Hohokam-Kultur

Hohokam-Kultur
Verbreitungsgebiet der Kultur

Die Hohokam-Kultur (in der Sprache der Pima etwa diejenigen, die verschwunden sind, wörtlich ungefähr aufgebraucht, nicht mehr benutzbar) war eine präkolumbische indianische Kultur im Südwesten der heutigen USA.

Die Kultur existierte von ca. 300 bis 1500 nach Christus im mittleren und südlichen Arizona, mit dem Schwerpunkt am Zusammenfluss von Gila und Salt River um das heutige Phoenix, Arizona. Die bekanntesten Überreste von Siedlungen der Hohokam sind die Casa Grande Ruins im gleichnamigen National Monument und das als Hohokam Pima National Monument ausgewiesene Snaketown, eine prähistorische Siedlung, die heute in der Gila-River-Reservation liegt und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Weitere Funde sind aus dem Chaco Culture National Historical Park bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale und Lebensweise

Archäologisch wurde die Hohekam-Kultur bei ihrer ersten intensiven Erforschung in den 1920er Jahren durch charakteristische Keramik-Funde abgegrenzt. Sie sind gekennzeichnet durch vielfache Wiederholungen kleiner Muster in roter Farbe auf gelblichen, grauem oder braunem Ton.

Die Siedlungen bestanden aus einem Kern von dicht zusammenstehenden Gebäuden und zerstreuten Häusern in der Peripherie. Das Zentrum gruppierte sich um große Plätze oder um Erdhügel mit einer Plattform auf der Oberseite lagen. Die Bauten bestanden aus Grubenhäusern mit Wänden aus Flechtwerk und Lehmputz, ab etwa 1150 kamen auch Wände aus Adobe-Lehmziegeln auf.

Die Plätze werden traditionell mit Feldern für das Mesoamerikanische Ballspiels identifiziert, 2009 wurde jedoch vorgeschlagen, dass es sich um Tanzböden handelt, aus denen die bis in das 20. Jahrhundert bestehenden Traditionen des Vikita-Festes der Papago hervorgegangen sind. Die gekrümmten Seitenlinien und die niedrigen Begrenzungen, sowie weitere Merkmale machen die Plätze der Hohokam für das Ballspiel ungeeignet, entsprechen aber den Formen der Papago.[1]

Bis ca. 1300 war die Feuerbestattung die einzige Begräbnisform, in der Spätphase wurden Leichname auch direkt beigesetzt.

Ernährung und Landwirtschaft waren geprägt durch die klimatischen Bedingungen in der Tieflandwüste. Der jährliche Niederschlag liegt um 180 mm. Die ganzjährige Verfügbarkeit von Trinkwasser war nicht gesichert. Das wohl aufwändigste Kennzeichen der Hohokam-Kultur war ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das sich über 1200 Kilometer erstreckte und ein Gebiet von über zehntausend Hektar bewässerte.

Für den Cave Creek, einem Zufluss des Salt Rivers, ist nachgewiesen, dass die Hohokam das ganze Bett des Flusses in seiner Ebene künstlich umleiteten, um den Lehmanteil im Boden zu erhöhen, was die Fruchtbarkeit für mehrere Jahre förderte. Nach Bodenanalysen konnten sie den Wert von 18 Prozent Bodenanteil in den typischen Böden der Region auf rund 45 Prozent steigern und so das Wasserrückhaltevermögen des Bodens deutlich erhöhen.[2]

Auf terrassenartig aufgebauten Feldern bauten die Hohokam vor allem Mais an, daneben aber auch Bohnen und Kürbisse sowie Baumwolle. Vereinzelt wurden auch Amarant und Gerste nachgewiesen. Für den Feldbau verwendeten sie ausschließlich Hacken und Grabstöcke mit Spitzen aus Knochen oder Stein, die daran befestigt waren. Neben der Landwirtschaft stand auch das Sammeln von wildwachsenden Früchten, insbesondere Mesquite und Opuntien-Kakteen.

Aufgrund der starken Ähnlichkeit aller Funde im gesamten Siedlungsgebiet, kann von engen Kontakten zwischen allen Angehörigen der Hohokam-Kultur ausgegangen werden. Verwandtschaftsbeziehungen, die Entwicklung von klimatisch angepassten Wirtschaftsformen und Spekulationen über geteilte religiöse Überzeugungen werden als Methoden der kulturellen Homogenität genannt.

Verbindungen und Handel

Vermutlich wurde die Kultur der Hohokam stark von Mittelamerika aus beeinflusst. Sowohl die Erdhügel mit Plattformen, wie das Ballspiel weisen auf enge Bezüge nach Mesoamerika hin.

Von den mexikanischen Küsten bezogen die Angehörigen der Hohokam-Kultur große Mengen an Muschelschalen, die zu Schmuck verarbeitet wurden. Beziehungen bestanden auch in die Rocky Mountains, von wo Obsidian gehandelt wurde. Speckstein und andere seltene Gesteine wurden aus dem Osten bezogen.

Ende der Kultur

Ab dem zwölften Jahrhundert begann der Niedergang der Hohokam-Kultur. Zuerst sorgten Dürren für eine Hungersnot, im folgenden Jahrhundert wurde ein großer Teil des Bewässerungssystems durch Überschwemmungen zerstört, wodurch die Hohokam ihre Ernährungsgrundlage verloren. Zusammen mit dem Eindringen neuer Stämme aus dem Norden und gestörten Handelsbeziehungen mit Mexiko wurden die Hohokam schließlich auf ein niedrigeres Kulturniveau gezwungen. Vermutlich sind die Angehörigen des Stammes der Pima die letzten Nachfahren der Hohokam.

Literatur

  • Linda M. Gregonis, Karl J. Reinhard: Hohokam Indians of the Tucson Basin. University of Arizona Press, 1979, ISBN 0-8165-0700-7 (im Volltext online: Hohokam Indians)
  • George J. Gumerman, Emil W. Haury: Prehistory: Hohokam. In: William C. Sturtevant: Handbook of North American Indians vol. 9: Southwest. Smithsonian Institution, Washington 1979
  • Werner Arens, Hans Martin Braun: Die Indianer Nordamerikas: Geschichte - Kultur - Religion (aus der Reihe "Beck Wissen"). München 2004, ISBN 3-406-50830-8.
  • Paul R. Fish: Hohokam Culture Area. In: Guy Gibbon: Archaeology of Prehistoric Native America, New York, Garland Publishing, 1998, ISBN 0-8153-0725-X, p. 366 ff.

Nachweise

  1. Edwin N. Ferdon, jr.: The Hohokam ‚Ball Court‘ – An Alternative View of its Function. In: KIVA, Vol 75, Nr. 2, Winter 2009, ISSN 0023-1940, S. 165–178
  2. Hoski Schaafsma, John M Briggs, Hohokam Field Building in KIVA, Vol 71, Nr. 4, Summer 2007, ISSN 0023-1940, S. 431ff

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