Hohensax

Hohensax
Die adligen Herrschaften in Graubünden um 1367

Die Freiherren von Sax waren eine Adelsfamilie aus der heutigen Ostschweiz. Der Schwerpunkt ihrer Besitzungen lag in den heutigen Kantonen St. Gallen und Graubünden. Stammsitz der Familie ist die Burg Sax oder Hohensax im Rheintal, sie geht aber auf das Adelsgeschlecht der Torre aus dem Bleniotal zurück. Die Familie zerfiel in zwei Hauptlinien: Die Grafen von Sax-Misox und die Freiherren von Hohensax.

Einer Stiftungsurkunde zufolge war die Familie Sax 1168 im Besitz der Talschaft Misox, die sie wohl als Anhänger der Staufer zu Lehen bekommen hatten. Heinrich I. von Sax war nicht nur Vogt des Klosters St. Gallen, er war auch Vogt der Klöster Disentis und Pfäfers, Erbauer der Burg Forstegg, Herr der Burg Wartenstein, er wurde auch von Friedrich II. 1220 mit der Grafschaft Blenio und der Herrschaft Monte Dongo belehnt. Der Einfluss der Familie Sax in der Ostschweiz wird daran deutlich, dass Heinrichs Bruder Ulrich 1204–20 Abt von St. Gallen wurde.

Das Geschlecht der Sax teilt sich mit den Brüdern Albert II. und Ulrich II. 1253. Albert und seine Nachkommen übernahmen den Familienbesitz in Graubünden und Tessin und nannten sich nach der Herrschaft Misox Sax-Misox. Ulrich erhielt die Vogtei Untervaz, die Herrschaft Hohensax und die Hälfte der Vogtei Balgach. Nach der Stammburg Hohensax bei Sennwald nannten sie sich Freiherren von Hohensax.

Inhaltsverzeichnis

Sax-Misox

Nach dem Niedergang der Staufer verloren die Sax-Misox das Bleniotal, Monte Dongo und die Burg Clanx in Appenzell. Kern der Besitzungen der Sax-Misox waren nun die Talschaft Misox mit dem San-Bernardino-Pass und die Walsersiedlungen im Rheinwald. Der weit davon entfernte Reichshof in Arth verlehnten die Sax an die Edlen von Grünenfeld. Caspar von Sax-Misox (1362–90) war mit Elisabeth von Rhäzuns verheiratet. Nach dem Tod ihres Grossvaters, Walter von Belmont, gelangte der grosse Teil der Besitzungen der Familie Belmont an die Sax-Misox, so Flims mit der Burg Belmont, Fidaz, Gruob, Ilanz, Lugnez, Vals und Wartau. Die Herrschaft Wartau wurde später an die Grafen von Werdenberg verkauft.

Johann von Sax-Misox (1390–1427) war mit Katharina von Werdenberg-Heiligenberg verheiratet, die Miterbin des letzten Grafen von Toggenburg war. Sie erhielt 1437 mit Wilhelm von Montfort das Prättigau, Davos, Belfort, Schanfigg und die Vogtei über Churwalden und Burg Strassberg aus dem Toggenburger Erbe. Er liess eine Transitstrasse von Castrisch über Seewis, Pitasch und Safien ins Rheinwald und Misox bauen. Längere Zeit stand er im Dienst der Herzogsfamilie Visconti aus Mailand. 1402 eroberte Johann und sein Bruder Albert (1390–1406) die mailändische Festung Bellinzona und besetzten auch das Bleniotal. In Gorduno, Bogiano und Roveredo erreichteten sie Burgen zur Sicherung ihrer Eroberungen. Als 1407 die Urner mit ihren Verbündeten gegen Mailand vorrückten mussten die Brüder in ein Burgrecht mit ihnen treten und den Durchmarsch erlauben. Im August 1413 unterstützen die Sax-Misox den deutschen König Sigismund bei seinem Zug gegen Mailand und erhielten dafür vermutlich den Grafentitel und das Münzregal zugestanden. 1419 verkauften Johann und Donat (1400–23) von Sax-Misox unter Druck Blenio, Bellinzona und Monte Dongo an Uri und Obwalden. 1424 gründete Johann von Sax-Misox mit seinen Gerichten Ilanz, Gruob, Lugnez, Vals, Castrisch und Flims den Grauen Bund. Im Mailänderzug von 1425, als der Graue Bund mit den Eidgenossen gegen Mailand zog, blieb er aber neutral. Er liegt in der Kirche von Castrisch begraben.

