Altholz

Altholz
Geschreddertes Altholz

Als Altholz bezeichnet man Holz, das bereits einem Verwendungszweck zugeführt worden war und als Abfall zur Entsorgung oder als Sekundärrohstoff bereitsteht. Altholz kann stofflich, zum Beispiel in der Holzwerkstoffindustrie (Spanplatte), oder thermisch verwertet werden.

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Inhaltsverzeichnis

Definition

Laut der deutschen Verordnung über Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz (Altholzverordnung) handelt es sich bei Altholz um Industrierestholz und Gebrauchtholz, soweit diese Abfall im Sinne des § 3 Abs. 1 des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes sind“[1]. Abfälle im Sinne des Abfallgesetzes „sind alle beweglichen Sachen, [...] deren sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muß.“[2]

Industrierestholz sind in Betrieben der Holzbe- oder -verarbeitung anfallende Holzreste sowie anfallende Verbundstoffe mit überwiegendem Holzanteil (mehr als 50 Masseprozent).[1] Gebrauchtholz sind gebrauchte Erzeugnisse aus Massivholz, Holzwerkstoffen oder aus Verbundstoffen mit überwiegendem Holzanteil (mehr als 50 Masseprozent).[1]. Während die Gebrauchthölzer klar als Abfälle am Ende ihrer Lebensdauer verstanden werden, ist diese Einordnung für Industrieresthölzer schwieriger. So fallen Sägespäne, die in Sägewerken anfallen und als Sägenebenprodukte an die Holzwerkstoffindustrie vermarktet werden, nicht unter diese Altholzdefinition, während Sägespäne aus der holzverarbeitenden Industrie (Möbelherstellung, Tischlereien) als Altholz und entsprechend als Abfall im Sinne des Abfallgesetzes betrachtet werden.

Altholzklassen

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Herkünfte von Althölzern kann Altholz in unterschiedlichem Maß mit Fremdstoffen belastet sein. Aus dem Grund wird das Holz über die Altholzverordnung in vier Altholzkategorien aufgeteilt:[1]

  • A1 –naturbelassenes Holz, das lediglich mechanisch bearbeitet wurde
  • A2 – verleimtes, gestrichenes, beschichtetes, lackiertes oder anderweitig behandeltes Altholz ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung und ohne Holzschutzmittel
  • A3 – Altholz mit halogenorganischen Verbindungen in der Beschichtung ohne Holzschutzmittel
  • A4 – mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz, wie Bahnschwellen, Leitungsmasten, Hopfenstangen, Rebpfähle, sowie sonstiges Altholz, das aufgrund seiner Schadstoffbelastung nicht den Altholzkategorien A1 bis A3 zugeordnet werden kann, ausgenommen ist PCB-Altholz

Hinzu kommt die Einstufung als PCB-haltiges Altholz, die Altholz, das Polychlorierte Biphenyle im Sinne der PCB/PCT-Abfallverordnung enthält und nach deren Vorschriften zu entsorgen ist, enthält. Dabei handelt es sich insbesondere um Dämm- und Schallschutzplatten, die mit Mitteln behandelt wurden, die polychlorierte Biphenyle enthalten.[1]

Um die Nutzung der Materialien zu vereinfachen wird versucht, verschiedene Altholzströme getrennt zu halten und so eine Durchmischung der unterschiedlichen Qualitäten zu verhindern. Die Qualität der einzelnen Holzfraktionen kann zudem durch technische Sortierverfahren verbessert werden, beispielsweise durch Windsichtung von Altholzschnitzeln zur Aussortierung von Beschichtungsresten.

Aufkommen

Der überwiegende Teil des Altholzes wird separat gesammelt und entsorgt. Weitere Altholzaufkommen, die vormals in Mischabfällen deponiert wurden, werden seit 2005 separat gesammelt, da die im Juni 2005 rechtsgültig gewordene Ablagerungsverordnung die Deponierung von unbehandelten Abfällen aus Haushalten und Gewerben gesetzlich verbietet. In Deutschland fallen jährlich etwa 95 kg Altholz pro Einwohner an, von denen 65 kg getrennt gesammelt werden.[3] Dieses Aufkommen ergibt eine jährliche Gesamtmenge von ca. 8 Mio. Tonnen (2003), von denen etwa 5,4 Mio. Tonnen separat gesammelt werden. Es verteilt sich auf Abfälle der Holzindustrie (2,441 Mio. t, vollständig gesondert gesammelt), Bauabfälle (3,623 Mio. t, davon 2,348 Mio. t gesondert gesammelt), Siedlungsabfälle (974.000 t, davon 385.000 t gesondert gesammelt) und Verpackungsabfälle (891.000 t, davon 229.000 gesondert gesammelt).[4]

