Humboldtforum

Humboldtforum

Das Humboldt-Forum soll hinter den rekonstruierten Fassaden des Berliner Stadtschlosses entstehen und ein Forum für Kultur, Kunst und auch Wissenschaft als Freiraum bieten, in dem sich – angesichts des geistigen Erbes der Gebrüder Humboldt (Alexander und Wilhelm von Humboldt) – Bildung, Wissen und Kultur entfalten und zugänglich machen lässt.

Derzeit (2009) wird das Forum allenthalben „Humboldt-Forum“ genannt, allerdings ist noch nicht entschieden, ob das Forum zur Eröffnung im Jahr 2013 auch konkret diesen Namen erhalten wird.

Angesichts der Wiedererlangung des Status Hauptstadt Berlin und der Ansiedlung zugehöriger Bundesinstitutionen stand kaum noch eine hinreichende Anzahl von Grundstücken und Gebäuden zur Auswahl, die für die Errichtung einer auf weltweite Anerkennung ausgerichteten Institution in Frage kamen. So wurde die geschichtsträchtige Stätte vom früheren Berliner Stadtschloss als Sitz für das Humboldt-Forum politisch präjudiziert.

Schlossplatz: Baugelände für das Humboldt-Forum nach Abbruch des Palastes der Republik (2009) - Blick von der Rathausstraße zur Karl-Liebknecht-Straße

Inhaltsverzeichnis

Lage in Berlin

Nach dem Willen der Verantwortlichen (Bauherr ist die Bundesrepublik Deutschland) wird der Neubau für das Humboldt-Forum am Schlossplatz im Herzen von Berlin errichtet, nur die Karl-Liebknecht-Straße durchquert die Nähe zum Berliner Dom. Wie das alte Berliner Stadtschloss wird die Hauptausrichtung mit der Fassaden-Replik des Schlosses nach Westen erfolgen, die modernere Ansicht wird östlich der Spree zugewandt sein. Der Einbeziehung der Wissenschaft in das Konzept für das Humboldt-Forum kommt auch die kurze Entfernung zur Humboldt-Universität zu Berlin entgegen.

Entwicklung und Planung der Baulichkeit

Basierend auf dem Beschluss des Deutschen Bundestags vom 4. Juli 2002 nach Anhörung internationaler Fachleute und unter Beteiligung von Land und Stadt Berlin wurde in den Jahren 2003 bis 2007 ein umstrittenes Vorhaben zur Errichtung einer Baulichkeit für ein Humboldt-Forum auf den Weg gebracht, das einen Neubau auf dem Gelände der Berliner Stadtschlosses zum Gegenstand hat. Sowohl der damalige Beschluss als auch der vom 13. November 2003 beinhalten das Festhalten an einer dreiseitigen Replik der barocken Fassaden (Nord-, West- und Südseite) des Berliner Stadtschlosses sowie drei Rekonstruktionen der barocken Fassaden innerhalb des Schlüterhofes. Da der Bund als Bauherr für die Bebauung des Schlossplatzes in Berlin mit dem Humboldt-Forum einzustehen hat, stimmte am 4. Juli 2007 das Bundeskabinett dem Forum-Neubau nach dem Konzept des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu.

Am 26. November 2007 wurde zusammen mit Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee in Berlin ein Architektenwettbewerb für das Gebäude des Humboldt-Forums ausgelobt und am 21. Dezember 2007 veröffentlicht. Das Forum solle im Zentrum Berlins zur städtebaulichen Neugestaltung beitragen und einen internationalen kulturellen Dialog der Kunst und der Wissenschaft in einem dafür nach hohen Maßstäben angemessenen Neubau ermöglichen. Nach Architektenauswahl im Juni 2008 für den eigentlichen Wettbewerb (2. Phase) sollte die Jury im November 2008 über die eingereichten Architektenentwürfe entscheiden. In die Jury wurden 15 Preisrichter berufen, darunter u. a. die Architekten David Chipperfield (London), Giorgio Grassi (Mailand), Petra Kahlfeldt (Berlin), Peter Kulka (Dresden), Vittorio Magnago Lampugnani (Mailand) und Hans-Günter Merz (Stuttgart und Berlin) sowie Gesine Weinmiller (Berlin).

Da die dreiseitige Gestaltung der Fassaden des Humboldt-Forums als Replik des seinerzeitigen Berliner Stadtschlosses und des Schlüterhofes sowie eine Kuppel-Ausbildung als Wettbewerbsvorgabe festgelegt waren, war nur die Gestaltung des Neubaus nach Osten und im Inneren – bis auf den Schlüterhof – offen. Die Grenzen zwischen Ausstellungs- und Tagungsräumen sollten fließend sein, um der Öffnung für weltweite Kultur- und Themen-Präsentationen Rechnung zu tragen.

