Humphrey Bogart

Humphrey Bogart
Humphrey Bogart fotografiert von Yousuf Karsh, 1946

Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts. 1999 wählte ihn das American Film Institute zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Jugend

Bogart wurde als Sohn eines Chirurgen und einer Illustratorin in ein wohlhabendes Elternhaus geboren. Erzogen wurde er vornehmlich von einem irischen Kindermädchen. Sein von einer schlecht verheilten Lippenverletzung herrührendes Lispeln brachte ihm als Kind viel Spott ein. Er wurde auf gute Schulen geschickt, zeigte dort jedoch mäßige Leistungen und eine Abneigung gegen Autoritäten. 1918 wurde er wegen schlechten Betragens aus der Phillips Academy ausgeschlossen und erlangte somit keinen Highschool-Abschluss.

Frühe Karriere

Bogart ging zur Marine, wurde jedoch nicht mehr im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Die häufig anzutreffende Behauptung, seine Lippenverletzung sei von einem Granatsplitter beim Beschuss seines Schiffes verursacht worden, hat unter anderem Bogarts enger Freund David Niven in seinen Memoiren zurückgewiesen. Anfang der 1920er Jahre betreute Humphrey Bogart die New Yorker Theaterkompanie sowie das kleine Filmstudio eines Freundes seiner Familie und begann, am Broadway als Theaterschauspieler zu arbeiten. 1920 hatte er auch eine winzige Rolle in einem in New York produzierten Film. Ab 1930 drehte er erste Filme in Hollywood. Sein eigentliches Filmdebüt hatte er an der Seite von Joan Blondell in dem Kurzfilm Broadway's Like That. Ein Durchbruch war jedoch weder vor der Kamera noch auf der Bühne in Sicht. Die Schauspielerei sagte Bogart zu, doch die bedeutungslosen Rollen, die er zu spielen hatte, stellten ihn nicht zufrieden. In dieser Zeit lernte Bogart am Broadway seinen dann lebenslangen und von ihm sehr bewunderten Freund Spencer Tracy kennen, der ihn 1930 als erster mit dem Spitznamen „Bogey“ ansprach.

Der Durchbruch

1935 bekam Humphrey Bogart eine für ihn damals eher ungewohnte Rolle angeboten: In dem Stück The Petrified Forest spielte er an der Seite von Hauptdarsteller Leslie Howard den Gangster „Duke Mantee“ auf der Flucht. Mit 197 Aufführungen geriet das Stück zum großen Erfolg. Warner Bros. kaufte die Filmrechte an dem Stoff und wollte auch den damals bereits bekannten Filmstar Leslie Howard übernehmen, die Rolle des Duke Mantee sollte jedoch Warners Gangsterdarsteller Nummer 1, Edward G. Robinson, bekommen. Howard bestand aber auf dem Engagement seines Bühnenpartners, und das Studio gab schließlich nach. Der Film Der versteinerte Wald war sehr erfolgreich und machte Bogart über Nacht zum anerkannten Filmschauspieler. Er bekam einen mehrjährigen Vertrag bei Warner Bros. und vergaß nie, wem er seinen Durchbruch zu verdanken hatte. Leslie Howard starb 1943 auf dem europäischen Kriegsschauplatz, als sein Flugzeug bei einer Truppenbetreuungstournee abgeschossen wurde. Bogart nannte später seine Tochter zum Dank „Leslie“.

Der Filmstar

Bogarts Erfolg als Gangster führte zu zahlreichen weiteren Rollen gleicher Art. Er wurde häufig erschossen, landete im Zuchthaus oder in der Todeszelle. Jack Warner beschäftigte Bogart kontinuierlich, zeigte jedoch kein Interesse daran, ihn zum Star zu machen und vergab die interessantesten Einsätze als heavy an Kollegen wie Edward G. Robinson, James Cagney oder George Raft. Ein qualitativer Schritt nach vorne war für Bogart 1941 die tragische Hauptrolle des Gangsters im Film Entscheidung in der Sierra von Raoul Walsh; auch hier wären eigentlich Raft und Cagney erste bzw. zweite Wahl gewesen, aber beide hatten die Rolle abgelehnt. Zudem lernte Bogart bei den Dreharbeiten zu diesem Film John Huston kennen, der das Drehbuch verfasst hatte. Die beiden sollte von da an eine lebenslange Freundschaft verbinden.

