II. Sophien-Friedhof

II. Sophien-Friedhof
Haupteingang des II. Sophien-Friedhofs
Grab von Carl Bechstein mit der Skultptur Trauernde Muse von Max Koch
Walter Kollo (mit seinen bekanntesten Liedern)
Johanna Stegen, das Heldenmädchen
Mauerrest im abgeräumten Teil des Friedhofs

Der II. Sophien-Friedhof ist ein Friedhof der Sophienkirche in Berlin-Mitte. Sein Haupteingang befindet sich in der Bergstraße 29, ebenfalls Berlin-Mitte. Entsprechend der Liste des Senats[1] handelt es sich um einen Alleequartierfriedhof mit einer Fläche von 64.621 m². Er befindet sich im Karree zwischen der Berg-, Bernauer, Acker-, Invalidenstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Sophiengemeinde hatte ihren ersten Kirchhof 1713 gegründet. Dieser lag direkt an der Sophienkirche auf Stadtgebiet. Ein weiterer Friedhof wurde 1798 vor dem Hamburger Tor auf dem Gelände südlich der heutigen Schröderstraße errichtet. Dieser befand sich bis 1875 in der Gartenstraße. Seit 1806 forderte das Allgemeine Landrecht, dass sich Friedhöfe außerhalb der bewohnten Gebiete befinden sollen. 1827 lag der Friedhof zu nah an den sich ausweitenden ersten Mietskasernen und so wurde ein dritter Friedhof benötigt. Die Stadt brauchte in den Gründerjahren das Gelände für die Verkehrsplanung. Auf Drängen und nach einem guten Angebot an die Stadt Berlin wurde der bisherige Begräbnisplatz verkauft, entwidmet und eingeebnet. [2] 1888 wurde die alte, aufgelassene und nicht mehr pietätsbefangene Fläche mit der Ersten Berliner Volksbadeanstalt bebaut, einem Vorgängerbau des heutigen Stadtbad Mitte. Auf einem verbliebenen Streifen des abgeräumten Friedhofs befindet sich heute eine Grünanlage mit Kinderspielplatz.

Mit dem Erlös vom Geländeverkauf konnte sich die Gemeinde das größere Grundstück an der Bergstraße leisten. Für den neuen Friedhof nutzte sie weiterhin die Bezeichnung II. Sophien-Friedhof. 1852 wurde der neue Friedhof nach einem Entwurf des Architekten Rudolph Schröder erweitert und umgestaltet. 1865 wurde eine Sichtachse zum neu entstandenen Lazarus Kranken- und Diakonissenhaus geschaffen.[3]

Die Grundstücksgrenze des Friedhofs entlang der Bernauer Straße befand sich 1961 beim Mauerbau zwischen dem Prenzlauer Berg (sowjetischer Sektor) und Bezirk Wedding (französischer Sektor). Wie die Wohnhäuser an dieser Straße wurde im Verlaufe der 1960er-Jahre ein 50 Meter breiter Streifen als Friedhof entwidmet und für die zunehmende Schaffung der Grenzanlagen genutzt.[4] In den Anfangsjahren der Mauerzeit war es noch möglich mit Sondergenehmigung an Sonn- und Feiertagen die im östlichen Teil des gesperrten Bereichs gelegenen Gräber aufzusuchen. In gleichem Maße war auch der über die Ackerstraße benachbarte Kirchhof der Elisabethgemeinde betroffen.

Der Todesstreifen wurde nach der Wende an dieser Stelle beibehalten und ist Teil des Freilichtmuseums unter Führung der Mauergedenkstätte, gegenüber an der Bernauer Straße.

Der heutige Friedhof II der Sophiengemeinde

Die Friedhofskapelle wurde um 1898 erbaut. Besonders zu erwähnen ist das Mosaik über dem Eingangsportal, gefertigt von der Firma Puhl & Wagner.

Bemerkenswert sind die Wandgrabmale am Haupteingang in der Bergstraße, das Ensemble von sechs Mausoleen in der Mitte und die Begräbnisstätte der Diakonissen des Lazarus-Krankenhauses im hinteren Teil des Friedhofes.

