Hilmar Hoffmann

Hilmar Hoffmann

Hilmar Hoffmann (* 25. August 1925 in Bremen) ist ein deutscher Kulturschaffender und Kulturfunktionär, der sich in verschiedenen Kulturbereichen für eine Umwertung von Hoch- und Breitenkultur („Kultur für alle!“) eingesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Als 17-Jähriger wurde Hoffmann am 1. April 1943 Mitglied in der NSDAP, als er an der Horst-Wessel-Oberschule in Oberhausen sein Notabitur machte; eine Woche danach absolvierte er bereits seinen Kriegsdienst bei den Fallschirmjägern. 1944 geriet er in der Normandie in amerikanische Kriegsgefangenschaft.[1]

Nach dem Krieg studierte Hoffmann Regie an der Folkwang Hochschule für Musik und Theater in Essen und arbeitete als Regieassistent an den Bühnen der Stadt Essen.

1951 wurde er in Oberhausen der jüngste Direktor einer Volkshochschule und gründete dort 1954 die Westdeutschen Kulturfilmtage (später Internationale Kurzfilmtage Oberhausen), die 1962 Plattform für das Oberhausener Manifest wurde, in dem die Protagonisten der Bewegung „Junger deutscher Film“ (darunter beispielsweise Alexander Kluge, Edgar Reitz, Peter Schamoni u. a.) „Papas Kino“ für tot erklärten. 1965-1970 war er Sozial- und Kulturdezernent der Stadt.

Zwischen 1970 und 1990 war er Kulturstadtrat in Frankfurt am Main und initiierte die städtische Förderung freier Gruppen im Kulturbereich. Anfang der 70er Jahre initiierte er ein Mitbestimmungsmodell am Frankfurter Schauspiel. Zu den geförderten Institutionen gehörte auch das erste Kommunale Kino in Deutschland. Wichtig waren ihm auch Einrichtungen wie Museen (Initiator des Museumsufers), Stadtteilbibliotheken und soziokulturelle Zentren wie Bürgerhäuser. Aufgrund seines hervorragenden Rufs blieb der Sozialdemokrat auch im Amt, als die Stadtregierung 1986 von der CDU gestellt wurde.

Von 1992 bis 2001 war er Präsident der Goethe-Institute (München).

Er lehrte Filmtheorie und Kulturpolitik an den Universitäten von Bochum, Frankfurt, als Honorarprofessor in Marburg, als Gastprofessor in Jerusalem und Tel Aviv. Zudem engagiert er sich in der Stiftung Lesen in Mainz, deren Leiter er fünf Jahre war. Inzwischen plädiert er für eine Abkehr von der ideologisch linken Ausrichtung soziokultureller Arbeit und plädiert für eine zunehmende Betonung der „Sinnlichkeit“ von Kultur. Außerdem erregte sein Vorschlag Aufsehen, die angespannte Finanzlage staatlicher Museen durch den Verkauf von Archiv- und Depotduplikaten zu entlasten.

Anfang Oktober 1996 unterzeichnete Hoffmann die Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. [2] „Sogar der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, hielt einen Boykott gegen die Rechtschreibreform für sinnvoll“, hieß es seinerzeit in einem Bericht des Goethe-Instituts New York. [3] Als Mitglied des deutschen PEN-Zentrums rief der Goethe-Instituts-Chef Hilmar Hoffmann seine Kollegen auf, sich angesichts der ungebrochenen Ablehnung in weiten Teilen der Bevölkerung für eine Rücknahme der Reform auszusprechen. [4] Schließlich unterzeichnete Hoffmann Anfang Oktober 2004 auch den Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform.

Im Auftrag von Roland Koch wurde Hoffmann 2001 Vorsitzender der Hessischen Kulturkommission. Er war von 1985 bis 2011 Vorsitzender des Verwaltungsrats im Deutschen Filminstitut – DIF/Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Von 1990 bis 2011 war er Vorsitzender des Programmbeirats von RTL (Köln) und Hit Radio FFH.