Jack Brown (Armed Forces Radio Services) interviewt Humphrey Bogart (links) und Lauren Bacall während des Zweiten Weltkriegs

Die Rolle des Privatdetektives „Sam Spade“ in der Verfilmung von Dashiell Hammetts Krimi Der Malteser Falke hatten sowohl James Cagney als auch George Raft ebenfalls abgelehnt. John Huston griff also 1941 für sein Debüt als Filmregisseur auf Bogart zurück. Die Spur des Falken wurde stilbildend und gilt als erster Vertreter des Film noir. Huston und Bogart machte der Erfolg zu Stars ihrer Zünfte. Für den Schauspieler war der abgebrühte, oberflächlich von den Gangstern kaum zu unterscheidende Detektiv ein idealer Übergang vom Bösewicht zum Helden. Sein Gegenspieler war der britische Schauspieler Sydney Greenstreet, der in den folgenden Jahren mehrmals in dieser Konstellation zu Bogart in Erscheinung trat.

Im Jahr darauf folgte denn auch Bogarts erster Einsatz als Protagonist einer romantischen Liebesgeschichte in dem schließlich zum Kultfilm gewordenen Casablanca an der Seite von Ingrid Bergman. Casablanca gewann 1943 den Oscar als „Bester Film“, Bogart erhielt seine erste Oscar-Nominierung.

Danach spielte Bogart neben zahlreichen Routineproduktionen auch in einer ganzen Reihe von Klassikern, wie der Hemingway-Verfilmung Haben und Nichthaben (1944), der Chandler-Verfilmung Tote schlafen fest (1946), dem Schatz der Sierra Madre (1948) und im selben Jahr – neben seinem alten Rivalen Edward G. Robinson – den Gegenspieler der Gangster in Key Largo.

Gegen Ende seines Lebens fand Bogart zu großen Charakterrollen in aufwändigen Produktionen. 1952 bekam er für seine Rolle in John Hustons klassischem Abenteuerfilm African Queen neben Katherine Hepburn den Oscar als Bester Hauptdarsteller. 1955 folgte seine letzte Nominierung für die Darstellung des psychotischen Kapitäns in Die Caine war ihr Schicksal.

1954 durfte er in Billy Wilders romantischer Komödie Sabrina den seinen Bruder spielenden William Holden beim Werben um die dreißig Jahre jüngere Audrey Hepburn ausstechen. 1955 war Bogart ein – wenn auch falscher – Priester in Die linke Hand Gottes. Im selben Jahr übernahm er für An einem Tag wie jeder andere noch einmal eine Gangsterrolle. 1956 war das Drama Schmutziger Lorbeer um Korruption im Boxsport Bogarts letzter Film.

Privatleben

Nach einer kaum mehr als ein Jahr von 1926 bis 1927 dauernden Ehe mit der Bühnenschauspielerin Helen Menken (1901–1966) heiratete Bogart 1928 deren Kollegin Mary Philips (1901–1975). Die temperamentvolle und ebenso wie Bogart dem Alkohol nicht abgeneigte Schauspielerin war nicht bereit, ihre Broadway-Karriere aufzugeben und nach dem Filmerfolg ihres Mannes mit ihm nach Hollywood zu ziehen. Die Ehe wurde 1938 geschieden. Im selben Jahr heiratete Bogart seine Kollegin Mayo Methot (1904–1951), eine nüchtern freundliche, in alkoholisiertem Zustand jedoch zu Ausbrüchen von Zorn und Eifersucht neigende Frau. Das Ehepaar galt in Hollywood bald als die „streitenden Bogarts“. Zum Zeitpunkt der Scheidung 1945 hatten sie sich bereits seit Jahren entfremdet.

1944 verliebte sich Bogart bei den Dreharbeiten zu Haben und Nichthaben in seine fast ein Vierteljahrhundert jüngere Partnerin Lauren Bacall. Die beiden heirateten 1945. Bogart und Bacall führten eine bis heute in Hollywood als beispielhaft glücklich geltende Ehe und traten zudem in vier Filmen gemeinsam auf. Mit 49 Jahren wurde Bogart erstmals Vater eines Sohnes, Stephen (* 1949), Tochter Leslie folgte 1952.

Laut einem 1982 veröffentlichten Buch von Verita Thompson war diese einige Jahre seine Geliebte. Thompson war mehrere Jahre seine persönliche Assistentin und für einige Filme auch seine Haarstylistin (in seinen letzten Lebensjahren trug Bogart in Filmen meist ein Toupet).

Entspannung und Abstand – beruflich wie privat – fand der begeisterte Segler an Bord seiner Segeljacht „Santana“. Als er sich von Warners unabhängig machen konnte, benannte er seine 1949 gegründete Filmfirma nach seinem Boot (Santana Pictures Corporation). Bis 1953 entstanden sieben[1] abendfüllende Spielfilme. In zwei Filmen spielte er selbst nicht mit.

