Händel-Denkmal

Händel-Denkmal
Opéra Garnier Paris
Das einzige Händel-Denkmal in Deutschland

Der Begriff Händel-Denkmal beschreibt allgemein ein Denkmal, das dem deutsch-britischen Barockkomponisten Georg Friedrich Händel zu Ehren errichtet wurde wie 1738 als erstes durch Louis-François Roubiliac für die Vauxhall Gardens London (heute original erhalten im Victoria and Albert Museum zu sehen). Neben der bekannten Statue im Eingangsfoyer der Opéra Garnier Paris wird damit im deutschsprachigen Raum aber vor allem das einzige sich in Deutschland befindende Händel-Denkmal assoziiert, das genau hundert Jahre nach dem Tod des Komponisten mit einer großartigen Gemeinsschaftsaktion zwischen Deutschen und Briten anlässlich der Feierlichkeiten zum 100.Todestag in dessen Geburtsstadt Halle a.d. Saale, Provinz Sachsen verwirklicht wurde.


Denkmal-Rückseite mit Hl. Cäcilia (Händel blickt nach London)

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten und Bedeutung dieses Denkmals

Das deutsche Händel-Denkmal befindet sich gegenüber der Taufkirche Händels auf dem Halleschen Marktplatz, von wo aus er nach London, seiner Hauptwirkungsstätte und Wahlheimat, blickt. Über drei Granitstufen erhebt sich eine auf einem 19t schweren Marmor-Postament aufgestellte, 1500 kg schwere und 3,2m hohe Bronzestatue, die einen reifen, korpulenten Händel in der Tracht seiner Zeit zeigt (Leibrock, Kniehosen, Schuhe und Strümpfe, den Galanteriedegen an der Seite und gewaltiger Lockenperücke auf dem Haupte). Imposant lehnt er sich an das rechts neben ihm stehende Notenpult im Rokokostil, auf dem die Partitur des Messiah liegt. Von den drei Seiten des Pultfusses trägt eine die Jahreszahl 1741, die an das Jahr erinnert, in dem Händel sein größtes Werk, den Messias, komponiert hat. Auf der Rückseite ist eine Darstellung der Orgel spielenden Cäcilia von Rom zu sehen. Rechts und links sind als Vertreter der geistlichen und weltlichen Musik der große Sänger David bzw. der Repräsentant der Gesangskunst und des Saitenspiels der griechischen Götterwelt Orpheus eingearbeitet. Vorn trägt das Denkmal die einfache Inschrift: HAENDEL auf der Rückseite die Widmung: Errichtet von seinen Verehrern in Deutschland und England. Das das Denkmal verzierende Schmuckgitter aus Eisen wurde zum 200.Geburtstag Händels im Jahre 1885 durch ein neues mit Haussteinen als Ecksäulen ersetzt, später allerdings zerstört. Der Wiederaufbau sorgt bei den halleschen Stadtbürgern bislang für heftige Kontroversen, da viele für die Neugestaltung des Denkmalsockels plädieren.

Die politische Bedeutung der Existenz eines Händel-Denkmals in Deutschland ist an dieser Stelle besonders hervor zu heben, denn Würdigungen in Denkmälern blieben bis Anfang des 19.Jahrhunderts ausschließlich Königen, Herrschern und Feldherren vorbehalten. Die völkerverbindende Kraft, die Größe und Kühnheit seiner Töne ließen Georg Friedrich Händel vielen Gelehrten allerdings als wegweisendes Vorbild für das deutsche Volk erscheinen, das geprägt von der Zeit des Vormärz und der Revolution 1848/49 gerade dabei war, sich überhaupt erst als eine Nation herauszubilden. Deshalb fand die Errichtung des Denkmals die Zustimmung des preussischen Königs, der wenige Jahre zuvor so etwas noch abgelehnt hatte. Im weitesten Sinne war damit die Händel-Ehrung 1859 in Halle ein Beitrag zur Stärkung des nationalen Selbstgefühls der Deutschen und ein Meilenstein im politischen Emanzipationskampf im Prozess der nationalen Einheit.

