Hmong

Hmong

Die Hmong (viet.: Mẹo) sind ein indigenes Volk Ostasiens. Sie leben hauptsächlich in den bewaldeten Berggebieten von Laos, Vietnam und Thailand. In China sind sie der übergreifenden Miao-Nationalität zugeordnet, die deutlich über neun Millionen Menschen zählt.

Laos: Heiratsfähige Hmong-Frauen in Phonsavan beim traditionellen Ballspiel mit potentiellen Ehemännern.
Schwarze Hmong in Sa Pa (Nordvietnam)

In den 1960er und 1970er Jahren hob die CIA Hmong-Truppen in geheimer Mission aus, um sie im Kampf gegen die Pathet Lao und später gegen die Truppen der südvietnamesischen FNL einzusetzen.[1][2] Als die Pathet Lao die Regierung in Laos übernahmen, flohen Tausende Hmong nach Thailand, wo sie um politisches Asyl baten. 2004 haben die USA ein Umsiedlungsprojekt in Angriff genommen, wodurch die meisten der staatenlosen Flüchtlinge binnen zwei Jahren in die USA überführt werden sollten, vorwiegend nach Fresno und Merced (Kalifornien) sowie St. Paul (Minnesota).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wurzeln

Die Geschichte der Hmong ist schwer zu erforschen, da sie hauptsächlich aus mündlichen Überlieferungen, vor allem Mythen und Sagen abgeleitet werden muss. Darüber hinaus gibt es seit etwa 2000 Jahren reichhaltige schriftliche Aufzeichnungen über die Hmong in den chinesischen Chroniken und Geschichtsbüchern. Eigene schriftliche Überlieferungen sind erst seit dem 17. Jahrhundert vorhanden, als europäische Missionare ihre Arbeit in China aufnahmen. Die ethnischen Wurzeln der Hmong gehen vermutlich 4000 Jahre zurück.

Es ist nicht bekannt, wo die Hmong ihren Ursprung haben, aber Wissenschaftler glauben, dass sie ursprünglich aus dem Westen Eurasiens, über Sibirien und die Mongolei, bis ans Gelbe Meer und ins Einzugsgebiet des Huang He wanderten. Als Beweis für diese Theorie wird die blonde Haarfarbe einiger Hmong angesehen, was unter ostasiatischen Menschen sonst nur bei Mongolen, Kasachen und einigen sibirischen Völkern hin und wieder vorkommt.[3]

Weiter heißt es, dass sich zur gleichen Zeit die Han-Chinesen an diesen Orten niederließen und beide ethnische Gruppen über einige Jahrtausende miteinander koexistierten. Während die Han-Chinesen einen expandierenden Agrarstaat errichteten, wurden die Hmong (Miao) von der schnell wachsenden han-chinesischen Bevölkerung immer weiter nach Süden und in die Berggebiete zurückgedrängt. So wurden sie zu einer ethnischen Minderheit Chinas. Besonders während der Qing-Dynastie (1644–1911) kam es immer wieder zu Aufständen der Miao, die blutig niedergeschlagen wurden. Erst mit Gründung der Volksrepublik China erlangten die Miao eine gleichberechtigte Stellung in der chinesischen Gesellschaft.

Heutzutage sind die Hmong eine der zerstreutesten Bevölkerungsgruppen weltweit. Sie leben vor allem in China, Vietnam, Laos und Thailand. Sie wanderten aber auch in die USA, nach Kanada, Australien und Europa aus.

Je nachdem, auf welches Territorium man sich bezieht, dienen die Namen „Hmung“, „Hmu“, „Meo“ oder „Meau“ als Synonym für „Miao“ und „Hmong“. Viele Hmong außerhalb Chinas bevorzugen Varianten von „Hmong“ als Eigenbezeichnung. Einige glauben, dass „Miao“ im Chinesischen „Barbaren“ bedeute. Tatsächlich war „Miao“ vor Gründung der Volksrepublik China eine Sammelbezeichnung für verschiedene Völker Südchinas, unter der auch viele ethnische Gruppen geführt wurden, die sich nicht zu den Miao zählen. Miaozu (苗族), also „Miao-Volk“ hat aber überhaupt nichts mit den chinesischen Begriffen für Barbaren zu tun und würdigt die Miao auch in keiner Weise herab. Aus diesem Grund ist auch von den Miao Chinas keinerlei Unzufriedenheit mit ihrer Bezeichnung bekannt. Aus der Sicht vieler Hmong außerhalb Chinas bedeutet Hmong „freie Menschen“. (siehe: Hmong Women and Reproduction), was ihren Wunsch nach einem Leben in Freiheit zum Ausdruck bringt. Die tatsächliche Bedeutung des Wortes ist allerdings unklar, vermutlich handelt es sich – so wie „Meo“ und „Meau“ – einfach nur um eine andere Aussprache des chinesischen Schriftzeichens miao ().

