Hundekehle

Hundekehle
Bick zum Ostufer, links „Villa Konschewski“

Der Hundekehlesee liegt im Westen des Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf am Rande der Villenkolonie Grunewald und des gleichnamigen Forstes. Der See mit einer Fläche von etwa 72.000 m² hat eine längliche Form in Nord-Süd-Ausrichtung und gehört zur Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette. Gespeist wird der See vom südlich gelegenen Grunewaldsee über den Hundekehlegraben im benachbarten Naturschutzgebiet Hundekehlefenn. Nordöstlich schließt sich in der Seenkette nach rund 500 Metern der Dianasee an, allerdings ist die Grunewaldrinne zuvor durch drei bebaute Straßenzüge unterbrochen und erst wieder in einem kleinen unscheinbaren und namenlosen Park wahrnehmbar, der dem Dianasee südlich der Fontanestraße vorgelagert ist.

Inhaltsverzeichnis

Tennis und Villen

LTTC Rot-Weiß Berlin

Auf der Westseite des Sees befindet sich ein öffentlicher Waldwanderweg, der Berlins beliebtestes Auslaufrevier für Hunde, das am Grunewaldsee beginnt, bis zur AVUS, der Autobahn 115, fortsetzt. Die übrigen Seeseiten sind öffentlich nicht zugänglich. Direkte Anrainer sind hier unter anderem die berittene Polizei Berlins sowie der Tennisclub LTTC Rot-Weiß Berlin mit dem Steffi-Graf-Stadion, das über dem See liegt und im September 2004 nach einem Schaukampf von Steffi Graf auf den Namen der erfolgreichen Spielerin getauft wurde.

Villa Harteneck und Villa Konschewski

Das Viertel zwischen dem Hundekehlesee und Dianasee mit den Straßenzügen Gottfried-von-Cramm-Weg/Oberhaardter Weg, Douglasstraße und Gustav-Freytag-Straße dürfte zu den gehobensten Bereichen im Grunewald selbst und in Berlin gehören. Viele Villen gleichen kleinen Palästen und eine hohe Zahl der Gebäude und Gartenanlagen sind als Baudenkmal geschützt. Fast jedes Gebäude ist restauriert und viele Gebäude sind heute in mehrere Einheiten aufgeteilt und vermietet, trotz der sehr hohen Preise gibt es wenig Leerstand. Privatpersonen und Firmen haben hier ihr Domizil. Bis zur Fertigstellung der neuen Botschaftsviertel in der Stadtmitte waren hier zudem verschiedene Botschaften wie die der Republik Irland oder der Tschechischen Republik ansässig.

Villa Harteneck
Villa Konschewski

Ein besonders luxuriöses Beispiel dieser Bauten bietet die Villa Harteneck, die zwischen 1910 und 1912 nach Entwürfen von Adolf Wollenberg für den Chemiefabrikanten Carl Harteneck gebaut wurde. Während der NS-Zeit lebte hier der Admiral und Chef des Amtes Ausland Abwehr des OKW Wilhelm Canaris, der nach dem Attentat auf Hitler zusammen mit den Regimegegnern Dietrich Bonhoeffer und Hans Oster am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt wurde. Nach einer Restaurierung zwischen 1981 und 1985 bildete das Obergeschoss der Villa bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts die Botschaftsresidenz Südafrikas. Der ausgedehnte und als Gartendenkmal geschützte Park der Villa zieht sich bis zu dem öffentlichen Park an der Fontanestraße, der mit seinem abgeknickten Verlauf und seiner Rinnenform den ehemaligen Verlauf der Grunewaldseenkette zwischen Hundekehlesee und Dianasee andeutet.

Ein weiterer eindrucksvoller Bau ist beispielsweise die mehrteilige und restaurierte Villa Konschewski von 1923 am Gottfried-von-Cramm-Weg 33/37, deren ausgedehnte und geschützte Gartenanlage sich in Terrassen zum Ostufer des Sees herunterzieht. Bauherr war Moritz Konschewski, Direktor einer pommerschen Papierfabrik. Das Baudenkmal wird gelegentlich auch nach ihrem Architekten als „Oskar-Kaufmann-Villa“ bezeichnet, der bereits 1908 das Hebbel-Theater und 1914 die Volksbühne gebaut hatte und 1927 das Renaissance-Theater errichtete. Der ungarische Baumeister Oskar Kaufmann hat mit der Villa Konschewski ähnlich dem Renaissance-Theater einen Art-Déco-Bau geschaffen, der mit Elementen des Neo-Rokoko gemischt ist. Bei der Grundsanierung in den 1990er-Jahren musste – mit Zustimmung des Landeskonservators – das Remisengebäude abgerissen werden, an seine Stelle trat ein Neubau. Die Villa ist heute in mehrere Einheiten aufgeteilt.

