Höchster Markt

Höchster Markt
Höchster Markt
Wappen Frankfurt am Main.svg
Platz in Frankfurt am Main
Höchster Markt
im Oktober 2008
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Ortsteil Höchst
Angelegt 20. Jahrhundert
Einmündende Straßen Melchiorstraße (Norden),
Justinuskirchstraße (Osten),
Antoniterstraße (Westen)
Bauwerke Markthalle Höchst, Synagoge (†), Brüningbrunnen, Teil der Stadtmauer

Der Höchster Markt ist ein Platz am Nordrand der Höchster Altstadt. Er liegt zwischen der Melchiorstraße, der Antoniterstraße und der Justinuskirchstraße und hat eine Grundfläche von gut 1.700 m2[1]. An den Markttagen Dienstag, Freitag und Samstag findet hier vormittags der Höchster Wochenmarkt statt. Außerhalb der Marktzeiten dient der Höchster Markt als Parkplatz. Der traditionelle Höchster Wochenmarkt, der auf dem Platz und in der angrenzenden Markthalle abgehalten wird, ist ein Anziehungspunkt für zahlreiche Kunden aus dem Frankfurter Westen und den Nachbargemeinden des Main-Taunus-Kreises.

Inhaltsverzeichnis

Lage des Höchster Markts in Höchst

Der Platz

Zwischen 1920 und 1923 gab es im Höchster Stadtrat eine intensive Diskussion um den Standort des Wochenmarktes. Der bisherige Platz vor dem Antoniterkloster in der Bolongarostraße erwies sich aufgrund der Entwicklung Höchsts und der umliegenden Regionen seit Ende des 19. Jahrhunderts als nicht mehr haltbar. Die damalige Hauptstraße, heute die Bolongarostraße, war Teil der Fernstraße nach Mainz, ein wachsendes Verkehrsaufkommen wälzte sich durch die schmale Straße in der Höchster Altstadt. So traf die Stadtverwaltung 1923 die Entscheidung, im Norden der Altstadt einen neuen Marktplatz anzulegen. Der Platz wurde im Bereich des „Horstmannschen Gartens“ angelegt, einem Teil des Höchster Stadtgartens. Dieser war im späten 19. Jahrhundert durch den Höchster Verschönerungsverein auf einer Freifläche nördlich der Altstadt anstelle des alten Stadtgrabens als Grünanlage gestaltet worden. Der erste Wochenmarkt auf dem neuen Platz fand im November 1923 statt.

Bebauung

Die 1905 eingeweihte Synagoge
Aufnahme vom November 1923
Abriss des Zehnthofes 1893

Am Ostrand des Platzes war 1905 die neue Höchster Synagoge eingeweiht worden. Das Gebäude wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört, an seiner Stelle wurde ein Luftschutzbunker gebaut. Eine Gedenktafel an der Westfassade des Bunkers erinnert heute an die Synagoge. Vor dem Bunker stand bis 2010 das Mahnmal „Krieg“, eine Bronzeplastik des Höchster Künstlers Richard Biringer (1877–1947). Die Plastik aus dem Jahr 1928 wurde während der NS-Zeit zerstört und 1982 neu gegossen.[2]

Rest der Stadtmauer an der Ecke Marktplatz und Rosengasse

Die Häuserzeile mit Wohnbauten am Südrand des Platzes stammt aus der späten Gründerzeit. Ursprünglich verlief hier die nördliche Stadtmauer, von der noch ein Stück auf der Südwestseite des Platzes an der Einmündung der „Rosengasse“ – ein Teil der Antoniterstraße – erhalten ist. Im Jahr 1893 wurde der aus dem 14. Jahrhundert stammende Zehnthof, heute das Gebäude Höchster Markt 3, abgebrochen. Nur der gotische Treppenturm blieb übrig und wurde in die Rückseite des neuen Hauses integriert. Im Jahr 1927 wurde auch der ehemalige Porzellanhof zwischen der Gasse Wed und der Rosengasse abgebrochen; in den Jahren 1746 bis 1796 hatte hier die Höchster Porzellanmanufaktur ihren Sitz. Die Häuser auf der Nordseite des Platzes stammen ebenfalls aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, hier ist eine Mischstruktur aus Wohnungen und Kleingewerbe vorzufinden.

