Hummer

Hummer
Hummer
Amerikanischer Hummer (Homarus americanus)

Amerikanischer Hummer (Homarus americanus)

Systematik
Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
Familie: Hummerartige (Nephropidae)
Gattung: Hummer
Wissenschaftlicher Name
Homarus
Weber, 1795
Europäischer Hummer (Homarus gammarus)

Die Hummer (Homarus) sind eine meeresbewohnende Gattung der Zehnfußkrebse (Decapoda) aus der Familie der Hummerartigen (Nephropidae). Sie umfasst heute die zwei Arten Amerikanischer Hummer und Europäischer Hummer, die beide als Delikatesse gelten.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Der Amerikanische Hummer ist heimisch in den Gewässern vor der nordamerikanischen Ostküste von der kanadischen Provinz Labrador im Norden bis zum US-Bundesstaat North Carolina im Süden.[1] Als Neozoon ist diese Art seit 1999 an der Nordseeküste Schwedens, Dänemarks und Norwegens bekannt, wo vermutet wird, dass diese Tiere von Menschen eingebürgert wurden.[2]

Der Europäische Hummer hat sein Verbreitungsgebiet im Schelf der europäischen Atlantikküste, in der Nordsse, im Mittelmeer und im westlichen Schwarzen Meer.[3] Es reicht von den Lofoten im Norden bis Marokko im Süden, den Azoren im Westen und Israel im Osten, in der Ostsee ist er nicht heimisch.[4]

Beschreibung

Merkmale

Hummer können Körperlängen von bis zu 64 Zentimeter und ein Körpergewicht von bis zu 6 Kilogramm erreichen. In der Regel sind sie mit 30 Zentimeter Länge kürzer und mit etwa 1 Kilogramm Gewicht leichter. Der größte Europäische Hummer, der jemals gefangen wurde, war 1,26 Meter lang und 9,3 Kilogramm schwer, allein die Knackschere wog 1,2 Kilogramm.[5] Mit dem Rekordgewicht von 20,1 Kilogramm war ein Amerikanischer Hummer noch mehr als doppelt so schwer.[6]

Die Farbe von Hummern variiert stark von einem kräftigen Blau bis hin zu dunklen Violetttönen und ist abhängig von der Nahrung und der Farbe des Gesteins in ihrem Lebensraum. Sehr selten sind gelbe Färbungen und Albinismus.[7] Die Flanken der Tiere sind meist gelblich bis braun mit dunkleren, oft rötlichen Sprenkeln.

Hummer besitzen zwei unterschiedlich große, kräftige Scheren (Chelipede) an ihren ersten Beinpaaren (Pereiopoden). Die Knackschere ist größer, die mit Dornen versehene Greifschere schmaler. Die Scherenhandfläche ist dabei immer etwa zweimal so kurz wie die der Scherenfinger. Auch das zweite, dritte und vierte Beinpaar besitzt Ansätze von Scheren, nur das fünfte zeigt dieses Merkmal nicht. Die Scheren sind immer glatt und unbehaart.

Ökologie

Hummer leben in den sublitoralen Bereichen der Meeresküsten in Tiefen von bis zu 480 Meter Tiefe, sind aber meist in Tiefen von 4 bis 50 Meter anzutreffen, wo sie als Benthont festen Meeresboden oder Felsen bevorzugen.[1][3] Der besiedelte Temperaturbereich des Lebensraums reicht von 5 bis 20°C, wobei Extremtemperaturen von 1°C und 35°C kurzzeitig toleriert werden können.[2]

Hummer leben einzeln in Höhlen oder Spalten, die sie nachts zum fressen verlassen. Die Ernährung besteht aus Wirbellosen wie kleinen Krebsen, Mollusken, Seeigeln, Seesternen und Vielborstern.[5] Kannibalismus kann in Aquarien bei dichten Populationen auftreten, ist in der Natur aber selten.[8]

Adulte Tiere sind ortstreu; Migrationen von Europäischen Hummern erfolgen im kleinere Rahmen, während beim Amerikanischen Hummer auch größere Wanderungen vorkommen können.[9][4]

Fortpflanzung und Lebenszyklus

Larve von Homarus gammarus

Die Paarung erfolgt nach einer Häutung des Weibchens, meist im Herbst. Nach der Befruchtung der bis zu 60.000 Eier im folgenden Sommer befestigt das Weibchen sie an der Unterseite des Abdomen an den Schwimmbeinen (Pleopoden). Dort können sie bis zu 11 Monate verbleiben, so dass man Weibchen fast das ganze Jahr über mit Eiern antrifft.[1][3] Noch frische Eier haben eine dunkelgrüne Färbung, sind anschließend schwarz und bei fast vollständiger Entwicklung der Embryonen rötlich.[5]

Die Larven schlüpfen und häuten sich als Plankton in Abhängigkeit von der Wassertemperatur innerhalb von 22 bis 100 Tagen dreimal und sind dann etwa 12 Millimeter groß.[2] Im Plankton sind Hummer Allesfresser; nur etwa 0,005 % der Larven des Europäischen Hummers überleben diesen Lebensabschnitt.[5] Anschließend suchen sich die Hummerlarven am Meeresgrund eine geschützte Stelle oder graben sich in den Meeresboden und verbleiben dort zwei bis drei Jahre. Nun als Benthont sind Hummer in einem Alter von meist vier Jahren geschlechtsreif.

