Herzogtum Kärnten

Herzogtum Kärnten
Kärntner Herzogseinsetzung auf dem Zollfeld. Zeitgenössische Darstellung von Leopold Stainreuter (14. Jhd.)

Die Wurzeln der Geschichte Kärntens reichen bis in die Altsteinzeit zurück. In der Antike war auch das Gebiet des heutigen österreichischen Bundeslandes Kärnten Bestandteil des keltischen Königreichs Noricum, ein erstes Staatengebilde in diesen Regionen, das später in der römischen Provinz Regnum Noricum aufging. Nachdem die Slawen die Römer um das Jahr 600 vertrieben und einen eigenen Staat Karantanien gebildet hatten, gewannen nach und nach auch baierische bzw. fränkische Einflüsse in Kärnten an Gewicht. Von 743 bis 907 herrschten fränkische Könige und Kaiser über das Gebiet, anschließend wurde Kärnten ein Teil des Herzogtums Baiern. 976 begann eine Phase der Eigenständigkeit des Herzogtums Kärnten, die bis 1335 andauerte; in diese Zeit fallen zahlreiche Klostergründungen sowie der Bau von Schlössern und Befestigungsanlagen. Anschließend wurde Kärnten von den Habsburgern regiert und mit Österreich, Steiermark und Krain vereinigt.

In der darauf folgenden Zeit bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Kärntens Schicksal zunächst von den Türkenkriegen, den Bauernaufständen und von den Auswirkungen der Reformation und Gegenreformation geprägt. Unter Maria Theresia kam es Ende des 18. Jahrhunderts zu Reformen, die die Macht der Stände beschnitten und den Bauern das Recht an ihrem Besitz zusicherten; Kärnten verlor seine administrative Selbständigkeit. Einen weiteren Rückschlag in der Entwicklung des Landes hatten die Koalitionskriege ab 1797 zur Folge, als 1809 ganz Oberkärnten an Frankreich fiel. Im Jahre 1814 kamen diese Landesteile wieder an das Kaisertum Österreich, sie wurden aber nunmehr dem habsburgischen Königreich Illyrien angegliedert.

Nach der Revolution 1848/49 erlangte Kärnten die Selbständigkeit und Landeseinheit zurück; von 1867 bis 1918 war es Kronland in Österreich-Ungarn. Nach Gebietsverlusten im Süden des Landes als Folge des Ersten Weltkriegs behielt Kärnten als Bundesland der Republik Österreich seine damaligen Grenzen bis heute bei.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte und Römerzeit

Ur- und Frühgeschichte

Die ältesten Besiedlungsspuren in Kärnten sind die in der Griffener Tropfsteinhöhle im Burgberg von Griffen: Die dort gefundenen Steingeräte stammen aus der Altsteinzeit (Jungpaläolithikum) und sind 30 bis 40.000 Jahre alt. Weitere Einzelfunde stammen aus der Mittelsteinzeit (Mesolithikum), und für die Zeit ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. häufen sich die archäologischen Funde auf Kärntner Boden, größere Siedlungen gab es wohl am Strappelkogel im Lavanttal, bei Maria Saal und bei Villach. Im Keutschacher See wurden Reste einer Pfahlbausiedlung gefunden, die aus der Zeit von ca. 2500 bis 1500 v. Chr. stammt, allerdings auch einzigartig in Kärnten ist.

Auch aus der Bronzezeit gibt es einige Fundstücke. Neben bronzenen Werkzeugen und Waffen, die möglicherweise auf eine frühzeitliche Handelstätigkeit mit dem kupferreichen Siebenbürgen schließen lassen, stammt auch der älteste Skelettfund auf Kärntner Boden (St. Salvator bei Friesach) aus der Zeit um 2000 v. Chr.

In der letzten prähistorischen Epoche, der Eisenzeit, betrieb man in Kärnten bereits während der als Urnenfelderkultur bezeichneten Zeit intensiv Ackerbau. In der Hallstattkultur wurde reger Handel mit Salz und mediterranen Produkten betrieben, für die späte Hallstattzeit gibt es Fundstücke mit Schriftzeichen von der Gurina im Gailtal, wohl die ältesten Schriftdenkmäler Österreichs. Weitere Fundorte der Hallstattzeit sind das Gräberfeld von Frög und die Gracarca.

Der keltische Staat Noricum

Etwa um 300 v. Chr. schlossen sich mehrere keltische und illyrische Stämme unter der Führung der Noriker zusammen und errichteten den mächtigen keltischen Staat Noricum mit einem befestigten Hauptort auf dem Magdalensberg als Zentrum im heutigen Kärnten. Sie prägten eigene Münzen und unterhielten weitreichende Handelsbeziehungen. Die Noriker waren bekannt für den Abbau von Salz und Eisen, wertvolle Handelsgüter, mit denen sie schon früh mit den Etruskern Handel trieben. Es ist damit das wohl erste politische Gebilde auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, das sich im Lauf der darauf folgenden Jahrhunderte im Norden etwa bis zur Donau erstreckte.

Mit den Römern erreichte der norische König Cincibilus ab 170 v. Chr. durch ein „hospitium publicum“ (lat. für „staatliche Gastfreundschaft“) ein freundschaftliches Verhältnis. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erreichte Noricum unter Voccio eine bedeutende Ausdehnung nach Osten und Norden. Die Beziehungen mit den Römern weiteten sich über die Handelstätigkeit hinaus aus, so sandte Voccio 49 v. Chr. Julius Caesar im beginnenden Bürgerkrieg am Rubikon zur Unterstützung 300 Reiter.

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreichs

Die römische Provinz Noricum

Die Römer weiteten ihren Einfluss in der Region beständig aus; das gesamte Königreich Noricum wurde schließlich auf friedlichem Weg um 15 v. Chr. von den Römern besetzt, Hauptort wurde der Magdalensberg. Etwa 45 n. Chr wurde Noricum unter Kaiser Claudius (41 -54 n. Chr.) in eine römische Provinz unter einem kaiserlichen Statthalter mit Sitz in Virunum auf dem Zollfeld umgewandelt. Neben Virunum lag auch noch die Stadt Teurnia auf heute Kärntner Boden. Durch die starke Romanisierung entfaltete sich eine blühende provinzialrömische Kultur. Im Kärntner Zentralraum war die Besiedlung sehr dicht, besonders in Unterkärnten. Wichtige weitere Siedlungen waren Santicum (Villach) und Iuenna (Globasnitz). Wirtschaftlich bedeutend waren der Bergbau nach Eisen, Gold und Blei, daneben auch die Landwirtschaft. Wichtige Heiligtümer außerhalb der Siedlungen waren etwa das Noreia-Heiligtum in Hohenstein oder der Latobius-Tempel in Burgstall-St. Margarethen. Unter Diokletian (284-305) wurde die Provinz entlang des Alpenhauptkamms in Noricum ripense („Ufernoricum“) und Noricum mediterraneum („Binnennoricum“) aufgeteilt. Sitz Binnennoricums wurde Teurnia, das auch Bischofssitz war. Bis 395, dem Zusammenbruch des pannonischen Limes, kam es in Binnennorikum zu einer relativ ruhigen Nachblüte.

Der Jüngling vom Magdalensberg, Zeugnis blühender römischer Kultur schon vor der Einrichtung der Provinz.

Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Römische Reich von germanischen Stämmen bedrängt. In Binnennoricum zog sich die Bevölkerung aus den Siedlungen im Tal in befestigte Höhensiedlungen und Kastelle zurück, lediglich Teurnia, das ohnehin auf einer Anhöhe lag, blieb besiedelt. Höhensiedlungen lagen etwa auf dem Hemmaberg, dem Ulrichsberg, Grazerkogel und dem Duel. Kennzeichnend für diese Höhensiedlungen sind jeweils frühchristliche Kirchen, auf dem Hemmaberg wurden sogar fünf Kirchen ergraben. Nach mehreren Einfällen in Italien drangen die Goten im Jahr 408 unter Alarich I., von Emona (Ljubljana) über die Karnischen Alpen kommend, erstmals in Noricum ein, worüber damals der römische Heerführer Stilicho das Kommando führte. Stilicho verbündete sich mit Alarich, wurde aber aufgrund dieses Paktes des Hochverrats beschuldigt und hingerichtet. Sein Nachfolger Jovius verweigerte aufgrund eines Eides, den alle römischen Beamten abzulegen hatten und der einen Frieden mit Alarich verbot, diesem die Überlassung der Provinzen. Ab 472 kamen Ostgoten und Alemannen durch das Land, ohne es erobern zu können. Selbst nachdem Odoaker 476 den letzten römischen Kaiser abgesetzt hatte, blieb in den Provinzen die römische Verwaltung erhalten. Mit dem Tod des Königs Theoderich zerbrach das Reich der Goten schließlich, ohne dass diese die Kontrolle über das Noricum erlangt hatten. Unter Kaiser Justinian I. eroberte das Oströmische Reich zwischen 535 und 555 Italien von den Goten zurück.