Gegen die Gründung Groß-Berlins im Jahr 1920 kam aus der Kolonie massiver Widerstand, da die ansässigen Unternehmer, Bankiers, Professoren und Künstler auf die Steuervorteile der Landgemeinde Grunewald nicht verzichten wollten. Die pompösen Villen der vorletzten Jahrhundertwende und neuere moderne Luxusbauten, die sich um das Südufer gruppieren, veranlassten den Schriftsteller und Lyriker Robert Gernhardt 2001 in der Zeitschrift Kursbuch zum Thema „Die Neidgesellschaft“ im Beitrag Frühsommerabend am Hundekehlesee zu den Zeilen:

„O dass es doch niemand den Armen erzählte,
sie müßten sich nicht mal durch Brei hindurchfressen.
Das Schlaraffenland läge
direkt um die Ecke:
»Es liegt nur an euch, euch dort breitzumachen«“

Hundequele oder Rotsee

Eine erste Erwähnung als Hundekehl, Einzeln Fischerhauß bei Schmargendorff findet sich 1774 in den Typographischen Nachrichten von der Mark Brandenburg. Aus dem Jahr 1805 gibt es eine Beschreibung als Hundekehl, Forsthaus zu Dahlem gehörig. Das heutige, prächtige Forsthaus „Hundekehle“ liegt rund 200 Meter südlich am Hundekehlefenn.

Moderne Luxusbauten am Südufer

Für die Namensherkunft „Hundekehle“ gibt es zwei Erklärungsansätze:

  • Laut der Berlinischen Edition Luisenstadt leitet sich der Name von dem alten Begriff „Hundequele“ als Sammelstelle für die Hundemeuten bei der Treibjagd ab. Folgt man dieser Erklärung, hätte diese Sammelstelle im benachbarten Hundekehlefenn gelegen, das dem See den Namen gegeben hätte. Für diese Version spricht zum einen die Nähe des Jagdschlosses Grunewald am benachbarten Grunewaldsee, zum anderen die „Hundekehlestraße“ im Ortsteil Schmargendorf, denn diese Straße hieß noch um 1890 „Hundequeleweg“
  • Laut Gerhard Schlimpert, Namensexperte für den Teltow, geht diese Version offenbar auf Vorschläge von Herrmann Patzig aus dem Jahr 1926 zurück. Da es keine Hinweise auf den Namen des Sees vor dem 18. Jahrhundert gibt, vermutete Patzig, dass der Hundekehlesee mit dem 1567 genannten „Rotsee“, 1598 den halben „Rotsehe“ identisch sei. Patzig brachte den Namen mit der Einrichtung eines Hundehauses in Verbindung. Da es dafür allerdings keine Belege gäbe, hält Schlimpert nach mehreren Begriffsvergleichen (zum Beispiel „Silberkehle“) alternativ für möglich, das Bestimmungswort Hunde könne zum mittelniederdeutschen hunt für Maß, Ackermaß, 1/6 Morgen gehören und bringt Kehle mit dem mittelniederdeutschen kele, keel für Schlucht, Bergenge in Verbindung.

Literatur

  • Gerhard Schlimpert, Brandenburgisches Namensbuch, Teil 3, Die Ortsnamen des Teltow, Hermann Böhlaus Nachf., Weimar, 1972, zum Begriff „Hundekehle“ S. 226. Dort auch Zitate zum Namen 1774 und 1805 aus den Typographischen Nachrichten von der Mark Brandenburg.
  • Herrmann Patzig, Alte Ortsnamen im Westen Groß-Berlins, Ihr Ursprung und ihre Bedeutung. Berlin 1926. Hier wiedergegeben nach: Gerhard Schlimpert …, siehe vorstehend.
  • Die Neidgesellschaft. Kursbuch, Heft 143. Hrsg. Karl Markus Michel u. a., Rowohlt Verlag, Berlin 2001, ISBN 3871341436

Weblinks

52.48222222222213.2588888888897Koordinaten: 52° 28′ 56″ N, 13° 15′ 32″ O


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