Honecker-Bunker

Honecker-Bunker
Der Hügel über dem 17/5001 Monte Erich

Die Bauwerke des Komplex 5000 wurden im Auftrag des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) der DDR angelegt und sollten im Krisen- und Kriegsfall Schutz der Führung und die Kommunikation mit dem Militär (NVA) und den verbündeten Streitkräften des Warschauer Paktes gewährleisten.

Inhaltsverzeichnis

Einzelobjekte

17/5001: Führungsbunker NVR („Perle“)

Die Dispatcherzentrale des 17/5001
Eine gasdichte Zugangstür im 17/5001
Einer der Tragwerksstoßdämpfer

Der zwischen 1978 und 1983 gebaute, über 7.500 m² große Bunker ist eines der größten und bekanntesten unterirdischen Schutzbauwerke auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Das Sonderbauwerk 17/5001 (SBW 17/5001) mit dem Tarnnamen Perle galt als technische Meisterleistung und war bei seiner Indienststellung im Jahre 1983 das wohl aufwändigste Bauwerk seiner Art im gesamten Ostblock.[1]

Große Teile der dreigeschossigen Anlage sind elastisch gelagert, um auch die Stoßwelle einer Kernwaffendetonation abzufangen (Schutzklasse A). Hierzu wurden sowohl Federmechanismen, als auch stickstoffgefüllte Stoßdämpfer verwendet. Knapp 350 Personen, darunter die Mitglieder NVR, sowie die Mitglieder des Zentralkomitees der SED und der Generalsekretär Erich Honecker hätten hier Zuflucht gefunden. Umgangssprachlich wird das Objekt 5001 daher auch Honecker-Bunker genannt.

Bemerkenswert erscheint, dass dem Bunker operativ nur eine nachrangige militärische Bedeutung beschieden war. So wurden weder Waffensysteme aus dem Innern des Bunkers gesteuert, noch befanden sich größere Rechenanlagen zur Simulation von Lagesituationen in der Anlage. Die einzige technische Infrastruktur, welche nicht für den Verschlussbetrieb benötigt wurde, war die Telefonanlage. Das ganze Bauwerk war somit darauf ausgelegt, für ca. 50 Personen des Nationalen Verteidigungsrates eine Art bombensicheres Konferenzzimmer bereitzustellen.

Der Bunker wurde nach der Wende von der Bundeswehr übernommen, untersucht und 1993 versiegelt und aufgegeben. Die oberirdischen Tarnaufbauten wurden abgerissen. Die darunter befindlichen Zugänge und Betonhauben für Zu- und Abluft wurden wegen des einsetzenden Bunkertourismus von der örtlichen Forstbehörde mit Abraum zugeschüttet. Inzwischen steht die Anlage unter Denkmalschutz. Die Anlage konnte nach Anmeldung von August bis Oktober 2008 erst- und letztmalig besichtigt werden. Ende 2008 wurde der Eingangsbereich mit einer Betonplombe verschlossen. Das Gelände um den Bunker und der aus Abraum bestehende Monte Erich sind nicht abgezäunt und für Spaziergänger erreichbar.

Daten:

17/5002: Nachrichtenbunker

Die Tarnbauten für Zu- und Abluft von SBW 5002

Unweit von Prenden, bei Marienwerder, liegt das Objekt 5002. Es ist der zum Objekt SBW 17/5001 gehörende Nachrichtenbunker des NVR. Dieser wurde zweigeschossig in der Schutzklasse B ausgeführt. Über die Funktechnik des Nachrichtenbunkers sollte der NVR im Krisenfall die Verbindung zu den Truppen der DDR und des Warschauer Vertrages halten. Als Ausweichstelle für diesen Nachrichtenbunker war außerdem das SBW 17/5021 vorbereitet. Zusammen mit den Sendeanlagen des SBW 17/5001 wären im Falle eines Angriffs mit Kernwaffen so immer mindestens eine Anlage betriebsbereit gewesen. Das Objekt 17/5002 verfügt zu diesem Zweck über speziell geschützte Antennenanlagen. Die Anlage wurde 2004 versiegelt und kann nicht mehr besichtigt werden.

17/5005: Führungsbunker MfS

Drucktür im SBW 5005

Das auch Mielke-Bunker genannte Objekt ist ein zweietagiger Bunker der Schutzklasse B, welcher 160 Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und dem Minister für Staatssicherheit der DDR, Erich Mielke, Schutz geboten hätte. Das Objekt SBW 17/5005 liegt innerhalb eines abgesperrten Kasernenareals von etwa 27 Hektar Größe nördlich von Biesenthal. Heute befindet sich hier eine Kompostieranlage. Seit der Versiegelung im Jahre 1993 hat auch dieser Bunker stark unter Bunkertourismus gelitten.

17/5011: Nachrichtenbunker

Dieser Bunker befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Objekt 5001 und wurde als Nachrichtenobjekt für eine Kommunikationsgruppe der sowjetischen Streitkräfte (GSSD) errichtet. Der Bunker befand sich 1989 noch im Rohbau, als die Arbeiten eingestellt wurden. Der Rohbau des Nachrichtenbunkers ist versiegelt und kann nicht mehr besichtigt werden.

17/5020: Heliport

Fahrzeugbunker (5020)

Das Objekt 5020 wurde als Hubschrauberlandeplatz und Kurier-, Melde- und Verteilerzentrale in drei Kilometer Entfernung zur Waldsiedlung gebaut. Die Nähe zum Wohnsitz der Mitglieder des Zentralkomitees deutet darauf hin, dass dieser Standort regelmäßig von privilegierten Mitgliedern der Regierung als Flugplatz genutzt worden sein könnte. Für eine Evakuierung hätte die Staatsführung auch per Helikopter direkt aus der Waldsiedlung ausgeflogen werden können. Die Bunkerbauten sind kleiner und haben nachrangige Bedeutung und Funktion im Komplex 5000. Es handelt sich um mehrere Fahrzeugbunker (sechs Stück unter den Bereitschaftsgebäuden) und einen zentralen FB-75-Komplex. Weiterhin gibt es einen geschützten Keller im Towergebäude und mehrere Kleinbunker, sowie FB-3-Mannschaftsbunker auf dem Gelände. Die Anlage wird zurzeit abgerissen.

17/5021: Nachrichtenbunker

Das Objekt 5021 wurde als Nachrichtenbunker und Ausweichstelle zum Objekt 5001 angelegt.

Einzelnachweise

  1. Johannes Frewel: Zeitkapsel aus dem Kalten Krieg. In: Spiegel Online. 4. August 2008. Abgerufen am 6. August 2008.

Siehe auch

Literatur

  • Paul Bergner: Befehl FILIGRAN. Auf den Spuren interessanter Bunker. 6. Auflage. FB-Verlag Basdorf, Wandlitz 2000/2006, ISBN 976-3-930588-85-5. 
  • Stefan Best: Geheime Bunkeranlagen der DDR. Motorbuch Verlag, 2003, ISBN 3613023326. 
  • Paul Bergner: Atombunker Kalter Krieg PROGRAMM DELPHIN. Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis/Meiningen 2007, ISBN 978-3-930588-78-7. 

Weblinks


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