I Promessi Sposi

I Promessi Sposi

--Bu.Kroe. 17:22, 18. Nov. 2011 (CET)

Titelseite der Ausgabe von 1840

I Promessi Sposi (deutsch: Die Brautleute, früher Die Verlobten) heißt ein historischer Roman des italienischen Autors Alessandro Manzoni, dessen erste Fassung 1827 und dessen endgültige Fassung 1840-1842 in Mailand erschienen ist. Der Untertitel Storia milanese del secolo XVII, scoperta e rifatta da Alessandro Manzoni („Mailändische Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, entdeckt und neu eingerichtet von Alessandro Manzoni“) weist ihn als bloße Nacherzählung einer vorgefundenen Quelle aus. In Wahrheit ist er das erste Beispiel des modernen italienischen Romans und gilt nach Dantes Göttlicher Komödie als das bedeutendste Werk der klassischen italienischen Literatur.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In einer Vorrede erklärt der Autor, er habe die Geschichte in einer „verblichenen und zerkratzten Handschrift“ eines Anonymus aus dem 17. Jahrhundert gefunden, wo sie jedoch in einer so geschwollen-barocken Manier erzählt werde (von welcher er auf den ersten zwei Seiten eine Probe gibt), dass er sich entschlossen habe, sie mit eigenen Worten wiederzugeben. Denn es handle sich, wie er findet, um eine „schöne, was sage ich, wunderschöne“ Geschichte, die den Lesern nicht unbekannt bleiben solle. Sie spielt in den Jahren 1628–1630 im Herzogtum Mailand, das damals von Spanien beherrscht wurde, sowie im benachbarten Bergamo, das zur Republik Venedig gehörte, und handelt von zwei einander versprochenen[1] jungen Leuten, Renzo und Lucia, die in Lecco am Comer See leben und heiraten wollen, aber von dem örtlichen Feudalherrn Don Rodrigo, der sein Auge auf Lucia geworfen hat, daran gehindert und verfolgt werden, weshalb sie aus Lecco fliehen müssen. Lucia findet Zuflucht in einem Nonnenkloster in Monza, wo die rätselhaft schöne und adlige, meist nur als „die Signora“ bezeichnete Nonne Gertrude sich ihrer annimmt (deren dramatische, auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte in den Kapiteln 9-10 als „Roman im Roman“ erzählt wird[2]).

Renzo in der Ausgabe von 1840 (Illustration von Francesco Gonin)

Renzo geht weiter nach Mailand, wo er mitten in einen Volksaufstand wegen zu hoher Brotpreise gerät, als politischer Aufwiegler beschuldigt und verhaftet wird, aber entkommen und in einem nächtlichen Fußmarsch über die Grenze nach Bergamo zu einem dort lebenden Vetter fliehen kann. Unterdessen wird Lucia auf Betreiben Don Rodrigos aus dem Kloster entführt und in die hoch auf steilem Felsen gelegene Burg eines noch viel mächtigeren Feudalherrn gebracht, der weit und breit als brutaler Raubritter gefürchtet und stets nur als „der Ungenannte“ bezeichnet wird. Dieser große Tyrann wird jedoch von Lucias frommer Unschuld und sanfter Reinheit sowie einer Begegnung mit dem beliebten Mailänder Erzbischof Federico Borromeo so tief beeindruckt, dass er sich zu einem gläubigen Christen bekehrt und fortan als waffenloser Friedensfürst und Wohltäter seiner Untergebenen wirkt. Er sorgt dafür, dass Lucia bei einer reichen Familie in Mailand unterkommt, wo jedoch bald darauf – wir sind inzwischen im Jahre 1630 – eine von Landsknechten des Dreißigjährigen Krieges importierte Pestepidemie ausbricht. Als Renzo erfährt, dass Lucia in Mailand lebt, macht er sich auf die Suche nach ihr, irrt durch die von der Pest verheerte Stadt (die sehr eindrucksvoll geschildert wird – Manzonis Beschreibung der Mailänder Pest gehört in die Reihe der großen literarischen Pestdarstellungen seit der Antike[3]) und findet Lucia schließlich, nachdem er sie schon für tot gehalten hatte – er selbst ist von der Krankheit genesen und dadurch gegen sie immun – im Pestlazarett, wo sie, ursprünglich als Patientin eingeliefert, nach gleichfalls überstandener Krankheit nun als Pflegerin arbeitet. Ergreifendes Wiedersehen nach zwei Jahren Trennung! Endlich haben die beiden sich wieder und können, da der böse Don Rodrigo inzwischen an der Pest gestorben ist, ungestört heiraten. Happy End mit Kinderschar und Großmutter in einem Ort nahe Bergamo, wo Renzo fortan als braver Handwerker und angesehener Besitzer einer Seidenspinnerei lebt. Alles ist gut geworden, nach so viel Unglück und Nöten, und als die beiden nun glücklich Verheirateten sich am Ende fragen, welche Lehre aus alldem zu ziehen sei, gelangen sie zu dem Schluss, „daß Unglück und Nöte zwar häufig kommen, weil man ihnen Grund zum Kommen gegeben hat, aber daß auch die vorsichtigste und unschuldigste Lebensführung nicht genügt, um sie sich fernzuhalten, und daß, wenn sie kommen, ob durch eigene Schuld oder nicht, sie durch das Vertrauen in Gott gemildert und für ein besseres Leben nützlich gemacht werden können. Dieser Schluß scheint uns so richtig, obwohl er von einfachen Leuten gezogen worden ist, daß wir ihn hier ans Ende setzen wollen, gleichsam als den Kern der ganzen Geschichte.“[4]