An der Nordost-Ecke des Höchster Marktes steht der Brüningbrunnen. Er war 1910 als Erinnerung an Adolf von Brüning, den Mitbegründer der Hoechst AG, und seine Frau Clara auf dem Höchster Schloßplatz errichtet worden. Der Brunnen wurde im Sommer 1938 auf den Marktplatz umgesetzt.

Neuere Pläne zur völligen Umgestaltung des Höchster Marktes durch den Bau einer Tiefgarage und einer neuen Halle, die fast die gesamte Fläche des Platzes überdacht hätte, werden seit 2006 nicht mehr weiterverfolgt. Zum einen fehlen die nötigen Mittel, zum anderen stießen diese Pläne, die mangels eines Ausweichplatzes während der Bauzeit möglicherweise zur Zerstörung des Höchster Wochenmarktes geführt hätten, auf breite Kritik bei der Höchster Bevölkerung, den Stammkunden des Marktes und den Standbetreibern. Letztere fürchteten neben einem baubedingten Aussetzen des Marktes für längere Zeit deutlich erhöhte Standgebühren in der geplanten neuen Halle.

Markthalle

In der Höchster Markthalle
Höchster Markthalle

Der radikale Plan des Höchster Stadtarchitekten Carl Rohleder aus dem Jahr 1924 sah vor, die gesamte nördliche Altstadt zwischen Storchgasse und Wed abzureißen, um Platz für einen neuen Marktplatz und eine Markthalle zu schaffen. Der Plan konnte allerdings nicht verwirklicht werden, da der Stadt Höchst aufgrund der Inflation, der Kosten der französischen Besatzung zwischen 1918 und 1930 sowie schwindender Gewerbesteuereinnahmen die Mittel zum Ankauf der Grundstücke fehlten.

Im Eingemeindungsvertrag von März 1928 vereinbarte die Stadt Höchst mit Frankfurt auch die Errichtung einer Markthalle innerhalb von fünf Jahren. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die politischen Ziele der nationalsozialistischen Machthaber nach 1933, zu denen die im Vertrag vereinbarte fast autonome Stellung des Stadtteils Höchst mit eigenem Haushalt nicht passte, verhinderten jedoch die Realisierung des Bauvorhabens.

Nach dem Zweiten Weltkrieg besannen sich die Höchster wieder auf die Einzelheiten des Eingemeindungsvertrags und forderten von der Stadt Frankfurt unter Androhung der Ausgemeindung die Erfüllung der Zusagen. Durch Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Walter Kolb, der in Höchst wohnte und somit den Unmut der Höchster gegen Frankfurt direkt erlebte, wurde neben Hallenbad und Straßenbahnanschluss auch die Markthalle verwirklicht. Sie wurde am 15. November 1955 eröffnet. 2006 wurden zum 650-jährigen Jubiläum des Höchster Marktes die baufälligen sanitären Anlagen vor der Halle renoviert.

Der Höchster Wochenmarkt

Stadtrechtsurkunde mit Marktrecht vom 12. Januar 1356 (vollständiger Urkundstext auf der Bildbeschreibungsseite)
Ehemaliger Marktplatz vor dem Antoniterkloster in der Hauptstraße (Bolongarostraße) um 1890

Die Entstehung des Höchster Wochenmarktes lässt sich auf den Tag genau datieren. Am 11. Februar 1355 wurde das Dorf Hoesten durch Kaiser Karl IV. zur Stadt erhoben. Ein knappes Jahr später, am 12. Januar 1356, bekräftigte Karl die Stadterhebung in einer weiteren Urkunde und verlieh der jungen Stadt gleichzeitig das Marktrecht[3]. Der Urkundstext lautet in heutiger Schreibweise:

Auch sollen sie in der obengenannten Stadt alle Dienstage einen Wochenmarkt begehen und halten, und soll die obgenannte Stadt auf denselben Markttag und in allen anderen Wegen und Sachen alle die Rechte und Freiheiten, Gnade und gute Gewohnheiten haben und der völlig gebrauchen, als Unser und des obgenannten Reiches Stadt zu Franckenfurt hat und gebrauchet und auch von alters darkommen ist.