Der fränkische König Theudebert I. erlangte für kurze Zeit Herrschaft über Noricum und setzte dort Bischöfe ein. Daraufhin kamen Baiern in das Gebiet, trafen dort aber ab 591 auf Slawen, die, bedrängt von den mongolischen Awaren, von Osten einfielen, so dass die Baiern genauso wenig wie die einheimische keltoromanische Bevölkerung Widerstand leisten konnten. So entstand innerhalb von zwei bis drei Generationen aus der norischen Bevölkerung und den slawischen Einwanderern ein neues Volk, die Karantanen.

Mittelalter

Fürstentum Karantanien

Der seit März 2006 im Wappensaal des Klagenfurter Landhauses aufgestellte Fürstenstein

Bedrängt vom mongolischen Reitervolk der Awaren strömten um das Jahr 590 vom Osten her Slawische Stämme in das Gebiet des heutigen Kärnten ein und zogen, da sie von der noch verbliebenen keltoromanischen Bevölkerung daran nicht gehindert wurden, entlang der Drau immer weiter nach Westen, bis sie um 610 von den Bajuwaren, die zu dieser Zeit von Norden kommend bis ins Pustertal vorgedrungen waren, in einer blutigen Schlacht im Raum Lienz geschlagen wurden. Ein weiteres Vordringen nach Süden haben die Langobarden im Friaul verhindert.

So ließen sich Slawen in den Tälern von Drau, Mur und Save nieder. Um das Jahr 600 entstand hier das slawische Fürstentum Karantanien. Mit den verbliebenen Resten der einheimischen keltoromanischen Bevölkerung verband sie der Wille zum Widerstand gegen ein weiteres Vordringen der benachbarten Franken und Awaren in den südöstlichen Alpenraum. Für die Bewohner dieses Fürstentums wurde die Bezeichnung Karantanen gebräuchlich. Zentrum Karantaniens war das Zollfeld, wo die Karantanen auch den Fürstenstein hinterließen, die umgedrehte Basis einer römischen Säule, die dazu diente, die in Karnburg residierenden Fürsten rituell einzusetzen. Dieser Brauch wurde später von den Kärntner Herzögen übernommen und in das Ritual der Herzogeinsetzung integriert.

Der alte, auf das Reich in der Eisenzeit zurückgehende Landesname Karantanien – vermutlich abgeleitet vom keltischen „carant“ (Freund, Verwandter) – zeigt an, dass hier Traditionen weitergegeben wurden, wohl durch die verbliebenen einheimischen Keltoromanen. Die Bezeichnung „Carontani“ wurde nachweislich um 700 vom Geografen von Ravenna erstmals erwähnt und die spätere Form „Carantanum“ für das Gebiet des Volkes der Slawen ist vor dem Jahr 800 vom Geschichtsschreiber Paulus Diaconus belegt[1]. Von den deutschen Nachbarn wurden die Karantanen mit dem germanischen Sammelnamen für die slawischen Völker als „Windische“ bezeichnet. Im Zusammenhang mit der Slawenmission in Karantanien entstanden mit den slowenischsprachigen Freisinger Denkmälern auch die ältesten Zeugnisse einer slawischen Sprache in lateinischer Schrift.

Die slawischen Karantanenfürsten, die sich sowohl der Angriffe der Awaren im Osten als auch der von Norden in das Gebiet drängenden Franken erwehren mussten, schlossen Karantanien wohl zunächst dem großen Slawenreich des Samo an. Als dieses aber den Awaren gegenüber tributpflichtig wurde, ersuchte Borouth (slow. Borut), der erste uns namentlich bekannte Slawenfürst, die Baiern vor 743 um Hilfe gegen die Awaren, die von Herzog Odilo von Bayern auch gewährt wurde, allerdings unter der Voraussetzung der Anerkennung der bairischen bzw. fränkischen Oberhoheit.

Herzogtum Baiern und Fränkisches Reich

Maria Saal, Ort einer der ersten Kirchen in Kärnten (Mitte 8. Jh.)

Die Einflussnahme der Baiern in Kärnten wurde durch erste christliche Missionen des Bistums Salzburg im 8. Jahrhundert begleitet. Bischof Virgilius ließ den Sohn und den Neffen Borouths, der selbst noch Heide war, als Geiseln nach Salzburg bringen und christlich erziehen. Nach dem Tod Borouths regierten zunächst sein Sohn Cacatius (slowenisch Gorazd) und seit 752 sein Neffe Cheitumar (slow. Hotimir) .

Cheitumar bat Virgilius um die Christianisierung des Landes. Dieser entsandte 767 Modestus als Vikar sowie weitere Kleriker nach Karantanien. Nach dem Tod von Modestus gab es zwei Aufstände der heidnischen Karantanier, ein dritter Aufstand folgte nach dem Tod von Cheitumar im Jahr 770. Die Rebellen konnten die Truppen von Valhun, dem Nachfolger Cheitumars, besiegen und vertrieben die christlichen Missionare. Daraufhin zog der Herzog von Baiern Tassilo III. im Jahr 772 mit Truppen nach Karantanien, schlug den Aufstand zurück und Valhun wurde wieder als Herzog eingesetzt.

Im Zuge der Christianisierung entstanden im Auftrag des Bischofs Virgilius von Salzburg vor 767 zwei Kirchen in Teurnia und Maria Saal, des Weiteren wurden die ersten Klöster, die auch der Heranholung von Siedlern aus dem Altland diente, gegründet, zu den ersten gehören Innichen (769, heute Südtirol) und Kremsmünster (777, heute Oberösterreich).

Mark Karantanien zur Zeit Karls des Großen

Nachdem Karl der Große, seit 768 König der Franken und von 800 an Kaiser, Tassilo im Jahr 788 abgesetzt hatte, bedeutete dies das Ende des baierischen Stammesherzogtums. Karantanien wurde gemeinsam mit Baiern und den anderen bis dahin mit Baiern verbundenen Gebieten dem von den Karolingern geschaffenen Fränkischen Reich angegliedert und Reichsbeamten unterstellt. Karl setzte die Expansionspolitik im südöstlichen Raum seines Reichs fort, unterwarf die Awaren und verleibte das benachbarte westliche Pannonien ein, so dass die südöstlichen Grenzen seines Reichs vom Plattensee bis an die Adriaküste nach Istrien reichte.

Um 820 lösten fränkische Markgrafen die Stammesfürsten slawischer Abstammung in Karantanien, die bis dahin noch eine gewisse Autonomie des Gebiets gewährleistet hatten, als Landesherren ab. Die Besitzungen der Slawen wurden Königsland, und die bayerischen Bistümer wurden mit Gebietsschenkungen dotiert. Die kirchlichen Grundherren holten weitere Siedler nach Ober- und Mittelkärnten, der geringer werdende slawische Bevölkerungsanteil assimilierte sich allmählich.

Der fränkische König Ludwig der Deutsche übertrug 856 seinem Sohn Karlmann Baiern und Karantanien. Dieser weitete daraufhin seinen Einflussbereich auf weitere Gebiete im Ostland aus und verlegte den Mittelpunkt seiner Herrschaft nach Karantanien. Seinem unehelichen Sohn, Arnulf von Kärnten, übertrug er 876 zunächst die Präfektur Pannoniens und die Mark Karantanien. Nach dem Tod des ostfränkischen Königs Karlmann im Jahr 880 erbte er Karantanien, wurde dann 887 selbst König des Ostfrankenreiches und schließlich 896 Römischer Kaiser. Eine der wichtigsten seiner Pfalzen war die Karnburg („Curtis Carantana“), die er zur Festung ausbauen ließ. Als Kaiser vereinigte er für kurze Zeit und zum letzten Mal in der Geschichte die Teile des Frankenreichs unter einer Regentschaft. Er gilt als letzter bedeutender Herrscher aus dem Haus der Karolinger; sein Sohn Ludwig das Kind trat 899 im Alter von sechs Jahren die Nachfolge an und starb 911 als letzter ostfränkischer Karolingerkönig.

Bereits 893 wurde Luitpold von Arnulf als Markgraf von Karantanien und Oberpannonien eingesetzt. Der Namensgeber des Geschlechts der Luitpoldinger, dessen Nachfolger noch bis 947 in Karantanien regierten, starb 907 bei der Schlacht von Pressburg, in der die Ostfranken eine der verheerendsten Niederlagen während der Ungarnkriege erlitten. Nach den Luitpoldingern herrschten die baierischen Herzöge Heinrich I. (von 947 bis 955) und Heinrich II. (von 955 bis 976) über Karantanien.

