Hobart-Klasse

Hobart-Klasse
RAN Ensign
Hobart-Klasse
Alvaro de bazan.jpg Auf dem Design der F-101 Álvaro de Bazán (Bild) soll die Hobart-Klasse basieren.
Übersicht
Typ: Zerstörer
Namensgeber: australische Städte
Einheiten: Baubeginn April 2010
Dienstzeit: geplant ab Dezember 2015
Technische Daten
Verdrängung: 6.250 Tonnen
Länge: 146,70 Meter
Breite: 18,80 Meter
Tiefgang: 7,20 Meter
Geschwindigkeit: 28+ Knoten
Besatzung: ca. 180 Mann (max. 234)
Reichweite: 5.000 Seemeilen bei 18 Knoten
Antrieb:
Sensoren: Aegis
Bewaffnung: 48x VLS-Zellen (Luftzielflugkörper
8x RGM-84 Harpoon-Seezielflugkörper
2x Mk32 Antischiffs-Torpedorohre
(6 Torpedos MU90)
1x 127 mm Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz
1x Phalanx Block 1B Nahbereichsverteidigungssystem
Bordhubschrauber: 1x S-70B Seahawk

Die Hobart-Klasse, während der Projektphase auch Sea 4000 oder Australian Air Warfare Destroyer genannt, ist eine Klasse von drei Luftabwehr-Zerstörern, welche ab 2015 bei der Royal Australian Navy (RAN) in Dienst gestellt werden sollen. Die Schiffe werden die bereits ausgemusterte Perth-Klasse ersetzen. Das ganze Projekt soll rund acht Milliarden Australische Dollar kosten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit der Ausmusterung der Perth-Klasse zwischen 1999 und 2001 verfügt die Australische Marine über keinerlei Fähigkeiten zur weitreichenden Luftabwehr mehr. Zur Schließung dieser Lücke wurde deshalb eine neue Klasse von Schiffen projektiert. Aufgrund fehlender Fähigkeiten der eigenen Rüstungsindustrie Schiffe dieser Größenordnung und Komplexität zu bauen, sah man sich im Ausland nach einem geeigneten Modell um. Nach längerem Hin und Her standen zwei verschiedene Schiffstypen von zwei verschiedenen Herstellern zur Endauswahl; das siegreiche Design würde dann an die spezifischen australischen Bedürfnisse angepasst und in Australischen Werften in Lizenz gebaut werden. Bei den beiden Designs handelt es sich einerseits um eine Variante der spanischen F100 Álvaro-de-Bazán-Klasse und andererseits um eine Variante der amerikanischen Arleigh-Burke-Klasse. Im August 2005 wurde schließlich bekannt, dass das Australische Verteidigungsministerium das amerikanische Design als bevorzugten Bieter ausgewählt hat. [1]

Im Januar 2006 ließ die Marine verlauten, dass die drei zu bauenden Schiffe die Namen Hobart, Brisbane und Sydney tragen werden.[2]

Am 20. Juni 2007 wurde überraschend das F100-Álvaro-de-Bazán-Design der spanischen Werft Navantia als Sieger ausgewählt.[3] Der eigentliche Bau der Schiffe soll durch die Air Warfare Destroyer Alliance erfolgen. Konkret heißt das, dass die in Staatsbesitz befindliche Werft Australia Submarine Corporation (ASC) für den Bau der Schiffe verantwortlich sein wird, während Raytheon Australia, eine Tochter von Raytheon, die Schiffe ausrüsten wird. Drittes und letztes Mitglied der Air Warfare Destroyer Alliance ist das australische Verteidigungsministerium, welches als Abnehmer der Schiffe fungiert.[4]