Graf Heinrich von Sax-Misox (1427–1488) stritt längere Zeit um das Toggenburger Erbe seiner Mutter Katharina. 1439 trat er seinen Anteil an Wilhelm von Montfort ab. Nur seinen Teil der Grafschaft Uznach verpfändete er an Schwyz und Glarus. Während der Wirren in Mailand um die Ambrosianische Republik erlitt er in der Schlacht an der Olona am 6. Juni 1449 eine Niederlage. 1450 versöhnte er sich aber wieder mit dem Herzog von Mailand. Als er sich anschickte, sogar ein Bündnis mit Mailand abzuschliessen, kam es 1458 zu einem Aufstand in seinen Gebieten im Grauen Bund, der jedoch dank der Vermittlung des Abtes von Disentis gütlich beigelegt werden konnte. Heinrich von Sax-Misox konnte so 1466 ein Bündnis mit Herzog Galeazzo Sforza von Mailand bekräftigen. 1479 trat Heinrich den grössten Teil seiner Besitzungen an seinen Sohn Johann Peter ab.

Johann Peter (1462–1540) war der letzte Graf von Sax-Misox. Er war ein erklärter Gegner Mailands und verfolgte alle Parteigänger der Sforza in seinem Herrschaftsgebiet. Da Mailand ihn deswegen bedrängte, trat er zusammen mit seinem Gericht Misox und Soazza 1480 in den Grauen Bund ein. Als Mailand die Talschaft Misox trotzdem besetzte, verkaufte er sie 1480 an einen mailändischen Mittelsmann. Nach längeren Querelen musste er 1489 endgültig alle Ansprüche auf seine ehemaligen Besitzungen im Tessin und im Misox fahren lassen. Durch seine zweite Ehe mit der Gräfin Clementine von Montfort-Werdenberg kam Johann Peter 1483 in den Besitz der Grafschaft Werdenberg und der Herrschaft Wartau. Aus Geldnot musste er 1485 seine belmontischen Besitzungen an den Bischof von Chur und Werdenberg und Wartau an Luzern verkaufen. Völlig verarmt trat er in die Dienste der Herzöge von Österreich und Mailand. Er verstarb in Castrisch und wurde in der dortigen Kirche begraben.

Das Wappen der Sax-Misox war ein horizontal in Rot und Gold geteilter Schild mit zwei Säcken in gewechselten Farben.

Illegitime Linien der Familie Sax-Misox existierten in Grono, in Castrisch, Waltensburg und Truns. Sie nannten sich Junker von Sax. Eine Verbindung der Familie Desax aus Disentis und von Sax aus Obersaxen mit den Sax-Misox ist nicht nachweisbar.

Hohensax

Wappen der Freiherren von Hohensax

Im 13. Jahrhundert waren die Erben Ulrichs II. im Besitz der Dörfer Gams, Sax und eines Teils von Wildhaus als Lehen des Klosters St. Gallen. 1396 erwarben sie zusätzlich den Hof Sennwald. 1320 verkauften sie die Wildenburg bei Wildhaus an den Grafen von Toggenburg. 1396 verkaufte Ulrich Eberhard III. die Burg und das Dorf Sax und Gams an die Herzöge von Österreich. Diese übergaben die Besitzungen dessen Grossneffen Ulrich Eberhard IV. und dessen Frau, Elisabeth von Werdenberg-Sargans. Diese belohnten die Habsburger jedoch nicht mit Treue sondern verbündeten sich 1405 mit den Appenzellern. Dieses Bündnis bewahrte die Burgen der Hohensax, Forstegg, Hohensax und Frischenberg vor der Zerstörung während der Appenzellerkriege. Die Siege der Eidgenossen und der Appenzeller über das Haus Habsburg befreite die Freiherren von Hohensax schliesslich sogar von der Vasallität gegenüber den Habsburgern.