Herzogtum Kärnten

Nachdem Heinrich II. der Zänker, Herzog des durch die Marken im Süden und Osten mächtig angewachsenen Baiern, vergeblich versucht hatte, unter den Stammesherzögen einen Aufstand gegen seinen Vetter, Kaiser Otto II., anzuzetteln, beschloss dieser, Kärnten 976 von Baiern abzutrennen, um so die Macht des Baiernherzogs zu verringern.

Kärnten wurde damit eigenständiges Herzogtum neben den alten Stammesherzogtümern Baiern, Schwaben, Franken und Sachsen, und somit die älteste Ländereinheit auf dem Boden der heutigen Republik Österreich. An Stelle der Bezeichnung Karantanien kam im Lauf der Zeit immer häufiger „Kärnten“ bzw. die lateinische Form „Carinthia“ in Gebrauch.

Unter der Verwaltung des Herzogtums standen

Zudem verwaltete der Herzog von Kärnten als Markgraf von Verona auch die Marken Verona, Friaul und Istrien. Die Herzöge selbst erhielten allerdings kaum Besitzungen, so dass sie auch schnell wieder abgesetzt werden konnten und auch wurden; die Kaiser legten Wert auf die Kontrolle über das Herzogtum.

Als erster Herzog wurde der Luitpoldinger Heinrich III. eingesetzt, dieser verlor das Amt bereits zwei Jahre später. Die deutschen Kaiser wollten in Kärnten zunächst ein erbliches Adelsgeschlecht verhindern. Die erste Dynastie des Herzogtums wurde zwar schon 1011 von den Eppensteinern begründet, deren erster Vertreter, Herzog Adalbero von Eppenstein, jedoch 1035 nach politischen Auseinandersetzungen mit den Saliern gestürzt und verbannt wurde. Es folgten in raschem Wechsel schwäbische und fränkische Herzöge, wobei König Heinrich III. zwischen 1039 und 1047 die Herzogswürde für sich behielt.

An die Kirche hingegen wurden umfangreiche Besitztümer vergeben, das erst 1007 gegründete Bistum Bamberg wurde großzügig mit Hoheitsgebieten bedacht (zB Villach mit dem Kanaltal, Feldkirchen und Wolfsberg mit dem oberen Lavanttal), und das Erzbistum Salzburg erhielt unter anderem die Gegend um die Stadt Friesach, im Mittelalter eine der florierendsten Gegenden im südöstlichen Alpenraum. Das 11. Jahrhundert wurde zu einer Epoche benediktinischer Klostergründungen:

1072 wird das Bistum Gurk als erstes der Salzburger Eigenbistümer gegründet, 1131 folgte die Zuteilung einer kleinen Diözese (Dioecesis Gurcensis).

Mit Luitpold von Eppenstein wurde im Jahr 1077 von Heinrich IV. erstmals wieder ein Eppensteiner mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Verona belehnt. Mit dem Tod seines Bruders und Nachfolgers Heinrich III. starb das Geschlecht 1122 jedoch endgültig aus. Nachfolger der Eppensteiner war das rheinfränkische Geschlecht der Spanheimer, die als erste die Erblichkeit des Lehens durchsetzten. Sie wählten St. Veit als Residenzstadt, und unter ihrer Herrschaft setzte ein wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung in Kärnten ein, insbesondere die Entwicklung des Markt- und Städtewesens unter Herzog Bernhard von Spanheim. Allerdings verlor das Herzogtum Kärnten unter den Spanheimern, die bis 1269 regierten, an Einfluss.

Schon ab 1025 hatten einige Marken begonnen, sich vom Herzogtum zu lösen, in diesem Jahr wurde das Sanntal eigenständige Markgrafschaft, 1040 folgten die Krain und Istrien diesem Beispiel. Unter der Regentschaft der Spanheimer gingen 1151 die Marken Verona und Friaul verloren. Als letzte Mark des Herzogtums spaltete sich die Karantanische Mark ab. Ottokar I., der aus der baierischen Grafenfamilie der Traungauer stammte, sowie seine Nachfolger waren ab 1056 Markgrafen der Karantanischen Mark. Barbarossa erhob diese im Jahr 1180 zum selbständigen Herzogtum, das nach der Stammburg zu Steyr auch schon zuvor Steiermark genannt wurde, und setzte Ottokar IV. als Herzog ein. Schließlich ging auch der Lungau, ein Gebiet in den Zentralalpen, vom Kärntner Kernland durch hohe Berge getrennt, dem Herzogtum 1246 verloren und in den Besitz der Salzburger Bischöfe über. 1252 wurden mit dem Frieden von Lieserhofen zwischen Philipp, Erwähltem von Salzburg, Albert III., Graf von Tirol, und Meinhard III., Graf von Görz, die Einflusssphären in diesem Raum geregelt.

Die spätere Hauptstadt Klagenfurt wurde 1193/99 erstmals urkundlich als forum Chlagenuurt erwähnt. Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Wien und Venedig und nicht zuletzt wegen seiner reichen Silbervorkommen im nahen Zeltschach wurde jedoch Friesach ab 1215 erste und lange Zeit wichtigste Stadt Kärntens. Am 4. Mai 1201 erschütterte ein starkes Erdbeben Oberkärnten und zerstörte die Burgen Rauchenkatsch und Weißenstein und brachte „einige Kirchen zu Fall“. Das Epizentrum lag im Liesertal. Das mittelalterliche Kärnten erreichte mit Bernhard von Spanheim, der von 1202 bis 1256 regierte, aufgrund seiner kräftigen Förderung des dortigen Städtewesens seine Blütezeit. Der silberne Friesacher Pfennig war in dieser Zeit auch über die Grenzen Kärntens hinaus das wichtigste Zahlungsmittel im Ostalpenraum. Mit dem Tod seines Nachfolgers Herzog Ulrich III. von Kärnten erlosch 1269 die letzte einheimische Herzogsdynastie, 1279 starb mit seinem Bruder Philipp von Spanheim der letzte seines Geschlechts.

Neben dem Herzogsgeschlecht waren aber auch mehrere andere Adelsfamilien, vor allem aber der Erzbischof von Salzburg, der Bischof von Freising und der Bischof von Bamberg Besitzer bedeutender Ländereien, was die Ausbildung einer geschlossenen Landesherrschaft verhinderte.

Kärnten wird habsburgisch

In den Jahren 1269 bis 1276 fiel Kärnten durch den Erbvertrag von Podiebrad an den böhmischen König Přemysl Ottokar II. Nach seinem Tod wurde das Land von 1276 bis 1286 erstmals mit anderen Gebieten des heutigen Österreich vereinigt. Anschließend kam Kärnten an die Grafen von Görz-Tirol, Meinhard II. von Tirol war von 1286 bis 1295 der erste derjenigen Herzöge von Kärnten aus diesem Geschlecht, die noch bis 1335 in Besitz des Landes blieben, jedoch nicht mehr ständig in Kärnten residierten.

Mit Graf Ulrich von Heunburg wurde 1270 zum ersten Mal ein Kärntner Landeshauptmann berufen. 1292 war Ulrich der Anführer eines gegen Albrecht I. von Habsburg gerichteten Aufstands, in dessen Verlauf er 1292 die Burg Griffen besetzte und zum Zentrum seiner Aktivitäten machte. Die Aufständischen wurden jedoch 1293 durch Herzog Meinhard II. am Wallersberg und bei Griffen endgültig geschlagen.

Meinhards Söhne, Heinrich, Otto und Ludwig, beerbten ihn nach seinem Tod 1295 als gleichberechtigte Erben, 1305 war jedoch nur noch Heinrich am Leben, der selbst ohne männliche Nachkommen blieb, so dass mit ihm das Geschlecht der Meinhardiner 1335 ausstarb.

1335 wurde Kärnten von Kaiser Ludwig dem Bayern den Habsburgern übertragen und mit Österreich, Steiermark und Krain vereinigt. Allerdings wurden die Landesfreiheiten, die „Kärntner Landshandveste“, von Herzog Albrecht II. bestätigt, ebenso wie die Stadtrechte von St. Veit und Klagenfurt. Als 1363 auch Tirol an den Habsburger Herzog Rudolf IV. fiel, entstand in den Ostalpen ein Länderkomplex, der Herrschaft zu Österreich genannt wurde.