Am 15. April 2010 mündete die Entwicklungs- in die Bauphase. Die je 31 Blöcke der Schiffe sollten auf drei Werften gebaut werden, der Hauptauftragnehmer ASC bekam den Auftrag die je neun Blöcke der vorderen Aufbauten, BAE Systems Australia die je zwölf Rumpfblöcke und Forgacs die je zehn Blöcke der hinteren Aufbauten herzustellen.[5] Gleich zu Baubeginn gab es technische Probleme mit einer von BAE gefertigten tordierten Rumpfsektion, die das Projekt verzögert. Als Reaktion darauf wurden 13 Blöcke, die ursprünglich BAE zugeteilt worden waren, unter den anderen australischen Werften aufgeteilt. Bis zu fünf weitere sollen entgegen anfänglicher Planung von Navantia im spanischen Ferrol gefertigt werden.[6][7]

Vergleich
F100-Variante Arleigh-Burke-Variante
Länge 146.7 m 148 m
Breite 18.6 m 21.3 m
Wasserverdrängung 5,800 8,100
Höchstgeschwindigkeit 29 kn 29 kn
Reichweite 4,800 nm @ 18 kn 5,500 nm @ 18 kn
Besatzung 180 220
Kampfführungssystem Aegis Aegis
VLS-Zellen 48 64
Harpoon-Seezielflugkörper 8 8
Torpedos 6 6
Hauptgeschütz 1 x 127 mm Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz 1 x 127 mm Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz
Nahbereichsverteidigungssysteme 1 2
Hubschrauber 1 x Seahawk 2 x Seahawk/NH-90

Technik

Schiff

Die Schiffe sollen bei einer Länge von 146,7 m, einer Breite von 18,8 m einen Tiefgang von 7,2 m und eine Wasserverdrängung von etwa 5800 t haben. Die Besatzungsstärke soll bei ca. 180 Personen liegen. Zudem sollen Unterbringungsmöglichkeiten für etwa weitere 40 Personen, beispielsweise Spezialeinheiten oder Boardingteams, vorhanden sein.

Elektronik

Das zentrale Element der Elektronik ist das Aegis-Kampfsystem vom US-amerikanischen Hersteller Lockheed Martin. Aegis ist ein integriertes Führungs-, Feuerleit- und Aufklärungssystem. Als solches übernimmt es Aufgaben wie die Ortung, Verfolgung und Feuerleitung von See- und Luftzielen sowie die Lagebilddarstellung. Die zentralen Komponenten des Systems sind die Operationszentrale des Schiffes sowie die AN/SPY-1D(V) Radaranlage. Das AN/SPY-1 verleiht mit seinen vier flachen und nicht beweglichen Antennen enormer Größe ein charakteristisches Aussehen. Technisch betrachtet handelt es sich um so genannte passive elektronische Strahlschwenkung. Dies ermöglicht den Verzicht auf bewegliche Teile, was die Zuverlässigkeit erhöht. Ein weiterer Vorteil ist die wesentlich größere Leistungsfähigkeit, insbesondere bei der gleichzeitigen Verfolgung einer großen Anzahl Ziele sowie der Reichweite.

Außerdem soll noch ein Sonar eingebaut werden. Daneben ist die Ausrüstung mit weiterer Elektronik wahrscheinlich (z. B. Navigationsradar usw.), jedoch ist darüber nichts bekannt. Die Schiffe sollen auch als Flaggschiffe eingesetzt werden können, wofür es weiterer spezifischer Elektronik bedarf.

Bewaffnung

Als Hauptbewaffnung ist ein Vertical Launching System vom US-amerikanischen Typ MK 41 geplant. Dieses kann SM-2, ESSM und BGM-109 Tomahawk verschießen, die Einrüstung von Tomahawk gilt aber als eher unwahrscheinlich. Als Seezielflugkörper sind acht AGM-84 Harpoon eingeplant. Des Weiteren sollen zwei Drillingsstarter für U-Boot-Jagd-Torpedos eingerüstet werden.