Wo sich der ursprüngliche Marktplatz befand, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Die Einschätzung schwankt zwischen dem Höchster Schloßplatz und dem Platz vor dem Alten Rathaus wenige Meter weiter östlich. Mit zwei Stadterweiterungen im 15. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung nach Osten ausgeweitet. Sie befand sich ursprünglich direkt östlich der Justinuskirche und der Badstubengasse und verlief nun östlich des 1442 errichteten Antoniterklosters an der Einmündung der heutigen Storchgasse. Im Bereich zwischen Badstubengasse und Storchgasse wurde die Hauptstraße zu einem Platz erweitert. Hier fand spätestens seit dem 16. Jahrhundert bis 1923 der Höchster Wochenmarkt statt.

Der Wochenmarkt gab der jungen Stadt als Vorposten von Kurmainz gegen Frankfurt zusätzliche wirtschaftliche Privilegien, unter anderem auch das Stapelrecht, und machte Höchst schnell zu einem wirtschaftlichen Unterzentrum des Rhein-Main-Gebietes. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten zwischen Mainz und Frankfurt auch regelmäßig Marktschiffe, die in Höchst Station machten, um hier Waren umzuladen und anzubieten. Für die Höchster Fischerzunft bedeutete der Markt ein wichtiges Absatzgebiet, und auch die Fischer der umliegenden Gemeinden mussten ihre Waren erst hier anbieten, bevor sie sie anderweitig verkaufen durften. Immer wieder führten der Höchster Wochenmarkt und seine günstigen Konditionen für Anbieter auch zu Streit mit dem großen Nachbarn Frankfurt. Der ursprünglich nur auf einen Dienstag festgelegte Markttag wurde im 18. Jahrhundert auf Freitag erweitert, später kam noch der Samstag als Markttag hinzu.

Dass die Höchster Stadtverwaltung dem Wochenmarkt auch noch im 20. Jahrhundert eine erhebliche Bedeutung beimaß, zeigt sich in den Eingemeindungsverhandlungen mit Frankfurt und dem daraus resultierenden Vertrag[4]. Der Bau der Markthalle wurde ebenso vereinbart wie ein eigenständiger Wochenmarkt für Sindlingen und Zeilsheim. Diese waren erst elf Jahre vorher zu Höchst eingemeindet worden. Im Vertrag heißt es „den Markt weiter auszugestalten, für Sindlingen-Zeilsheim neu zu schaffen“ und weiter „eine Kleinhandelsmarkthalle binnen 5 Jahren zu erbauen im Rahmen der notwendigen Bedürfnisse“[5].

Der Höchster Markt ist mit ca. 50 Ständen der zweitgrößte Wochenmarkt in Frankfurt. Die drei Markttage in der Woche finden auch heute regelmäßig guten Zuspruch in Höchst und den umliegenden Stadtteilen sowie den Nachbargemeinden des ehemaligen Landkreises Höchst. Dies zeigt, dass auch nach 650 Jahren der Höchster Wochenmarkt nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat.

Bilder

Quellen

Verweise

  1. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main (Hrsg.): DVD Amtliche Stadtkarten Frankfurt am Main 2009. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2009. (online)
  2. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main
  3. Wolfgang Metternich: Dienstags, freitags und samstags. 650 Jahre Wochenmarkt in Höchjst am Main. In: Vereinsring Frankfurt (M)-Höchst e.V (Hg.): Festschrift zum Höchster Schloßfest 2006. Frankfurt am Main 2006. S. 22–29. (PDF, 1 MB)
  4. Eingemeindungsvertrag zwischen der Stadtgemeinde Frankfurt und der Stadtgemeinde Höchst am Main von 1928 (PDF, 88 kB)
  5. Kommunales Programm der Stadt Höchst als Anlage zum Eingemeindungsvertrag von 1928 (PDF, 89 kB)

Literatur

  • Wilhelm Frischholz: Alt-Höchst. Ein Heimatbuch in Wort und Bild.. Frankfurt am Main 1926: Hauser.
  • Wolfgang Metternich: Die städtebauliche Entwicklung von Höchst am Main. Frankfurt-Höchst 1990: Stadt Frankfurt und Verein für Geschichte und Altertumskunde.
  • Rudolf Schäfer: Höchst am Main. Frankfurt am Main 1981: Frankfurter Sparkasse von 1822.
  • Rudolf Schäfer: Chronik von Höchst am Main. Frankfurt am Main 1986: Waldemar Kramer.

Weblink

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