Lucia (dito)

Entstehung und Rezeption

Zwanzig Jahre hat es von der Idee bis zur Endfassung des Romans gedauert. Nachdem Manzoni bis dahin nur Gedichte und Dramen geschrieben hatte, faßte er 1821 den Plan, angeregt durch den großen Erfolg der historischen Romane von Walter Scott, ein Buch nicht nur für die Bildungselite, sondern für das ganze italienische Volk zu schreiben. Es sollte sein Beitrag zur nationalen Einheit Italiens sein. Dazu brauchte er jedoch außer einer tragfähigen Geschichte auch eine in ganz Italien verständliche Sprache, die es damals – anders als in Frankreich, England oder im deutschsprachigen Raum – so noch nicht gab: Man schrieb entweder im jeweiligen Dialekt oder in einer noch stark vom Gelehrtenlatein geprägten Kunstsprache (Manzoni selbst sprach in Mailand lombardisch und sonst überwiegend französisch).

Eine erste Fassung mit dem Arbeitstitel Fermo e Lucia beendete er 1823, gab sie aber nicht zum Druck (sie wurde erst 1915 unter dem Titel Gli sposi promessi veröffentlicht), sondern begann sofort eine gründliche Um- und Neubearbeitung, deren Ergebnis dann 1827 in drei Bänden erschien, nun unter dem Titel I Promessi Sposi (die sogenannte „Ventisettana“). Aber auch diese Fassung genügte Manzonis sprachlichen und damit kulturpolitischen Ansprüchen nicht, da sie noch zu viele lombardische Elemente enthielt, und so machte er sich, ermutigt durch den enormen Publikumserfolg, der ihn selbst überraschte – zahlreiche Auflagen, davon die meisten allerdings Raubdrucke[5], Übersetzungen in alle großen europäischen Sprachen – an eine erneute Überarbeitung, diesmal vor allem der Sprache, um sie noch besser dem florentinischen Toskanisch anzugleichen, das seit Dante und Boccaccio als „die unvergleichlich schönste und reichste“ Form des Italienischen galt. Das Ergebnis dieser sogenannten „Spülung im Arno“ (risciacquatura in Arno) erschien schließlich 1840-1842 in einer dreibändigen illustrierten Neuausgabe (der „Quarantana“), die seitdem als maßgeblich gilt und allen Übersetzungen zugrunde liegt.