Dieser wurde allerdings im ausgehenden 14. sowie fast das gesamte 15. Jahrhundert über durch Erbteilungen mehrfach geteilt, sowie teilweise von Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus besetzt. So wurde Kärnten in den Jahren 1379/1411 bis 1457 (und später nochmals von 1564 bis 1619) gemeinsam mit der Steiermark, der Krain und dem Küstenland zu Innerösterreich vereint. Erst Friedrich V. gelang Ende des 15. Jahrhunderts eine Vereinigung der habsburgischen Länder, als er alle seine Gegner überlebte und beerbte.

Jahrzehnte der Naturkatastrophen

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts waren die Bewohner Kärntens einer Reihe von Naturkatastrophen ausgesetzt. 1338 und 1339 wurden ganze Landstriche von aus dem Osten kommenden Heuschreckenschwärmen heimgesucht, und der Winter 1339/40 brachte eine ungewöhnlich lange Kälteperiode mit sich. Am 25. Jänner 1348 kam es zu einem verheerenden Erdbeben mit dem Epizentrum in Friaul, das einen Bergsturz des Dobratsch auslöste und mindestens elf Burgen zerstörte, wobei die Ortenburg und Kellerberg namentlich genannt wurden. Schließlich traf die von Italien über ganz Europa ausbreitende Pest 1348/49 auch Kärnten, wodurch ganze Regionen entsiedelt wurden.

Die nach den Ursachen für diese Folge von Unglücken betroffenen Kärntner vermuteten teilweise ein Strafgericht Gottes, was zu Bußfertigkeit bis hin zur Selbstkasteiung wie unter anderem öffentlichen Prozessionen von Flagellanten führte; andere wiederum verdächtigten die Juden als Auslöser der Seuche, da ihnen die Vergiftung von Brunnen und Quellen angelastet wurde. Dies hatte örtlich die Verfolgung von Judengemeinden zur Folge, so sind zum Beispiel von Wolfsberg schwere Ausschreitungen gegen Juden aus dem Jahr 1349 überliefert.

Frühe Neuzeit

Türkenkriege und Bauernaufstände

Im Zeitraum von 1473 und 1483 fielen türkische Heerscharen fünf mal in Kärnten ein. Nach der Erstürmung Konstantinopels im Jahre 1453 drangen die Türken durch das Gebiet des heutigen Balkan weiter nach Westen vor und bedrohten im Jahre 1469 zum ersten Mal die Grenzen Krains. Als man von der neuen Gefahr erfuhr, wurden die Kirchen und Herrschaftssitze fieberhaft ausgebaut und die Pässe an der Südseite des Landes abgesichert. Um die Kosten dafür aufzubringen, beschloss der Ständetag in Völkermarkt, eine Leibsteuer einzuführen, die jede Person, unabhängig von Alter und Stand zu entrichten hatte. Ende September 1473 fielen die Türken über den Seebergsattel kommend in das Jaunfeld ein und zogen fünf Tage lang plündernd und brandschatzend bis nach Mittelkärnten und das Glantal. Militärisch konnte das Land dem Reitervolk nichts entgegensetzen, so dass sich die Ritter, Adligen und Geistlichen in ihren Burgen verschanzten, während der größte Teil des Volks dem Überfall schutzlos ausgeliefert war. Drei Jahre später brachen die Türken erneut nach Kärnten ein, diesmal vom Savetal her, brannten Arnoldstein nieder, verwüsteten das Gailtal und das Gebiet um Villach. Sie ließen sich in der Drauschlinge bei Wernberg (die Gegend heißt heute noch "Türkei") nieder, von wo aus sie ihre Raubzüge fortsetzten.

Weil die Bauern angesichts der Untätigkeit ihrer Herren sich nicht weiteren Angriffen wehrlos ausgesetzt sehen wollten, organisierten sie sich in einem Kärntner Bauernbund unter der Führung von Peter Wunderlich. Zu der Gründung dieses Bundes 1478 bei Spittal schrieb der Chronist Jakob Unrest: Do man zahlt nach Christi gepurt 1478 umb Lichtmeß machten die Pawren pey der Traa unter Spital einen Pundt. Sie machten iren punt in kurzen Tagen grosz und ye langer, je grozer und weyter. Der Bauernbund konnte, als die Türken am 25. Juni des Jahres über den Predil zum dritten Mal eindrangen, auf der "Goggauer Wiese" bei Arnoldstein 3000 Bewaffnete mobilisieren [2]. Angesichts der anstürmenden Reiter ergriff ein großer Teil jedoch die Flucht, so dass die verbliebenen etwa 600 Mann in kurzer Zeit überwältigt wurden. Auch dieser Überfall war nicht der letzte, es sollten noch zwei weitere Einfälle in den Jahren 1480 und 1483 folgen.

Da zudem zwischen 1480 und 1490 der Ungarnkönig Matthias Corvinus im Bunde mit Salzburg Friedrich III. bekriegte und Teile Kärntens besetzte, kam es zu einer der schlimmsten Notzeiten des Landes. Daran schloss sich 1490 eine Heuschreckenplage an. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung, insbesondere der Bauern, entlud sich ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in mehreren Aufständen. Einerseits erhoben die Grundherren und der Adel aufgrund der Überfälle der Türken immer höhere Rüststeuern, waren aber andererseits nicht in der Lage, für einen ausreichenden Schutz zu sorgen. So kam es in Kärnten 1478 zum "Großen Bauernaufstand" eines Bauernbunds unter der Führung von Peter Wunderlich gegen die Grundherren. Im Jahre 1515 lehnte sich die im „Windischen Bundschuh“ organisierte Bauernschaft gegen neu gefasste Rechtsgrundsätze in der slowenischen Untersteiermark auf (dieser Aufstand, der unter dem Motto „za staro pravdo“ – für das alte Recht stand, wird als „Windischer Bauernkrieg“ bezeichnet), und die Ausläufer des Deutschen Bauernkriegs erreichten 1525 auch Oberkärnten und die Krain (Schlacht bei Schladming). Die Aufstände wurden schließlich 1526 durch vom Schwäbischen Bund unterstützte österreichische Truppen niedergeschlagen.

1500 erlosch das Geschlecht der Grafen von Görz mit Leonhard von Görz, der Besitz wurde zwischen Kärnten und Tirol, das die Gegend um Lienz erhielt, aufgeteilt. Die Besitzungen des salzburgischen Bistums wurden größtenteils der landesfürstlichen Hoheit unterworfen. 1518 schenkte Kaiser Maximilian I. den Kärntner Ständen die 1514 abgebrannte Stadt Klagenfurt. Sie wurde im 16. Jahrhundert als landständische Residenz neu auf- und ausgebaut und folgte Sankt Veit an der Glan, das bislang Sitz der Stände war, als politischer Mittelpunkt und Landeshauptstadt.

Nach der Schlacht bei Mohács im Jahr 1526 lag Kärnten nicht mehr weit von der Grenze zum Osmanischen Reich, die Türkenkriege nahmen einen guten Teil der Kraft des Landes in Anspruch. Zahlreiche Wehrkirchen und vor allem die damals massiv ausgebaute Burg Hochosterwitz zeugen noch heute von der latenten Gefahr von Plünderungen, Brandschatzungen und Massakern an der Bevölkerung.

Reformation und Gegenreformation

Im Lauf des 16. Jahrhunderts kam es zu einem starken Anstieg des Protestantismus, Zentrum der Bewegung in Kärnten war ab Mitte der 1520er Jahre Villach. Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden die Protestanten zwar anerkannt, doch erst infolge des „Brucker Libells“ von 1578, in dem der dem Augsburger Bekenntnis zugetane Adelsstand dem Calvinismus eine Absage erteilte, wurde auf Druck des Adels hin durch Erzherzog Karl II. in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain) Religionsfreiheit gewährt. Dies hatte nicht nur die Duldung des Protestantismus zur Folge, sondern auch, dass fast ganz Kärnten im ausgehenden 16. Jahrhundert protestantisch war. Das Land ist bis heute neben dem Burgenland eine Hochburg des Protestantismus in Österreich, der sich vor allem in entlegenen Tälern halten konnte.

Die Straßburg, Sitz der Gurker Fürstbischöfe

Erzherzog Ferdinand III., der spätere Kaiser Ferdinand II., begann um 1600 mit der landesfürstlichen Gegenreformation im Bürgertum und Bauernstand. Die Reformationskommission unter der Führung von Bischof Martin Brenner von Seckau zog durchs ganze Land und erzwang Bekehrungen. 1628 wurde auch die Religionsfreiheit des Adels aufgehoben. Die Auswirkungen der Gegenreformation waren wirtschaftlicher Niedergang, Erliegen des Edelmetallbergbaues, Abstieg der Ständemacht und massive Auswanderung vor allem nach Süddeutschland.

Der Kärntner Besitz des Erzbistums Bamberg wurde 1649 voll der landesfürstlichen Hoheit unterworfen.

