Höhle von Rouffignac

Höhle von Rouffignac

Die Höhle von Rouffignac, gelegen im Gebiet der französischen Gemeinde Rouffignac-Saint-Cernin-de-Reilhac, Département Dordogne, enthält über 250 Petroglyphen (Felsritzungen) aus dem späten Jungpaläolithikum, wahrscheinlich aus der Zeit des Magdalénien. Sie gehört zum Umkreis der Frankokantabrischen Höhlenkunst.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage und Beschreibung der Höhle

Der Eingang zur Höhle von Rouffignac

Die Höhle der hundert Mammuts, auch als Höhle von Miremont, Höhle des Cluzeau oder als Cro de Granville bekannt, liegt etwa 5 Kilometer südlich von Rouffignac, an der rechten Talseite der La Binche. Muttergestein der Höhle sind flachliegende Kalke, die sehr reich an Hornsteinknollen sind. Die Höhle befindet sich unterhalb eines Höhenrückens, der die Wasserscheide zwischen Isle und Vézère darstellt.

Die Höhle ist mehr als 8 Kilometer lang und wird jetzt zu Besuchszwecken mit einer kleinen Elektrobahn befahren, die entlang des Hauptgangsystems 2 Kilometer tief in den Berg vordringt [1]. Es bestehen 10 Schachtöffnungen, die in ein tieferes Höhlenstockwerk führen. Eigenartigerweise wurden bedeutende Bildkompositionen oft unmittelbar an diesen gefährlichen Stellen angebracht. Von dem tieferen Stockwerk wurden weitere 4 Kilometer erkundet.

Geschichte

Die Höhle von Rouffignac wird bereits 1575 von François de Belleforest in seiner Cosmographie Universelle erwähnt, in der er "Malereien und Tierspuren" anspricht. Im 19. Jahrhundert war sie als Touristenattraktion bekannt. Sie war im beginnenden 20. Jahrhundert zwar von bekannten Archäologen wie Henri Breuil, Glory und Martel aufgesucht worden, aber es sollte immerhin noch bis 1956 dauern, bis die Felsbilder von Louis-René Nougier und Romain Robert, zwei Prähistorikern aus den Pyrenäen, auch tatsächlich erkannt und bestätigt wurden.[2][3] Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges hatte die Höhle der Résistance als Unterschlupf gedient. Ab 1959 wurde die Höhle für touristische Zwecke geöffnet.[4]

Seit 1979 ist die Höhle im Verbund mit anderen Höhlen und Abris des Vézèretals Weltkulturerbe der UNESCO.

Abbildungen

Die Kunstwerke wurden vorrangig als Ritz- oder als schwarze Umrisszeichnungen ausgeführt. Bis jetzt wurden 224 Tierdarstellungen und 4 menschliche Figuren registriert. Die Tierdarstellungen lassen sich wie folgt aufschlüsseln:

Hinzu kommt ein einziger Höhlenbär. Unter den sechs Tiergruppen nehmen die Mammuts eine herausragende Stellung ein. Auch die Wollnashörner sind außergewöhnlich häufig, in anderen vergleichbaren Höhlen fungieren sie hingegen nur als Rarität.

Zeichen sind wesentlich seltener als Tierdarstellungen. Es sind 17 tektiforme (hausförmige) und 6 serpentiforme (schlangenförmige) Zeichen bekannt. Ziemlich häufig treten jedoch sogenannte „Fingerspuren“ (franz. tracé digital) auf, makaroni- oder mäanderartige Zeichen, die über etwa 500 Quadratmeter hinweg Wände und Decken der Höhle bedecken. Einem Bericht der Fachzeitschrift Science zufolge handelt es sich dabei zum Teil um Spuren von zwei- bis dreijährigen Kindern, wie eine Messung französischer Archäologen ergeben habe. Einige dieser Kinder seien offenbar von Erwachsenen hochgehoben worden, während sie die Wände berührten. [5]

Besonders reichhaltig sind die Malereien an der Decke eines verbreiterten Raumes, dem Le Grand Plafond mit allein 63 Tierdarstellungen. Auch hier die Assoziation mit einer Schachtöffnung.

Höhlenbären

Zahlreiche Kratzspuren an den Wänden und Lagerplätze zeugen von der Anwesenheit der Höhlenbären.

Alter

Für die Höhle von Roffignac liegen ebenfalls keine absoluten Altersdatierungen vor, da in der Höhle außer einer einzigen Klinge keine Artefaktenfunde gemacht wurden. Die Malereien und Gravuren dürften aber aufgrund stilistischer Zuordnung (Stil IV gemäß André Leroi-Gourhan) durchweg aus der Zeit des Magdaléniens stammen, sind also mindestens 14.000 Jahre alt.

Grabungen am Höhleneingang konnten menschliche Siedlungsspuren aus dem Mesolithikum (Tardenoisien und Sauveterrien), sowie aus dem Neolithikum und der Eisenzeit nachweisen. Zwischen 9200 und 7800 BP hatten mesolithische Jäger und Sammler den Eingangsbereich der Höhle bewohnt, wie mehrere übereinanderliegende Feuerstellen, Tierknochen und Steinartefakte belegen. Aus dem Sauveterrien wurden geometrisch geformte Mikrolithen (Rouffignacspitzen) entdeckt. In den oberen Lagen fanden sich Gräberreste aus dem Neolithikum und der Eisenzeit.

Besuch

Die Höhle von Rouffignac ist vom 1. April bis zum 1. November geöffnet. Die Zahl der Besucher ist pro Tag auf 550 Personen beschränkt.

Siehe auch

Literatur

  • Leroi-Gourhan, A.: Rouffignac. In: Dictionnaire de la Préhistoire, sous la dir. de A. Leroi-Gourhan. Presses universitaires de France, Paris 1988, S. 959-960.
  • Plassard, Jean: Rouffignac. Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-9006-4.

Weblinks

Belege

  1. Website der Höhle (französisch, englisch)
  2. Nougier L.-R., Robert R.: Rouffignac ou La guerre des Mammouths. Paris, 1957
  3. Lothar Zotz: Die Wiederentdeckung der Merkwürdigkeiten von Rouffignac. In: Orion, Heft 3, 12, 1957, S. 169-174
  4. Vidal, Pierre: Cavernes en Périgord. 2. Auflage. 1987.
  5. Finger drawings from a prehistoric preschool. In: Science, Band 334, 2011, S. 24
45.0086111111110.98777777777778216

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