Hottenbach

Hottenbach
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Ortsgemeinde Hottenbach
Hottenbach
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Hottenbach hervorgehoben
49.8248833333337.2981027777778432
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Birkenfeld
Verbandsgemeinde: Rhaunen
Höhe: 432 m ü. NN
Fläche: 11,21 km²
Einwohner:

621 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 55 Einwohner je km²
Postleitzahl: 55758
Vorwahl: 06785
Kfz-Kennzeichen: BIR
Gemeindeschlüssel: 07 1 34 044
Adresse der Verbandsverwaltung: Zum Idar 23
55624 Rhaunen
Webpräsenz: www.gemeinde-hottenbach.de
Ortsbürgermeister: Horst Kreischer
Lage der Ortsgemeinde Hottenbach im Landkreis Birkenfeld
Horbruch Krummenau (Hunsrück) Weitersbach Gösenroth Schwerbach Oberkirn Hausen (Hunsrück) Rhaunen Stipshausen Hottenbach Hellertshausen Schauren Asbach Sulzbach (Hunsrück) Bollenbach Bundenbach Baumholder Frauenberg Reichenbach Heimbach Ruschberg Berglangenbach Fohren-Linden Berschweiler bei Baumholder Mettweiler Eckersweiler Rohrbach Rückweiler Hahnweiler Leitzweiler Sien Sienhachenbach Schmidthachenbach Oberreidenbach Mittelreidenbach Dickesbach Fischbach Bergen Berschweiler bei Kirn Hintertiefenbach Gerach Niederwörresbach Niederhosenbach Griebelschied Sonnschied Wickenrodt Herrstein Oberwörresbach Veitsrodt Herborn Mörschied Breitenthal Oberhosenbach Weiden Vollmersbach Kempfeld Kirschweiler Bruchweiler Allenbach Wirschweiler Langweiler (bei Idar-Oberstein) Idar-Oberstein Sensweiler Hettenrodt Mackenrodt Siesbach Leisel Schwollen Hattgenstein Oberhambach Rinzenberg Börfink Buhlenberg Abentheuer Brücken (bei Birkenfeld) Achtelsbach Meckenbach Ellweiler Dambach Gimbweiler Hoppstädten-Weiersbach Dienstweiler Nohen Birkenfeld (Nahe) Ellenberg Gollenberg Rimsberg Schmißberg Elchweiler Niederhambach Niederbrombach Kronweiler Sonnenberg-Winnenberg Oberbrombach Rötsweiler-Nockenthal Wilzenberg-Hußweiler Saarland Landkreis Trier-Saarburg Landkreis Bernkastel-Wittlich Rhein-Hunsrück-Kreis Landkreis Bad Kreuznach Landkreis KuselKarte
Über dieses Bild

Hottenbach ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rhaunen an.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Hottenbach liegt am Ebesbach im Hunsrück südöstlich des Idarwaldes.

Zu Hottenbach gehört auch der Wohnplatz Hottenbacher Mühlen.[2]

Geschichte

Allgemeines

Erste Siedlungsspuren finden sich bereits in vorgeschichtlicher Zeit. So stieß man im Vierherrenwald auf ein Steinbeil aus der jüngeren Steinzeit (ca. 3500–1800 v. Chr.). Die meisten Bodenfunde stammen jedoch aus der Römerzeit. Beim Abriss der Hottenbacher Kirche (1903) entdeckte man römisches Ziegelmauerwerk, Sandsteinquader und eine Fußbodenheizung (Hypokaustanlage), die auf eine villa rustica hinweisen. Auf Langmes, unweit eines alten Fernweges von der Nahe zur Mosel, wurde ein Gräberfeld mit 60 bis 70 Brandgruben gefunden. An der Grenze zur Gemarkung Oberhosenbach stand ein kleiner Tempel. Das römische Leben endete vermutlich mit dem Germanensturm im Jahre 275/76.

Das heutige Dorf wird erstmals im Jahre 1181 als Hattinbach urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung leitet sich von dem Personennamen Hatto ab und wird mit dem Gaugrafengeschlecht der Hattonen (756–843) in Verbindung gebracht. Keimzelle des Dorfes waren die beiden Fronhöfe unter- und oberhalb der Kirche. Sie befanden sich im Besitz der Hunsrücker Adelsfamilie von Wiltberg, die auch über die Ortsherrschaft und das Kirchenpatronat verfügten.

Im 14. Jahrhundert kam es aufgrund mehrere Verkäufe zu einem Besitzerwechsel der Höfe, an die auch die grundherrlichen Rechte gebunden waren. Das Dorf besaß von nun an vier Herren: Den Erzbischof von Trier, die Wild- und Rheingrafen, die Vordere Grafschaft Sponheim und die Herren Cratz von Scharfenstein. Nachdem die Cratz von Scharfenstein 1718 im Mannesstamm ausgestorben waren, übernahm Kurtrier deren Anteil.