Daneben sollen noch mehrere Schiffsgeschütze eingerüstet werden. Als Hauptgeschütz wurde das Mark 45 Mod 4 Leichtgewichtsgeschütz ausgewählt, welches von BAE Systems, vormals United Defense, hergestellt wird.[8] Dabei handelt es sich um ein 5-inch-Leichtgewichtsgeschütz, was einem Kaliber von 127 mm entspricht, mit 62 Kaliberlängen. Damit wird die Australische Marine erstmals in der Lage sein auch gelenkte reichweitengesteigerte Munition zur Landzielbekämpfung einzusetzen. Daneben soll ein CIWS zur Abwehr von anfliegenden Flugkörpern eingerüstet werden. Des Weiteren ist das Einbauen von kleinkalibrigen Waffen zur Abwehr von Speedbootangriffen wahrscheinlich.

Ein bis zwei Helikopter sollen zusammen mit UAVs unbekannter Art ebenfalls mitgeführt werden.

Aufwuchspotential

Bis zur Indienststellung der ersten Einheit im Jahr 2014 und auch noch danach werden die Zerstörer Optimierungspotential haben. Möglichkeiten wären eine verbesserte Landangriffsfähigkeit durch das Einrüsten der Tomahawk Marschflugkörper oder das Einrüsten einer wesentlich leistungsfähigeren Radaranlage mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung. Bereits konkret nachgedacht wird über einen Einstieg ins US-amerikanische Standard Missile SM-3 Projekt, welches das Abfangen ballistischer Raketen zum Ziel hat.[9]

Stealth-Technologie

Die Hobart-Klasse soll wie die meisten derzeit in Beschaffung oder in Planung befindlichen Zerstörer nach Stealth-Prinzipien gebaut werden. Das heißt, dass die Schiffe nach der Prämisse der Reduzierung ihrer Radarsignatur entworfen werden, um ihre Ortung zu erschweren. Um dies zu erreichen, müssen sämtliche Außenwände schräg gestellt und speziell beschichtet wie auch die Raketenstarter, Geschütze, Beiboote etc. entsprechend verkleidet werden. Ebenfalls reduziert werden soll die Wärmeabstrahlung, um die Wahrscheinlichkeit einer Erfassung durch Infrarot-Sensoren zu reduzieren. In einem komplizierten Verfahren werden zu diesem Zweck die Abgase mit kalter Luft durchmischt, bevor sie ausgestoßen werden. Sollte das Schiff trotz dieser Gegenmaßnahmen erfasst werden, soll es nach den Planungen nur als sehr kleines Objekt wahrgenommen werden. Die sehr hohen Kosten dieser Technologie stellen einen bedeutenden finanziellen Nachteil bei der Beschaffung der Hobart-Klasse dar.

Einheiten

Kennung Name Kiellegung Stapellauf In Dienst Verbleib
DDGH-39 HMAS Hobart geplant Dez. 2015 im Bau
DDGH-41 HMAS Brisbane geplant Anfang 2017
DDGH-42 HMAS Sydney geplant Mitte 2018

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.minister.defence.gov.au/Hilltpl.cfm?CurrentId=5048
  2. http://www.minister.defence.gov.au/Hilltpl.cfm?CurrentId=5368
  3. http://www.minister.defence.gov.au/NelsonMintpl.cfm?CurrentId=6781
  4. http://www.ausawd.com/alliance.html
  5. http://www.adelaidenow.com.au/business/construction-begins-on-8bn-air-warfare-destroyers/story-e6frede3-1225854046801
  6. Overdue and over budget: $8bn destroyer plan in crisis In: theaustralian.com.au, eingesehen am 13. Oktober 2011
  7. Changes to Air Warefare Destroyer Construction Programme In: navy.gov.au, eingesehen am 13. Oktober 2011
  8. http://www.aviationweek.com/aw/blogs/defense/index
  9. http://www.smh.com.au/news/National/Ballistic-missile-system-moving-closer/2006/11/22/1163871451687.html

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