Hyperemesis gravidarum

Hyperemesis gravidarum
Klassifikation nach ICD-10
O21.0 Leichte Hyperemesis gravidarum
O21.1 Hyperemesis gravidarum mit Stoffwechselstörung
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Hyperemesis gravidarum wird ein übermäßiges und anhaltendes, oft über den ganzen Tag wie auch nächtliches Erbrechen auch bei leerem Magen bezeichnet, das vor allem im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) auftritt. Vereinzelt leiden Frauen aber auch bis zum Tag der Geburt unter starker Übelkeit und Erbrechen. Im Gegensatz zum häufig vorkommenden Schwangerschaftserbrechen (Emesis gravidarum) kann es schwerwiegende Folgen mit erhöhter Gefährdung von Mutter und Kind nach sich ziehen. Wird Hyperemesis gravidarum unfachgemäß oder gar nicht behandelt, kann es dazu führen, dass der Leidensdruck der Schwangeren zu einer gewünschten Termination der Schwangerschaft führt, einzig aufgrund der unaushaltbaren Übelkeit und Erbrechen. Das Ernstnehmen der Patientin in ihrem Zustand und rasches, therapeutisches Eingreifen sind von höchster Priorität.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Die genaue Entstehung der Hyperemesis gravidarum ist noch unklar. Sicher spielen hormonelle Faktoren eine Rolle, da es zum Beispiel bei Mehrlingsschwangerschaften oder einer Blasenmole mit ihrem erhöhten hCG-Spiegel häufiger zu einer Hyperemesis kommt. Heute wird vermutet, dass Hyperemesis durch die hormonelle und physische Umstellung während der Schwangerschaft zustande kommt.

Die alte Lehrmeinung kategorisierte Hyperemesis fälschlicherweise zu den psychischen Erkrankungen, was in den letzten 20 Jahren durch mehrere wissenschaftliche Studien ausgeschlossen werden konnte.

Symptome und Diagnostik

Starke, immer währende Übelkeit und zahlreiches Erbrechen, besonders morgens, aber sehr oft auch verteilt über den ganzen Tag und nachts. Der Flüssigkeitsmangel führt zu einer Exsikkose (Austrocknung) mit einem Gewichtsverlust von mehr als 5 % des Ausgangswertes vor der Schwangerschaft und einer trockenen Zunge sowie einer Kreislaufschwäche mit Tachykardie (schneller Puls) und Hypotonie (niedrigem Blutdruck). Elektrolytentgleisungen mit Hypochlorämie und Foetor ex ore (Acetongeruch) sowie Auftreten von Ketonkörpern und Zylindern im Harn und Protein-, Urobilinogen-, Porphyrinurie. Daneben tritt eine metabolische Alkalose auf. In Ausnahmefällen kommt es zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Fieber, Ikterus und zerebralen Erscheinungen (wie Benommenheit und Delirium).

Die Diagnose der Hyperemesis gravidarum wird durch das klinische Bild sowie die Elektrolytstörungen im Laborbefund gestellt.

Behandlung

Vorrangig ist der Ausgleich von Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts (Elektrolytstörungen) durch Infusionen im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes. Anfangs ist meist eine vollständig parenterale Ernährung angezeigt. Eine medikamentöse Behandlung der Übelkeit, evtl. unterstützt durch eine Sedierung, erfolgt, wenn die Nahrungsumstellung keine Wirkung zeigt und/oder der Leidensdruck der Betroffenen unaushaltbar ist. Ein sofortiges Handeln kann das Leiden reduzieren und den Allgemeinzustand der Schwangeren präventiv verbessern. Das heute vielversprechenste Medikament ist Zofran (Ondansetron), welches insbesondere für Krebspatienten während der Chemotherapie entwickelt wurde. Die Einnahme von Zofran hat keine teratogene Auswirkungen auf den Fötus ungeachtet in welcher Schwangerschaftswoche das Medikament eingenommen wird. Weitere für Schwangere geeignete Arzneimittel sind z. B. Dimenhydrinat (etwa in Vomex A) oder Meclozin (etwa in Postadoxin N). Eine Psychotherapie ist nur dann angezeigt, wenn die Betroffene dies ausdrücklich wünscht als Behandlung der durch Hyperemesis ausgelösten psychischen Belastung.

Literatur

Weblinks

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