Nutzung

Die Nutzung von Altholz kann sowohl energetisch als auch stofflich erfolgen, wobei in Deutschland aktuell (2009) die energetische Nutzung mit etwa zwei Drittel des Aufkommens überwiegt. Europaweit wurden getrennt erfasste Altholzaufkommen zu etwa 34% energetisch und zu etwa 38% stofflich genutzt, die verbleibenden 28% wurden anderweitig genutzt, beispielsweise durch Kompostierung und als Mulchgrundstock.[5]

Energetische Nutzung

In der energetischen Nutzung ist Altholz vor allem durch die Verbrennung in Biomasseheizwerken oder Biomassekraftwerken zur Erzeugung von Elektrizität und Wärme relevant. Dabei darf entsprechend der Altholzklassifizierung A1-Holz in allen Anlagengrößen verfeuert werden während A2- bis A4-Holz nur in Anlagen über 1 MW Feuerungswärmeleistung genutzt werden können.[5] Bei A2-Holz ist zusätzlich eine Verbrennung in Kleinfeuerungsanlagen der Holz verarbeitenden Industrie genehmigt. A3- und A4-Holzverbrennungen erfordern umfangreiche Abgasreinigungstechnologien, die über die Bundes-Immissionsschutzverordnung (17. BImschV) geregelt werden und die eine wirtschaftliche Verbrennung aufgrund des hohen technischen Aufwandes erst ab 10 MW Feuerungswärmeleistung ermöglichen.[5]

Eine weitere energetische Nutzung stellt die Verbrennung als Sekundärbrennstoff in Feuerungsanlagen dar, die primär über fossile Energieträger befeuert werden (Kofeuerung). Diese spielt in Deutschland insbesondere in der Zementindustrie eine Rolle.[5]

Stoffliche Nutzung

Spanplatten stellen die wichtigste stoffliche Nutzung für Altholz dar

Altholz kann insbesondere in der Holzwerkstoffindustrie stofflich genutzt werden, wobei unbehandelt nur der Einsatz von A1-Hölzern eingeschränkt möglich ist. A2- und A3-Hölzer können nur verwendet werden, wenn vor der Verwendung Lackierungen und Beschichtungen entfernt werden. Dies ist aus Kostengründen nur bei A2-Hölzern verbreitet, während nur sehr wenige Anlagen zur Aufbereitung von A3-Hölzern existieren (in Deutschland nur eine). A4- und PCB-belastete Althölzer sind nicht für eine stoffliche Weiternutzung zugelassen.[6]

Verwendung finden aufbereitete Althölzer vor allem bei der Produktion von Spanplatten und seltener bei der Herstellung von Mitteldichten Holzfaserplatten (MDF-Platten), wobei insgesamt pro Jahr in Deutschland zwischen 1,7 und 3,0 Millionen Tonnen Altholz entsprechend verarbeitet werden. In geringen Mengen finden Altholzspäne auch Verwendung in Nischenanwendungen, bsp. als Tiereinstreu in Reitsporthallen.[6] Neben diesen Verwendungen ist über die Altholzverordnung auch die Nutzung von Altholz zur Herstellung von Synthesegas als Rohstoff für die chemische Industrie oder die Herstellung von Aktivkohle bzw. Industrieholzkohle vorgesehen.[1]

Vereinzelt wird Altholz auch wieder als Baustoff eingesetzt, zum Beispiel um Erzeugnissen einen rustikalen Ausdruck zu geben. So gibt es, vor allem in den Alpenanrainerstaaten Schweiz, Österreich und Bayern, spezielle Altholzschreiner, die altes Holz aus abgebrochenen Häusern und Scheunen für den stilgerechten Innen- und Außenumbau weiterverwenden. Solches Holz wird vor der weiteren Verwendung in speziellen Maschinen von Ungeziefer befreit.

Quellen

  1. a b c d e f Verordnung über Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz: §2 Begriffsbestimmungen.
  2. Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen: § 3 Begriffsbestimmungen.
  3. Kaltschmitt et al. 2009, S. 144.
  4. Kaltschmitt et al. 2009, S. 145.
  5. a b c d Energetische Nutzung. In Kaltschmitt et al. 2009, S. 147-148.
  6. a b Stoffliche Nutzung. In Kaltschmitt et al. 2009, S. 147.

Literatur

  • Altholz. In: Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann, Hermann Hofbauer (Hrsg.): Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2009; S. 143-148. ISBN 978-3-540-85094-6
  • B. Sundermann, F. Spoden, R. Dohr: Aufkommen und Verwertungswege für Altholz in Deutschland. Müll und Abfall 31(5), S. 269 ff. (1999), ISSN 0027-2957
  • Udo Mantau, Jörg Wagner, Janett Baumann: Stoffstrommodell HOLZ: Bestimmung des Aufkommens, der Verwendung und des Verbleibs von Holzprodukten. Müll und Abfall 37(6), S. 309–315(2005), ISSN 0027-2957
  • [BAV e.V. Bundesverband der Altholzaufbereiter und Verwerter (Hrsg.)]: Leitfaden der Altholzverwertung

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