Weltweit sind 70–80 verschiedene Gruppen bekannt, die sich vor allem an der Kleidung unterscheiden.[4]

Indochinakriege (1946–1975)

Bereits die zurückkehrenden französischen Kolonialherren begannen unter den Hmong mit der Rekrutierung von Söldnergruppen. Betrieben wurde dies von einer speziell zu diesem Zweck gegründeten Geheimdiensteinheit GCMA, angliziert „MACG“ genannt. Zur Zeit der Indochinakonferenz standen 40 000 einheimische Bewaffnete unter dem Kommando von rund 400 französischen Offizieren. Die Aktion, ausdrücklich von General Raoul Salan genehmigt, finanzierte sich aus dem Verkauf des von den Hmong angebauten Opiums, das unter strengster Geheimhaltung (Operation X) zunächst von der französischen Luftwaffe, abtransportiert wurde.[5]

„The Secret War“ werden Kampfhandlungen im Königreich von Laos während des amerikanisch geführten Vietnamkriegs genannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Neutralität von Laos ausgerufen, was durch mehrere Abkommen mit den Vereinigten Staaten sichergestellt wurde. Daher war es für amerikanische Streitkräfte nicht möglich, offen an den Kampfhandlungen teilzunehmen, als Truppen der Demokratischen Republik Vietnam Operationen in Laos begannen.[6]

Daraus ergab sich, dass die amerikanische „Central Intelligence Agency“ (CIA) ebenfalls, ohne das Wissen der Öffentlichkeit, in diesem Gebiet zu operieren begann. Dies diente dazu, öffentlicher Kritik auszuweichen und offiziell die Neutralität von Laos zu wahren. Daher bekam dieser Krieg den Namen "The Secret War". Zur Finanzierung wurde von den lokalen Potentaten weiterhin auf den illegalen Opiumexport gesetzt, zu Transportzwecken dienten nun private Charterfluggesellschaften, die kollektiv als Air Opium bekannt sind.[7]

1961 bildete die CIA rund 9.000 Hmong zu Kämpfern gegen die Truppen der Demokratischen Republik Vietnam aus, da diese mit dem Territorium vertraut waren.[8] Als die Kampfhandlungen 1963 außer Kontrolle zu geraten drohten, rekrutierte die CIA weitere 20.000 Hmong. Alles in allem kämpften etwa 30.000 Hmong während des Krieges auf der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika.[9] Im Jahre 1964 nahmen Hmong an einem Luftkrieg teil, was allerdings nur durch die Unterstützung der CIA möglich war. Die Verluste der Truppen der Hmong in Vietnam sind im Vergleich mit den amerikanischen Truppen um das Zehnfache höher. Das ist darauf zurückzuführen, dass immer wieder Hmong-Soldaten geopfert wurden, um mit Flugzeugen abgestürzte amerikanische Soldaten zu retten.

150.000 Tonnen Bomben wurden während dieser Zeit in Laos abgeworfen. Das ist mehr als die gesamte Bombenlast, die während des Zweiten Weltkriegs abgeworfen wurde. Weiterhin wurde ein Viertel der laotischen Bevölkerung obdachlos.[10]

Quincy, ein Autor, der über die Hmong schreibt, fasst den Krieg folgendermaßen zusammen: „Nach dreißig Jahren von mehr oder weniger anhaltenden Kriegen und dem Verlust von ungefähr einem Drittel des Bevölkerunganteils, sind die laotischen Hmong dort angekommen wo alles begann; arm, unterdrückt, und nach Freiheit strebend.“

Ende des Jahres 2009 begann Thailand, unter heftigen internationalen Protesten, über 4000 im Asyl lebende Hmong aus dem Flüchtlingslager Huay Nam Khao in der Provinz Phetchabun nach Laos zurückzuführen. Dies ist besonders kritisch zu betrachten, da die Hmong in ihrer Heimat als „Amerikas vergessene Krieger“ gelten und von den Militärs der Volksrepublik Laos verfolgt werden. Vor allem die USA protestierten gegen die Deposition, weigerten sich jedoch selbst Flüchtlinge aufzunehmen.[11] Der Hmong-Konflikt in Laos dauert bis heute an.

Der Journalist Thomas Fuller veröffentlichte 2007 in der International Herald Tribune[12] eine Reportage über das heutige Leben der ehemaligen Dschungelkämpfer.[13]

Verbreitung

Die Miao leben als offiziell anerkannte „Nationalität“ in der Volksrepublik China. Ihre Zahl dort liegt deutlich über neun Millionen. Siehe Hauptartikel: Miao.

Die Verbreitungsgebiete der Hmong sind:

Kultur

Eine Familie zu haben bedeutet glücklich zu sein. Keine zu haben, bedeutet verloren zu sein.

Mutter mit Kindern
Festlich gekleidetes Kind

Dieses Sprichwort der Hmong verdeutlicht die Rolle der Familie und das Familienleben in der Kultur der Hmong. Sozial- und Familienzusammenhalt sind das Wichtigste in der Kultur der Hmong und nehmen daher eine wesentlich höhere Bedeutung als in westlichen Kulturen ein. Das ist auch der Grund, warum jeder Hmong einem Volksstamm angehört. Der Stamm ist ein Zusammenschluss aus mehreren Familien, der dafür sorgen soll, dass soziale Bindungen, Sicherheit, Wohlergehen und nicht zuletzt Machtpositionen der Gruppe gefestigt werden. Die Zugehörigkeit zu einem Stamm wird mit der Geburt festgelegt. Lediglich weibliche Hmong können die Zugehörigkeit zu einem Stamm durch Einheiraten wechseln.

