Höhle Machpela

Höhle Machpela
Die Mauer um die Gräber der Patriarchen

Die Höhle Machpela (hebräisch: מערת המכפלה, Me'arat HaMachpela, übersetzt „Höhle der Doppelgräber“), auch Höhle der Patriarchen oder Grab der Patriarchen, in Hebron ist nach dem Tempelberg in Jerusalem die heiligste Stätte des Judentums[1]. In ihr befinden sich die Ruhestätten der drei Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea.

Da sich auch die Muslime auf den Stammvater Abraham zurückführen, gehört zu diesem Baukomplex auch eine Moschee, die Abrahamsmoschee (arabisch: الحرم الإبراهيمي, Al-Haram Al-Ibrahimi). Aus demselben Grund ist Machpela auch für Teile des Christentums eine heilige Stätte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Biblische Zeit

Der Machpela-Komplex über Hebron, 1865

Nach der biblischen Überlieferung (Gen 23,19 EU) kaufte Abraham das Feld und die Höhle Machpela unweit seines Wohnortes Mamre nach dem Tod seiner Frau Sara als Familiengrabstätte für 400 Silberschekel. Verkäufer war ein Hetitern namens Efron. Dass es sich bei dem erwähnten Volk tatsächlich um (in Anatolien lebende) Hethiter handelte, ist allerdings unwahrscheinlich. Auch die Historizität Abrahams ist wie bei vielen biblischen Figuren nicht bewiesen, seine Lebenszeit wird auf ungefähr 1900 v. Chr. angesetzt.

Nach Sara wurde der Überlieferung nach auch Abraham selbst dort begraben, später auch sein Sohn Isaak und seine Frau Rebekka und deren Sohn Jacob mit seiner ersten Frau Lea.[2]

Der herodianische Bau

Der jüdische Historiker Flavius Josephus erwähnte[3] im 1. Jahrhundert Abrahams von Efron gekauftes Feld und die Grabstätten, aber nicht den Namen Machpela.[2] Machpela ist seit ältesten Zeiten eine jüdische Pilgerstätte. Seit dem 4. Jahrhundert sind auch christliche Wallfahrten belegt.[1]

Die heutigen Bauten entstanden unter König Herodes im 1. Jahrhundert v. Chr. und wurden unter den Kreuzfahrern im 12. Jahrhundert ergänzt.[1] Der herodianische Bau erinnert stilistisch an den aus der gleichen Zeit stammenden Herodianischen Tempel in Jerusalem, von dem jedoch nur noch die Klagemauer vorhanden ist.

Weiterer Ausbau

Die ersten Erweiterungen fanden im 6. Jahrhundert statt, unter anderem um jüdische und christliche Pilger voneinander zu trennen. Spätestens seit dem frühen 10. Jahrhundert wurde in dem Komplex auch eine Moschee errichtet, einschließlich eines Mihrab in der Südostmauer. Spätestens am Ende des Jahrhunderts waren alle sechs Grabstätten überdacht.

Die St. Abrahamskathedrale

Während des Ersten Kreuzzugs wurde Machpela im Jahr 1100 von Gottfried von Bouillon erobert und unter die Herrschaft der Kreuzfahrer gestellt und ein Augustinerkloster eingerichtet.

1119 wurden unter dem Pflaster des herodianischen Hofs die Gebeine der Patriarchen aufgefunden und daraufhin in Reliquare gefasst. Kurz darauf errichteten die Kreuzfahrer im südlichen Teil des Komplexes eine Kirche St. Abraham, die zur Kathedrale des wiedererrichteten Bistums Hebron erhoben wurde.[1]

Der jüdische Reisende Benjamin von Tudela beschrieb die Stätte im 12. Jahrhundert:

„In Hebron steht ein großes Heiligtum, genannt St. Abraham, das früher eine jüdische Synagoge war. Die Einheimischen errichteten hier sechs Grabmale und berichten Fremden, es seien die der Patriarchen und ihrer Frauen, und verlangen Geld für eine Besichtigung. Wenn ein Jude dem Aufseher einen zusätzlichen Beitrag bezahlt, öffnet dieser ihm eine Tür aus der Zeit unserer Vorväter, und der Besucher kann bei Kerzenlicht in die Höhle hinabsteigen. Er durchquert zwei leere Höhlen, und sieht schließlich in der dritten sechs Gräber, auf denen in hebräischer Schrift die Namen der drei Patriarchen und ihrer Frauen geschrieben sind. Die Höhle steht voller Fässer, gefüllt mit menschlichen Knochen, die an diesen Heiligen Ort gebracht wurden. Am Ende des Feldes Machpela steht das Haus Abrahams und vor ihm ein Brunnen.“