Der Friedhof II. der Sophien-Gemeinde ist mit Einfriedungsmauer, Grabstätten, Kapelle und Mausoleen als Gartendenkmal in der Berliner Denkmalsliste aufgenommen.[5]

Weitere Friedhöfe der Sophiengemeinde

  • Sophienfriedhof I: Der Gottesacker direkt an der Sophienkirche. Er liegt an der Sophienstraße 2 in der Spandauer Vorstadt, Ortsteil Mitte und umfasst 6.422 m². Der Friedhof ist heute eine Parkanlage unter Beibehaltung einiger historischer Gräber. Dieser Friedhof ist ein Garten- und Baudenkmal des Landes Berlin und somit steht das gesamte Ensemble unter Denkmalsschutz.
  • Sophienfriedhof III: Ein Alleequartierfriedhof von 55.286 m², in der Freienwalder Straße im Ortsteil Gesundbrunnen. Er ist nach einem engen geometrischen Raster angelegt, mit nach Nordosten ausgerichteten Hauptachsen, am Eingang steht die 1877-78 erbaute Kapelle, ein gelber Backsteinbau ähnlich der Kapelle des benachbarten St.-Elisabeth-Kirchhofs II. Vermutlich nach einem Entwurf des Architekten Gustav Erdmann im neoklassistischen Stil errichtet besitzt das Gebäude neben der Kapelle den Leichenraum und eine offene Vorhalle. Erbbegräbnisse waren an der westlichen Mauer benachbart dem St. Elisabeth-Kirchhof II, da die trennende Mauer entfernt wurde existiert nur noch das Erbbegräbnis der Familie Felix Lohmann von 1896 aus Sandstein. 1910 entstand das Mausoleum der Familie Stange, mit einer Granitverkleidung.[6] Koordinaten: 52° 33′ 32″ N, 13° 23′ 38″ O52.55888888888913.3938888888897
  • Auf den Friedhöfen der Sophiengemeinde und den verbundenen evangelischne Friedhöfen befinden sich umfangreiche Ehrenhaine für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.[7] Auf dem Sophienfriedhof II sind es 340 Einzelgräber und 287 Bestattete in einem Sammelgrab. Benachbart im Bezirk Mitte liegt der Elisabethfriedhof I mit 24 Einzelgräbern. Auch auf Sophien I befinden sich 33 Einzelgräber für Opfer. Im Bezirk Reinickendorf liegen auf Friedhof Elisabeth II nochmals 655 Opfereinzelgräber und ein Sammelgrab für 78 Opfer. Hinzu kommen auf Sophien III weitere 421 Einzel- und 10 Sammelgräber.
  • Am 1. Januar 1999 schlossen sich sechs Berliner Kirchengemeinden organisatorisch zusammen. Die Sophiengemeinde verwaltet nun auch deren Friedhöfe.[8] Insbesondere der über die Ackerstraße benachbarte Elisabethfriedhof gehört hierzu, sowie die nun vereinigten Friedhöfe Sophien III in der Freienwalder Straße und Elisabeth-Friedhof II in der Wollankstraße. Der Elisabethfriedhof II mit einer Fläche von 115.562 m² ist dabei der größere von beiden.

Gräber bekannter Persönlichkeiten

Die Grabstätten des im 19. Jahrhundert berühmten Liebespaars Stieglitz befanden sich auf dem aufgelassenen zweiten Friedhof. Charlotte Stieglitz fühlte sich an der Schreibhemmung ihres Gatten Heinrich Wilhelm Stieglitz mitschuldig und erdolchte sich, um ihn wieder zum Schreiben zu inspirieren. Diese traurig-romantische Geschichte wurde über Jahrzehnte in Gedichten und Feuilletons weiter getragen. Ergriffene Leser suchten die Gräber und mussten erfahren, dass die Kirche für schnöden Mammon den „ursprünglichen“ II. Sophien-Friedhof verkauft hatte. Die Kirchgemeinde hatte die Grabstätte der Selbstmörderin und des (getauften) Juden nicht in den neuen Friedhof II umgesetzt, wohl um damit die Erinnerung verblassen zu lassen. Die Kenntnis dieser Liebesgeschichte ist allerdings bis in die Jetztzeit erhalten geblieben.

