol des Stammes (Idola Tribus) bezeichnet werden; die zweite als Idol der Höhle (Idola Specus); die dritte als Idol des Marktes (Idola Fori); die vierte als Idol des Theaters (Idola Theatri)

Für die Idole des Stammes liefert er eine biologistische Erklärung. Die Fehlerquelle sind nach Bacon in der menschlichen Natur selbst, in seiner Herkunft oder der menschlichen Gattung zu suchen. Vor Allem sieht Bacon, dass falsche, urteilstrübende Vorurteile aus den Sinnesorganen der Menschen resultieren. Ihre Wahrnehmung geschieht immer im Rahmen der eingeschränkten, verzerrten Arbeit der menschlichen Sinnesorgane. Diese zeigen die Natur jedoch nicht wie sie ist, sondern den menschlichen Wahrnehmungsformen entsprechend.

Die Idola Specus beruhen demnach auf individuell zu erklärenden Makeln, wie der Erziehung, der Stimmung, dem fehlleitenden Umgang mit anderen Menschen sowie Büchern etc.

Die Idole des Marktes (Idola Fori) ergibt sich durch Kommunikationsprobleme bzw. Sprachprobleme in den menschlichen Begegnungen in der Gemeinschaft. Aufgrund von "Wörtern" werden Menschen "zu leeren und zahllosen Streitigkeiten und Erdichtungen“ verführt.

Durch philosophische Schulen bzw. in seinen Worten auch "Sekten" genannt entstehen die Idole des Theaters (Idola Theatri), die als Dogmen dieser Schulen zu falschen Urteilen führen.

Literatur

  • Francis Bacon (1620 ): Novum organum.
  • Rosenthal / Rosnow (Hg.) (1969): Artifact in behavioral research. New York. Academic Press.

Weblinks


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