Hexachord

Hexachord

Ein Hexachord (von griech. hexa „sechs“, chordéSaite“) ist in der Musiktheorie eine Reihe von sechs aufeinanderfolgenden Tönen oder Tonklassen[1].

Inhaltsverzeichnis

Hexachorde im Mittelalter

Übertragung einer Illustration aus Ameri Practica artis musice (1271), ed. Cesarino Ruini, Corpus scriptorum de musica, Vol. 25[2]

In der mittelalterlichen Musiktheorie bildeten Hexachorde (vermutlich abgeleitet von den Tönen der sechssaitigen Lyra) die Grundlage zum Erlernen des Gregorianischen Gesangs. Dabei sind verschiedene Hexachorde als einander überlappende Ausschnitte aus dem gesamten damaligen Tonvorrat von G bis e" zu denken.

Das Hexachord ist eine Erweiterung des griechischen Tetrachords, das im 9. Jahrhundert (etwa bei Hucbald) einen Ton abwärts auf die Endtöne der vier Kirchentonarten d, e, f und g verschoben wurde. Oben und unten wurde an diese Töne dieses Tetrachords (d, e, f und g) jeweils ein Ganztonschritt hinzugefügt (c bzw. a). In jedem Hexachord sind die beiden mittleren Töne einen Halbtonschritt, alle anderen einen Ganztonschritt voneinander entfernt. Die Hexachorde wurden auf C, G oder F aufgebaut, dementsprechend ergaben sich drei Arten von Hexachorden: das hexachordum naturale (natürliches Hexachord) C-D-E-F-G-A, das hexachordum durum (hartes Hexachord) G-A-H-C-D-E und das hexachordum molle (weiches Hexachord) F-G-A-B-C-D. Durch insgesamt sieben Hexachorde (auf G, c, f, g, c', f' und g') wurde der Tonumfang der mittelalterlichen Musik von knapp drei Oktaven (G-e") abgedeckt und gegliedert.

Guido von Arezzo unterlegte die Töne des Hexachords mit den Solmisationssilben ut, re, mi, fa, sol, la, die dem Johannes-Hymnus Ut queant laxis entnommen sind. Als Hilfsmittel diente vielleicht schon ihm, sicher aber späteren Lehrmeistern des Mittelalters die so genannte guidonische Hand.

Aus den Namen hexachordum durum und hexachordum molle leiten sich die Bezeichnungen unserer heutigen Tongeschlechter Dur und Moll ab.

Literatur

  • Christian Berger: Artikel Hexachord (I.-V.) in: Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, hrsg. v. L. Finscher, Sachteil Bd. 4, Kassel 1996, Sp. 279-286
  • Christian Berger: La quarte et la structure hexacordale. In: L’enseignement de la musique au Moyen Age et à la Renaissance. Colloque Royaumont 1985, Royaumont 1987, S. 17-28 (vgl. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6002)
  • Christian Berger: Cithara, cribrum und caprea. Wege zum Hexachord. In: M. Kintzinger, S. Lorenz, M. Walter (Hrsg.): Schule und Schüler im Mittelalter. Beiträge zur europäischen Bildungsgeschichte des 9. bis 15. Jahrhunderts. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 42. Köln 1996, S. 89-109 (vgl. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/375)
  • Christian Berger: Hexachord und Modus: Drei Rondeaux von Gilles Binchois. In: Basler Jahrbuch für historische Musikpraxis 16 (1992), S. 71-87 (vgl. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/388)
  • Jacques Chailley: „Ut queant laxis“ et les origines de la gamme. In: Acta Musicologica 56 (1984), S. 48-69
  • Klaus-Jürgen Sachs: Musikalische Elementarlehre im Mittelalter. In: Frieder Zaminer (Hrsg.): Rezeption des antiken Fachs im Mittelalter. Geschichte der Musiktheorie. Darmstadt 1990, S. 105-162

Einzelnachweise

  1. Whittall 2008, p.273.
  2. http://www.chmtl.indiana.edu/tml/13th/AMEPRA_02GF.gif

Weblinks


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