Hortung

Hortung
Hamsterkäufe in Mexiko aufgrund einer Naturkatastrophe (2007)

Hortung (abgeleitet von Hort), umgangssprachlich auch Hamstern genannt, bedeutet, Gegenstände oder Sachen wegen ihrer Kostbarkeit oder Knappheit zu sammeln und als Vorrat anzulegen. Heutzutage hat die Benutzung des Wortes horten meist eine leicht abwertende Konnotation, da, wenn jemand Dinge für eine unsichere Zukunft hortet, diese, von Anderen vielleicht dringend benötigten Dinge, nicht mehr zur Verfügung stehen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Alle möglichen Dinge können gehortet werden, so beispielsweise Waffen, Bargeld, Devisen, Gold usw. In Notzeiten, insbesondere in Kriegszeiten, horten die Menschen insbesondere Lebensmittel. Diese Art der Vorratsbeschaffung geht auf die allen Lebewesen eigene Strategie zurück, die Erhaltung des eigenen Lebens, aber auch der eigenen Art sicherzustellen. Hortung kann als Massenphänomen jedoch zu unerwünschten Folgen führen: so führte im Römischen Reich die Geldverknappung (Deflation) durch Hortung zum drohenden Zusammenbruch des Handels.

Hamsterkäufe, Hamsterfahrten

Unter dem Begriff Hamsterkauf versteht man Kaufvorgänge, die einzig und allein dem Zweck der Hortung, also dem Anlegen von Vorräten, dienen. Hamsterkäufe können oft, müssen aber nicht als massenpsychologische Phänomene auftreten. Heute wird diese Bezeichnung oft abwertend verwendet, da heute insbesondere Lebensmittel ständig verfügbar sind und eine Hortung als unnötig angesehen werden kann. Der Begriff selbst ist auf das Säugetier Hamster zurückzuführen, das Vorräte in den Backentaschen mit sich herumführt.

Zweiter Weltkrieg

Gerechtfertigte Hamsterkäufe konnte man gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland in den 1940er Jahren beobachten. In dieser Zeit etablierte sich auch der spezielle Begriff Hamsterfahrten, die notwendig wurden, weil vor allem in den ersten Jahren nach dem Krieg die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten nicht ausreichend war. So fuhren viele Menschen mit der Eisenbahn in ländliche Gebiete und versuchten, bei den Bauern Sachwerte gegen Kartoffeln, Eier, Speck u.ä. zu tauschen. Diese Fahrten wurden als Hamsterfahrten bzw. Hamstern bezeichnet. Die Fahrten mit der Eisenbahn waren damals erschwinglich, sodass die Züge oft überfüllt waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass man weite Strecken mit der Bahn fuhr, nur um einen Sack Kartoffeln zu besorgen. Oft durchwühlten die Leute auch bereits abgeerntete Äcker nach vergessenen Kartoffeln, um diese mit nach Hause zu nehmen. In dieser Zeit wurde auch so manches wertvolle Schmuckstück oder Silberbesteck gegen einige Säcke Kartoffeln oder andere Lebensmittel getauscht. Viele halfen den Bauern auch gegen Bezahlung in Naturalien bei der Ernte. Nach der Währungsreform 1948 füllten sich die Geschäfte wieder mit Waren, und die Hamsterfahrten gingen zurück.

Aktuelle Ereignisse

Hamsterkaufverhalten kann auch heute noch beobachtet werden. So horteten 2006 viele Privatpersonen aufgrund der von Medienberichten propagierten drohenden Vogelgrippe große Mengen von Medikamenten, die angeblich gegen das Grippevirus wirkende Substanzen enthalten.

Auch das für September 2012 festgesetzte Verkaufsverbot von Glühbirnen in der EU führte zu Hamsterkäufen ebendieser.[1]

Im März 2011 nach dem Erdbeben in Japan, kam es dort teilweise zu Hamsterkäufen aufgrund des nuklearen Notfalls, siehe Tōhoku-Erdbeben 2011.

Nach Zucker-Hamsterkäufen aufgrund des großen Preisunterschiedes wurde im deutsch-polnischen Grenzgebiet im April 2011 der Zuckerverkauf von mehreren Lebensmittelhändlern rationiert.[2]

Wirtschaftswissenschaft

In den Wirtschaftswissenschaften wird gemäß der Zielsetzung beim betreffenden wirtschaftlichen Handeln vom Sparen das Horten unterschieden. Im Marxismus etwa wird dafür auch häufig von "Schatzbildung" gesprochen (im Unterschied zu Konsum oder Akkumulation von Kapital).

Geld wird zu Hause, im Sparstrumpf, im Tresor gehortet, während es als Ersparnis bei der Bank angelegt wird. Im Falle des Hortens wird das Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen mit womöglich ungünstigen Auswirkungen auf Konjunktur und Beschäftigung, im zweiten Fall steht das Geld für Investitionen zur Verfügung, wenn es von den Banken an ihre Geschäftskunden verliehen wird. Diese Sicht wird nicht von allen Wirtschaftswissenschaftern geteilt: Es gibt auch die Ansicht, dass das Speichern von Wert (ohne Konterpart) auch eine der Funktionen von Geld ist - und "gehortetes" Geld damit in der Bedürfnisbefriedigung seines Eigentümers seine Funktion erfüllt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ORF: http://tirol.orf.at/stories/349685/. Stand 19. März 2009.
  2. Hamsterkäufe aus Polen, Die Welt vom 14. April 2011

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