Bereits die Erstfassung von 1827 ist jedoch – nicht zuletzt dank einer sehr positiven Beurteilung von Goethe, dem Manzoni sein Werk nach Weimar geschickt hatte und der sich davon sehr angetan zeigte[6] – sofort ins Deutsche übersetzt worden, sogar in zwei konkurrierenden Fassungen, deren erste noch im selben Jahr 1827 in Berlin herauskam, die zweite ein Vierteljahr später in Leipzig. Danach sind im Schnitt alle zehn Jahre neue deutsche Übersetzungen erschienen, allein im 19. Jahrhundert weitere fünf, immer unter dem Titel Die Verlobten, und im 20. Jahrhundert nochmals acht (von denen sich jedoch manche deutlich auf ihre Vorgänger stützten oder – wie die von Lernet-Holenia – keinen Wert auf Vollständigkeit legten). Die bisher letzte Neuübersetzung ist 2000 unter dem Titel Die Brautleute von Burkhart Kroeber vorgelegt worden.

Die Nonne von Monza (dito)

Stil

Charakteristisch für Manzonis Erzählstil ist, wie man an der oben zitierten Schlussbemerkung gut sehen kann, dass er die Fiktion der gefundenen und angeblich nur bearbeiteten Handschrift gern und häufig dazu benutzt, eigene Kommentare über das erzählte Geschehen, die Handlungen, Gedanken und Motive der Personen oder allgemein die Zeitumstände und Bedingungen der Epoche einzuflechten. Dadurch gelingt es ihm nicht nur, für das Verständnis wichtige Informationen über historische Fakten unterzubringen, sondern auch, die ganze Geschichte mit einer leisen, oft melancholischen Ironie zu grundieren. Bisweilen erlaubt er sich sogar, die Erzählung zu unterbrechen, um seitenlange Referate über historische Umstände einzuschieben, so etwa gleich im ersten Kapitel volle vier Seiten mit Zitaten aus historischen Dokumenten über die (vergeblichen) Bemühungen der regierenden Spanier, das Unwesen der sogenannten Bravi zu bekämpfen, die sich den adligen Herren als Handlanger, Schergen, Leibwächter und notfalls Auftragskiller andienten, oder in Kapitel 12 über die politökonomischen Hintergründe des Mailänder „Brotaufstands“, in den Renzo hineingerät, oder schließlich in den Kapiteln 31-32 fast 50 Seiten über die Entstehung der großen Pest von 1630 und die Vorstellungen, die damals in den Köpfen der meisten darüber herrschten – ein eigenständiger, in den Roman eingebetteter historischer Essay, für den Manzoni zeitgenössische Dokumente und Darstellungen studiert hat, die er z.T. auch wörtlich zitiert.[7]

In den erzählenden Passagen ist Manzonis Stil zumeist von einer großen, fast filmischen Anschaulichkeit: Räume werden stets sehr exakt beschrieben, desgleichen die Gesten, Blicke und Körperhaltungen der in ihnen agierenden Personen, als ginge es darum, sie für das Auge einer Kamera zu inszenieren. Der Anfang des Romans ist wie der Anfang eines epischen Films gebaut: Aus großer Höhe sieht man auf den Comer See hinunter wie aus einem Flieger oder Hubschrauber, der langsam niedersinkt, bis er fast auf der Höhe der Brücke von Lecco angelangt ist und schließlich, nach einem seitlichen Schwenk, sogar auf der Höhe der Kieselsteine, die der Pfarrer beim abendlichen Spaziergang am Ufer vom Weg kickt. Über weite Strecken wird die Geschichte der beiden Brautleute aus der Froschperspektive erzählt, allerdings auch immer wieder aus ganz anderen Perspektiven, ja der Perspektivenwechsel ist geradezu ein Stilmerkmal, ebenso wie die erlebte Rede und der innere Monolog, die angeblich erst viel später von Flaubert und Joyce, den sogenannten Vätern der Moderne, erfunden wurden. Wie originell Manzoni vorgeht, wird noch deutlicher, wenn man ihn mit anderen italienischen Romanciers seiner Zeit vergleicht, etwa mit Massimo d’Azeglio oder Cesare Cantù, deren historische Romane der Manzoni-Bewunderer Umberto Eco als Kunstgewerbe und unlesbar bezeichnet. [8]

Don Rodrigo (dito)