(*) = Ehrengrab des Landes Berlin[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Liste Berliner Friedhöfe (einschließlich Umland). Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, September 2005. Abgerufen am 3. Juli 2008. (PDF)
  2. Die heutige Bezeichnung II. Sophien-Friedhof führt immer wieder zu Verwechslungen, weil in älteren Quellen damit der erste Friedhof vor der Akzisemauer an der Gartenstraße gemeint ist.
  3. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
  4. Sperranlagen der DDR an der Bernauer Straße. Archiv Sigurd Hilkenbach, 12. Mai 2005. Abgerufen am 3. Juli 2008.
  5. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
  6. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
  7. Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Januar 2008. Abgerufen am 3. Juli 2008. (PDF)
  8. Die Kirchen der Sophiengemeinde. In: Internetauftritt. Evangelische Kirchengemeinde Sophien. Abgerufen am 3. Juli 2008.
  9. Ehrengrabstätten des Landes Berlin. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, April 2007. Abgerufen am 3. Juli 2008. (PDF)

Literatur

  • Klaus Hammer: Friedhöfe in Berlin – Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer, S. 67-70. Jaron Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89773-132-0
  • Witte, Wilhelm: Die Geschichte der Sophienkirche in Berlin von 1712 bis 1912. Berlin 1912.

Weblinks

52.53388888888913.3916666666677Koordinaten: 52° 32′ 2″ N, 13° 23′ 30″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sophien-Friedhof — Haupteingang des II. Sophien Friedhofs Grab von Carl Bechstein mit der Skultptur Trauernde Muse von Max Koch …   Deutsch Wikipedia

  • Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin — Haupteingang des II. Sophien Friedhofs Grab von Carl Bec …   Deutsch Wikipedia

  • St. Elisabeth-Friedhof I — Der St. Elisabeth Friedhof ist ein Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Sophien im Berliner Ortsteil Mitte. Der als Alleequartierfriedhof angelegte Begräbnisplatz östlich der Ackerstraße wurde 1844 eingeweiht. Der Friedhof mit einer Größe… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Elisabeth-Friedhof — Blick über den Friedhof Der St. Elisabeth Friedhof ist ein Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Sophien im Berliner Ortsteil Mitte. Der als Alleequartierfriedhof angelegte Begräbnisplatz östlich der Ackerstraße wurde 1844 eingeweiht. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Sophienfriedhof — Haupteingang des II. Sophien Friedhofs Grab von Carl Bechstein mit der Skultptur Trauernde Muse von Max Koch …   Deutsch Wikipedia

  • Historische Friedhöfe in Berlin — Anders als in vielen anderen Großstädten der Welt konzentriert sich die Entwicklung des Bestattungswesens in Berlin nicht auf einzelne Großfriedhöfe, wie man sie etwa in Wien, Hamburg, Paris, London oder New York findet. Die 221 geöffneten und… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Mundt — (* 2. Dezember 1921 in Bad Polzin; † 4. September 1962 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Er wurde beim Versuch über den Sophien Friedhof in Berlin Mitte nach West Berlin zu fliehen von einem Transportpolizisten erschossen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Gustav Lortzing — Albert Lortzing um 1830 Gustav Albert Lortzing (* 23. Oktober 1801 in Berlin; † 21. Januar 1851 ebenda) war ein deutscher Komponist, Librettist, Schauspieler, Sänger und Dirigent. Er gilt als Hauptrepräsenta …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Ludolph Hobrecht — James Hobrecht (um 1890) James Friedrich Ludolf Hobrecht (* 31. Dezember 1825 in Memel; † 8. September 1902 in Berlin) war ein preußischer Stadtplaner und für Berlins ersten perspektivischen Bebauungsplan, den Hobrecht Plan von 1862 ver …   Deutsch Wikipedia

  • James Friedrich Ludolf Hobrecht — James Hobrecht (um 1890) James Friedrich Ludolf Hobrecht (* 31. Dezember 1825 in Memel; † 8. September 1902 in Berlin) war ein preußischer Stadtplaner und für Berlins ersten perspektivischen Bebauungsplan, den Hobrecht Plan von 1862 ver …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”