Im 18. Jahrhundert gab es in Hottenbach zahlreiche Auswandererfamilien. Ziele der Auswanderer waren Amerika, West- und Ostpreußen und später Galizien.

Seit 1794 war Hottenbach von den Franzosen besetzt. Am 17. Dezember 1795 wurde der Ort während der Kämpfe zwischen französischen und österreichischen Truppen geplündert. Im Jahre 1800 erhob man die ehemalige Unterschultheißerei Hottenbach zum Sitz einer Mairie, die aus den Dörfern Hottenbach, Hellertshausen, Asbach, Weiden, Schauren, Bruchweiler, Kempfeld, Breitenthal, Wickenrodt und Oberhosenbach bestand.

Nach dem Übergang auf Preußen 1815 wurde Hottenbach Teil der Bürgermeisterei Rhaunen im neu gebildeten Kreis Bernkastel, Regierungsbezirk Trier. 1867 erreichte die Hottenbacher Bevölkerung mit 917 Einwohnern ihren Höchststand. Die Schließung der nahen Asbacher Eisenhütte (1872) führte jedoch in den nächsten Jahren zu Abwanderungen ins Saarland und Auswanderungen nach Amerika. Bei der rheinland-pfälzischen Gebietsreform von 1969/70 kam Hottenbach mit der Verbandsgemeinde Rhaunen zum Kreis Birkenfeld.

Kirchengeschichte

Das Kirchspiel Hottenbach, zu der auch die Dörfer Hellertshausen, Asbach und Weiden gehörten, wird erstmals 1247 erwähnt. Es gehörte im Mittelalter zum Landkapitel Kirn im Bistum Mainz. Das Kirchenpatronat besaß zunächst die Familie von Wiltberg, die 1290 eine neue Pfarrkirche errichteten. Am 21. Oktober 1342 trat Volker von Wiltberg seine Rechte an der Kirche an den Trierer Erzbischof Balduin ab. Der Pfarrsatz scheint zunächst zwischen den beiden Fronhöfen gewechselt zu haben.

Die Einführung der Reformation fand erst relativ spät statt. Ursache war die konfessionelle Pattsituation in Hottenbach: Kurtrier und die Herren Cratz von Scharfenstein blieben beim alten Glauben, die Wild- und Rheingrafen waren lutherisch, die Vordere Grafschaft Sponheim reformiert. Um 1600 ist der erste lutherische Pfarrer nachweisbar. In diesen Jahren scheint die Kirche nach einem Brand erneuert worden zu sein. Um 1608 setzte Kurpfalz gegen den Widerstand der übrigen Ortsherren einen reformierten Prediger ein. Spätestens ab 1621 war Hottenbach wieder lutherisch. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es zweimal den Versuch einer Gegenreformation: Von 1625 bis 1629 und von 1636 bis 1640 hatte Hottenbach einen katholischen Pastor.

1701 wurde das Gestühl in der Kirche vermehrt und die Emporen erweitert. Außerdem erhielt die Kirche eine kunstvolle Kanzel sowie eine barocke Kirchentür mit Vorhalle. In der Franzosenzeit gehörte die Kirchengemeinde Hottenbach zur Konsistorialkirche Wirschweiler. Diese wurde 1817 unter den Preußen mit der Konsistorialkirche Trarbach zur Kreissynode Trarbach vereinigt. Weil sich die Synode als zu groß erwies wurde sie 1825 geteilt. Die Kirchengemeinden der Kreise Bernkastel und Trier bildeten nun die Kreissynode Wolf, die seit 1843 nach ihrem größten Ort Kreissynode Trier genannt wurde. Die Filiale Weiden wurde 1817 von der Kirchengemeinde Hottenbach abgetrennt, da sie nach der neuen Grenzziehung im Fürstentum Oldenburg lag. 1819 wurden die Kirchengemeinden Hottenbach und Stipshausen pfarramtlich verbunden. 1903 riss man das alte und baufällige Kirchenschiff ab, während der ehemalige Chorturm von 1290 stehen blieb. Am 1. August 1904 konnte der von dem Architekten August Senz geschaffene Kirchenbau eingeweiht werden. Der neue Zentralbau verband Tradition und Moderne, indem er viele Bauteile des Vorgängerbaus in sich aufnahm und gleichzeitig den Vorstellungen des damaligen protestantischen Kirchenbaus Rechnung tug.