Tatsächlich war der Roman zu seiner Zeit das genaue Gegenteil von behäbig und konventionell: situiert nicht in einem romantisch-heroischen Mittelalter mit hochherrschaftlichem Personal aus edlen Rittern, Burgfräulein und Knappen, sondern im 17. Jahrhundert während der spanischen Fremdherrschaft, einer Zeit der Versklavung Italiens; die Helden einfache, arme und fromme Landleute, die von rücksichtslosen Feudalherren bedrängt und verfolgt werden, so dass sie vor ihnen fliehen müssen, wodurch sie brutal auseinandergerissen werden und sich erst nach 800 Seiten wiederfinden. Infolgedessen ist das Ganze auch gar keine richtige Liebesgeschichte, denn die meiste Zeit sind die beiden Verlobten getrennt, jeder auf seinem Weg durch die Wirren der Zeit. Gerade das aber nutzt Manzoni, um diese Wirren zu schildern in einem breiten, vielschichtigen, farbigen, dabei von bitterer Welterfahrung durchtränkten Panorama. Erzählend seziert er mit feinstem sozio- und psychologischem Analysebesteck die komplexe Klassen- und Ständegesellschaft des italienischen 17. Jahrhunderts, so dass seine Leser darin unversehens die Grundzüge und Probleme Italiens ihrer Zeit (und sogar wir noch viele der heutigen) wiedererkennen.

Literarische Bedeutung

Manzonis Roman hat für die italienische Literatur etwa – wenn man solche Vergleiche überhaupt ziehen kann – die Bedeutung, die Goethes Faust im deutschsprachigen Raum hat, oder um es mit seinem letzten englischen Übersetzer Bruce Penman zu sagen: „Wenn Dickens nur einen Roman geschrieben hätte und es keinen Fielding oder Thackeray gäbe, wenn dieser Roman das Thema einer erfolgreichen nationalen Befreiungsbewegung vorweggenommen und einen tiefen, bleibenden und wohltätigen Einfluß auf die englische Sprache ausgeübt hätte, dann würden wir ein Buch haben, das in unserer Literatur den gleichen Stand hätte wie die Promessi Sposi in der italienischen.“[9] Der Roman ist Pflichtlektüre an den weiterführenden Schulen, jeder Italiener kennt ihn, viele Angehörige der älteren Generation können den Anfang immer noch auswendig, es gibt Berge von Sekundärliteratur[10] Durch diese exzessive Kanonisierung und Dauerkommentierung ist er in den Ruf eines öden, verstaubten Klassikers gekommen, der von den meisten Italienern heute abgelehnt, ja gehasst wird. Im Gegensatz dazu pflegt Umberto Eco zu sagen: „Ich liebe diesen Roman, weil ich das Glück hatte, ihn das erste Mal zu lesen, bevor ich in der Schule damit gequält wurde.“

Was schließlich die Sprache betrifft, so hat Manzoni durch seine Entscheidung, den Roman durchgängig im Toskanischen der gebildeten Florentiner zu schreiben, einen kaum hoch genug einzuschätzenden Beitrag zur Herausbildung einer allgemeinverständlichen italienischen Literatursprache geleistet, der sich am ehesten mit der Bedeutung von Luthers Bibelübersetzung für die deutsche Sprache vergleichen lässt.

Ausgaben

  • 1827: I Promessi Sposi, 3 Bände (dt. Die Verlobten, übersetzt von Daniel Leßmann, Berlin 1827, rev. 1832, und ebenso, Die Verlobten, übersetzt von Eduard v. Bülow, Leipzig 1828, rev. 1837)
  • 1840-1842: I Promessi Sposi, Veröffentlichung in Folgen (bei Guglielmini und Redaelli, Mailand), zusammen 3 Bände, mit Illustrationen von Francesco Gonin

Moderne Ausgaben:

  • I Promessi Sposi, hrsg., eingel. u. komm. von Guido Bezzola, mit den Illustrationen von Francesco Gonin, 2 Bände, Biblioteca Universale Rizzoli, Mailand, 1961, 1977, ISBN 88-17-12114-2
  • I Promessi Sposi, hrsg., eingel. u. komm. von Vittorio Spinazzola, Garzanti, Mailand 1966, 1993, ISBN 88-11-58037-4
  • I Promessi Sposi, hrsg. von Fausto Ghisalberti, Hoepli, Mailand 1992, ISBN 88-203-2013-4
  • I Promessi Sposi, hrsg., eingel. u. komm. von Angelo Stella, Biblioteca della Pléiade, Einaudi-Gallimard, Turin 1995, ISBN 88-446-0028-5