Hochzeiten zwischen Angehörigen des gleichen Stammes sind nicht üblich, wohl auch, um Inzucht vorzubeugen. In der Regel heiratet dabei ein Mann so viele Frauen, wie er ernähren kann. Stammesmitglieder bezeichnen sich untereinander als Geschwister. Benötigt ein Mitglied Hilfe, so wird ihm diese von seinem Stamm gestellt, auch wenn keine persönliche Beziehung zwischen den Betroffenen bestehen sollte.

Die Familie ist die wichtigste Institution im Leben der Hmong. Verantwortung und Autorität einzelner Familienangehörigen sind altersabhängig. Je älter eine Person, desto mehr Autorität besitzt sie. Entscheidungen der Familienältesten werden daher immer – im Gegensatz zu Entscheidungen anderer Stammesangehöriger – hingenommen und nicht hinterfragt. In dieses System gehört auch, dass sich jedes ältere Kind für das nächst jüngere innerhalb der Familie zu verantworten hat. Letztendlich ist bei dieser Art der Pflichtenverteilung das älteste Kind für alle jüngeren vor seinen Eltern verantwortlich. Im gesellschaftlichen Kontext haben Eltern daher weniger Einzelverantwortung für ihre Kinder als in anderen menschlichen Ordnungssystemen.

Jedes Familienmitglied hat eine spezielle Funktion auszufüllen. Dies gilt auch für die Ältesten, denn diese werden wegen ihrer großen Lebenserfahrung geschätzt. Ratschläge werden daher zumeist bei den Großeltern eingeholt. Diese und die anderen Ältesten helfen auch bei der Kindererziehung.

Traditionell sind die Männer und ihre ältesten Kindern für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Dazu gehen sie entweder jagen, oder betreiben Landwirtschaft. Außer Näharbeiten müssen sich die Frauen um eventuell vorhandene Tiere kümmern. Weiterhin müssen sie alle anfallenden Arbeiten erledigen, die ihnen von ihren Männern oder engeren Verwandten aufgetragen werden.

Sprache

Hauptartikel: Sprachen der Hmong

Die Sprachen der Hmong gehören zur Sprachgruppe der Hmong-Mien-Sprachen (Miao-Yao-Sprachen). Es gibt mehrere Schriftsprachen.

Chinesische Wissenschaftler zählen die Miao-Yao-Sprachen in der Regel zur Sprachfamilie der sinotibetischen Sprachen.

Siehe auch: Völker Vietnams

Literatur

  • Robert Cooper (Hrsg.): The Hmong. A Guide to Traditional Lifestyles. Times Edition, Singapur 1998, ISBN 981-204-803-0.
  • Nusit Chindarsi: The Religion of the Hmong Njua. The Siam Society, Bangkok 1976.
  • Anne Fadiman: The Spirit Catches You and You Fall Down. A Hmong Child, her American Doctors, and the Collision of two Cultures. Farrar, Straus & Giroux, New York NY 1998, ISBN 0-374-52564-1.
  • Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat. Band II, 1: Stammesgesellschaften in Ostasien, Indonesien, Ozeanien. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1991, ISBN 3-17-009935-3, S. 91.
  • Pranee Liamouttong Rice: Hmong Women and Reproduction. Bergin & Garvey, Westport CT u. a. 2000, ISBN 0-89789-679-3, S. 4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.cinefacts.de/tv/details.php?id=krkbe2000000000001555514 Amerikas geheimer Krieg in Laos - Ein vergessenes Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts, Dokumentarfilm von Marc Eberle 18. Februar 2010
  2. http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/die-groesste-militaeroperation-der-cia/ Die größte Militäroperation der CIA taz, 16. Februar 2010
  3. http://www.north-by-north-east.com/articles/05_04_2.asp 1. April 2007.
  4. http://www.britannica.com/eb/article-9052436/Miao 9. April 2007.
  5. McCoy, Alfred; The Politics of Heroin; New York 1991 (rev. ed.; Orig. 1972); ISBN 1-55652-126-X, Vielzahl Stellen
  6. https://www.cia.gov/csi/studies/winter99-00/art7.html 6. April 2007.
  7. McCoy, Alfred (1991), S 134
  8. www.jefflindsay.com/hmong.shtml 17. März 2007.
  9. secret-war.foosquare.com/ 9. April 2007.
  10. encarta.msn.com/encyclopedia_761552642_3/Vietnam_War.html#p100 9. April 2007 (nicht mehr abrufbar)
  11. Amerikas vergessene Krieger müssen gehen. (nicht mehr online verfügbar) Tagesschau.de, 28. Dezember 2009
  12. www.iht.com/articles/2007/12/16/asia/laos.php 16. Dezember 2007.
  13. Bildergalerie New York Times

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