Hochbahn

Hochbahn
„Intramural Railway“ Chicago 1893
"Schwebebahn" Wuppertal, 1901
Hochbahnstrecke der Hamburger U-Bahn
Querschnitt eines Hochbahnviaduktes in Berlin ca. 1902
Hochbahn in New York City, 1984
Moderne Hochbahn: BART-Strecke im Großraum San Francisco.

Als Hochbahn werden aufgeständerte beziehungsweise auf Viadukten geführte Teile von innerstädtischen öffentlichen Nahverkehrsmitteln bezeichnet.

Geschichte

Erste Hochbahnen wurden 1867 in New York City und 1888 in Chicago errichtet und mit Dampflokomotiven betrieben. In Chicago wurde für die World Columbian Exposition 1893 erstmals eine elektrisch betriebene Hochbahn aufgebaut[1]. Die Triebwagen dieser als „Intramural Railway“ bezeichneten Hochbahn bildeten gewissermaßen den Prototyp für die Umstellung auf den elektrischen Betrieb, der erst 1898 erfolgte. Heute verläuft die inzwischen weiter ausgebaute Bahn noch größtenteils aufgeständert, es hat sich dafür die Bezeichnung Chicago Elevated oder kurz El, also „Hochbahn“ eingebürgert. Die Hochbahn der Interborough Rapid Transit-Gesellschaft in New Yorks Manhattan wurde ab den 1930er-Jahren Schritt für Schritt durch die U-Bahn ersetzt, da Landbesitzer die Hochbahn als negativen Faktor für die Entwicklung der Stadtviertel betrachteten, durch die diese führte. Seit Mitte der 1950er-Jahre des 20. Jahrhunderts sind zumindest in Manhattan fast keine aufgeständerten Streckenabschnitte mehr in Betrieb.

Die erste Hochbahn Deutschlands wurde 1901 als Schwebebahn in Barmen (heute zu Wuppertal), eröffnet, sie ist eine Sonderform: Hochbahn und Hängebahn. 1902 folgte die Hochbahn mit Normalspurgleis in Berlin, 1912 die Hochbahn in Hamburg. Der aufwändige Bau als Hochbahn begründete sich vor allem durch den Mangel an Platz für eine ebenerdige Bahn. Darüber hinaus war es während der frühen Planungsphasen in diesen drei Regionen bautechnisch noch aufwändiger, Tunnel unter den Straßen zu bauen, auch wenn es schon die Idee der „Unterpflasterstraßenbahn“ von Werner von Siemens gab.

In Hamburg wurde bis 1947 die Bezeichnung pars pro toto für das komplette System verwendet, die Betreibergesellschaft der Hamburger U-Bahn heißt entsprechend noch heute Hamburger Hochbahn AG. Rund zwei Drittel der Hamburger U-Bahn verlaufen oberirdisch, wenn auch nur ein Teil davon als „echte“ Hochbahn.

1984 erhielt Dortmund mit der H-Bahn sein eigenes Hochbahnnetz. Durch zwei weitere Bauabschnitte im Jahre 1993 und 2003 erlangte die Dortmunder H-Bahn ihren heutigen Streckenstand und verbindet Haltepunkte der Universität mit dem angrenzenden Technologiepark und dem Ortsteil Eichlinghofen.

Hochbahnstrecken mit mehreren Bahnhöfen aus der Frühzeit des U-Bahn-Baus gibt es außerdem in Wien und Paris. Die Hochbahn von Liverpool wurde dagegen stillgelegt und abgebaut und gilt seitdem als das einzige jemals komplett stillgelegte Schnellbahnnetz der Welt.

Auch einige Schnellbahnstrecken der 1960er- und 1970er-Jahre wurden abschnittsweise als Hochbahnen angelegt, so etwa die U-Bahn in Amsterdam und Rotterdam, die wegen des hohen Grundwasserspiegels nur kurze Tunnelabschnitte besitzen und ansonsten ebenerdig oder in Hochlage geführt werden. Auch die Docklands Light Railway in London ist als Hochbahn anzusprechen und auch in den Vereinigten Staaten entstanden Metronetze als Hochbahn, etwa in Detroit und Miami.

Im deutschsprachigen Raum wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten in Hamburg (Hammerbrook), Köln (Nördliche Gürtelstrecke), Frankfurt (Westbahnhof, Römerstadt–Ginnheim, Flughafen-Hochbahn), Nürnberg (U1 zwischen den U-Bahnhöfen Eberhardshof und Stadtgrenze) und Wien (U1 nach Leopoldau, U2 nach Aspern, U6 nach Siebenhirten) Hochbahnstrecken für die jeweiligen U-Bahn-, S-Bahn- oder Stadtbahnnetze gebaut, dazu einige Hängebahnen.

Im Duisburger Süden verläuft die Linie U79 als Hochbahn und OB Sauerland hat sich dafür ausgesprochen eine Hochbahn von der Universität über die Innenstadt zum Innenhafen zu bauen, um die Stadt besser zu vernetzen. Sein SPD-Konkurrent spricht sich eher für eine Lösung über den Rhein aus.

Die Gründe zur Errichtung einer Hochbahn können sehr unterschiedlicher Natur sein. In der Regel führen geologische Besonderheiten, die das Bohren eines Tunnels sehr schwierig und kostenintensiv machen würden, zum Hochbau, beispielsweise ein hoher Grundwasserspiegel (z. B. Miami) oder komplizierte Bodenschichten. Für eine Hochbahn sprechen im Vergleich zum Tunnelbau in der Regel auch die kürzere Bauzeit und allgemein niedrigere Baukosten (z. B. New York City).

In Basel gibt es einen hochbahnähnlichen Straßenbahnabschnitt vom Bahnhof Basel SBB zur Münchensteinerstrasse. Dieser Abschnitt enthält die Haltestelle Peter Merian. Er wird von der Baselland Transport bedient.

Viele Hochbahnstrecken aus den Anfängen des U-Bahn-Baus stehen heute unter Denkmalschutz und gelten im Allgemeinen, insbesondere im Vergleich zu neueren Strecken aus Betonelementen, als „schön“ oder attraktiv. In einigen Städten werden seit einigen Jahren die Viaduktbögen unter den Gleisen renoviert und vermietet (Berliner Stadtbahn, Wiener Stadtbahn). Man findet dort viele Szenelokale und kleine Fachgeschäfte. Durch diese Revitalisierung können neue Treffpunkte in vorher eher unansehnlichen und unattraktiven Gebieten entstehen.

Im Westen von Manhattan wurde die ehemalige Hochbahntrasse High Line zu einer öffentlichen Parkanlage umgestaltet, die im Juni 2009 teilweise eröffnet wurde.

Einzelnachweise

  1. Station Jackson Park, Intramural Railway

Weblinks


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