Im 18. Jahrhundert verloren die Konfessionskämpfe an Schärfe, allerdings kam es noch 1732 zu einer neuen Protestantenverfolgung. Die Protestanten wurden nunmehr in die von den Türkenkriegen verwüsteten Gebiete Siebenbürgens und des Banats abgesiedelt.

Kärnten im 18. Jahrhundert

Unter Maria Theresia kam es zu verschiedenen Reformen in der Verwaltung (Kreiseinteilung) und Steuererhebung (Steuerrektifikation), die das Ziel hatten, die Verwaltung der Monarchie zu vereinheitlichen und die Macht der Stände zu beschneiden. 1772 wurde auch das gesetzliche Erbrecht der Bauern an ihrem Besitz verfügt.

1759 wurden durch Kauf die in Kärnten gelegenen Besitzungen des Bistums Bamberg erworben, dadurch kamen unter anderem Villach und das Kanaltal, Feldkirchen, Griffen, Wolfsberg, Bad St. Leonhard und das obere Lavanttal in den Herrschaftsbereich der Habsburger.

Nach dem Toleranzpatent Kaiser Josephs II. 1781 bekannten sich über 14.000 Geheimprotestanten und bildeten evangelische Pfarren.

1782 verlor Kärnten durch die Unterstellung unter die Regierung in Graz seine administrative Selbständigkeit (mit Unterbrechungen von 1790 bis 1804). Das innerösterreichische Appellationsgericht kam nach Klagenfurt.

Der Gurker Fürstbischof übersiedelte 1787 nach Klagenfurt. Die Diözese Gurk umfasste nun den größten Teil Kärntens.

Moderne

Die Koalitionskriege und die Folgen

Nach der Französischen Revolution befand sich 1792 halb Europa im Krieg mit Frankreich (siehe Koalitionskriege). Zunächst nicht von Kampfhandlungen betroffen, wurde Kärnten im Zuge des oberitalienischen Feldzugs 1797 Angriffsziel Napoléon Bonapartes. Am 27. März marschierten französische Truppen unter Führung von General André Masséna vor Klagenfurt auf. Die Stadt wurde den Angreifern kampflos überlassen, zwei Tage später kam Napoléon selbst in die Stadt und bestätigte hier eine provisorische Stadtverwaltung („Centralcommision“) Klagenfurter Bürger. Kurz darauf, am 18. April 1797, wurde der Vorfrieden von Leoben zwischen Frankreich und Österreich beschlossen und bereits am 24. Mai, nach dem Frieden von Campo Formio, verließen die Franzosen Klagenfurt wieder.

Der Frieden hielt allerdings nicht lange, schon 1799 bis 1802 bekämpften sich die europäischen Großmächte im Zweiten Koalitionskrieg. Auch hierbei kam es nicht zu militärischen Auseinandersetzungen auf Kärntner Boden, dennoch organisierte sich in diesen Jahren eine Landesverteidigung, da man sich angesichts der Erfolge Napoléons in Italien auch weiterhin bedroht sah. Im selben Jahr zog Napoléon siegreich in Wien ein, Klagenfurt wurde im November 1805 zum zweiten Mal von französischen Soldaten besetzt.

Nach dem Pressburger Frieden wurde Kärnten ein Grenzland, da Österreich Venedig und Dalmatien an die Republik Italien abtreten musste. Dem Land wurden schwere Kriegskontributionen auferlegt, dies sowie die Missernten der Jahre 1804 und 1805 brachten Kärnten an den Rand des Ruins.

Grenzstein Österreich – Frankreich im Norden Kärntens (1814)

In den Folgejahren begann sich Widerstand gegen die aus den Koalitionskriegen resultierende Fremdherrschaft zu formieren. Von Tirol aus, das seit dem Pressburger Frieden unter bayerischer Herrschaft stand, führte Andreas Hofer die Aufständischen an, in Kärnten hatte Johann Baptist Türk den Oberbefehl über den „Kärntner Landsturm“. Am 9. April 1809 kam es erneut zum Krieg zwischen Frankreich und Österreich, in Kärnten wurden die Stellungen Malborghet im Kanaltal und auf dem Predilpass durch die Hauptleute Johann Hermann und Friedrich Hensel verteidigt, die allerdings beide in den Schlachten den Tod fanden.

Bis zum Frieden von Schönbrunn besetzten die Franzosen Kärnten erneut und sprengten hierbei mehrere Befestigungsanlagen, wovon vor allem Klagenfurt betroffen war. Als weitere Folge des Kriegs wurde Oberkärnten mit der Stadt Villach vom Land abgetrennt und bildete als Teil von Napoléons Illyrischen Provinzen das Département „Carinthie“.

Nach Napoléons Niederlage in Russland konnte Villach zwar 1813 zurückerobert werden, das Gebiet wurde aber 1813/14 dem habsburgischen Königreich Illyrien mit der Hauptstadt Laibach zugeschlagen. Erst 1849 sollte Kärnten wieder selbständige Verwaltungseinheit werden.

Nach der Revolution von 1848

Das Revolutionsjahr 1848, das in Österreich am 13. März mit blutigen Ausschreitungen in Wien begann, verlief für Kärnten relativ friedlich. Die errungenen Freiheiten äußerten sich – nach Wiener Vorbild – in der Aufstellung einer Nationalgarde sowie der Gründung des demokratischen „Kärntner Volksvereins“. Die neue politische Ordnung brachte den Bauern eine Grundentlastung von allen Abgaben an die Grundherrschaft und weitgehend gleichberechtigte Bürgerrechte.

Ein erster frei gewählter Kärntner Landtag trat zusammen und forderte die Wiederherstellung der Selbständigkeit und Verwaltungseinheit des Landes. Diese Forderung wurde schließlich auch durchgesetzt, und 1849 wurde das alte Kronland Kärnten innerhalb der Habsburger Erbmonarchie wieder hergestellt, Klagenfurt wurde wieder zur Landeshauptstadt. Um nationalstaatlichen Bestrebungen entgegenzuwirken, wurden den Kärntner Slowenen Autonomierechte zugestanden.

Mit dem provisorischen Gemeindegesetz vom 17. März 1849 wurden im Lauf der Jahre 1849 und 1850 in Kärnten die 713 im Jahr 1785 geschaffenen Steuer- und Katastralgemeinden zu 181 Ortsgemeinden zusammengefasst. Seither gab es zwar einige Korrekturen, wie z. B. die Gemeindereform 1973, und Zusammenlegungen, ein großer Teil der heute 132 Gemeinden hat ihre 1850 festgelegten Gebiete bis heute beibehalten. Nach der Organisation der Gemeinden wurden diese 1849 einem der 28 neu gegründeten Bezirksgerichte zugewiesen. Aus mehreren Bezirksgerichten wiederum wurde jeweils eine Bezirkshauptmannschaft gebildet. Die somit bereits 1850 geschaffene Bezirkseinteilung hat bis heute nur zwei Änderungen erfahren (1932 wurde Villach Statutarstadt und der Bezirk Feldkirchen wurde erst 1982 gebildet).

Der Kirche, die im Josephinismus dem Staat untergeordnet war, wurden weitreichende Rechte im Bereich Klerus, Eherecht und Schulwesen zugestanden. Das Bistum Lavant erhielt mit Marburg 1859 einen neuen Sitz, seine Kärntner Gebiete kamen an das Bistum Gurk, das auf diese Weise mit Kärnten deckungsgleich wurde.

Hochofen in der Heft bei Hüttenberg

Für die einheimische Industrie erwies es sich als Vorteil, dass hier schon seit Jahrhunderten Bergbau betrieben wurde. Etwa ein Viertel der Bevölkerung lebte von der Eisenverarbeitung, dem Bergbau und der Holzkohleherstellung. Diese Produkte erlebten mit dem Siegeszug der Eisenbahn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine enorme Nachfrage.

Durch den Anschluss an das nationale Eisenbahnnetz gewannen zwar die einheimische Industrie und der Handel zunächst an wirtschaftlicher Stärke, allerdings konnten die meisten Kärntner Betriebe langfristig mit der rasanten industriellen Entwicklung nicht Schritt halten: Viele Gruben und Werke mussten Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen werden, darunter zwischen 1901 und 1908 auch die Hochöfen in der Heft bei Hüttenberg.

Ein Nebeneffekt des Anschlusses an das Schienennetz war, dass in Kärnten nach und nach der Fremdenverkehr zunahm; eine Entwicklung, die ab den 1930er Jahren zum systematischen Ausbau eines eigenen, heute für das Land sehr wichtigen Wirtschaftszweigs führte.