Jüdisches Leben

Die Ansiedlung von sogenannten Schutzjuden in der Wild- und Rheingrafschaft ist bereits im 14. Jahrhundert nachweisbar, was auch den relativ hohen jüdischen Bevölkerungsanteil in manchen Hunsrückdörfern erklärt. Vor 1700 lebten die Juden des Amtes Wildenburg – über 20 Familien – ausschließlich in Hottenbach. Als mit den Franzosen ein neuer, liberaler Geist einzog, durften die Juden in Hottenbach eine Synagoge bauen, die über ein rituelles Bad verfügte und gleichzeitig als jüdische Elementar- und Religionsschule genutzt wurde. Außerdem gab es einen eigenen Friedhof außerhalb des Ortes.[3] 1808 lebten in Hottenbach 116 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Damit besaß das Dorf die größte jüdische Gemeinde im heutigen Kreis Birkenfeld.

1880 umfasste die Zahl der jüdischen Einwohner über 17 Prozent der Hottenbacher Bevölkerung. Hottenbach und Stipshausen bildeten eine gemeinsame jüdische Gemeinde. 1875 gehörten zum Synagogenbezirk auch die Juden in Bruchweiler, Sensweiler und Wirschweiler. Die Aufsicht führte der Oberrabiner von Trier. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wanderten viele jüdische Bürger nach Amerika aus oder gingen in die Idar-Obersteiner Schmuckindustrie. Als die jüdische Gemeinde 1932 aufgelöst wurde, lebten noch 16 Juden in Hottenbach. Am 3. März 1940 gelang der letzten jüdischen Familie die Flucht in die USA. Das Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945 des Bundesarchives nennt 16 Namen von jüdischen Bürgern, die entweder in Hottenbach geboren sind (14 Personen) bzw. dort lebten (zwei Personen) und dem Holocaust zum Opfer fielen.[4]

Die ehemalige Synagoge ist heute als Wohnhaus in Privatbesitz. Der jüdische Friedhof wird durch die Ortsgemeinde Hottenbach verwaltet und gepflegt.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Hottenbach besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden. Die zwölf Sitze im Gemeinderat verteilen sich auf zwei Wählergruppen. 2004 fand eine Mehrheitswahl statt.[5]

Wappen

Die Blasonierung lautet: „In geteiltem Schild oben in Rot ein erniedrigter silberner Balken belegt mit einer silbernen Figur mit schwarzem Hintergrund, die Merkur darstellt, auf silbernem Stein; unten in Gold ein wachsender blaubewehrter und -gezungter roter Löwe“.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wahrzeichen des Dorfes ist die historische evangelische Kirche mit ihrem um 1290 errichteten Turm, wahrscheinlich erbaut auf den Ruinen eines alten Römerkastells. Zahlreiche Funde belegen dies, wie z. B. der römische Viergötterstein mit den Figuren der Juno, der Minerva, des Hercules und des Mercurius. Einzigartig für den Hunsrück sind die spätromanischen Deckenmalereien mit vielfältigen christlichen Motiven, in deren Mittelpunkt Christus steht. Sie befinden sich in dem frühgotischen Gewölbe des Ostturmes, Werk eines anonymen Meisters.

Ein weiteres Schmuckstück der Kirche stellt die Orgel aus dem Jahre 1782 dar, erbaut von der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm aus dem benachbarten Sulzbach.

Bedeutendster Profanbau ist ein 1792 erbautes langgestrecktes Wohn- und Verwaltungsgebäude, das nach 1797 – als das ganze linke Rheinufer an Frankreich gefallen war – Sitz eines Bürgermeisteramtes (Mairie) wurde, zu dem ab 1800 acht Dörfer gehörten. Heute ist das restaurierte Gebäude in privater Hand.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Hottenbach

Wirtschaft und Infrastruktur

Der landwirtschaftlich geprägte Ort ist mit seinen edelstein- und schmuckverarbeitenden Betrieben ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung, welche reich an Sehenswürdigkeiten verschiedenster Art ist.

In Idar-Oberstein ist ein Bahnhof der Bahnstrecke Bingen–Saarbrücken. Im Norden befinden sich die Bundesstraße 50 und der Flughafen Frankfurt-Hahn.

Persönlichkeiten

Albert Hackenberg, preußischer Landtagsabgeordneter und von 1879 bis 1912 in Hottenbach amtierender Pfarrer.

Literatur

  • Joachim Glatz: Hottenbach bei Rhaunen im Hunsrück; Rheinische Kunststätten 403; Neuss 1994
  • Hilde Weirich: Juden in Hottenbach und Stipshausen. Eine Spurensuche; O.O. 1998
  • Erik Zimmermann: Die Geschichte der evangelischen Gemeinden Hottenbach und Stipshausen. Eine Hunsrücker Kirchenchronik; Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, 165; Bonn: Habelt, 2004

Weblinks

 Commons: Hottenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile, Seite 20 (PDF)
  3. Bericht und Bilder bei Alemannia-Judaica.de
  4. Gedenkbuch des Bundesarchives
  5. Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat

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