Hölloch

Hölloch
Hölloch
Lage: (Schweiz Kanton Schwyz)
Geographische Lage: (702698 / 203724)46.9766388888898.7883888888889Koordinaten: 46° 58′ 35,9″ N, 8° 47′ 18,2″ O; CH1903: (702698 / 203724)
Hölloch (Schweiz)
Hölloch
Typ: Karst-Höhlensystem
Entdeckung: 1875 von Alois Ulrich
Schauhöhle seit: 1906
Gesamtlänge: 198,2 km[1]dep1
Niveaudifferenz: 939 m[1]dep1
Besonderheiten: zweitgrößtes Höhlensystem in Europa

siebtgrößtes Höhlensystem der Welt

Das Hölloch ist ein Karst-Höhlensystem im Kanton Schwyz in der Schweiz. Es ist mit bislang rund 198 km bekannter Länge das zweitgrösste Höhlensystem in Europa und das siebtgrösste der Welt.[2] Der Name hat nichts mit der Hölle zu tun, obwohl es zu dieser Namensgebung eine Sage gibt. In Schweizer Mundart bedeutet "Hähl" rutschig; und als Besucher wird man vom diplomierten Höhlenführer unterrichtet, dass es sich um "e hähls Loch" handelt. Die wahrscheinlichste Herkunft des Namens ist, dass Höll oder Hell ein sackartig abfallendes, schlecht zugängliches Geländestück (Tobel) bezeichnen, somit bezeichnet Hölloch ein Loch oder eben eine Höhle die sich in diesem Tobel befindet.

Teilnehmer einer Hölloch-«Expedition»

Der Eingang des Höllochs befindet sich im Muotathal oberhalb des Weilers Stalden.

Schon mehrere Male wurden Höhlenforscher vom eindringenden Wasser überrascht und für einige Tage eingeschlossen. Heutzutage stellt das aber kein großes Problem mehr dar, denn es sind seit 1980 vier weitere Eingänge entdeckt (bzw. geöffnet) worden, über welche das Hölloch nach oben (wenn auch auf anspruchsvollerem Wege) verlassen werden kann. Zudem sind in diversen Biwaks Lebensmittelvorräte vorhanden, mit deren Hilfe mehrere Personen ein paar Tage versorgt sind. Dazu kommt, dass die Wassersituation im Hölloch besser bekannt ist und gerade bei touristischen Führungen jedes Risiko vermieden wird.

Wer einen bisher unbekannten Gang oder Raum entdeckt hat, ist berechtigt, diesen zu benennen. Häufig werden Namen verwendet die spezielle Eigenheiten dieses Ortes wiedergeben. So gibt es etwa den Schlangengang oder den Rittersaal. In der Anfangszeit der Erforschung wurden auch Gänge nach dem Entdecker benannt, diese Praxis ist heutzutage verpönt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Hölloch wurde im Jahre 1875 von Alois Ulrich aus Stalden im Muotathal entdeckt. Im Jahre 1905 begann man mit dem Ausbau der Höhle: Der vorderste Teil der Höhle wurde mit Strom erschlossen und beleuchtet, was für diese Zeit revolutionär war. Im Sommer 1906 wurde der ersten Teil zur touristischen Nutzung eröffnet. Am 14./15. Juni 1910 zerstörte ein Hochwasser die gesamte vorhandene elektrische Lichtanlage. Die touristische Erschliessung wurde dadurch nach wenigen Jahren durch die Natur wieder beendet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Hölloch wieder geforscht; 1949 wurde das erste Biwak errichtet.

1993 pachtete und 1995 kaufte die Trekking Team AG die touristischen Nutzungsrechte am Hölloch und organisiert seither Führungen in der mittlerweile 172 Kilometer langen Höhle. Parallel dazu läuft die Forschung weiter und neue Gänge werden entdeckt. Im Mai 2004 kennt man 190,1 Kilometer Gangsystem im Hölloch.

Die offiziellen Vermessungswerte der Arbeitsgemeinschaft Höllochforschung (AGH) betragen im Mai 2011 in Länge 198,2 km und in Höhendifferenz 939 Meter.[1] Das Hölloch ist sehr gut erforscht und es gibt im begehbaren (trockenen) Bereich kaum noch unerforschte Seitenarme.

Aufbau der Höhle

Das Hölloch besteht grob gesehen aus drei Ebenen, wobei die unterste Ebene grösstenteils unter dem Grundwasserspiegel liegt und daher mit Wasser gefüllt ist. Bedingt durch die geologischen Gesteinsschichten fallen die Gänge in der Regel gegen Norden ab und es gibt nur wenige Gänge die waagrecht verlaufen.

Heute gibt es im Hölloch mehrere Biwaks, das sogenannte Dom-Biwak für Touristentouren und mehrere Forschungsbiwaks für die Höhlenforscher.

Aktuelle Forschung

Das Wasser findet den Weg vom Silberensystem ins Hölloch. Könnten die Höhlenforscher diese Verbindung auch herstellen, so würde das Hölloch um einen Schlag um 38 km anwachsen. Im Moment scheint das Finden dieser Verbindung aber nicht absehbar. Damit die Höhlen offiziell als verbunden gelten würden, müsste ein begehbarer Gang entdeckt werden.

Auch hydrologisch wird viel geforscht um das Hölloch und die Wege des Wassers immer besser kennenzulernen. Dank mehreren Messstationen, einerseits in der Höhle selbst und andererseits auf der Oberfläche und bei der wichtigsten Quelle „Schlichenden Brünnen“ konnte die Wassersituation im Hölloch bis zum grossen Hochwasser vom Sommer 2005 ziemlich gut beurteilt werden. Seither hat sich das Wasserverhalten aber verändert und die bis im Sommer 2005 geltenden Erfahrungswerte sind heute nicht mehr vorbehaltlos gültig. Prinzipiell sind Höhlenbefahrungen oder gar Expeditionen bei den nötigen Vorsichtsmassnahmen nicht gefährlicher geworden, aber man muss das Verhalten des Wassers nun wieder über einen längeren Zeitraum beobachten um neue Erfahrungswerte zu sammeln.

Tierfunde

Häufig werden in grossen Höhlensystemen neue Tierarten gefunden. So wurde 2010 im Hölloch das rund drei Millimeter grosse, braun-weisse Pseudoskorpion Pseudoblothrus infernus [3] entdeckt. Das weder den Spinnen noch den Skorpionen zugeordnete Tier ist mit zwei Greifzangen und einer Giftdrüse ausgestattet.

Einzelnachweise

  1. a b c Longest and deepest caves of Switzerland. Swiss caves with a length of more than 1000 meters. Swiss Speleological Society, 5. Mai 2011, abgerufen am 5. Mai 2011 (englisch).
  2. Bob Gulden: Worlds longest caves. In: GEO2 Committee on long and deep caves. National Speleological Society (NSS), 2. März 2011, abgerufen am 7. März 2011 (englisch).
  3. NZZ, Suche nach unterirdischem Leben, abgerufen am 25. April 2011

Literatur

Weblinks

 Commons: Hölloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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