Hindustanen

Hindustanen

Hindustanen sind eine Bevölkerungsgruppe in Suriname und in den Niederlanden von indischer Abstammung. Die ersten Hindustanen kamen 1873 via Kalkutta als Kontraktarbeiter nach Suriname. Sie stammten überwiegend aus dem Ganges-Gebiet im Norden des damaligen Britisch-Indien, aus den Bundesstaaten Bihar und Ost-Uttar-Pradesh. Rund der Unabhängigkeit von Suriname in 1975 zogen viele Hindustanen in die Niederlande.

Inhaltsverzeichnis

Kontraktarbeiter

Kontraktarbeiter kurz nach ihrer Ankunft vor dem „Kulidepot“. Hier fand eine kurze medizinische Untersuchung statt. Danach erhielten sie die notwendigen Papiere für die kommenden fünf Jahre Plantagenarbeit.

Nach Abschaffung der Sklaverei am 1. Juli 1863 und dem Ablauf der nachfolgenden 10-jährigen Staatsaufsicht (Arbeitspflicht) in Suriname befürchteten die Niederlande das Abwandern einer großen Zahl der ehemaligen Sklaven von den Plantagen. Um Ersatz zu schaffen hatten die Niederlande mit England im September 1870 einen Anwerbungsvertrag von Kontraktarbeitern in Britisch-Indien geschlossen.

Am 5. Juni 1873 betraten die ersten Kontraktanten aus Britisch-Indien surinamischen Boden. Die 399 Passagiere hatten mit dem Segelschiff Lalla Rookh von Kalkutta aus ihre Heimat verlassen und sie wussten so gut wie nichts über ihren Bestimmungsort.

Der Arbeitskontrakt hatte eine Laufzeit von fünf Jahren. Nach Ablauf der Zeit konnten die Hindustanen auf Kosten der niederländischen Regierung nach Indien zurückkehren. Der Minimallohn betrug für einen Erwachsenen 60 Cent pro Tag. Auf politischen Druck von Nationalisten in Britisch-Indien beendete England 1916 das Auswanderungsübereinkommen mit den Niederlanden. In der Zeit von 1873 bis 1916 wurden circa 34.000 Personen von Kalkutta nach Suriname verschifft. Ungefähr ein Drittel der Kontraktarbeiter machte von dem Recht auf bezahlte Rückreise ins Geburtsland Gebrauch.

Begriff

Hindustan ist ein Begriff für das Herkunftsgebiet dieser Bevölkerungsgruppe, davon abgeleitet sind auch die Begriffe für die wichtigste indische Sprache (Hindi) und die verbreitetsten Glaubensvorstellungen (Hinduismus). Etwa 17% der angeworbenen Hindustanen waren Glaubensangehörige des Islam (siehe auch Islam in Indien).

Ehrenmal

Baba und Mai, Denkmal zu Ehren der Immigranten

Zum 120. Jahrestag der Einwanderer aus Britisch-Indien wurde 1994 durch die Stiftung hindustanischer Immigration das Monument Baba en Mai enthüllt.

Die Inschrift des Denkmals lautet übersetzt: „Baba und Mai, 5. Juni 1873, Monument der hindustanischen Immigration, 5. Juni 1993 wo es mir gut geht ist mein Vaterland enthüllt am Samstag, 4. Juni 1994 durch die Stichting Hindostaanse Immigratie.“

Die Personen Baba und Mai stehen hier symbolisch für die ersten Einwanderer aus Britisch-Indien. Das Denkmal zu Ehren der Einwanderer wurde am Kleine Combeweg in Paramaribo errichtet.

Hindustanen in den Niederlanden

Vor und nach der Unabhängigkeit von Suriname am 25. November 1975 emigrierten viele Hindustanen in die Niederlande. Ein Großteil dieser Bevölkerungsgruppe war gegen die Loslösung von den Niederlanden und befürchtete eine unsichere Zukunft im souveränen Suriname. Von den 345.000 Niederländern mit surinamischen Wurzeln bilden die Hindustanen mit 151.000 Personen die größte Gruppe (Stand: 1. Januar 2011) [1]. Sie wohnen vor allem in Den Haag, Rotterdam, Zoetermeer und Almere. Hindustanische Homosexuelle beteiligten sich 2011 zum ersten Mal bei der Canal Parade der Amsterdam Gay Pride.

Literatur

  • C.F.A. Bruijning und J. Voorhoeve (red.): Encyclopedie van Suriname. Uitg. Elsevier, Amsterdam und Brussel 1977, S. 275-284.

Einzelnachweise

  1. [1]Centraal Bureau voor Statistiek (niederländisch), Omvang en spreiding van Surinaamse bevolkingsgroepen in Nederland, pdf Dokument

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