Benjamin von Tudela[4]

Machpela unter islamischer Herrschaft

Der ägyptische Sultan Saladin eroberte 1187 Hebron, beschlagnahmte die Kathedrale und erklärte sie zur Moschee. Jüdische und christliche Pilger durften zunächst weiterhin im Heiligtum beten, einer seiner Nachfolger, der Gewaltherrscher Baibars I., vernichtete 1266 jedoch das nicht-islamische Leben in Hebron. Juden und Christen wurde der Zutritt zu ihrer heiligen Stätte verboten.

1318-20 wurde im nordöstlichen Teil des Komplexes eine zweite Moschee errichtet. 1382-99 wurden umfangreiche Umbauten und Renovierungen vorgenommen. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Zugang in die Höhle verboten.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts durften keine Juden und Christen das Heiligtum besuchen, auch danach wurden nur wenige Ausnahmen für berühmte Europäer gemacht. Juden hatten weiterhin keinen Zugang. Sie durften sich lediglich außerhalb des Bauwerks, bis zur siebten Stufe der Zugangstreppe, aufhalten und beten.[5] 67 der etwa 500 Personen umfassende jüdische Gemeinde fielen 1929 einem Massaker muslimischen Gewalttäter zum Opfer. Die Überlebenden flohen nach Jerusalem. Rückkehrer, die ab 1931 wieder in Hebron lebten, mussten am 23. April 1936 durch britische Kolonialtruppen vor erneuten arabischen Gewalttaten in Sicherheit gebracht werden.[5]

Rückgewinnung als jüdisches Heiligtum

Im Zuge des Sechstagekriegs eroberte Israel am 8. Juni 1967 die Stadt Hebron. Der auch an der Eroberung der Klagemauer am Vortag beteiligte Militärrabbiner und General Schlomo Goren gilt als der erste Jude seit 700 Jahren, der das zweitwichtigste Heiligtum seiner Religion betreten konnte.[1][5]

Machpela heute

Besucher des Heiligtums werden vor dem Betreten von der Armee auf Waffen durchsucht

Seit 1967 leben wieder Juden in Hebron. Trotz der israelischen Herrschaft behielten Muslime freien Zugang zum Machpela-Komplex und nutzen weiterhin die gotische Kreuzfahrerkirche als Moschee, die der Waqf untersteht. Sie teilen Machpela allerdings nun wieder mit den jüdischen Pilgern, für die im nördlichen Bereich eine Synagoge errichtet wurde.

Aufgrund der Lage der heiligen Stadt Hebron inmitten der Palästinensischen Autonomiegebiete ist das Grab der Patriarchen und die Stadt Hebron im Ganzen ein besonderer Streitpunkt im Nahostkonflikt. Um in der zweitheiligsten Stadt des Judentums jüdisches Leben aufrecht zu erhalten, leben einige Hundert jüdische Siedler inmitten der Altstadt unter der ansonsten arabischen Bevölkerung. Diese Siedlergruppe ist jedoch für zahlreiche Provokationen gegenüber ihren arabischen Nachbarn bekannt. Den Höhepunkt der Gewalttätigkeiten bildete 1994 ein Massaker des Siedlers Baruch Goldstein, bei dem 29 Palästinenser getötet wurden. Das Grab der Patriarchen steht heute unter starker Bewachung durch die israelische Armee. Die Verwaltung liegt, wie die des Tempelbergs in Jerusalem, in den Händen der islamischen Organisation Waqf.

Der Bau

Das Heiligtum besteht im Wesentlichen aus einem großen rechteckigen Komplex, dessen Ecken in die vier Himmelsrichtungen weisen. An der nordöstlichen Außenseite stehen die al-Jawiliyya-Moschee (1318-20) und das im 10. Jahrhundert errichtete Grab Josephs. Die äußere Erscheinung des Heiligtums wird von der gut erhaltetenen herodianischen Umfassungsmauer dominiert. An der westlichen und der östliche Ecke stehen Minarette.