Finanzierung

gespendete Geldsumme Sponsor
3.400 Reichstaler Hallenser [ Musikal. Aufführungen (2168 T.) + Privatspenden (1204 T.)]
2.492 Reichstaler England (Her Majesty Queen Victoria)
1.508 Reichstaler + 6 Silbergroschen Ganz Deutschland [Musikalische Aufführungen + Privatspenden]
566 Reichstaler + 20 Silbergroschen Preußisches Königshaus (König Wilhelm I.)
7.966 Reichstaler + 26 Silbergroschen I N S G E S A M T

Anlässlich der anstehenden Feierlichkeiten zum 100.Todestag G.F. Händels veröffentlichte ein für diesen Anlass gegründetes Händel-Comité am 1.Mai 1856 in Halle einen Aufruf an die Musikfreunde ganz Deutschlands und Europas:

...Halle, die Stadt wo Haendel geboren wurde und die ersten so wichtigen Eindrücke der Jugend empfangen hat, wünscht, dass in seinen Mauern ihm ein Denkmal gegründet werde. [...] Die Nähe der Säcularfeier veranlasst uns aber zu der Bitte, dass alle Freunde unseres Vorhabens sich möglichst beeilen mögen durch musikalische Aufführungen, Subscriptionen und sonst geeignete Mittel dessenr rechtzeitige Ausführung zu ermöglichen. Ueber den Fortgang des Unternehmens und die Verwendung der eingehenden [...] Geldbeiträge werden wir nicht verfehlen öffentlich Rechenschaft abzulegen. Wir bitten um weiteste Verbreitung dieses Aufrufes...

Neben Geheimrath Wucherer, Consistorialrath Prof. Tholuck und der zum Vorsitzenden des Comité gewählte Prof. Dr. med. Volkmann unterzeichneten weitere zahlreiche Prominenz den Aufruf. Auch Prof. Georg Gottfried Gervinus in Heidelberg schloss sich als führender liberal-konstitutioneller Gelehrtenpolitiker diesem Aufruf an.

Das Britische Königshaus spendete im Namen Englands nahezu 1/3 der Gesamtkosten und leistete neben den Hallensern den größten Beitrag zur Errichtung dieses Denkmals.

Während der folgenden drei Jahre wurden deutschlandweit zahlreiche Aufführungen zum Besten des zu Halle zu errichtenden Händel-Denkmals veranstaltet, allem voran mit der Singakademie Halle, aber auch durch andere Musikvereine in Berlin, Leipzig, Königsberg, Köln, Stuttgart, Hamburg, Krefeld oder Brandenburg und Tübingen, so dass man mit zusätzlichen Privatspenden insgesamt 7.966 Reichstaler, 26 Silbergroschen und 1 Pfennig zusammen bekam. Dabei hatte die wiederholte Aufführung des Messiah (Mozartsche Bearbeitung) unter Robert Franz und einer Weltstar-Besetzung durch Jenny Goldschmidt-Lind und Otto Goldschmidt bzw. Stimmführer des Berliner Domchores am 15. Dezember 1857 in der Taufkirche Händels allein 1.355 Reichstaler, 13 Silbergroschen und 3 Pfennige für das Denkmal eingebracht.

Das Comité beauftragte 1843 den Berliner Bildhauer Hermann Heidel mit dem Entwurf eines Händel-Standbilds und später den bedeutenden Kunstgießer Hermann Gladenbeck mit dem Bronzeguss.

Einweihung des Denkmals

Die Einweihung des Händel-Denkmals in der Geburtsstadt des Komponisten war für den 14.April 1859 geplant, dem 100.Todestag G.F.Händels. Infolge einer langen Krankheit des Bildhauers aber musste man die Feierlichkeiten verschieben, so dass erst am 1.Juli 1859 der bronzene Händel vor der Weltöffentlichkeit enthüllt wurde.

Die Feier folgte noch ganz höfischer Festkultur mit dem Festzug als Höhepunkt:

...und alle stimmten ein in dem Musikchor geblasenen Choral ,Nun danket alle Gott'... Die Fenster sämtlicher Häuser, die ihn umgeben, waren mit Zuschauern besetzt, aber nicht diese allein, selbst auf den Dächern standen die Menschen und die Galerien und Balcone der Thürme waren dicht besetzt...

Das Händel-Denkmal stand auf dem halleschen Marktplatz vor Altem Rathaus und Ratswaage. Beide traditionsreiche Gebäude wurden bei dem Bombenangriff auf die Innenstadt am 31. März 1945 schwer beschädigt und 1948 abgerissen. So fehlt dem Denkmal heute der historische Hintergrund. In der Ratswaage, die zu seiner Zeit Hauptgebäude der Friedrichs-Universität Halle war, ist Händel immatrikuliert worden.

Literatur

  • Bernd Hofestädt: Die Familie Händel und Halle. Zum Stadtjubiläum 1200 Jahre Halle. Ekkehard, Neue Folge 13 (2006) Sonderheft
  • Holger Brülls, Thomas Dietsch: Architekturführer Halle an der Saale. Dietrich Reimer, Berlin 2000, ISBN 3496012021.
  • Michael Pantenius: Stadtführer Halle. Gondrom Verlag, Bindlach 1995; ISBN 3811208160.

Weblinks

 Commons: Händel-Denkmal (Halle) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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