Höfisch

Höfisch

Höfisch bezeichnet die Lebensart, die der am Hofe einer Monarchie entspricht. Insbesondere ist dies die Bezeichnung für die ritterliche Gesellschaftskultur ab dem hohen Mittelalter (nach nordfranzösischem Vorbild gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Deutschland eindringend). Die erste Nennung des Begriffs fand in der um 1150 entstandenen Kaiserchronik statt. Später entwickelte sich das Wort „Höfisch“ zum Wort „Hübsch“ weiter, wobei eine Bedeutungsverschiebung einher ging. Das Wort „Höfisch“, mittelhochdeutsch „hövesch“, ist wohl keine Lehnübersetzung des französischen Worts „Courtois“, geht allerdings auf dessen Semantik zurück.

Der Gegensatz zu „höfisch“ ist der mittelhochdeutsche Begriff „Dörperheit“, welcher etwa so viel wie „ländlich“, „ungehobelt“, „plump“ bedeutet.

Was ist höfisch?

Das höfische Ideal in der mittelalterlichen Literatur lässt sich durch mehrere Faktoren beschreiben. Als höfisch gilt ein Mann, der eine vornehme Abstammung, eine edle Gesinnung, gute Umgangsformen, körperliche Schönheit, ritterliche Tugenden und einen frommen Charakter hat. Erfüllt sich eins dieser Attribute nicht, ist die Person nicht höfisch. In Hartmanns von Aue Werk Der arme Heinrich verliert der Protagonist Heinrich seine Höfischkeit, als er seine körperliche Schönheit verliert.
Die idealen Tugenden des höfischen Wertekanons begegnen einem in der mittelalterlichen Literatur in Begriffen wie manheit, mâze, zuht, müete, êre oder milte.

Siehe auch

Literatur


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  • Höfisch — Höfisch, im 12. und 13. Jahrh. alles, was den Anschauungen der ritterlichen Gesellschaft jener Zeit entspricht, im Gegensatz zu »dörperhaft«, der Art des Dorfbewohners. – Höfische Poesie, die kunstmäßige epische (Artusromane) und lyrische… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • höfisch — Adj. (Aufbaustufe) den Sitten bei Hofe entsprechend Beispiel: Er hat höfische Manieren und verhält sich wie ein richtiger Gentleman …   Extremes Deutsch

  • höfisch — Hof: Die Vorgeschichte des altgerm. Wortes mhd., ahd. hof, niederl. hof, aengl. hof, aisl. hof ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich gehört es zu der unter ↑ hoch dargestellten idg. Wurzel *keu »biegen«, entweder im Sinne von »Erhebung,… …   Das Herkunftswörterbuch

  • höfisch — hö|fisch 〈Adj.〉 1. 〈MA〉 1.1 dem Leben, den Sitten bei Hofe entsprechend, gemäß 1.2 der ritterl. Gesellschaft entsprechend 2. 〈allg.〉 fein, edel ● höfisches Benehmen; höfische Dichtung von der Kultur des mittelalterl. Adels u. der Höfe geprägte u …   Universal-Lexikon

  • Höfisch galanter Roman — Gegenüber dem galanten Roman ist der höfisch galante Roman vor allem ein Konstrukt der germanistischen Literaturgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts. Man spricht vom höfisch galanten Roman zumeist dort, wo man Debatten über die breite… …   Deutsch Wikipedia

  • höfisch — hö̲·fisch Adj; 1 hist; so, wie es an einem ↑Hof (3) üblich war ↔ bürgerlich <Sitten, Manieren, ein Tanz> 2 Lit; der Kultur und den Idealen der ritterlichen Gesellschaft des Mittelalters entsprechend <die Dichtung, die Epik, die Kunst> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • höfisch — hö|fisch; höfische Kunst …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Galan — Liebhaber (abwert.) (umgangssprachlich) * * * Ga|lan 〈m. 1〉 vornehm auftretender Liebhaber [<span. galano „in Gala gekleidet, höfisch, artig“; → Gala] * * * Ga|lan, der; s, e [span. galán, zu: galano = schön gekleidet, höfisch, zu: gala, ↑… …   Universal-Lexikon

  • Ritterpoesie — Ritterpoesie, die gemeinschaftliche Benennung für die poetischen Schöpfungen des Mittelalters, in denen der Geist des Ritterthums als des idealen Ziels der geistigen Richtung der zweiten Hälfte des. Mittelalters zum Ausdruck gelangte. Da diese… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • höflich — Hof: Die Vorgeschichte des altgerm. Wortes mhd., ahd. hof, niederl. hof, aengl. hof, aisl. hof ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich gehört es zu der unter ↑ hoch dargestellten idg. Wurzel *keu »biegen«, entweder im Sinne von »Erhebung,… …   Das Herkunftswörterbuch

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