Der Gebirgskrieg 1915–18

Knapp ein Jahr nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erklärte das zuvor neutrale Italien Österreich am 23. Mai 1915 den Krieg. Da Kärntens Außengrenzen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bedroht waren, kämpften die Truppenverbände des Landes an der Ostfront. Man sah sich daher gezwungen, zunächst Freiwilligenverbände aufzustellen, die an der 100 km langen Grenze zu Italien den Feind aufzuhalten versuchten, bis reguläre Truppen eintrafen. In dem erbitterten Stellungskrieg in den Julischen und Karnischen Alpen verloren in den Wintermonaten auf beiden Seiten zahlreiche Soldaten ihr Leben, auch durch Lawinenabgänge. Zwischen 1915 und 1917 kam es zu insgesamt zwölf sogenannten Isonzoschlachten, die hunderttausende von Opfern kosteten.

Alte Grenze Österreich – Italien in Pontebba

Abwehrkampf und Volksabstimmung

Hauptartikel: Kärntner Abwehrkampf

Das Ende des Krieges bedeutete zugleich das Ende für das alte Herzogtum Kärnten: Die provisorische Kärntner Landesversammlung unter der Führung von Arthur Lemisch erklärte am 11. November 1918 den Beitritt zur Republik Deutschösterreich. Am 1. Dezember 1918 wurde das SHS-Königreich (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) gegründet. Dieses beanspruchte im Zuge der Ablösung Sloweniens vom österreichischen Staatenverbund das gesamte Südkärntner Gebiet, und bis Anfang Dezember hatten Truppen unter General Rudolf Maister bereits Ferlach, Völkermarkt und Bleiburg besetzt. Am 5. Dezember beschloss die Kärntner Landesversammlung, die ihrerseits die Südgrenze Kärntens entlang des Karawanken-Gebirgszug festgelegt haben wollte, den bewaffneten Widerstand. Bis zum 7. Mai 1919 wurden alle bis auf die laut Waffenstillstandsvertrag geräumten Gebiete entsetzt.

Aufgrund der Abkommen im Friedensvertrags von St. Germain von 1919 kam das Kanaltal an Italien, das Mießtal, Unterdrauburg und die Gemeinde Seeland (Kankertal) an das SHS-Königreich – was für Kärnten den Verlust von immerhin 8 % des Territoriums und 6 % der Bevölkerung bedeutete –; für den Verbleib Südkärntens wurde eine Volksabstimmung festgelegt. Die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 ergab bei einer fast 100%igen Wahlbeteiligung, dass die Mehrheit der Bevölkerung (59,04 %) für einen Verbleib Kärntens bei Österreich stimmte, darunter auch ein nicht geringer Anteil an Slowenen, die in diesem Wahlgang rund 70 % der Wähler stellten, und denen seitens der Landesregierung kurz vor der Wahl weitgehende Minderheitsrechte zugesagt wurden.

Zwar versuchte der SHS-Staat nach der Volksabstimmung neuerlich, Kärnten zu besetzen, musste aber seine Truppen aufgrund internationaler diplomatischer Proteste bis 22. November 1920 aus dem Abstimmungsgebiet abziehen. Die 1920 festgelegten Grenzen Kärntens sind bis heute unverändert geblieben.

Zwischen 1920 und 1934

Das Ergebnis der Volksabstimmung wurde als großer Erfolg gefeiert. Das Land litt jedoch an den Folgen der Kriegswirtschaft. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Kohle, an denen vor allem akuter Mangel herrschte, war aufgrund der abgeschnittenen Handelsverbindungen in die ehemaligen Gebiete der Donaumonarchie problematisch. Die Folge davon war der Anstieg der Inflation und der Arbeitslosigkeit, die zu einer wirtschaftlichen Krise in Kärnten führte.

Zudem polarisierte sich das politische Leben seit den frühen 1920er Jahren zusehends. Mit den konservativen „Heimatschützern“ und dem sozialdemokratischen „Republikanischen Schutzbund“ standen sich sogar zwei paramilitärische Verbände mit gegensätzlicher Weltanschauung gegenüber. Allerdings kam es zunächst nicht zu ernsthaften Auseinandersetzungen.

Jahr Gäste Herkunftsland
Österreich Deutschland Sonstige
1923 11.300 78,6% 5,8% 15,6%
1926 164.900 75,3% 21,6% 3,1%
1929 276.400 67,5% 18,9% 13,6%
1934 250.160 83,3% 1,1% 13,1%
1938 341.040 35,3% 56,2% 8,3%
Entwicklung des Fremdenverkehrs 1923-38

Ab Mitte der 20er Jahre entspannte sich die Situation allmählich. Im überwiegend auf Agrarwirtschaft ausgerichteten Kärnten zog der Fortschritt zunächst in den Städten ein: 1924 nahm die Radio Verkehrs AG ihren Sendebetrieb auf, 1925 wurde der Flughafen Klagenfurt eröffnet. In zahlreichen Städten und Gemeinden begann man verstärkt in den Fremdenverkehr zu investieren; so wurden beispielsweise am 3. Juli 1927 die wiedererbaute Naßfeldhütte des Alpenvereins auf dem Naßfeld im Gailtal eröffnet, ab 1928 das Strandbad am Wörthersee bei Klagenfurt ausgebaut, und in Oberkärnten mit dem Bau der Großglockner-Hochalpenstraße begonnen, die 1935 für den Verkehr freigegeben wurde.

Auf die Ansätze des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Optimismus folgte die Weltwirtschaftskrise der beginnenden 1930er Jahre, die in Kärnten die Schließung von Hüttenwerken, einen Verfall der Viehpreise, fallende Nachfrage nach Produkten der holzverarbeitenden Industrie sowie einen erneuten Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Angesichts dieser gesellschaftlichen Situation verschärfte sich auch das politische Klima wieder, Sozialdemokraten und Kommunisten auf der einen sowie die Heimwehren und die Nationalsozialisten auf der anderen Seite gerieten bei Aufmärschen aneinander.

Austrofaschismus

Seit Anfang der 1930er Jahre erzielten die Nationalsozialisten in Kärnten bei Landtagswahlen, vor allem aber auch bei Gemeinderatswahlen beachtliche Stimmengewinne. So stellte die NSDAP in der Landeshauptstadt Klagenfurt 1931 die zweitstärkste Gemeinderatsfraktion, im darauf folgenden Jahr gelang ihr auch in zahlreichen Gemeinden der Durchbruch zu einer politisch bedeutsamen Partei.

Der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß versuchte ab März 1933 – nach der vorgeblichen „Selbstausschaltung des Parlaments“ – mit Notverordnungen einen Weg aus der Krise zu finden. Er bildete ein autoritäres Regime und stand sowohl dem Nationalsozialismus (dessen Partei er per Landesverfassungsgesetz im Sommer 1933 verbot) als auch der Sozialdemokratie strikt ablehnend gegenüber. Doch auch während des Verbots der NSDAP und nach der Aufhebung aller Landtags- und Gemeinderatsmandate war Kärnten im austrofaschistischen Ständestaat (ab 1. Mai 1934) eine österreichische Hochburg des Nationalsozialismus, was sich in Flugblättern, Demonstrationen bis hin zu Sprengstoffanschlägen äußerte, ein Putschversuch der Nazis am 25. Juli 1934 (Juliputsch), dem Tage der Ermordung Dollfuß', der auch in Kärnten zur Stürmung mehrerer Orte führte, wurde innerhalb weniger Tage von Truppen der österreichischen Armee und der Heimatverbände niedergeschlagen. Der Ständestaat konnte sich unter Bundeskanzler Kurt Schuschnigg trotz vergleichsweise geringen Rückhalts in der Bevölkerung bis 1938 halten. Landeshauptleute der Vaterländischen Front in Kärnten waren Ludwig Hülgerth (1934–36) und Arnold Sucher (1936–38).

Zeit des Nationalsozialismus

Reichsgaue und Generalgouvernement 1943

Am Tag des Rücktrittes von Bundeskanzler Schuschnigg, dem 11. März 1938, kam es in den Kärntner Städten Klagenfurt und Villach zu Demonstrationen der Nationalsozialisten. Im Amtsgebäude der Landesregierung erzwangen der NSDAP-Gauleiter Franz Kutschera sowie Wladimir von Pawlowski von Landeshauptmann Arnold Sucher die Übergabe des Amtes an Pawlowski. Bereits am Tag darauf befand sich die gesamte Verwaltung Kärntens inklusive der Gemeinden in Händen der Nationalsozialisten, die damit als erstes Bundesland Österreichs die Machtübernahme melden konnten. Bei der „Volksabstimmung“ über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich stimmten am 10. April 1938 in Kärnten 99,83 % der Stimmberechtigten mit „Ja“. In 105 so genannten „Führergemeinden“ gab es keine einzige Nein-Stimme. Im Vorfeld war durch die Propaganda eine Verbindung mit der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 hergestellt worden.

