Hjalmar Riiser-Larsen

Hjalmar Riiser-Larsen
Hjalmar Riiser-Larsen

Hjalmar Riiser-Larsen (* 7. Juni 1890 in Oslo; † 3. Juni 1965 in Kopenhagen) war ein norwegischer Luftfahrtpionier, Polarforscher und Geschäftsmann. Er wird allgemein als Gründer der Königlichen Norwegischen Luftwaffe angesehen.

Riiser-Larsen trat im Alter von neunzehn Jahren in die norwegische Marineakademie ein und wurde 1915 Mitglied der neugebildeten Marineluftwaffe. Nach dem Ersten Weltkrieg diente er als Geschäftsleiter der Fabrik der Marineluftwaffe, bis ein dienstälterer Offizier ernannt wurde. 1921 wurde er Mitglied des Luftfahrtrates, der als Sekretariat Teil des norwegischen Verteidigungsministeriums war. Dieser Schritt gab ihm die Gelegenheit, die jungen Infrastrukturen der militärischen und zivilen Luftfahrt zu studieren, für die der Rat zuständig war. Auch flog er häufig auf den Routen der neuen Luftfahrtgesellschaften.

Inhaltsverzeichnis

Polarforschung

Flug über den Nordpol

Hjalmar Riiser-Larsen, 1925

Riiser-Larsens Jahre der Polarforschung begannen 1925, als sein Landsmann Roald Amundsen, der berühmte Polarforscher, ihn fragte, ob er beim Versuch, den Nordpol zu überfliegen, sein Pilot sein wolle. Riiser-Larsen sagte zu und organisierte zwei Dornier Wal-Wasserflugzeuge. Die Expedition scheiterte jedoch; man wurde nahe dem Pol zur Landung gezwungen, wobei eines der Flugzeuge schwer beschädigt wurde. Nach sechsundzwanzig Tagen auf dem Eis, man hatte sechshundert Tonnen Schnee geschippt, um eine Startbahn zu schaffen, quetschten sich die sechs Expeditionsmitglieder in das verbleibende Flugzeug. Riiser-Larsen gelang es, das überladene Flugzeug zum Abheben zu bringen und die Expedition zu einem guten Ende zu führen.

Im folgenden Jahr begleitete Riiser-Larsen Amundsen bei einem erneuten Versuch. Zusammen mit dem Italiener Umberto Nobile, dem Amerikaner Lincoln Ellsworth und 12 weiteren Begleitern flog man diesmal im Luftschiff Norge. Nachdem man Spitzbergen am 11. Mai 1926 verlassen hatte, war der Überflug zwei Tage später gelungen, man landete nahe Teller, Alaska. Die Männer an Bord der Norge werden geheimhin als die ersten Menschen betrachtet, die mit ihrem Überflug nachweislich den Nordpol erreicht haben, da zuvor weder Frederick Cook noch Robert Peary oder Richard Byrd ihre Ansprüche vollständig beweisen konnten.

1928 nahm Riiser-Larsen an der Suche nach seinem Kameraden Umberto Nobile teil, der mit einer italienischen Expedition zum Überflug des Pols abgestürzt war. Auch als Amundsens Wasserflugzeug vermisst wurde, nahm er an der Suche teil. Nobile und sein Team wurden gefunden, Amundsen hingegen blieb verschollen.

Die Expeditionen mit der Norvegia

Die Norvegia-Expeditionen waren ein Teil der vom norwegischen Schiffseigner und Walfänger Lars Christensen in den Zwanziger- und Dreißigerjahren finanzierten Antarktisexpeditionen. Die angeblichen Ziele waren wissenschaftliche Forschungen und die Entdeckung neuer Walfanggründe, doch Christensen bat das Auswärtige Amt Norwegens auch um die Erlaubnis, entdeckte Territorien für Norwegen zu beanspruchen. Am Ende der zweiten Expedition waren zwei kleine Inseln im Südlichen Ozean norwegisch, die Bouvet-Insel und die Peter-I.-Insel.

1929 beschloss Christensen, bei der nächsten Expedition Flugzeuge einzusetzen und ernannte Riiser-Larsen zum Leiter der Operation. Riiser-Larsen nahm in der Folge an der Kartierung des größten Teils der Antarktis bei dieser und drei weiteren Expeditionen teil. Auch wurde mehr Territorium für Norwegen in Besitz genommen, nämlich das Königin-Maud-Land.

Geschäft und Krieg

P3-N Orion der norwegischen Luftwaffe

1939 wurde das norwegische Militär verkleinert und Riiser-Larsen gehörte zu den Offizieren, die entlassen wurden. Ihm wurde jedoch von der Reederei Fred. Olsen & Co. schnell ein neuer Job als Leiter der neugebildeten Luftfahrtgesellschaft DNL angeboten. Er lud einige ehemalige Marinepiloten ein, für ihn zu arbeiten und machte die Gesellschaft schnell sehr erfolgreich. 1946 sollte die DNL eine der vier skandinavischen Luftfahrtgesellschaften sein, die sich zur heutigen Scandinavian Airlines System (SAS) zusammenschlossen.

Als das Deutsche Reich Norwegen 1940 im Zuge des Unternehmen Weserübung besetzte, trat Riiser-Larsen wieder der norwegischen Marineluftwaffe bei, die jedoch wie die gesamte Armee von der Wehrmacht so bald geschlagen war, dass Riiser-Larsen keinen Kampfeinsatz bekam. Statt dessen begleitete er das norwegische Kabinett und Militärführer ins Exil nach London, bevor er nach Toronto ging, um der erste Kommandeur des norwegischen Luftwaffentrainigslagers Little Norway zu werden.

Anfang 1941 kehrte Riiser-Larsen nach London zurück, um erst den Oberbefehl über die Marineluftwaffe zu übernehmen, dann den über die vereinigte Luftwaffe und schließlich, 1944, den über die gesamte norwegische Luftwaffe. Beim Ende des Krieges kritisierten jedoch viele der Piloten seinen Führungsstil, so dass er 1946 verbittert zurücktrat.

Rückkehr ins Geschäft

1947 wurde Riiser-Larsen wieder zum Leiter der DNL. Einige Monate später vereinigte sie sich mit drei weiteren skandinavischen Luftfahrtgesellschaften zur SAS. Riiser-Larsen wurde dann zum Berater und Regionalleiter mit Verantwortlichkeit für transkontinentale Luftfahrtrouten. Eine dieser Routen, wenn auch nach seinem Rückzug 1955 eingerichtet, war die „Erfüllung einer Vision“: Die Route nach Nordamerika über den Nordpol.

Riiser-Larsen starb am 3. Juni 1965, vier Tage vor seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag.


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