Der Architektenwettbewerb wurde am 28. November 2008 durch Prämierung der Entwürfe zum Neubau des Humboldt-Forums abgeschlossen. Zugelassen für die zweite Wettbewerbsphase waren 30 Entwürfe. Nach zweitägigen Beratungen des Preisgerichtes und nach einstimmigem Entscheid gaben der Jury-Vorsitzende Vittorio Lampugnani und Minister Wolfgang Tiefensee vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bekannt, dass im Architektenwettbewerb für den Neubau des Humboldt-Forums der Entwurf des Architekturbüros Francesco Stella aus Vicenza (Norditalien) mit dem ersten Preis prämiert wurde. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Ein zweiter Preis wurde nicht vergeben, hingegen wurden vier Bewerber mit dem dritten Preis für ihre Entwürfe ausgezeichnet sowie ein Sonderpreis für einen Glasbau anstelle einer Kuppelausbildung über dem Humboldt-Forum ausgereicht. Der Entwurf Stellas sieht neben den vorgeschriebenen Schlossfassaden eine Rekonstruktion der Stüler-Kuppel mit der Schlosskapelle vor. Die Ostfassade zur Spree hin wird ein zurückhaltender, durch eine Fuge vom historisierenden Neubau getrennter Block mit Loggien bilden. Minister Tiefensee beabsichtigt, das Wettbewerbsergebnis umgehend dem Deutschen Bundestag mit der Empfehlung zum Entscheid über Beauftragung zur Planung des preisgekrönten Entwurfs im Sinne der Juryentscheidung vorzulegen, damit umgehend die Planung und die anschließende Ausschreibung der Bauarbeiten für den Neubau des Humboldt-Forums in Berlin in Angriff genommen werden können. Der Baubeginn wird für 2010 angestrebt, die Fertigstellung und Eröffnung könnte für 2013 geplant werden.

Die Baulichkeit

Dem neuen Humboldt-Forum werden ca. 55.000 m² Flächen zur Verfügung stehen, wovon der größte Anteil voraussichtlich durch den Bund für außereuropäische Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz genutzt werden sollen. Da der nicht vom Bund verplante Flächenbereich von ca. 5.000 m² kleiner ausfällt als ursprünglich vorgesehen, reduziert sich auch der Berliner Baukostenanteil.

Kosten des Humboldt-Forums

Es gibt unterschiedliche Angaben über die zu erwartenden Kosten. Der Bundesbauminister möchte mit 552 Mio. Euro Baukosten einschließlich Aufwendungen für die Erstausstattung auskommen; das Land Berlin trägt 32 Mio. Euro.

Nicht bekannt ist, ob hierbei die Kosten für den Umzug der außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vom alten Standort in den Neubau berücksichtigt sind.

Als bereits eingeplanter Anteil werden rund 80 Mio. Euro an Spenden erwartet – wie bei der Dresdner Frauenkirche sind einige US-Amerikaner an Spendensammlungen bereits aktiv beteiligt. Zu den engagierten US-amerikanischen Persönlichkeiten gehören u. a. der frühere Außenminister Henry Kissinger und der Immobilienhändler Richard B. Cohan, die auch dafür sorgen, dass sich die Spendenaktion in den USA verbreitet.

Keiner der 30 Entwürfe in der Endrunde des Architektenwettbewerbes zum Neubau des Humboldtforums blieb im festgelegten Kostenrahmen.[1]

Aufgabe des Humboldt-Forums

Das Humboldt-Forum soll internationale Kultur und Kunst als offene Begegnungsstätte mit der Möglichkeit präsentieren, neben Ausstellungen auch Veranstaltungen durchzuführen. Es gilt zudem als Gegenstück zur Museumsinsel, die über 5000 Jahre europäischer Geschichte zeigt – im Humboldt-Forum wird die außereuropäische Sammlung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen sein (zurzeit in Dahlem).

Verkehrskonzept

Derzeit (2009) werden verschiedene Verkehrslösungen für die durch das Humboldt-Forum erweiterte Museumsinsel diskutiert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung möchte die Durchquerung des Lustgartens mit einem Verkehrsstrom von bis zu 35.000 Fahrzeugen pro Tag beibehalten. Der ADAC hat ein Alternativkonzept zur Umfahrung entwickelt, das allerdings für den Bereich Marx-Engels-Forum gravierende Nachteile mit sich bringt. Daher wurden weitere Alternativen vorgeschlagen, die den Verkehr weitläufig umleiten, um ein zusammenhängendes, verkehrsberuhigtes Forum zu schaffen, das aus Museumsinsel mit Lustgarten sowie Marx-Engels-Forum und Nikolai-Viertel besteht[2].

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Das Schloss könnte aus dem Rahmen fallen. In: Der Tagesspiegel vom 29. November 2008
  2. Nähere Informationen hier: http://www.berlinertourguide.com/Berliner-Schloss-Lustgarten-Fuszgaengerzone-Umfahrung-ADAC-Vorschlag-modifiziert.htm

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