Ab Mai war Hubert Klausner Landeshauptmann, nach seinem Tod folgte ihm im Februar 1939 Pawlowski als geschäftsführender Landeshauptmann. Pawlowski war parallel dazu von August 1939 bis Juni 1942 Regierungspräsident, von März 1940 bis Dezember 1941 Gauhauptmann und ab April 1940 Vertreter des Reichsstatthalters in Kärnten, ein Musterbeispiel für die Ämterverflechtung von Partei- und Staatsämtern im Dritten Reich. Am 18. November 1941 wurde Friedrich Rainer zum NSDAP-Gauleiter und Landeshauptmann von Kärnten ernannt.

Bereits im Oktober 1938 wurde Osttirol dem Gau Kärnten angegliedert. Dieser blieb zunächst ein Partei-Gau und wurde erst mit 1. Mai 1939 ein Reichsgau. Nach der Kapitulation Jugoslawiens am 17. April 1941 (Balkanfeldzug) wurden das Mießtal und Oberkrain an Kärnten angeschlossen.

Kärnten stellte mit rund 6 % der Bevölkerung Österreichs 15,4 % der NSDAP-Mitglieder. In Kärnten gab es 13.333 SS-Mitglieder.

Das „Slowenenproblem“

Nach dem „Anschluss“ Österreichs gab es im gemischtsprachigen Teil Kärntens verschiedene Spekulationen: Die einen befürchteten die Abtretung des Gebietes an das mit Deutschland befreundete Jugoslawien, die Slowenen befürchteten Diskriminierung und Verfolgung. Führende Vertreter der Kärntner Slowenen wie Franz Petek und Joško Tischler bemühten sich um ein gutes Einvernehmen mit den neuen Machthabern und empfahlen sogar ein „Ja“ bei der Abstimmung am 10. April. Bereits im März 1938 wurden jedoch etliche slowenische Priester verhaftet und Lehrer entlassen – Joško Tischler, selbst Lehrer, wurde in das entfernte Vorarlberg versetzt. Ab August 1938 war die Volkstumsstelle des Reichsinnenministeriums in Klagenfurt für die Slowenenfrage zuständig. Leiter war Alois Maier-Kaibitsch, früherer Geschäftsführer des Kärntner Heimatbundes. Die letzten zweisprachigen Ortstafeln verschwanden noch 1938, im Mai 1939 gab es keinen zweisprachigen Unterricht mehr. Nach dem deutsch-italienischen Abkommen über die Umsiedlung der deutschsprachigen Bewohner wurden im Herbst 1939 in Kärnten Überlegungen angestellt, die Kanaltaler Bevölkerung in Südkärnten anzusiedeln. Nach der Eroberung Jugoslawiens plante man die Umsiedlung von 20.000 bis 50.000 Kärntnern in den Raum Lublin. Nach Protesten wurden diese Pläne aufgegeben, lediglich rund 200 als „volks- und staatsfeindlich“ bezeichnete Familien wurden zunächst ins „Altreich“ gebracht.

Nach der Eroberung Jugoslawiens 1941 wurden aus Slowenien 20.000 Slowenen ausgesiedelt. Die „nicht Eindeutschungsfähigen“ wurden nach Serbien ausgesiedelt, die „rassisch Wertvollen“ wurden zur „Eindeutschung“ ins Altreich gebracht. Dies motivierte auch den Kärntner Gauleiter Rainer, die Aussiedlungen wieder aufzunehmen. Entsprechend Himmlers Parole „Macht dieses Land deutsch!“ wurden im April 1942 1.075 Kärntner Slowenen von ihren Höfen vertrieben und in ein Lager in Ebenthal gebracht, 917 von ihnen wurden später nach Norddeutschland zur Zwangsarbeit verbracht. In ihre Höfe zogen Kanaltaler Bauern ein.

Gegen die geplanten und zum Teil durchgeführten Aussiedlungen erhoben selbst NS-Funktionäre Protest. Selbst das Stabshauptamt Himmlers und die Organisation Todt hegten Bedenken aufgrund der anwachsenden Unruhe in Südkärnten, verstärkten die Aussiedlungen doch den Zustrom zur Partisanenbewegung. Die Aussiedlungen gingen in geringem Ausmaß weiter, so etwa im Jänner 1944, als im Raum Eisenkappel-Petzen 50 Slowenen verhaftet und abtransportiert wurden. Die endgültige „ethnische Flurbereinigung“ sollte nach dem Krieg vollendet werden.

Widerstand

Bereits im Winter 1939/40 desertierten slowenische Wehrmachtsangehörige aus Kärnten nach Jugoslawien. Nach der Niederwerfung Jugoslawiens im April 1941 bildeten sie die ersten Partisanengruppen in den Karawanken. Zugleich wurde die Befreiungsfront (Osvobodilna Fronta, OF) gegründet, die zwar unter kommunistischer Führung stand, aber auch vom christlichen und liberalen Lager unterstützt wurde. Besonders nach den Aussiedlungen gingen viele Wehrmachtsangehörige nach einem Fronturlaub „in den Wald“, so auch Franci Pasterk-Lenart, Kommandant des Ersten Kärntner Partisanenbataillons.

Im November 1942 wurden 130 Partisanen und Sympathisanten verhaftet. In einem Volksgerichtshofprozess in Klagenfurt verurteilte Roland Freisler 13 Angeklagte zum Tode. Die Partisanenbewegung erholte sich rasch. Im März 1944 setzte sich eine Gruppe im Sattnitzgebiet fest, im Juni eine weitere Gruppe auf der Saualpe. Ihre größte Aktivität entwickelten die Verbände jedoch außerhalb des Kärntner Gebietes, im Oktober kam es zu heftigen Kämpfen auf der Saualpe. 1944/45 hatten die Deutschen im Kärntner Partisanengebiet 15.000 Bewaffnete im Einsatz, die Zahl der Gendarmerieposten hatte sich von 43 auf 153 erhöht. Es kam immer wieder zu Übergriffen. Noch im April 1945 ermordeten Polizeieinheiten beim Peršmanhof in Koprein-Petzen eine 11-köpfige Familie, von der 80-jährigen Großmutter bis zum acht Monate alten Säugling.

Bei Kampfhandlungen fielen etwa 500 Partisanen. Dies war der einzige kontinuierliche, organisierte und bewaffnete Widerstand gegen die NS-Diktatur in Österreich, und damit ein wichtiger Beitrag Österreichs zur Befreiung im Sinne der Moskauer Deklaration von 1943.

Verfolgung

Die Vertreter der Katholischen Kirche hatten zunächst auf eine friedliche Koexistenz mit dem NS-Regime gehofft. Jedoch wurden bereits 1938 zahlreiche Geistliche verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Fürstbischof Adam Hefter, der 1938 noch persönlich mit Hitler zusammentraf, zeigte sich in seiner Silvesteransprache 1938 von der Entwicklung enttäuscht und trat 1939 zurück. Sein Nachfolger Andreas Rohracher konnte aufgrund des Einspruchs der Machthaber nicht Bischof werden und trug nur den Titel eines Kapitelvikars.

In weiterer Folge wurden katholische Schulen geschlossen, Klöster wie St. Paul im Lavanttal aufgehoben, kirchliche Güter eingezogen wie das Sanatorium Maria Hilf in Klagenfurt und die Druckerei Carinthia. Die Kirchenaustrittspropaganda war in Kärnten recht wirkungsvoll, 1940 etwa traten 4.327 Katholiken und 828 Evangelische aus den Kirchen aus.

Auch in Kärnten wurden viele Kriegsgefangene und zwangsverpflichtete Fremdarbeiter als Arbeitskräfte eingesetzt. Rund 26.000 Ausländer arbeiteten in der Landwirtschaft, rund 36.000 in anderen Wirtschaftsbereichen. Auf Kärntner Gebiet gab es zwei Kriegsgefangenen-Stammlager, Wolfsberg und Spittal an der Drau. Das KZ Loibl und das KZ-Nebenlager Klagenfurt-Lendorf waren Außenlager des KZ Mauthausen.

662 behinderte Kärntner fielen 1940/41 der „Euthanasie“ in Schloss Hartheim in Oberösterreich zum Opfer. In der „Reichspogromnacht“ am 8. November 1938 wurden alle männlichen Kärntner Juden verhaftet und in die KZ Dachau und Buchenwald gebracht. Bis Anfang 1940 waren die jüdischen Betriebe zur Hälfte „arisiert“, zur anderen Hälfte liquidiert. Bis Anfang 1943 waren auch sämtliche Kärntner Roma und Sinti in KZ gebracht worden, nur wenige überlebten. Insgesamt wurden etwa 2.400 Kärntner Opfer der NS-Verfolgung.