Auszeichnungen

Wichtige Veröffentlichungen

  • Kultur für alle. Perspektiven und Modelle. 1979
  • Das Taubenbuch. 1982
  • Der Film im Dritten Reich. 1988
  • Warten auf die Barbaren. 1989
  • Kultur als Lebensform. 1990
  • Mythos Olympia. Das Werk Leni Riefenstahls. 1993
  • Die großen Frankfurter. 2004
  • Lebensprinzip Kultur. 2006
  • Frankfurts starke Frauen. 2006
  • Das Frankfurter Museumsufer. 2009
  • Frankfurter Oberbürgermeister seit 1945. 2011

Literatur

  • "Kultur für alle". Hilmar Hoffmann zum 85. Geburtstag (kulturpolitische mitteilungen. Zeitschrift für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft Heft 130, III/2010, Bonn 2010.
  • Wolfgang Schneider (Hrsg.): Kulturelle Bildung braucht Kulturpolitik. Hilmar Hoffmanns "Kultur für alle" reloaded. Hildesheim 2010

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Claus-Jürgen Göpfert: „Braune Vergangenheit: Später Schock“, Frankfurter Rundschau, 10. Juni 2011.
  2. Die nicht beachteten Unterzeichner der Frankfurter Erklärung. In: Münchner Erklärung zur Rechtschreibreform. In: Süddeutsche Zeitung vom 30. November 1996, S. 7
  3. Bericht des Goethe-Instituts New York
  4. Wilm Herlyn: Rechtschreibung. dpa-Chef plädiert für „Kundenumfrage“. In: Der Spiegel Nr. 32, 7. August 2000, S. 90 - Im Vorspann dieses Spiegel-Interviews mit dem dpa-Chef Wilm Herlyn wird auf die durch die Rückkehr der FAZ zur herkömmlichen Rechtschreibung ausgelöste Debatte hingewiesen)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hilmar — ist ein männlicher Vorname, der außer im deutschsprachigen Raum auch in Dänemark, Norwegen, Island und Estland gebräuchlich ist.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte Namensträger 2 Weiteres 3 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Hoffmann — ist ein häufiger deutscher Familienname. Namensherkunft Als Hofmann bzw. Hoffmann bezeichnete man einen zu einem Gehöft gehörigen bzw. dem Hof zu Diensten verpflichteten Bauern, gelegentlich auch einen Höfling. Sinngemäß verwandt ist die… …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Hoffmann — Hoffmann ist ein häufiger deutscher Familienname. Namensherkunft Als Hofmann bzw. Hoffmann bezeichnete man einen zu einem Gehöft gehörigen bzw. dem Hof zu Diensten verpflichteten Bauern, gelegentlich auch einen Höfling. Sinngemäß verwandt ist die …   Deutsch Wikipedia

  • Roald Hoffmann — (* 18. Juli 1937 in Złoczów, Polen, heute Ukraine) ist ein US amerikanischer Chemiker, der zusammen mit dem Japaner Kenichi Fukui im Jahre 1981 den Nobelpreis für Chemie für die von beiden unabhängig voneinander entwickelten Theorien zum Verlauf… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Hoffmann — Fritz Hofmann Fritz Hofmann Fritz Hofmann …   Wikipédia en Français

  • Mitbestimmungsmodell — Das Schauspiel Frankfurt, in dem ab 1972 ein Mitbestimmungsmodell praktiziert wurde, das vom Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann initiiert und 1970 von einer SPD Mehrheit im Stadtsenat beschlossen wurde. Das Mitbestimmungstheater ist eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesamtliste der Träger des Bundesverdienstkreuzes — Listen der Träger des Bundesverdienstkreuzes Gesamtübersicht | Großkreuze | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | Großes Verdienstkreuz mit Stern | …   Deutsch Wikipedia

  • Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland — Listen der Träger des Bundesverdienstkreuzes Gesamtübersicht | Großkreuze | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | Großes Verdienstkreuz mit Stern | …   Deutsch Wikipedia

  • Römerberggespräche — im Mai 2011 (Moderator Alf Mentzer zwischen Ralf Bönt und Wolfgang Bonß) Römerberggespräche sind eine Reihe von Podiumsdiskussionen, die ohne Unterbrechung seit 1973 in Frankfurt am Main ausgerichtet werden. Sie beschäftigen sich mit aktuellen… …   Deutsch Wikipedia

  • Mitbestimmungstheater — Das Schauspiel Frankfurt, in dem ab 1972 ein Mitbestimmungsmodell praktiziert wurde, das vom Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann initiiert und 1970 von einer SPD Mehrheit im Stadtsenat beschlossen wurde. Das Mitbestimmungstheater ist eine… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”