Hippopotamus William

Hippopotamus William
Hippopotamus „William“
Hippo william 2346327476.jpg
Seitenansicht von „William“
Material Fayence
Maße H. 11,2 cm;B. 20 cm;
Herkunft Mittelägypten, Mair, Grab des Senbi
Zeit Mittleres Reich, 12. Dynastie, ca. 1981–1885 v. Chr.
Ort New York, Metropolitan Museum of Art, 17.9.1

Das altägyptische Fayence-Nilpferd mit dem Spitznamen „William“ wird auf die 12. Dynastie (circa 1981 bis 1885 v. Chr.) datiert. Die Figur hat eine Höhe von 11,2 cm und ist 20 cm lang. Sie gehört zum Bestand des Metropolitan Museum of Art (MMA) in New York.

Inhaltsverzeichnis

Provenienz

Das Fayence-Nilpferd wurde im Mai 1910 im Grab des Senbi in Mair gefunden. Seine Dekoration deutet auf ein Habitat am Nil hin. 1917 wurde es dem Museum von Edward S. Harkness zum Geschenk gemacht. Bradford Kelleher ließ für den Museumsladen des MMA eine Replica entwerfen, die bald zum inoffiziellen Maskottchen des Museums wurde.[1] Der Spitzname „William“ geht auf einen Artikel von H. M. Raleigh im Magazin Punch aus dem Jahr 1931 zurück.[2]

„William“ wurde zu einer der bekanntesten Flusspferdfiguren und gilt als eine der schönsten des Mittleren Reiches; sie zeigt noch nach fast 4000 Jahren die Fingerabdrücke ihres Erschaffers.[3]

Beschreibung und Einordnung

Die „William“ genannte Fayence aus Mair mit blaugrüner Glasur zeigt in schwarzen Linien auf jeder Seite und am Kopf eine Blüte der blauen Lotosblume (Nymphaea caerulea), eingerahmt von zwei Knospen; der Form des Hinterteils angepasst, wurde dieses mit den runden Blättern und der Blüte des weißen Lotos (Nymphaea lotus) versehen. Der Ausdruck des Tiers wird bei der Figur aus Mair insbesondere durch die herausgearbeiteten und betonten Augen bestimmt sowie durch die Wülste am Hals.

Besonders im späten Mittleren Reich sind Tierfiguren aus Fayence häufig anzutreffende Grabbeigaben. Nilpferdfiguren sind unter ihnen vertreten und dann auch in der Zweiten Zwischenzeit eine beliebte Grabbeigabe, wobei die anderen Tierfiguren in dieser Zeit verschwinden.[4] Körper und Kopf der Nilpferdfiguren sind durchweg mit einer linear-schematischen Darstellung von Pflanzen oder Insekten gestaltet, die dem feuchten und sumpfigen Lebensraum des Tiers zuzuordnen sind. Insgesamt sind mehrere Hundert solcher Nilpferdfiguren erhalten; weitere Beispiele befinden sich im Bestand des Louvre in Paris[5], im Kunsthistorischen Museum in Wien oder im Alten Museum, Berlin.

Bedeutung

Taweret als Amulett

Nilpferdfiguren sind seit frühdynastischer Zeit in Ägypten nachgewiesen. In dieser Zeit finden sie sich oftmals als Votivgaben in Tempeln.[6] Darstellungen von Nilpferdjagden in den Gräbern des Alten (zum Beispiel in der Mastaba des Ti (um 2340 v. Chr.) in Sakkara.[7]) und Neuen Reiches werden als Verweis auf einen alten Mythos gedeutet. Hierbei geht es um die rituelle Überwindung eines Ungeheuers, das als Symbol des Bösen galt. Das Nilpferd ist dort häufig mit aufgerissenem Maul dargestellt, ein drohender Ausdruck, der der Fayence aus Mair völlig fehlt.

Nilpferddarstellungen treten auch in weiblicher Form auf; die Göttin Taweret wurde in Form eines aufrecht stehenden, schwangeren Nilpferdes zum Beispiel als Geburtshelferin verehrt[8].

Literatur

  • Claude Vanderslayen (Hrsg.): Das Alte Ägypten. Band 15 Propyläen Kunstgeschichte. Berlin 1975; S. 371, Farbabb. Tafel L

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Randy Kennedy Bradford Kelleher, Creator of Met’s Store, Dies at 87, The New York Times vom 6. November 2007 (mit Bild von William)
  2. FAQ Metmuseum
  3. Laut Beschreibung des Originals im MMA-Shop
  4. P. Lacovara, in: Mummies and Magic, The Funerary Arts of Ancient Egypt, Boston 1988, S. 58, ISBN 0-87846-303-8
  5. Objektbeschreibung des Louvre, Paris
  6. G. Dreyer: Elephantine VIII, Der Tempel der Satet, Mainz am Rhein 1986 S. 74 ISBN 3-8053-0501-X
  7. Vanderslayen (Hrsg): Das Alte Ägypten, PKG 15; Abbildung 252b, Beschreibung S. 288–289; Abbildung findet sich online hier: Saqqara. The Mastaba of Ti (unten)
  8. Vanderslayen (Hrsg): Das Alte Ägypten, PKG 15, S. 371

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • William — ist normannischen Ursprungs und die englische Form des männlichen Vornamens Wilhelm. Inhaltsverzeichnis 1 William als Vorname 1.1 Namensträger 1.2 Künstlername 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • William Cookson — (May 8 1939 ndash;January 2 2003) was a British poet, writer on poetry and literary editor, best known for his influential poetry magazine Agenda .He was brought up in Surrey and London, and educated at Westminster School and New College,… …   Wikipedia

  • Hippopotamus — Hippo redirects here. For other uses, see Hippo (disambiguation). This page is about the species Hippopotamus amphibius. For the genus Hippopotamus, see Hippopotamus (genus). Hippopotamus …   Wikipedia

  • Hippopotamus amphibius —   Hipopótamo común …   Wikipedia Español

  • Allenton hippopotamus — Allenton Hippo Allenton Hippopotamus skeleton displayed at Derby Museum and Art Gallery Material Bone Size Length: 3 m (120 in) …   Wikipedia

  • Malagasy Hippopotamus — Hippopotamus lemerlei skeleton at the Museum für Naturkunde, Berlin Conservation status …   Wikipedia

  • Lycenchelys hippopotamus —   Lycenchelys hippopotamus Clasificación científica Reino …   Wikipedia Español

  • King William's Town — King William s Town, a town of South Africa, in the Eastern Cape province and on the Buffalo River, 50 kilometers (42 miles) by rail or about 40 minutes motorway drive WNW of the Indian Ocean port of East London. The 1911 Encyclopedia Britannica… …   Wikipedia

  • Huberta (hippopotamus) — history.In November 1928 Huberta left her waterhole in the St. Lucia Estuary in Zululand and set off on the 1600km journey to the Eastern Cape, a journey which would take her three years. In that time Huberta became a minor celebrity in South… …   Wikipedia

  • Delfter Fayencen — Sogenannter Eulenpokal der Stadt Schaffhausen, Fayence aus dem 16. Jahrhundert Fayence ist die von der italienischen Stadt Faenza abgeleitete französische Bezeichnung für eine Keramik mit porösem Scherben, die mit einer deckenden weißen oder… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”