Hertiecaster E-Gitarre

Hertiecaster E-Gitarre

Die Hertiecaster war eine günstige E-Gitarre, die in den 70er Jahren in Fernost hergestellt und vorwiegend in Kaufhäusern angeboten wurde. Der Name Hertiecaster ist eine Kreation jüngerer Tage, die E-Gitarre selbst hatte weder einen Namen noch eine Typen-/Modellbezeichnung. Die Wortschöpfung Hertiecaster ist vielmehr eine ironische Anspielung auf das Kaufhaus (Hertie), das die E-Gitarre vertrieb, sowie die an eine Fender Stratocaster angelehnte Form.

Ausstattung

Es gab verschiedene Modelle der Hertiecaster, deren Hauptunterscheidungsmerkmal die Anzahl der eingebauten Tonabnehmer (engl. Pickups), welche in chromfarbenen Plastikgehäusen, stets senkrecht eingebaut waren. Während das einfachste Modell nur einen Tonabnehmer bot, glänzte das Top-Modell der Reihe mit vier Tonabnehmern. Die Polkappen der Tonabnehmer bestanden aus chromfarbenen Schlitzschrauben, die in der Höhe verstellbar waren. Zur Anwahl der Tonabnehmer standen weiße Kunststoff-Schiebeschalter zur Verfügung, mit denen jeder einzelne Tonabnehmer ein- oder ausgeschaltet werden konnte. Das Modell mit vier Tonabnehmern bot zusätzlich noch einen Schiebeschalter, mit dem die Bässe gekappt werden konnten. Für die Klangregelung besaß die E-Gitarre einen Lautstärke- und einen Höhenblenden-Drehregler aus weißem Kunststoff, versehen mit einer Skalierung von 0 bis 10.

Der Korpus der E-Gitarre bestand aus mehrschichtigem Sperrholz, auf dessen oberster Schicht ein dünnes Eschenholzfurnier geklebt wurde. Die Hertiecaster wurde nur in einer schlichten Sunburst-Lackierung angeboten. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Hertiecaster ist der unter dem oberen Horn angebrachte Gurtknopf, sowie der diagonal auf der Kopfplatte montierte Metallbügel, der als Saitenniederhalter fungiert. Der Gitarrenhals wurde mit vier Holzschrauben rückseitig befestigt und bestand aus einem Stück massivem Ahornholz. Das Griffbrett besaß 21 Bünde sowie einen Nullbund als Saitenauflage. Das Griffbrett selbst bestand nur aus einem dünnen Stück Palisanderfurnier, das auf dem Griffbrett aufgeklebt wurde und runde Markierungspunkte (engl. Dot-Inlays) besaß. Das Griffbrett wurde mit weißen Kunststoffstreifen eingefasst (engl. Binding). Die Kopfplatte offerierte sechs einfache, offene Mechaniken, die allesamt auf einer Metallschiene befestigt waren. Ein silberfarbener Aufkleber mit der Aufschrift „Reeinforced Steel Neck“ (Stahlverstärkter Hals), war auf der Kopfplatte aufgebracht und verdeutlichte, dass ein Stahl-Halsspannstab zur Halsjustage eingearbeitet war.

Der Halsspannstab ragte unter dem Schlagbrett hervor, und konnte mit einem Schraubenzieher oder Inbusschlüssel eingestellt werden. Das Schlagbrett (engl. Pickguard) bestand aus einfachem Kunststoff in Tortoise (künstliches Schildpatt) Optik. Als Saitenauflage kam ein einfacher Metallstab zum Einsatz, der Einkerbungen zur Saitenführung besaß und mittels zweier Rändelschrauben lediglich höhenverstellbar war. Eine Einstellung der Oktavreinheit war nicht möglich. Ebenfalls einfach war auch das Vibrato, das zum Standard jeden Modells gehörte, und aus einem Metallbügel bestand, der durch eine Spiralfeder gespannt war. Die Masseverbindung zwischen Schlagbrett und Vibrato, wurde fabrikmäßig mit einer simplen E-Gitarren-Saite hergestellt.

Rezeption

Robert Smith von der englischen Band The Cure spielte in den Anfangstagen von „The Easy Cure/The Cure“ eine Woolworth’s Top-20, die den Hertiecaster Gitarren stark ähnelte (wahrscheinlich handelte es sich um baugleiche Instrumente, die in den 70er Jahren in Fernost gebaut, und anschließend in europäischen Kaufhäusern billig angeboten wurden). Das Debütalbum „Three Imaginary Boys“ von The Cure wurde teilweise noch mit Smith’s billiger Kaufhausgitarre eingespielt. Etwas später spielte Robert Smith dann auf einer Fender Jazzmaster E-Gitarre, auf die er jedoch zwischen den beiden werksseitig installierten Singlecoil-Pickups der Jazzmaster einen der Tonabnehmer seiner alten Top-20-E-Gitarre eingebaut hat, da ihm der eigenwillige Klang der einfachen E-Gitarre gefiel. [1]

Einzelnachweise

  1. Kommentar Robert Smith’s im Booklet der “Three Imaginary Boys” Deluxe CD

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