Im ersten Lebensjahr häuten sich Hummer bis zu zehnmal, mit zunehmenden Alter sinkt die Häutungsrate auf einmal in mehreren Jahren.[8]

Systematik

Die Gattung umfasst heute die zwei Arten Homarus americanus H. Milne-Edwards 1837 und Homarus gammarus L. 1758; fossil sind weitere acht Arten bekannt.[10]

Als Unterscheidungsmerkmal der zwei rezenten Arten gilt der fehlende Stachel an der Unterseite des Sternums am Carapax beim Europäischen Hummer. Jedoch ist eine verlässliche Differenzierung von Amerikanischen und Europäischen Hummer nur über genetische Untersuchungen möglich.[11]

Der ehemals zu dieser Gattung zählende Kaphummer (Homarinus capensis) ist auf Grund der Behaarung der Scheren und seiner wesentlich kleineren Körpergröße in die monotypische Gattung Homarinus gestellt worden.[12]

Nutzung und Gefährdung

Hummerfalle
Angerichteter Hummer

Hummer als Lebensmittel sind eine bekannte Delikatesse und werden daher reguliert befischt. In der Regel geschieht dies mit Fallen, den sogenannten Hummerkörben, in die die Tiere hinein gelangen können, konstruktionsbedingt jedoch nicht wieder hinaus. Um den Bestand zu schützen, dürfen in vielen Ländern keine Hummer unter 21 cm Länge gefangen werden (vgl. Massachusetts, Carapax-Länge mindestens 3 1/4 inch, rund 7 cm[13]; in Schleswig-Holstein beträgt diese Mindestlänge inklusive Rostrum 11 cm[14]).

Der Fangertrag lag 2009 bei 100.000 t des Amerikanischen Hummers und bei etwa 4.500 t des Europäischen Hummers.[1][3] Trotz dieser Befischung gelten die Populationen beider Arten als stabil bzw. zunehmend.[9][4]

Quellen

Literatur

  • Lipke B. Holthuis; Food and Agriculture Organization (Hrsg.): Marine Lobsters of the World. An Annotated and Illustrated Catalogue of Species of Interest to Fisheries Known to Date. FAO Fisheries Synopsis 125, Rom 1991, ISBN 978-92-5-103027-1.

Einzelnachweise

  1. a b c d Species Fact Sheets Homarus gammarus. Food and Agriculture Organization of the United Nations, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  2. a b c Gro I. van der Meeren, Josianne Støttrup, Mats Ulmestrand, Jan Atle Knutsen; Online Database of the North European and Baltic Network on Invasive Alien Species. NOBANIS. (Hrsg.): Invasive Alien Species Fact Sheet: Homarus americanus. 2006 (PDF-Datei,138kB).
  3. a b c d Species Fact Sheets Homarus americanus. Food and Agriculture Organization of the United Nations, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  4. a b c Homarus gammarus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: M. Butler, A. Cockcroft, A. MacDiarmid, R. Wahle, 2011. Abgerufen am 19. November 2011
  5. a b c d Biology of the European lobster, Homarus gammarus. The National Lobster Hatchery, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  6. Heaviest Marine Crustacean. Guiness World Records, archiviert vom Original am 28. Mai 2006, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  7. Albino Lobster Pulled From Sea. Thebostonchannel.com, 28. Juli 2010, abgerufen am 20. November 2011 (englisch).
  8. a b Eleanor Ely: The American Lobster. In: Rhode Island Sea Grant. University of Rhode Island, 3. Juni 1998, abgerufen am 20. November 2011.
  9. a b Homarus americanus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: M. Butler, A. Cockcroft, A. MacDiarmid, R. Wahle, 2011. Abgerufen am 19. November 2011
  10. Sammy De Grave, N. Dean Pentcheff, Shane T. Ahyong et al.: A classification of living and fossil genera of decapod crustaceans. In: Raffles Bulletin of Zoology Suppl.. 21, 2009, S. 1-109 (PDF-Datei, 7,73mb, abgerufen am 20. November 2011).
  11. Knut E. Jørstad, P. A. Prodohl, A.-L. Agnalt, M. Hughes, E. Farestveit, A. F. Ferguson: Comparison of genetic and morphological methods to detect the presence of American lobsters, Homarus americanus H. Milne Edwards, 1837 (Astacidea: Nephropidae) in Norwegian waters. In: Hydrobiologia. 590, 2007, S. 103-114, doi:10.1007/s10750-007-0762-y.
  12. Irv Kornfield, Austin Williams, Robert S. Steneck: Assignment of Homarus capensis (Herbst, 1792), the Cape lobster of South Africa, to Homarius new genus (Decapoda: Nephropidae). In: Fishery Bulletin. 93, Nr. 1, 1995, ISSN 0090-0656, S. 97–102 (PDF-Datei, 810kB, abgerufen am 19. November 2011).
  13. Commercial Fishing Regulation - Lobster & Craps. Massachusetts Department of Fish and Game, abgerufen am 20. November 2011.
  14. Schleswig-Holsteinische Küstenfischereiordnung. 17. Februar 2005, abgerufen am 20. November 2011 (PDF-Datei, 110kb).

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Hummer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Homarus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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