Deutsche Übersetzungen:

  • Mindestens 15 veröffentlichte und noch auffindbare, fast alle unter dem Titel Die Verlobten: von Daniel Leßmanns und Eduard v. Bülows parallelen Erstübersetzungen bis zu den neueren von – u.a.– Johanna Schuchter, München 1923, Alexander Lernet Holenia, Zürich 1958, Ernst Wiegand Junker, München 1960, und Caesar Rymarowicz, Berlin (DDR) 1979[11]; bisher letzte Neuübersetzung unter dem Titel Die Brautleute von Burkhart Kroeber, Hanser, München 2000, ISBN 3-446-19874-1; dtv 2003, ISBN 3-423-13038-5)

Sekundärliteratur in deutscher Sprache

  • Wido Hempel, Manzoni und die Darstellung der Menschenmenge als erzähltechnisches Problem in den „Promessi sposi“, bei Scott und in den historischen Romanen der französischen Romantik, Krefeld 1974, ISBN 3-7948-0158-X
  • Johannes Hösle, Alessandro Manzoni: Die Verlobten, München 1975
  • Hugo Blank, Goethe und Manzoni: Weimar und Mailand, Heidelberg 1988, ISBN 3-533-03985-4
  • Werner Ross (Hrsg.), Goethe und Manzoni: Deutsch-italienische Beziehungen um 1800, Tübingen 1989, ISBN 3-484-67001-0
  • Friedrich Wolfzettel / Peter Ihring (Hrsg.), Literarische Tradition und nationale Identität. Literaturgeschichtsschreibung im italienischen Risorgimento, Tübingen 1991, ISBN 3-484-50319-X
  • Hugo Blank (Hrsg.), Weimar und Mailand: Briefe und Dokumente zu einem Austausch um Goethe und Manzoni, Heidelberg 1992, ISBN 3-533-04537-4
  • Franca Janowski, Kapitel „Alessandro Manzoni“, in: Italienische Literaturgeschichte, hrsg. v. Volker Kapp, 3. erw. Aufl., Stuttgart/Weimar 2007, ISBN 3-476-02064-9, S. 266-272