Albrecht I. von Hohensax (1439–1463) agierte unglücklich zwischen Österreich, Zürich und den Eidgenossen im Alten Zürichkrieg und im Plappartkrieg, so dass er zwischen die Fronten geriet und schliesslich sogar geächtet wurde. Ausserdem heiratete er nicht standesgemäss eine Ursula Mötteli, so dass nach seinem Tod seine Schwester die Güter der Familie im Rheintal erbte. Elisabeth von Hohensax war mit Kaspar von Bonstetten verheiratet, der nun über Gams und Sax verfügte. 1446 brannten jedoch die Appenzeller seine Burgen Hohensax und Frischenberg nieder und annektierten einen Teil der Herrschaft Hohensax. Seither wird unterschieden zwischen den Herrschaften Hohensax (Gams), Frischenberg und Forstegg. Namensgebend für die Gebiete sind die Burgen Hohensax, Frischenberg und Forstegg.

Der Sohn Albrechts und Ursulas, Ulrich VII. von Hohensax (1463–1538) wurde Hans Waldmann, Bürgermeister von Zürich, als Mündel übergeben. Ihm verblieb vorerst nur die Herrschaft Bürglen. Während der Burgunderkriege kämpfte er auf Seiten Zürichs und wurde zum Ritter geschlagen. 1481 konnte er die an st. gallische Bürger verpfändete Herrschaft Sax-Forstegg wieder auslösen. 1486 wurde er Bürger von Zürich. Wegen seiner Verdienste im Schwabenkrieg erhielt er von der Eidgenossenschaft ihren Anteil am Dorf und Gericht Frischenberg und die hohe Gerichtsbarkeit über Lienz. 1501 und 1503 amtete er als kaiserlicher Gesandter bei der Eidgenossenschaft. Während der Mailänderkriege war er 1511–13 Oberbefehlshaber des eidgenössischen Heeres und wurde als Gesandter nach Rom und Venedig geschickt. 1521 trat er zur Reformation über, kehrte allerdings schon 1531 wieder zum katholischen Glauben zurück. Ulrich galt als hervorragender Diplomat und Söldnerführer.

Sein Sohn, Ulrich Philipp (1531–85), trat ebenfalls zur Reformation über und führte in seinem Herrschaftsgebiet den neuen Glauben ein. Er verkaufte 1550 Bürglen an die Breitenlandenberg und erwarb dafür Schloss und Herrschaft Uster. Nach ihm begann der Niedergang der Familie Hohensax. Johann Philipp (1553–96) diente in der Kurpfalz und in den Niederlanden, von wo er mit der Manessischen Liederhandschrift zurückkehrte. Er geriet in einen Erbstreit mit seinem Bruder Johann Albrecht, dessen Sohn Georg Ulrich ihn in Salez 1596 tödlich verwundete. Sein Leichnam wurde 1730 in der Familiengruft in Sennwald völlig unverwest vorgefunden und wurde dort bis in die 1970er Jahre als «Mumie von Sennwald» ausgestellt.

Der Sohn von Johann Philipp verkaufte 1615 zwei Drittel der Herrschaft Sax-Forstegg an Zürich und erwarb dafür die Herrschaft Kempten. Der letzte des Geschlechts der Hohensax, Christoph Friedrich (1620–1633) verkaufte auch noch den Rest der Herrschaft Sax-Forstegg an Zürich.

Das Wappen der Freiherren von Hohensax war ein gerade oder schräg in Rot und Gold geteilter Schild.

Weblinks

Literatur

  • Historisch-Bibliographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 6, Neuenburg 1931, S. 106–109.

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