Alter Kranen (Marktbreit)

Alter Kranen (Marktbreit)
Alter Kranen in Marktbreit

Der Alte Kranen in Marktbreit (auch Mainkran genannt) am linken Mainufer ist ein aus Stein und Holz gefertigter Hauskran (Frachtkran) nach dem Prinzip des Tretlastkranes des 18. Jahrhunderts und einer der wenigen erhaltenen Kräne seiner Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das zylindrische Kranhaus ist ein aus ~ 1 m dicken Mauerwerk gefügter Rundbau von 9,25 m Durchmesser und 6 m Höhe bis zur vorkragenden Dachauflage. Der Sockel besteht aus sechs Schichten gerundeten Muschelkalkblöcken, zwei konischen Basislagen und vier zylindrische Lagen, jeweils die zweite und vierte um ca. 5 cm eingerückt. Die weitere Außenwand ist aus ockerfarbenem, gerundetem Sandstein gemauert, ebenfalls alternierend eingerückt. Damit werden im äußeren Mauerwerk mit seinen 24 Steinlagen inklusive konischer Sockelmauer und vorkragendem Abschlusssims zur Dachauflage elf umlaufende ca. 28 cm hohen Ringfurchen gebildet. Das flache Kegeldach (Gesamthöhe: 7 m; 5,8 m bis zur Turmkugel ohne Bleispitze, Neigung: ca. 40°) besteht aus dem feststehenden unteren Teil und dem drehbaren Oberteil mit kleiner Dachgaube über dem bleiverkleideten Holzausleger mit Kette, Kugel und Flaschendoppelhaken (Gesamtlänge: 12,5 m, davon 9,4 m aus dem Dach ragend, 50° Auslegerwinkel). Die hölzerne Dachstuhlkonstruktion ruht bündig in die oberste Steinlage eingelassen, gestützt von 14 an der Innenwand anliegenden und platzsparend in ca. 3,5 m Höhe auf einer Wandaussparung aufliegenden Stützbalken, die bei anderen Kränen bis zum Boden reichen. Die Rundbogeneingang (~2,9 m hoch) mit rechtwinklig angesetzter Steintreppe und Holztür befindet sich an der Westseite ca. 1,60 m über Bodenniveau. Zum Schutz vor dem immensen Druck von Treibeis und Hochwasser wurde auf der stromaufwärts gelegenen Ostseite des Kranhauses ein Eisbrecher aus Muschelkalk fest mit der Außenwand verbunden, darüber das aufwendig gestaltete Wappen des Stifters, Fürst Johann I. Nepomuk aus dem Hause Schwarzenberg. Zwei gegenüberliegende vergitterte Fenster zum Main und zur Stadt sorgen für etwas Licht. Die schildförmige Hinweistafel nahe dem Aufgang besagt: 1784 nach Zerstörung durch Hochwasser neu erbaut durch Fürst Johann I. zu Schwarzenberg. Im Inneren zwei miteinander verbundene Treträder. Auf der Ostseite Eisbrecher, darüber Wappen des Fürstenhauses. Kran diente im 18. und 19. Jh. zum Be- und Entladen der Schiffe im Engroshandel mit Landesprodukten und importierten Kolonialwaren. Der knapp 13 m hohe Kran (16 m am Ausleger) besitzt im Innern das original eichene und voll funktionsfähige Doppelradantriebswerk, das den meisten Tretkränen gemeinsames Merkmal war. Die Antriebsräder von ca. 5 m Durchmesser sitzen auf der Kettenwelle in einem Holzrahmen. Er wurde über einen mit ihm verbundenen horizontalen, zwischen den Rädern verlaufender Querbalken (Deichsel) an dessen beiden Enden von je zwei Kranknechten um die Mittelachse des mit dem Räderrahmen einerseits und dem Kegeldach mit dem Ausleger andererseits verbundenen, vierkantigen, spitzengelagerten Eichenstamms, der Kransäule (auch Kaiserbaum genannt), gedreht. Der Kran benötigte inklusiv Kranmeister und den in den Rädern laufenden Windenknechten eine 15-25 Mann umfassenden Mannschaft, die der eigenen Zunft der „Aufläder“ angehörte.

Der Alte Kranen weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Andernacher Alten Krahnen auf: Steinrundbau (hier ohne ein das Dach überragendes Kranzgesims), Kegeldach mit Gaube über dem Ausleger, Eisbrecher in Stromaufwärtsrichtung, Wappen.

Geschichte

Der heutige Hafenkran ist der Nachfolgebau des bei dem Jahrhunderteisgang Anfang März 1784 zerstörten Vorgängerbaus, dessen Kranhaus eine Holz-Fachwerkkonstruktion vergleichbar mit dem Lüneburger Kran aufwies. Er wurde durch Joseph I. Adam, 4. Fürst von Schwarzenberg, vermutlich zwischen 1745 und 1755 errichtet. Dem starken Eisgang mit Hochwasser und treibenden Holzstämmen bot er kaum Widerstand und wurde als Ganzes von den Fluten mitgerissen. Im selben Jahr ließ Johanns I. Nepomuk, 5. Fürst von Schwarzenberg von 1782 bis 1789, per Dekret den heutigen Hauskran als „Kranich aus Holz und Stein [...] mit einem Ausleger“ durch den Maurermeister Johannes Michel neu errichten. Der Bau eines solchen Verladekrans bedurfte seinerzeit stets der landesfürstlichen Genehmigung. Er diente dem Warenumschlag von den Mainschiffen auf Karren und Fuhrwerke und umgekehrt.

Im Jahre 1806 wurde Marktbreit bayrisch, Kran und dazugehöriges Lagerhaus wurden damit 1814 bayerischer Besitz. Der Kran war bis 1899/1900 in Betrieb und ist seitdem ein Industriedenkmal für die reichen und weitläufigen Handelsbeziehungen und -aktivitäten auf dem Main, dazu Wahrzeichen von Marktbreit. Mit den Hafentretkränen in Andernach, Trier (2) und Würzburg ist er einer der letzten fünf erhaltenen steinernen Hauskräne mit drehbarem Dach.

Zu besonderen Anlässen sind Führungen mit Einblicken in das Innere des Krans möglich.

Siehe auch

Weblinks

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