Der Krieg in Kärnten

Kärnten blieb lange von direkten Kriegsereignissen verschont. Erst seit Ende 1943 lag Kärnten in Reichweite alliierter Flugplätze in Süditalien (Foggia). Klagenfurt wurde erstmalig am 16. Jänner 1944 aus der Luft angegriffen; der Angriff forderte 234 Todesopfer. Auf Klagenfurt fanden insgesamt 40, auf den wichtigen Verkehrsknotenpunkt Villach 39 größere Luftangriffe statt. Villach war nach Wiener Neustadt die am stärksten zerstörte Stadt Österreichs, 451 Gebäude wurden total zerstört, 848 schwer beschädigt. Alliierte Truppen erreichten Kärnten erst nach dem Waffenstillstand, so dass Kärnten von schweren Gefechten verschont blieb.

Kriegsende

Im April 1945 befanden sich in Kärnten die regulär in Kärnten stehende 438. Division unter General Ferdinand Noeldechen sowie starke Wehrmachts- und SS-Verbände, die sich aus Italien und Jugoslawien zurückgezogen hatten. Gauleiter Rainer wollte den Kampf in der sogenannten „Alpenfestung“ weiterführen. Dazu sollte es nicht mehr kommen. Am 1. Mai übergab Rainer das Amt des Regierungspräsidenten an Gauhauptmann Meinrad Natmeßnig. Am 5. Mai traf sich Natmeßnig im Landhaus mit Vertretern der Widerstandsbewegung und der Parteien aus der Ersten Republik. Man einigte sich auf die Bildung eines vorläufigen Vollzugsausschusses aus Sozialdemokraten und Christlichsozialen. Eine erste Vorsprache des Vollzugsausschusses bei Rainer blieb ergebnislos. Am 6. Mai bildeten die demokratischen Parteien eine provisorische Landesregierung, der Sozialdemokrat Hans Piesch wurde Landeshauptmann. Eine Abordnung unter Piesch begab sich noch am 6. Mai zu Rainer, der sich zu einem Rücktritt bereit erklärte. Am 7. Mai übergab er seine Geschäfte an Natmeßnig, der sie sogleich an die provisorische Landesregierung weitergab. Noch vor Eintreffen der alliierten Truppen waren in Kärnten die demokratischen Kräfte auf „legale“ Weise an die Macht gekommen. Als letzter Stützpunkt des NS-Regimes wurde die Gestapo-Zentrale in Klagenfurt von bewaffneten Widerstandskämpfern angegriffen, worauf die Gestapo-Leute flüchteten.

Die Britische Armee hatte nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht an der italienischen Front am Nachmittag des 7. Mai die Kärntner Grenze erreicht und rückte am Vormittag des 8. Mai in Klagenfurt ein, nur wenige Stunden vor dem Eintreffen jugoslawischer Truppen. Die Briten stellten sogleich klar, dass sie einen Verbleib der jugoslawischen Truppen in Kärnten nicht dulden würden und demonstrierten dies u. a. mit dem Aufstellen von Kanonen auf dem Neuen Platz und vor dem Landhaus in Klagenfurt. Nachdem diplomatischer Druck und militärische Drohgebärden erfolglos blieben, wurden die jugoslawischen Truppen am 16. Mai unter sowjetischen Befehl gestellt. Die Sowjets waren an einer Einhaltung der ausgehandelten Besatzungszonen interessiert und befahlen den Rückzug aus Kärnten, der in den folgenden Tagen erfolgte. In diesen Tagen nahmen die Jugoslawen im von ihnen besetzten Gebiet 263 Personen fest. Rund 100 wurden noch in Kärnten freigelassen, rund 90 kamen in Jugoslawien wieder frei. 96 Personen wurden getötet oder sind in Haft verstorben. Die meisten Verschleppungen fanden in Gebieten statt, in denen es davor besonders heftige Partisanenkämpfe gegeben hatte. Die genauen Motive konnten meist nicht eruiert werden. (Die hier genannten Zahlen folgen Valentin 2005, S. 150.)

Nachkriegszeit

Hans Piesch wurde am 24. Juli 1945 von der Britischen Besatzungsmacht als Landeshauptmann anerkannt und durch die Landtagswahlen am 25. November 1945 bestätigt. Er hatte dieses Amt aber nur wenig mehr als ein Jahr inne; da ihm seine NSDAP-Mitgliedschaft im Dritten Reich zum Vorwurf gemacht wurde, trat er im April 1947 zurück. Sein Nachfolger wurde Ferdinand Wedenig (SPÖ). Nach der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags 1955 zog die britische Besatzungsmacht bis Ende Oktober ab.

Die Umsetzung der im Artikel 7 des Staatsvertrags der slowenischen Minderheit zugesicherten Rechte sorgte in der zweiten Republik für harte politische Auseinandersetzungen, die sich am heftigsten im symbolisch stark aufgeladenen Ortstafelstreit äußern. So wurden im Jahr 1972 die zur Erfüllung von völker- und verfassungsrechtlichen Verpflichtungen aufgestellten zweisprachigen topographischen Aufschriften von slowenenfeindlichen Bevölkerungsteilen im Zuge des sogenannten Ortstafelsturms wieder entfernt. Die Topographieverordnung von 1977 legte den slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil mit 25 % fest. Dieser Prozentsatz wurde im Jahr 2001 vom österreichischem Verfassungsgerichtshof als zu hoch und damit verfassungswidrig aufgehoben. Eine Lösung der Frage steht noch aus.

In Kärnten stellte von 1945 bis 1989 die SPÖ den Landeshauptmann. Nachdem die SPÖ bei den Landtagswahlen 1989 die absolute Mehrheit verloren hatte, wurde mit Jörg Haider erstmals in Österreich ein Mitglied der FPÖ zum Landeshauptmann gewählt. 1991 wurde er abgewählt, nachdem er im Landtag die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ des Dritten Reichs gelobt hatte. Statt ihm wurde Christof Zernatto (ÖVP) Landeshauptmann, bis 1999 wieder Haider das Amt übernahm. Haider und seine Partei wurden bei den Landtagswahlen 2004 bestätigt. Haiders Partei, inzwischen das BZÖ, erreichte auch nach seinem Unfalltod bei der Landtagswahl 2009 Rang eins.

Siehe auch

Literatur

  • Claudia Fräss-Ehrfeld: Geschichte Kärntens. 3 Bde. Johannes Heyn, Klagenfurt 1984-2005.
    • Bd 1. Das Mittelalter. Klagenfurt 1984, 2005 (2.Aufl.), ISBN 3-7084-0111-5
    • Bd 2. Die ständische Epoche. Klagenfurt 1994, ISBN 3-85366-685-X
    • Bd 3/2. Kärnten 1918-1920. Abwehrkampf - Volksabstimmung, Identitätssuche. Klagenfurt 2000, ISBN 3-85366-954-9
  • Walther Fresacher: Heimatkundliche Beiträge zur Geschichte Kärntens. Klagenfurt 1980.
  • Stefan Karner (Hrsg.): Kärnten und die nationale Frage. 5 Bde. Heyn, Klagenfurt 2005.
  • Hieronymus Gothart Megiser/Michael G. Christalnick: Annales Carinthiae - Chronik des löblichen Erzherzogthumbs Khärndten. Lamberg, Leipzig 1612, Johannes Heyn, Klagenfurt 1981 (Repr.), ISBN 3-85366-368-0 (online)
  • Gernot Piccottini: Einführung in die Urgeschichte, Römerzeit und Frühgeschichte Kärntens. In: Gernot Piccottini: Archäologischer Atlas von Kärnten. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1989, S. 11-21, ISBN 3-85454-069-8 (Abschnitt Provinz Noricum)
  • Helmut Rumpler (Hrsg.): Kärnten. Von der deutschen Grenzmark zum österreichischen Bundesland. Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945. Bd 6. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1998, ISBN 3-205-98792-6
  • Beatrix Schönet, Günther Schönet: Eine kurze Geschichte Kärntens. Ueberreuter, Wien 2005, ISBN 3-8000-7089-8
  • Herbert Stejskal: Kärnten. Geschichte und Kultur in Bildern und Dokumenten. Univ.verlag Carinthia, Klagenfurt 1985, 1999, ISBN 3-85378-500-X
  • Hellwig Valentin: Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918-2004. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2005, ISBN 3-7086-0108-4 (für Abschnitt Zeit des Nationalsozialismus)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fräss-Ehrfeld, Bd. 1, S. 51
  2. Geschichte und Geschichten, Jänner 2006, S. 55

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