Mitte der 1950er Jahre wurde bei Bogart Speiseröhrenkrebs festgestellt. Eine schwere Operation im Januar 1956 hatte nur noch lebensverlängernden Charakter. Humphrey Bogart starb am 14. Januar 1957 im Alter von 57 Jahren, abgemagert auf 36 kg. Bogarts Asche sollte – seinem Wunsch gemäß – auf dem Meer verstreut werden, was jedoch nicht gestattet wurde. Er wurde im Forest Lawn Memorial Park in Glendale, Kalifornien, beigesetzt.

Filmografie

Auszeichnungen

Humphrey Bogarts Stern auf dem Walk of Fame

Synchronisation

In vielen seit den 1970er Jahren hergestellten deutschen Synchronfassungen – darunter zahlreiche Neusynchronisationen – wurde Humphrey Bogart meist von dem Brandenburger Schauspieler Joachim Kemmer gesprochen; zum Beispiel in Casablanca, Entscheidung in der Sierra oder Haben und Nichthaben. In früher entstandenen Synchronfassungen seiner Filme wurde Bogart auch von Wolfgang Lukschy (zum Beispiel Sabrina), Paul Klinger (zum Beispiel erste deutsche Synchronfassung von Casablanca, Schach dem Teufel), Erwin Linder (zum Beispiel Die Maske runter) oder Otto Eduard Hasse (zum Beispiel Die Caine war ihr Schicksal) gesprochen.

DVD-Veröffentlichungen

Bisher sind zahlreiche Filme auf DVD in Deutschland erschienen:

Literatur

  • Jeffrey Meyers: Humphrey Bogart. Ein Leben in Hollywood. Henschel, Berlin 1998 (Originaltitel: Bogart. A Life in Hollywood, übersetzt von Britta Dieterle), ISBN 3-89487-306-X.
  • Clifford McCarty: Humphrey Bogart und seine Filme. In: Joe Hembus (Hrsg.): Goldmann Magnum – Die Citadel-Filmbücher. Goldmann-Taschenbuch 10210, München 1981 (Originaltitel: The Films of Humphrey Bogart, übersetzt von Rolf Thissen), ISBN 3-442-10210-3 (Eingeleitet von Peter Bogdanovichs: Bogie in exelsis).
  • Stephen Bogart, Gary Provost: Mein Vater Humphrey Bogart. Econ, Düsseldorf 1995 (Originaltitel: In Search of My Father, übersetzt von Michael Althen), ISBN 3-430-11434-9.
  • Richard Schickel, George Perry: Bogart. Heyne, München 2006 (Originaltitel: Bogie – A Celebration of the life of Humphrey Bogart, übersetzt von Michael Sailer), ISBN 978-3-89910-339-7 (Biografie zum 50. Todestag mit zahlreichen Abbildungen, einem Vorwort von Stephen Bogart und einem Filmverzeichnis, Redaktion: Christiane Manz).
  • Hans-Christoph Blumenberg et al.: Humphrey Bogart. In: Reihe Film. 3., ergänzte Auflage. Band 8., Hanser, München / Wien 1985, ISBN 3-446-14536-2.
  • Alan G. Barbour: Humphrey Bogart. Seine Filme – Sein Leben. In: Heyne Filmbibliothek. 11. Auflage. Heyne, München 1997 (deutsche Erstausgabe 1979) (Originaltitel: Humphrey Bogart, übersetzt von Alfred Dunkel), ISBN 3-453-86001-2.
  • Andrea Thain, Michael O. Huebner: Humphrey Bogart. Der Mann hinter der Maske – Eine Biographie. Wunderlich bei Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-8052-0551-1.
  • Verita Thompson: Ich seh' Dir in die Augen, Kleines – Meine aufregendsten Jahre mit Humphrey Bogart. Heyne, München 1982 (Originaltitel: Bogie and Me, übersetzt von Ingeborg F. Meier), ISBN 3-453-01959-8.

Weblinks

 Commons: Humphrey Bogart – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.imdb.de/company/co0053311/
  2. a b c d e f g Jeffrey Meyers: Humphrey Bogart — Ein Leben in Hollywood. Henschel, Berlin 1998, ISBN 3-89487-306-X, S. 400.
Personendaten
Bogart, Humphrey
Bogart, Humphrey DeForest (vollständiger Name); Bogey (Spitzname)
amerikanischer Schauspieler
25. Dezember 1899
New York City
14. Januar 1957
Los Angeles

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