Das Innere besteht aus drei Teilen, in dem sich die Kenotaphen je eines Patriarchenpaars befinden. Im zentralen Raum befinden sich die Grabmäler von Abraham (westlich) und Sara (östlich), die aus der Zeit um 1000 stammen. Im südlichen Teil befinden sich die Kenotaphen von Isaak und Rebekka aus dem 12. Jahrhundert sowie die Moschee in der früheren Kirche. Der Nordteil ist der von den Juden genutzte, der über eine eigene Treppe am Außenbau betreten wird. Hier befinden sich die Grabmäler von Jakob und seiner ersten Frau Lea, eine Synagoge sowie der Zugang zum Grab des Joseph.

Biblische Erwähnung

Die Bibel spricht nur zweimal von der Höhle von Machpela, in allen anderen Fällen von der Höhle auf dem Felde von Machpela.[2]

Saras Tod und Begräbnis:

1 Sara wurde hundertsiebenundzwanzig Jahre alt 2 und starb in Kirjat Arba - das ist Hebron - im Lande Kanaan. Da kam Abraham, dass er sie beklagte und beweinte. 3 Danach stand er auf von seiner Toten und redete mit den Hetitern und sprach: [...] 8 bittet für mich Efron, den Sohn Zohars, 9 dass er mir gebe seine Höhle in Machpela, die am Ende seines Ackers liegt; er gebe sie mir um Geld, soviel sie wert ist, zum Erbbegräbnis unter euch. 17 So wurde Efrons Acker in Machpela östlich von Mamre Abraham zum Eigentum bestätigt, mit der Höhle darin und mit allen Bäumen auf dem Acker umher, 18 vor den Augen der Hetiter und aller, die beim Tor seiner Stadt versammelt waren. 19 Danach begrub Abraham Sara, seine Frau, in der Höhle des Ackers in Machpela östlich von Mamre, das ist Hebron, im Lande Kanaan. 20 So wurden Abraham der Acker und die Höhle darin zum Erbbegräbnis bestätigt von den Hetitern. “

1 Mos 23,1-20 LUT

Abrahams Tod und Begräbnis:

8 Und Abraham verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinen Vätern versammelt. 9 Und es begruben ihn seine Söhne Isaak und Ismael in der Höhle von Machpela auf dem Acker Efrons, des Sohnes Zohars, des Hetiters, die da liegt östlich von Mamre 10 auf dem Felde, das Abraham von den Hetitern gekauft hatte. Da ist Abraham begraben mit Sara, seiner Frau.“

1 Mos 25,8-10 LUT

Jakobs Tod und Begräbnis:

29 Und Jakob gebot ihnen und sprach zu ihnen: Ich werde versammelt zu meinem Volk; begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Acker Efrons, des Hetiters, 30 in der Höhle auf dem Felde von Machpela, die östlich von Mamre liegt im Lande Kanaan, die Abraham kaufte samt dem Acker von Efron, dem Hetiter, zum Erbbegräbnis. 31 Da haben sie Abraham begraben und Sara, seine Frau. Da haben sie auch Isaak begraben und Rebekka, seine Frau. Da habe ich auch Lea begraben 32 in dem Acker und der Höhle, die von den Hetitern gekauft ist.“

1 Mos 49,8-10 LUT

12 Und seine Söhne taten, wie er ihnen befohlen hatte, 13 und brachten ihn ins Land Kanaan und begruben ihn in der Höhle auf dem Felde von Machpela, die Abraham gekauft hatte mit dem Acker zum Erbbegräbnis von Efron, dem Hetiter, gegenüber Mamre.“

1 Mos 50,12-13 LUT

Einzelnachweise

  1. a b c d e sacred-destinations.com: Tombs of the patriarchs, Hebron
  2. a b c Jewish Encyclopedia: Machpelah
  3. "Ant." i. 14. 22
  4. „Reisebericht“, ed. Asher, pp. 40-42, Hebr. Übersetzt nach [1]
  5. a b c Ariel Natan Pasko: Israelis Against Israel FrontPageMagazine, 30. Mai 2003

Weblinks


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