Anmerkungen

  1. Die wörtliche Übersetzung des Titels wäre „Die (einander) versprochenen Eheleute“, also dem Sinne nach „Die Verlobten“, aber da Manzoni nicht das gewöhnliche italienische Wort fidanzati gewählt hat, sondern eben die etwas altertümlichere und gehobenere Bezeichnung promessi sposi, bietet sich als deutscher Titel – ähnlich dem englischen The Betrothed – „Die Brautleute“ an.
  2. Eine mehr als doppelt so lange Fassung dieser Geschichte, die sich in Manzonis erstem Entwurf des Romans aus den Jahren 1821-1823 findet, ist nach dem Zweiten Weltkrieg als selbständige Erzählung unter dem Titel La Monaca di Monza veröffentlicht und auch mehrmals verfilmt worden (dt. Die Nonne von Monza, übersetzt von Heinz Riedt, München 1966; dtv, 1988)
  3. Vgl. hier
  4. Die Brautleute, deutsch von Burkhart Kroeber, München 2001, S. 854f.
  5. Da es noch keinen Urheberrechtsschutz gab, konnten Neuerscheinungen jederzeit freihändig nachgedruckt werden, ohne dass die Autoren etwas davon hatten. In einem Brief an seinen Vetter beklagt sich Manzoni darüber im Dezember 1839: „Von der ersten Ausgabe kann ich annehmen, daß vierzig Auflagen gemacht worden sind, davon eine von mir, in tausend Exemplaren; die anderen dürften sich auf 59 000 belaufen haben. Das heißt, ich habe nur ein Sechzigstel der Einnahmen erhalten.“ (Lettere, Mailand 1970, II, S. 118). Um das Übel der Raubdrucke zu bekämpfen, entschloss sich Manzoni, die revidierte Ausgabe von 1840-42 auf eigene Kosten illustrieren zu lassen, wodurch seine Aufwendungen so hoch wurden, dass er auch diesmal keinen finanziellen Erfolg hatte.
  6. Wie Eckermann berichtet, fand Goethe, „daß Manzonis Roman alles überflügelt, was wir in dieser Art kennen [...] Manzonis innere Bildung erscheint hier auf einer solchen Höhe, daß ihm schwerlich etwas gleichkommen kann; sie beglückt uns als eine durchaus reife Frucht. Und eine Klarheit in der Behandlung und Darstellung des einzelnen wie der italienische Himmel selber.“ (Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe, 18. Juli 1827)
  7. Hier ist es jedoch Goethe zuviel geworden. Wie Eckermann berichtet, hatte er zwar am 21. Juli gesagt, Manzoni sei „ein ausgezeichneter Historiker [...], wodurch denn seine Dichtung die große Würde und Tüchtigkeit bekommen hat, die sie über alles dasjenige weit hinaushebt, was man gewöhnlich sich unter Roman vorstellt“. Aber zwei Tage später, als er zu den Pestkapiteln gelangt war, fand Goethe, „daß der Historiker dem Poeten einen bösen Streich spielt, indem Herr Manzoni mit einemmal den Rock des Poeten auszieht und eine ganze Weile als nackter Historiker dasteht. Und zwar geschieht dieses bei der Beschreibung von Krieg, Hungersnot und Pestilenz, welche Dinge schon an sich widerwärtiger Art sind, und die nun durch das umständliche Detail einer trockenen chronikhaften Schilderung unerträglich werden. Der deutsche Übersetzer muß diesen Fehler zu vermeiden suchen, er muß die Beschreibung des Krieges und der Hungersnot um einen guten Teil, und die der Pest um zwei Drittel zusammenschmelzen, so daß nur so viel übrig bleibt, als nötig ist, um die handelnden Personen darin zu verflechten.“ – Zum Glück hat sich der erste deutsche Übersetzer Daniel Leßmann diesen Rat des alten Geheimrats nicht zu Herzen genommen und in den Pest-Kapiteln nur „einige Nebenzüge“ weggelassen, da sie, wie er in einer Nachbemerkung schreibt, lediglich für Manzonis Landsleute oder gar bloß für seine Mailänder Mitbürger von Belang seien. – Immerhin beschließt Goethe seine kritischen Ausführungen mit dem Satz: „Doch sobald die Personen des Romans wieder auftreten, steht der Poet in voller Glorie wieder da und nötigt uns wieder zu der gewohnten Bewunderung.“ (Eckermann, Gespräche mit Goethe, 23. Juli 1827)
  8. Vgl. Umberto Eco, Nachschrift zum ›Namen der Rose‹, München 1984, S. 57f.
  9. So im Vorwort zu seiner Übersetzung The Betrothed, Penguin Books, London 1972, S. 12.
  10. Die Bibliographie in der Dünndruck-Ausgabe der renommierten Biblioteca della Pléiade von Einaudi-Gallimard, Turin 1995, führt weit über 100 Titel auf.
  11. Eine ausführliche Untersuchung mit Textproben aus den Übersetzungen bietet die in Regensburg bei Johannes Hösle angefertigte Dissertation von Stefania Cavagnoli-Woelk, Contributi per la storia della recezione tedesca dei Promessi Sposi di Manzoni con particolare riguardo alla traduzione, Roderer, Regensburg 1994.

Verfilmungen

  • 1909 – I promessi sposi – Regie: Luca Comerio
  • 1913 – I promessi sposi – Regie: Eleuterio Rodolfi
  • 1913 – I promessi sposi – Regie: Ubaldo Maria Del Colle
  • 1923 – I promessi sposi – Regie: Mario Bonnard
  • 1941 – I promessi sposi - Regie: Mario Camerini, mit Gino Cervi als Renzo
  • 1964 – I promessi sposi – Regie: Mario Maffei
  • 1967 – I promessi sposi (TV) – Regie: Sandro Bolchi
  • 1974 – Come parli, frate? – Regie: Nanni Moretti (Filmparodie auf die Promessi sposi)
  • 1989 – I promessi sposi (TV, 5 Teile) – Regie: Salvatore Nocita, mit Alberto Sordi, Burt Lancaster, Dario Fo, F. Murray Abraham, Franco Nero

Weblinks

 Commons: I promessi sposi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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